Der brasilianische Klassiker Fünfzig Stufen zur Gerechtigkeit gewann 1962 die Goldene Palme in Cannes. Der Film nutzt eine einfache persönliche Geste als Spiegel für die schlechten Seiten der Menschheit. Um Gott zu danken, dass sein kranker Esel nicht gestorben ist, trägt ein Bauer ein großes Holzkreuz in die 50 km entfernte Großstadt. Der Glaubensakt bringt bei den Menschen das Schlechteste zum Vorschein: Sie begegnen dem naiven Bauern mit Aggression und Ablehnung, wollen ihn finanziell ausnutzen, verführen seine Frau, prügeln und verspotten ihn. Anselmo Duarte demaskiert die Menschen auf eine kluge Weise, die bisweilen an Luis Buñuel erinnert; allerdings liegt keinerlei Komik im Geschehen – Fünfzig Stufen zur Gerechtigkeit mag allenfalls zu einem gequälten Lächeln veranlassen, denn sein Pessimismus bleibt so zeitlos wie die Niederungen des Menschseins.