Spartacus

Ein Film von Stanley Kubrick

Genre: Drama

 

 | Erscheinungsjahr: 1960

 | Jahrzehnt: 1960 - 1969

 | Produktionsland: USA

 

Spartacus ist das Produkt einer Enttäuschung: Nachdem Kirk Douglas eine Absage für die Hauptrolle in William Wylers Ben Hur erhalten hatte und mit ansehen musste, wie der seinerzeit mit 15 Millionen Dollar Produktionskosten teuerste Film der Kinogeschichte sagenhafte elf Oscars gewann, drehte Douglas als ausführender Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion sein „eigenes“ Epos.

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Filmkritik:

Douglas‘ Ehrgeiz, gepaart mit seiner Entscheidungsgewalt, sorgte für Licht und Schatten. Einerseits ignorierte er die schwarze Liste Hollywoods und heuerte den als Kommunisten gebrandmarkten Drehbuchautoren Dalton Trumbo an, was letztlich das inoffizielle Arbeitsverbot der McCarthy-Ära kippte; andererseits musste Regisseur Anthony Mann nach wenigen Tagen aufgrund von künstlerischen Differenzen seinen Hut nehmen.

Als Nachfolger verpflichtete Douglas den erst 31-jährigen Stanley Kubrick, mit dem er bereits bei Wege zum Ruhm erfolgreich zusammengearbeitet hatte. Doch auch Kubrick musste sich mit seinem Hauptdarsteller und Produzenten arrangieren, was dem eigensinnigen Filmemacher missfiel – Spartacus blieb seine erste und einzige Auftragsarbeit für Hollywood und veranlasste ihn, spätere Werke ausschließlich mit eigener kreativer Kontrolle zu drehen.

Ob sich Spartacus aufgrund der fortwährenden Einmischung Douglas‘ nicht wie ein typischer Kubrick-Film anfühlt, oder weil der Regisseur hier seinen markanten Stil noch nicht so konsequent entwickelt hatte, sei mal dahingestellt; so oder so fehlt es an Kubricks Pointiertheit, an Details, an elegischer Kameraarbeit und akribisch akzentuierter Bildgestaltung. Wie ein Historienfilm von Kubrick aussehen kann, illustriert Barry Lyndon, der Spartacus auf jedem inszenatorischen und visuellen Gebiet schlägt.

Interessanter ist da schon Trumbos Drehbuch, das sich ironischerweise auf für Hollywoodverhältnisse Unwesentliches konzentriert. Mehr als eine Stunde nimmt sich das Skript Zeit, das Wesen der Sklavenökonomie zu schildern und das Leben der Gladiatoren. Es wird wenig gesprochen und viel ertragen, bevor es zum Aufstand kommt. Doch auch danach verzichtet Spartacus über weite Strecken auf Actionszenen.

Das fördert nicht unbedingt die Spannung, setzt aber die Akzente zugunsten „großer“ Themen wie Freiheit, Menschlichkeit und Ehre. Dass der Plot sich nebenbei spielend als Kampf der Arbeiter gegen das (römische) Großkapital lesen lässt, hat Trumbo sicherlich in Kauf genommen, aber nicht initiiert; bereits 100 Jahre vor Kubricks Film würdigte Karl Marx den Helden als „famosesten Kerl, den die ganze antike Geschichte aufzuweisen hat“, was in kommunistischen Ländern entsprechend aufgenommen wurde.

Nach dem guten ersten und dem soliden zweiten Drittel überzeugt der letzte Akt des dreistündigen Films am wenigsten, der Erzählfluss geht verloren und macht deutlich, wie abhängig der Film von seinen Darstellern ist. Allerdings überzeugt das Ensemble ausnahmslos: Kirk Douglas‘ Charisma reicht für die Hauptrolle, während Laurence Olivier einen ausgezeichneten Bösewicht abgibt und der Film in Peter Ustinov, Tony Curtis, John Gavin, Jean Simmons und dem wie immer wunderbar schalkhaft-energischen Charles Laughton großartige Nebendarsteller vorweisen kann. Die gut aufgelegten Akteure verhindern, dass Spartacus zum staubigen Sandalenfilm gerät.

★★★☆☆☆

Stanley Kubrick

Stanley Kubrick zählt zu den besten Regisseuren der Kinogeschichte, beinahe jede seiner Arbeiten genießt den Ruf eines zeitlosen Klassikers. Der Amerikaner drehte Meisterwerke in den unterschiedlichsten Genres und kannte bei der Umsetzung seiner Visionen keine Kompromisse. Kubricks Inszenierungen vereinen technische Perfektion und intellektuellen Tiefgang zu einzigartigen Filmerlebnissen.

Drama

Der Dramabegriff dient als Auffangbecken für Filme, die sich keinem spezifischerem Genre zuordnen lassen. Dementsprechend viele Schattierungen ergeben sich: vom Sozial- über das Gesellschaftsdrama, das Melodram und die Tragikomödie. Die Gemeinsamkeiten dieser Subgenres liegen in realistischen, konfliktreichen Szenarien und einer Konzentration auf die Figuren.