TV-Tipps
Dezember 2024
Der Dezember zählt traditionell zu den stärksten TV-Monaten, wie auch dieses Jahr wieder zeigt – es gibt eine ganze Reihe von tollen Klassikern und unterhaltsamen Filmen der Moderne zu sehen.
Wie so oft muss einmal mehr auf die ARTE-Mediathek verwiesen werden. Der französisch-deutsche Kultursender hat sechs Filme von Chantal Ackerman im Programm, die in Deutschland nie veröffentlicht wurden. Dazu zählt u.a. Jeanne Dielman, der vor zwei Jahren bei der (kontroversen) Abstimmung von Sight&Sound zum besten Film aller Zeiten gewählt wurde.
Außerdem bietet die Weihnachtsfeiertage hoffentlich genug Freizeit, um Krieg und Frieden zu schauen, der ebenfalls in der Mediathek zu finden ist:
Krieg und Frieden
Sergei Bondartschuk | 1966 | Russland
Zu Beginn der Sechziger Jahre erhielt das damalige Regietalent Sergei Bondartschuk eine einmalige Chance: Die sowjetische Staatsführung wünschte eine Adaption von Leo Tolstois Krieg und Frieden und stellte dafür unbegrenzte Finanzmittel zur Verfügung. Bondartschuk schuf ein vierteiliges, 422-minütiges Epos mit enormen Schauwerten. Szenen mit tausenden Statisten begeistern ebenso wie die fantastischen Kulissen, Dekors und Kostüme; besonders herausragend sind die mit gigantischem Aufwand geplanten Kamerafahrten, die das umfangreiche Geschehen zu einer fein ziselierten cineastischen Sinfonie zusammenfügt. Krieg und Frieden ist ein Meilenstein des epischen Erzählens und verbindet den Reiz des Historienfilms mit der Zeitlosigkeit von Tolstois humanistischer Botschaft.
Die Rubrik TV-Tipps versucht, die immense Menge an TV-Ausstrahlungen zu kuratieren. Nur wenige Filme pro Monat werden berücksichtigt. Voraussetzung dafür sind Werbefreiheit und eine vernünftige Sendezeit.
Der Rabe
Henri-Georges Clouzot | 1943 | Frankreich
Im französischen Klassiker Der Rabe hetzt jemand die Bürger einer Kleinstadt mit anonymen Briefen gegeneinander auf. Regisseur Clouzot nutzt typische Motive des Whodunit-Krimis für eine kluge Gesellschaftsstudie, die auch uns Zuschauer einbezieht, denn der Film lockt uns in eine Falle. Er kritisiert Doppelmoral und Vorverurteilungen, leitet uns jedoch gleichzeitig mit einigen geschickt platzierten Indizien dazu an, unsere Ressentiments auf ein Dutzend Verdächtige zu projizieren. Dabei sorgen die mysteriöse Stimmung und das durchgängige Suspense bis zur letzten Szene für Spannung.
Am Montag, dem 02. Dezember 2024, um 20:15 Uhr auf ARTE.
Der Dialog
Francis Ford Coppola | 1974 | USA
Zwischen Der Pate und Der Pate II drehte Francis Ford Coppola ein weiteres Meisterwerk: Als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent realisierte er mit dem Paranoia-Thriller Der Dialog ein persönliches Wunschprojekt, das mehr im europäischen als im amerikanischen Kino verhaftet ist. Anhand einer diffusen Verschwörung, die die politischen Unsicherheiten der Nixon-Ära aufgreift, entwirft Coppola die Charakterstudie eines manischen Abhörspezialisten (stark: Gene Hackman), dessen Welt aus den Fugen gerät. Coppola entwirft ein Puzzle, das stets im Konjunktiv bleibt und sich vornehmlich in unserem Kopf abspielt – ein zeitloser Ansatz, der auch heute noch großartig funktioniert.
Am Montag, dem 02. Dezember 2024, um 21:40 Uhr auf ARTE.
Der Mann, der zuviel wusste
Alfred Hitchcock | 1956 | USA
22 Jahre nach der ersten Version drehte Alfred Hitchcock ein Remake seines eigenes Films: Der Mann, der zuviel wusste verwickelt in Ehepaar von nebenan in eine Verschwörung und profitiert von der Normalität seiner Hauptfiguren, die nie zu Actionhelden mutieren und der verzwickten Handlung Glaubwürdigkeit verleihen. Im Vergleich zu manch anderem Thriller von Hitchcock geht dieser leichte Realismus auf Kosten des Tempos und des Humors, dennoch bietet Der Mann, der zuviel wusste alle typischen Ingredienzien der britischen Regisseurs, der seine Meisterschaft in diversen starken Einzelszenen beweist und das Filmerlebnis mit einem packenden Finale abschließt.
Am Sonntag, dem 08. Dezember 2024, um 20:15 Uhr auf ARTE.
Die Mumie
Stephen Sommers | 1999 | USA
Nach Dracula und Frankenstein (beide 1931) baute Universal seine Kollektion an Monstern mit dem Horrorfilm Die Mumie (1932) weiter aus; 1999 erhielt der Stoff ein Remake, das zum Überraschungshit wurde. Der Film von Stephen Sommers ist sich seines Retro-Charmes bewusst und stürzt sich mit Wonne auf die eigene B-Movie-Haftigkeit. Die Mumie mischt Motive aus Abenteuer-, Fantasy- und Horrorfilm, fügt aber auch eine gute Portion Screwballcomedy hinzu und bricht das Geschehen durch gut gelaunte Ironie. Das hohe Tempo und die amüsanten Dialoge sorgen für viel Kurzweil, das Fundament des Films ist allerdings das Ensemble, das eine tolle Chemie entwickelt und prächtig miteinander harmoniert.
Am Freitag, dem 13. Dezember 2024, um 20:15 Uhr auf ZDF Neo.
Ist das Leben nicht schön?
Frank Capra | 1946 | USA
Ist das Leben nicht schön? zählt zu den populärsten amerikanischen Weihnachtsklassikern. Die dritte Zusammenarbeit von Regisseur Frank Capra und Hauptdarsteller James Stewart ist eine märchenhafte Fabel, die sich für grundlegende Werte wie Freundschaft und Nächstenliebe einsetzt. Nüchtern betrachtet ein sentimentales Melodram, profitiert der Film von seinen liebenswerten Figuren und treffsicheren Dialogen, die unter anderem von (ungenannten) Experten wie Dorothy Parker und Dalton Trumbo beigesteuert wurden.
Am Montag, dem 23. Dezember 2024, um 20:15 Uhr auf ARTE.
Der letzte Zug von Gun Hill
John Sturges | 1959 | USA
Der letzte Zug von Gun Hill startet mit einer grimmigen Exposition, die sowohl die archaische Welt des Films etabliert als auch einen langen Spannungsaufbau in Gang setzt. Da das Drehbuch den großen Konflikt immer wieder verschiebt, entwickelt der Klassiker von John Sturges ein durchgängiges Suspense – die zweite Filmhälfte mutet wie ein einziger Showdown an. Die Figurenzeichnung beschränkt sich auf das Nötigste, die Ausstrahlung von Kirk Douglas und Anthony Quinn verleiht den Protagonisten dennoch Profil.
Am Sonntag, dem 29. Dezember 2024, um 18:45 Uhr auf 3SAT.
Die Reifeprüfung
Mike Nichols | 1967 | USA
Auf dem Papier handelt es sich bei dem frühen New Hollywood-Film Die Reifeprüfung um eine romantische Komödie, dessen junger Held sich selbst finden muss, um seine große Liebe für sich zu gewinnen. Eigentlich rechnet der Film von Mike Nichols jedoch mit den Idealen der Fünfziger Jahre ab und kritisiert das gelangweilte Bürgertum. Der Film zeichnet sich durch einen enormen visuellen Einfallsreichtum aus und durch die legendäre Musik von Simon & Garfunkel. Nichols gelingt es, die kritischen und die komödiantischen Töne nahtlos zusammenzufügen und Dustin Hoffman überzeugt in seiner ersten Hauptrolle.
Am Montag, dem 30. Dezember 2024, um 21:55 Uhr auf ONE.
Empfehlungen:
02.12.2024 – Der Rabe – 20:15 Uhr auf ARTE
02.12.2024 – Der Dialog – 21:40 Uhr auf ARTE
08.12.2024 – Der Mann, der zuviel wusste – 20:15 Uhr auf ARTE
13.12.2024 – Die Mumie – 20:15 Uhr auf ZDF Neo
23.12.2024 – Ist das Leben nicht schön? – 20:15 Uhr auf ARTE
29.12.2024 – Der letzte Zug von Gun Hill – 18:45 Uhr auf 3SAT
30.12.2024 – Die Reifeprüfung – 21:55 Uhr auf ONE
Einen Blick wert:
01.12.2024 – Tootsie – 17:05 Uhr auf 3SAT
01.12.2024 – Krieg der Welten – 20:15 Uhr auf ZDF Neo
06.12.2024 – Gladiator – 20:15 Uhr auf ZDF Neo
06.12.2024 – 12 Uhr mittags – 22:25 Uhr auf 3SAT
07.12.2024 – Carlito’s Way – 22:00 Uhr auf ONE
08.12.2024 – Tokyo Godfathers – 21:40 Uhr auf ZDF Neo
10.12.2024 – Carol – 22:15 Uhr auf HR
12.12.2024 – Manchester by the Sea – 20:15 Uhr auf RBB
14.12.2024 – Der Eissturm – 21:45 Uhr auf ONE
15.12.2024 – Sabrina – 16:40 Uhr auf 3SAT
15.12.2024 – Über den Dächern von Nizza – 20:15 Uhr auf ARTE
19.12.2024 – Die Regenschirme von Cherbourg – 23:00 Uhr auf ARTE
27.12.2024 – Jurassic Park – 20:15 Uhr auf ZDF Neo
29.12.2024 – Der letzte Kaiser – 20:15 Uhr auf ARTE
30.12.2024 – Manche mögen’s heiß – 20:15 Uhr auf ARTE