Payback – Zahltag

Ein Film von Brian Helgeland

Genre: Thriller

 

 | Erscheinungsjahr: 1999

 | Jahrzehnt: 1990 - 1999

 | Produktionsland: USA

 

Der im besten Sinne altmodische Reißer Payback gefällt mit einer kompromisslosen Geradlinigkeit. Aufgrund der zerfahrenen Produktionsgeschichte entstanden allerdings zwei Filmversionen, die sich deutlich unterscheiden. Diese Filmkritik widmet sich beiden Versionen.

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Filmkritik:

Nachdem sich Brian Helgeland mit den fantastischen Drehbüchern für die Romanverfilmungen L.A. Confidential und Mystic River einen Namen machen konnte, adaptierte er Donald E. Westlakes Buch The Hunter und übernahm für die Verfilmung auch den Posten als Regisseur.

Noch konsequenter als in seinen vorherigen Werken entwirft Helgeland eine nihilistische Welt, die mit ihrer geballten Ansammlung sadistischer Gangster und korrupter Polizisten beinahe wie eine Comicverfilmung wirkt. Es handelt sich bereits um die zweite Adaption des Stoffes – wo in der ersten Verfilmung Point Blank noch Lee Marvin die Unterwelt aufmischte, spielt nun Mel Gibson die Hauptrolle.

Das Actionkino der Achtziger Jahre durchlief zu Beginn der Neunziger eine Trendwende: Statt bierernsten Thrillern veröffentlichte Hollywood zunehmend Werke, die über einen höheren Humoranteil eine bessere Mainstreamkompatibilität erreichten. Werke wie Demolition Man, Stirb Langsam – Jetzt erst Recht! oder die Lethal Weapon-Reihe steckten rassige Action in ein ironisches Gewand.

Im Vergleich mit diesen Werken wirkte Helgelands Payback wie ein rückständiger Rüpel. Die Testvorführungen liefen mau, Mel Gibson fürchtete um sein sauberes Image und das unerklärlich hohe Budget von 90 Millionen Dollar. Da Gibson nicht nur als Hauptdarsteller, sondern auch als Produzent des Films agierte, kam es zu den berühmt-berüchtigten „kreativen Differenzen“.

Helgeland ging von Bord und Gibson ließ den dritten Akt des Films neu drehen. Helgelands Retro-Konzept blieb mitsamt des nihilistischen Tonfalls auf dem Boden des Schneideraums zurück, Gibson brachte eine moralisch gemäßigtere Version in die Kinos.

Erfreulicherweise durfte Helgeland einige Jahre später die unveröffentlichten Reste „seines“ Films zusammenklauben und zu einer Version schneiden, die noch am ehesten dessen ursprünglicher Vision entsprachen. Dank der Speicherkapazitäten moderner Blu-ray-Discs können wir uns inzwischen an einer Veröffentlichung erfreuen, die sowohl Mel Gibsons Kinofassung als auch Brian Helgelands Director’s Cut beinhaltet und zum Vergleichen einlädt.

Helgelands Film atmet den pessimistischen Tonfall des Film Noir und kombiniert seinen hard boiled-Gestus mit der unaufgeregten Inszenierung der Kriminalfilme der Siebziger Jahre. Auch die blassen, verwaschenen Farben der Bilder erinnern an triste Klassiker wie French Connection, dessen miesepetriger Protagonist von Porter, der Hauptfigur von Payback, noch übertroffen wird.

In Helgelands Version beklaut er zu Beginn gleich mal einen Bettler, schlägt später seine Ex-Frau zusammen (bevor der Plot einen Grund dafür liefert) und handelt den gesamten Film über wie ein ausgemachter Scheißkerl. Der Reiz des Films liegt in der sardonischen Kompromisslosigkeit, mit der Porter sich wegen läppischer 70.000 Dollar die Nahrungskette einer Verbrecherorganisation emporarbeitet.

Mel Gibsons Kino-Cut verpasst den Bildern einen heftigen Blaustich und unterlegt sie mit einem Voice-Over Porters, das zwar unnötig ist, aber immerhin an die alten Film Noirs erinnert und darüber hinaus versucht, seinen Protagonisten weniger unfreundlich wirken zu lassen. Der Tonfall von Gibsons Fassung erweist sich als milder, setzt deutlicher auf schlagfertige Sprüche und einen höheren Entertainmentfaktor.

Hier sterben keine unschuldigen Hunde, stattdessen liefert der Film Explosionen und den Boss der Verbrecher – wo dieser in Helgelands Version gesichtslos blieb, tritt er für die Kinofassung – in der Gestalt des nachträglich engagierten Kris Kristofferson – persönlich auf den Plan.

Beide Fassungen von Payback besitzen eine ganze Reihe von Tugenden, doch mir gefällt der im besten Sinne altmodische, reduzierter inszenierte Director’s Cut besser als die Kinofassung, die weniger düster, dafür aber runder ausfällt. Filmfans, die sich nicht für eine der beiden Fassungen entscheiden können, sei der fantastisch inszenierte, von der Nouvelle Vague beeinflusste Originalfilm Point Blank mit Lee Marvin empfohlen.

★★★★☆☆

1990 – 1999

In den Neunziger Jahren wurden Filme ein Objekt der Popkultur. Die amerikanische Vermarktung erhob Blockbuster zum Massenphänomen, das weit über den Filmkonsum hinaus ging. Zeitgleich bildeten eine lebendige Independentfilmszene und ein erstarktes Arthousekino den Gegenpol. Auch dank der VHS-Kassetten entwickelte das Medium Film eine ungeahnte Vielfalt.

Thriller

Ähnlich wie der Actionfilm basiert auch das Thriller-Genre nicht auf inhaltlichen, sondern auf formalen Gesichtspunkten. Eine größtmögliche, im Optimalfall konstant gehaltene Spannung ist das Ziel. Dafür bedienen sich Thriller in der Regel einer konkreten Bedrohungslage. Wird die Gefahr überwiegend über Andeutungen und Suspense transportiert, findet gerne der Terminus Psychothriller Anwendung.