TV-Tipps
September 2018
Willkommen zur nagelneuen Rubrik TV-Tipps. Fernsehempfehlungen gibt es zwar bereits überall, oft jedoch eher mit Masse statt Klasse. Ich möchte an dieser Stelle nicht jeden halbwegs brauchbaren Film aufzuzählen, sondern eine kleinere, feinere Auswahl zusammenstellen. Nicht Vollständigkeit ist hier der Anspruch, sondern Qualität.
In diesem Monat beglückt uns ARTE mit einer Mediathek-exklusiven Zusammenstellung japanischer Filme im O-Ton mit deutschen Untertiteln. Darunter befinden sich zwei Werke von Akira Kurosawa, die noch kein deutsches Label veröffentlicht hat. Außerdem läuft in diesem Monat ein wiederentdeckter deutscher Film Noir und eines der zentralen Werke von Federico Fellini. Doch sieh selbst:
Die Rubrik TV-Tipps versucht, die immense Menge an TV-Ausstrahlungen zu kuratieren. Nur wenige Filme pro Monat werden berücksichtigt. Voraussetzung dafür sind Werbefreiheit und eine vernünftige Sendezeit.
Zwischen Himmel und Hölle
Akira Kurosawa | Japan | 1963
Akira Kurosawas meisterhafter Kriminalfilm Zwischen Himmel und Hölle landete auf Platz 13 der besten Filme der Sechziger Jahre und startet als einstündiges Kammerspiel. Dank einer reizvollen moralischen Ausnahmesituation wirkt Kurosawas Krimi deutlich komplexer als andere Genrevertreter und punktet mit einer dichten Atmosphäre.
Ein streunender Hund
Akira Kurosawa | Japan | 1949
Mit seinem neunten Werk Ein streunender Hund näherte sich Akira Kurosawa dem amerikanischen Film Noir an, kombiniert dessen Motive jedoch mit einem ausgeprägten Existenzialismus. Damit verortet er sein Werk dichter bei Dostojewski als beim Genrekino: Kurosawa entwirft ein faszinierendes Psychogramm, dessen Suspense durch das Setting im hochsommerlichen Tokio noch potenziert wird.
Das Schloss im Spinnwebwald
Akira Kurosawa | Japan | 1957
Der Samuraifilm Das Schloss im Spinnwebwald beruht auf Shakespeares Macbeth und formuliert eine Fabel, die ihre Figuren zwischen schicksalshafter Vorherbestimmung, gierigen Machtbestrebungen und familiären Bindungen hin und her reißt und damit Grundfesten des Menschseins thematisiert. Vor allem Hauptdarsteller Toshiro Mifune ist eine Wucht.
Sonatine
Takeshi Kitano | Japan | 1993
Mit Sonatine gelang dem bis dato eher als TV-Komödiant bekannten Takeshi Kitano (Takeshis Castle) der Durchbruch als ernsthafter Filmemacher. Einige Jahre vor seinem Meisterwerk Hana-Bi entstanden, schildert der Film die Ferien einiger Yakuza. Kitano drehte ohne Drehbuch und setzt auf leisen Humor und Lakonie. Wer eigenwillige Filme mag oder erklärter Fan von Jim Jarmusch ist, findet hier ein Kleinod.
Schwarzer Kies
Helmut Käutner | Deutschland | 1961
Helmut Käutner plante sein Noir-Melodram Schwarzer Kies als Angriff auf deutsche Tabus. Zielsicher nimmt sich der Regisseur die hässlichen Seiten des Wirtschaftswunders vor und zerlegt das Idealbild des deutschen Wiederaufbaus am Beispiel einer Kleinstadt, die von Zynismus und Gier durchzogen ist. Käutner kombiniert eine stimmungsvolle Milieubeschreibung mit hübschen Schwarz-Weiß-Bildern und einem omnipräsenten Fatalismus, der uns bis zuletzt im Unklaren darüber lässt, ob wir einer Liebesgeschichte oder einer Tragödie beiwohnen.
Am Donnerstag, dem 6. September 2018 um 22:25 Uhr auf 3SAT.
Das süße Leben – La Dolce Vita
Federico Fellini | Italien | 1960
Das süße Leben zählt zu den zentralen Filmen im Werk von Federico Fellini und erhielt 1960 bei den Filmfestspielen von Cannes die goldene Palme. Mal ironisch, mal tragisch schildert der italienische Regisseur das bedeutungsleere Leben der High Society Roms und die Sensationslust der Medien daran. Die todschicken Schwarz-Weiß-Bilder bleiben genauso in Erinnerung wie die namhafte Besetzung, aus der Marcello Mastroianni noch heraus ragt.
Am Montag, 10. September 2018 um 20:15 Uhr auf ARTE.
Empfehlungen:
06.09.2018 – Schwarzer Kies – 22:25 Uhr auf 3SAT
10.09.2018 – Das süße Leben – 20:15 Uhr auf ARTE
bis 31.10.2018 – Zwischen Himmel und Hölle – ARTE-Mediathek
bis 31.10.2018 – Ein streunender Hund – ARTE-Mediathek
Einen Blick wert:
bis 31.10.2018 – Das Schloss im Spinnwebwald – ARTE-Mediathek
bis 31.10.2018 – Sonatine – ARTE-Mediathek