Mit seinem Spielfilmdebüt Aniki Bóbó schuf Manoel de Oliveira einen Meilenstein des portugiesischen Kinos. Der Film schildert einen dramatischen Tag im Leben eines circa 8-jährigen Jungen und brilliert dabei durch eine stilistische Klarheit, die später typisch für den Italienischen Neorealismus werden sollte. Oliveira nutzt Originalschauplätze und Laiendarsteller, wodurch ihm eine ungekünstelte Schilderung der Lebenswelt der Kinder gelingt. Trotz einiger für Kinderaugen existenzieller Konflikte tendiert Aniki Bóbó nicht zur Schwere von ähnlich gelagerten Klassikern wie Buñuels Die Vergessenen oder Rossellinis Deutschland im Jahre Null, sondern bewahrt sich einen kindlichen Zauber. Dennoch lassen sich Anklänge an die Stimmung Portugals unter Diktator Salazar ausmachen.