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160 polnische Klassiker

Das polnische Filminstitut lädt zu einer kostenlosen Reise durch die polnische Filmgeschichte ein.

Im Zusammenspiel mit einer Förderung durch die EU wurde das nationale Filmerbe in den letzten Jahren gesichert und digitalisiert. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Projektes hat das Institut die aufbereiteten Werke in eine Mediathek gestellt – nun besteht die Möglichkeit, 160 polnische Klassiker zu entdecken, darunter unzählige in Deutschland nicht erhältliche Werke namhafter Regisseure.

Die Filme werden im polnischen Originalton mit englischen Untertiteln zur Verfügung gestellt, für einige Titel mit höherer Alterseinstufung ist eine kurze Registrierung erforderlich. Obacht: Das kostenlose Angebot scheint nur bis zum 31. August zu gelten.

Nachträgliche Ergänzung: Ich wurde freundlicherweise auf Twitter darauf hingewiesen, dass die Filme von Krzysztof Kieslowski in Deutschland leider nicht verfügbar sind.

Damit die Auswahl aus dem reichhaltigen Programm einfacher fällt, habe ich 10 Empfehlungen zusammengestellt, sortiert nach meinem persönlichen Ranking:

Filmszene aus Verhör einer Frau

Verhör einer Frau

Ryszard Bugajski | Polen | 1982

Das unbarmherzige Drama schildert den Werdegang einer Kabarettsängerin, die im kommunistischen Polen der Fünfziger Jahre über Nacht ins Gefängnis gesperrt und monatelang verhört wird. Die schmucklosen Bilder und die abstrakte Gefahr – wir erfahren nie, was ihr vorgeworfen wird – sorgen für eine bedrückende Stimmung, das uneitle Spiel von Hauptdarstellerin Krystyna Janda ist fantastisch.

Filmszene aus Die Schlinge

Die Schlinge

Wojciech Has | Polen | 1958

Die polnische Alkoholikerballade Die Schlinge wirkt zu keinem Zeitpunkt wie ein Debütfilm: Die Regie von Wojciech Has macht einen souveränen Eindruck, die expressiven Bilder transportieren die Tristesse des Trinkerlebens hervorragend. Neben der finsteren Atmosphäre zählen das konsequente Drehbuch und der überzeugende Hauptdarsteller Gustaw Holoubek zu den Stärken des Films.

Filmszene aus Der Mann auf den Schienen

Der Mann auf den Schienen

Andrzej Munk | Polen | 1957

Der Mann auf den Schienen rekonstruiert den Tod eines Mannes aus verschiedenen Blickwinkeln – war es ein Unfall oder gar Selbstmord? Die multidimensionale Erzählung verweigert sich einer einfachen Wahrheit und fordert uns damit zur aktiven Teilnahme auf. Nebenbei zeichnet der Film anhand des Eisenbahnermilieus ein detailreiches Bild von der Entwicklung Polens nach dem Zweiten Weltkrieg.

Filmszene aus Ga-ga Glory to the Heroes

Ga-ga: Glory to the Heroes

Piotr Szulkin | Polen | 1986

Das kuriose Kino von Piotr Szulkin reiht Kleinod an Kleinod. Seine Werke bestechen nicht nur durch seltsame Titel – der Regisseur liebt dystopische Szenarien voller schräger Figuren, einen unangepassten schwarzen Humor und ein fantasievolles Produktionsdesign. In Ga-ga: Glory to the Heroes landet ein Raumfahrer auf einem heruntergekommenen Planeten, wo die Menschen ihn als Helden verehren. Als er feststellt, dass Helden hier stets zeremoniell hingerichtet werden, ist es fast zu spät …

Filmszene aus Testflug zum Saturn

Testflug zum Saturn

Marek Piestrak | Polen, Ukraine, Estland | 1979

Die polnisch-sowjetische Koproduktion basiert auf einer Erzählung von Stanislaw Lem: Der erfahrene Raumpilot Pirx nimmt an einer Test-Mission teil und soll herausfinden, bei welchen Teammitgliedern es sich um Androiden handelt. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, denn für die Androiden steht das Überleben auf dem Spiel. Testflug zum Saturn besticht nicht unbedingt durch große Dramatik, die Idee ist jedoch reizvoll.

Filmszene aus Ein kurzer Film über die Liebe

Ein kurzer Film über die Liebe

Krzysztof Kieslowski | Polen | 1988

Ein kurzer Film über die Liebe ist die Langfassung der sechsten Episode aus Kieslowskis 10-teiligem Dekalog zu den biblischen Geboten. Passend zu „Du sollst nicht ehebrechen.“ schildert der Film das Begehren eines jungen Mannes, der eine Frau in einer gegenüberliegenden Wohnung beobachtet. Wie in den anderen Teilen des Dekalogs gelingt es Kieslowski, aus einer semidokumentarischen Inszenierung melodramatisches Potenzial zu ziehen.

Filmszene aus Ein kurzer Film über das Töten

Ein kurzer Film über das Töten

Krzysztof Kieslowski | Polen | 1988

Ein kurzer Film über das Töten ist die Langfassung der fünften Episode des Dekalogs und begibt sich gemäß von „Du sollst nicht töten.“ auf die Spur eines Mörders. Es handelt sich wohl um das dramatischste Werk des Dekalogs: Ähnlich wie Michael Haneke setzt sich Kieslowski mit dem Thema Gewalt auseinander, indem er die Tat in schmuck- und schonungsloser Direktheit zeigt. Das mutet uns einiges zu, betont aber auch den rein destruktiven Charakter des Geschehens.

Filmszene aus O-bi, O-ba - Das Ende der Zivilisation

O-bi, O-ba: Das Ende der Zivilisation

Piotr Szulkin | Polen | 1985

Einmal mehr malt Piotr Szulkin ein galliges Weltuntergangsszenario: Nach einem Atomkrieg harren einige Hundert Menschen in einer unterirdischen Bunkeranlage aus und warten jahrelang auf die Ankunft einer rettenden „Arche“. Währenddessen zerfallen die Anlagen ebenso wie die soziale Ordnung; übrig bleiben skurrile Gestalten, deren Leben zwischen fleischlichen Gelüsten und leeren Ritualen verlaufen.

Filmszene aus Drei Farben - Blau

Die Drei Farben-Trilogie

Krzysztof Kieslowski | Frankreich, Polen | 1993, 1994

Unter den vielen Klassikern der Mediathek kann die französisch-polnische Drei Farben-Trilogie von Krzysztof Kieslowski wohl die meisten Auszeichnungen vorweisen. Der Regisseur schloss seine Karriere auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft ab. Die drei Charakterstudien zeugen von einer tiefgreifenden Lebenserfahrung und einem aufrichtigen Interesse an der Funktionsweise von Menschen im gesellschaftlichen Miteinander.

Filmszene aus Das Sanatorium zur Todesanzeige

Das Sanatorium zur Todesanzeige

Wojciech Has | Polen | 1973

Ein Film, der mir überhaupt nicht gefallen hat, aber erwähnt werden muss – Das Sanatorium zur Todesanzeige zählt unbestritten zu den Klassikern des polnischen Kinos. Wojciech Has führt uns in einer Reihe von handlungsarmen, nur mittels Traumlogik zusammengehaltenen Episoden durch ein surreales Wunderland, das sich durch ein ungeheuer detailreiches Setdesign und reihenweise obskure Einfälle auszeichnet. Liebhaber der Filme von Alejandro Jodorowsky sollten einen Blick riskieren.

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