Keine Filmsucht

auf Facebook mehr

Am 28. Dezember 2020 geschah etwas Seltsames: Ich fühlte mich wie Donald Trump.

Ich hatte nur schnell die neuen TV-Tipps auf der Filmsucht-Seite bei Facebook teilen wollen, doch das ging nicht – das Feld zum Verfassen neuer Beiträge war verschwunden.

Ich sah die Seite wie jeder Besucher, weil ich kein Administrator mehr war.

So wie Donald Trump über Nacht den Zugang zu seinem Twitter-Account verlor, hatte ich plötzlich keinen Zugriff mehr auf die Facebook-Dependance von Filmsucht.org.

Da es keinen zweiten Admin gab, der mir neue Rechte erteilen konnte, blieb mir nur der Weg über den Facebook-Support. Der Beginn einer Odyssee …

I’m Afraid I Can’t Do That, Dave.

Für einen Weltkonzern wie Facebook ist Customer-Support ein kostspieliges Unterfangen. Daher gibt es keinen Support via E-Mail oder Telefon, sondern einen schier unerschöpflichen Wust an Hilfeseiten, von denen manche ein Formular beinhalten, über das eine Kontaktaufnahme zur jeweiligen Support-Abteilung möglich ist.

Doch mein Problem passte nicht in dieses System; keine Hilfeseite deckte es ab, kein Kontaktformular bot einen Ausweg. Wo Asterix auf der Suche nach dem Passierschein A38 wenigstens noch Mitarbeiter befragen konnte, gab es für mich keinen Anknüpfpunkt – Facebook entpuppte sich als anonyme Maschine.

Dabei wusste ich nicht einmal, was denn eigentlich passiert war. Einen Hack konnte ich ausschließen, eine Sperre seitens Facebook wäre kommuniziert worden. Es musste also ein seltsamer Bug vorliegen. Über Google wurde ich fündig – bis ins Jahr 2011 hinein lassen sich Meldungen finden, laut denen ein Systemfehler die Admin-Rechte von Usern löscht. So viel zum Thema Weltkonzern.

Über die Suchmaschine fand ich noch eine zweite Info: eine nicht-öffentliche E-Mail-Adresse des Facebook-Supports. Ich sah eine Chance, dem Diktat der anonymen Algorithmen zu entgehen und einem echten Menschen mein Problem schildern zu können.

Kafkaeske E-Mails

Ich schrieb also eine ausführliche E-Mail und hatte die naive Hoffnung, man könnte mir meine Seite ohne Weiteres zurückgeben. Schließlich war doch nachvollziehbar, dass mein privater Account die Filmsucht-Seite auf Facebook im Jahr 2013 gegründet und seitdem als einziger Administrator geführt hatte.

Nach rund zwei Wochen erhielt ich eine Antwort. Man sei nicht für Zugangsprobleme zuständig, sondern nur für Fragen geistigen Eigentums. Anbei erhielt ich noch diverse Links auf Facebook-Hilfeseiten, die nichts mit meinem Problem zu tun hatten.

Ich ließ nicht locker, schließlich bot diese E-Mail-Adresse die einzige Möglichkeit, einen echten Menschen bei Facebook zu erreichen. Mit etwas Glück sogar jemanden, der motiviert war und mein Problem zur Not auf dem kurzen Dienstweg klärte.

Ich schilderte mein Problem erneut und verwies ausdrücklich darauf, dass es um die Kontrolle an meinem geistigen Eigentum – immerhin befanden sich Logos und Fotos auf der Seite – ging und die Hilfeseiten das Problem nicht erfassten. Ich bat außerdem um Weiterleitung an eine andere Abteilung, falls die Empfänger sich nicht zuständig fühlten.

Wieder zwei Wochen später kam die Antwort – und Halleluja, ich hatte endlich eine verständnisvolle Mitarbeiterin gefunden. Sie hieß Cassie und schickte mir keine Links zum Hilfebereich, sondern fragte professionell nach mehr Details, die ich hoffnungsvoll lieferte.

Zwei Wochen lang wartete ich vergeblich auf eine Antwort. In der dritten Woche tat sich nichts, die vierte Woche verstrich ohne E-Mail.

Inzwischen schaute ich ab und an auf der führerlosen Facebookseite von Filmsucht.org vorbei, um sicherzugehen, dass sie nicht doch gehackt worden war und plötzlich auffallend günstige Ray Ban-Sonnenbrillen feilbot. Das war zum Glück nicht der Fall.

Als ich vor einigen Tagen auf die Seite wollte, fühlte ich mich schon wieder wie Donald Trump. Die Seite war verschwunden.

Facebook hatte sie gelöscht.

Eine Antwort des Supports gab es bis heute nicht, auch auf der Plattform selbst wurde ich weder auf die Löschung hingewiesen noch über die Gründe informiert.

Fazit

Das Gebaren von Facebook mag ärgerlich sein, die Löschung der Seite brachte hingegen eher Erleichterung – nun konnte ich auch meinen privaten Account löschen und dem in der Vergangenheit hängen gebliebenen Datenkraken endgültig den Rücken kehren.

Vor einigen Jahren war das noch nicht möglich, da die Reichweite der Plattform viele neue Leser für Filmsucht.org gewann. Da Facebook sich dann gegen die Seitenbetreiber wandte, um möglichst hohe Werbeeinnahmen zu erzielen, ging die Bedeutung als Marketinginstrument stark zurück.

Aus diesem Grund war die Löschung der Facebook-Dependance von Filmsucht.org ohnehin geplant und sollte in einigen Monaten erfolgen.

Gelegenheit, Filmsucht.org bzw. dem Autor dieser Zeilen zu folgen, gibt es immer noch reichlich – am besten via FilmsuchtPLUS, aber auch auf Twitter, Letterboxd und icheckmovies.

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