Dschungel im Sturm

Ein Film von Victor Fleming

Genre: DramaLiebesfilm

 

 | Erscheinungsjahr: 1932

 | Jahrzehnt: 1930 - 1939

 | Produktionsland: USA

 

Dschungel im Sturm bietet ein hervorragendes Beispiel für die Filme der Pre-Code-Ära. Zwei Jahre bevor die strengen Sittenregeln des Hays Code Hollywood zur Keuschheit zwangen, inszenierte Regisseur Victor Fleming ein Melodram voller erotischer Spannung. Sex ist das Triebmittel einer Erzählung, die erstaunlich modern wirkt und kurz darauf undenkbar werden sollte.

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Filmkritik:

Weil die amerikanische Kinoindustrie Gewalt und Unmoral immer offener zeigte, mussten sich die Hollywoodstudios 1934 dem Production Code verpflichten. Das nach seinem Schöpfer Will H. Hays benannte Reglement schränkte mehr als 30 Jahre lang die Darstellung von Sex und Gewalt ein.

Der puritanische Hays Code sorgte für erzählerischen Rückschritt und prägte das Bild von oberflächlichen, moralisch einwandfreien Hollywoodproduktionen. Um zu verstehen, wie modern das US-Kino zuvor schon war, lohnt sich ein Blick auf jene Werke, die kurz vor dem Inkrafttreten des Hays Code veröffentlicht wurden.

Dschungel im Sturm zählt zu den Höhepunkten dieser Pre-Code-Ära. Der Film von Victor Fleming spielt auf einer Kautschukplantage in Indochina. Die exotische Kulisse bietet den Rahmen für ein fiebriges Wirrwarr von Sehnsüchten, das der Plantagenbesitzer Carson in Gang setzt.

Nach einem One-Night-Stand mit der platinblonden Herumtreiberin Vantine verguckt sich Carson in die Ehefrau seines neuen Mitarbeiters. Er schickt den jungen Mann für mehrere Wochen in den Dschungel und versucht, die auf der Plantage verbliebene Frau für sich zu gewinnen.

Der Film zieht seine Spannung aus mehreren Konflikten. Wird die Frau aus gutem Haus Carsons Rohheit erliegen und ihren Ehemann betrügen? Kommt ihr naiver Gatte dahinter? Wird die eifersüchtige Vantine die Situation zur Explosion bringen?

Dschungel im Sturm schildert seinen Liebesreigen in nur 79 Minuten und ungewöhnlich offen. Die Vielzahl zweideutiger Dialoge und eindeutiger Situationen sorgt für einen hohen Unterhaltungswert, zu dem die hervorragenden Darsteller einen entscheidenden Beitrag leisten.

Einige Jahre, bevor Clark Gable durch Vom Winde verweht zum Weltstar reifen sollte, spielt er den Plantagenbesitzer Carson mit bemerkenswerter Rohheit. Den Kontrast dazu bildet Mary Astor in ihrer Paraderolle als Ehefrau aus höheren Kreisen.

Dem gegenüber steht Jean Harlow, die ihrem Image als blonde Sexbombe gerecht wird. Die im Alter von 26 Jahren verstorbene Darstellerin schuf ein Rollenbild, das später die Vorlage für Filmikonen wie Marilyn Monroe werden sollte.

Trotz seiner Direktheit – die Harlow badet nackt in einer Trinkwassertonne; Negligés muten nahezu durchsichtig an; Carson greift Vantine an den Allerwertesten – wirkt Dschungel im Sturm nie plump. Der Film evoziert das Geschehen als unvermeidliche Folge der Umgebung.

Das Indochina des Films besteht aus Schweiß, Sümpfen und Holzhütten. Seine Primitivität bedient eine Abenteuerromantik, die durch Gefahren – eine Raubkatze und ein Fieberanfall dienen als Beispiele – noch gesteigert wird. Inmitten dieser aufgeladenen Atmosphäre erscheint die Rückbesinnung der Protagonisten auf ihre Urinstinkte als Zwangsläufigkeit.

Dank der Freiheiten der Pre-Code-Ära entstand ein Hollywoodfilm, der sich explizit an mündige Erwachsene richtet, dieser Zielgruppe aber auch auf Augenhöhe begegnet. Werke wie Dschungel im Sturm sollten kurz darauf unmöglich werden und bleiben selbst 50 Jahre nach dem Ende des Hays Code eine Seltenheit im amerikanischen Kino.

★★★★☆☆

1930 – 1939

In den Dreißiger Jahren setzte sich der Tonfilm endgültig durch. In den USA brach die Ära des klassischen Hollywood an. In Frankreich entstand eine der einflussreichsten Strömungen der Kinogeschichte: Der Poetische Realismus. Der drohende Weltkrieg sorgte in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts für eine Auswanderungswelle europäischer Filmschaffender, was die Vormachtstellung Hollywoods zementierte.

Drama

Der Dramabegriff dient als Auffangbecken für Filme, die sich keinem spezifischerem Genre zuordnen lassen. Dementsprechend viele Schattierungen ergeben sich: vom Sozial- über das Gesellschaftsdrama, das Melodram und die Tragikomödie. Die Gemeinsamkeiten dieser Subgenres liegen in realistischen, konfliktreichen Szenarien und einer Konzentration auf die Figuren.