Liebe

Das Politische und das Poetische gehen im Film nur schwer zusammen. Károly Makk gelang eine solche Melange: In Liebe porträtiert er eine Frau im Griff des kommunistischen Regimes. Lucas Mann wurde als Dissident verhaftet und vielleicht sogar ohne Prozess hingerichtet, sie verlor ihre Stellung und kommt kaum über die Runden. Ihre Zeit verbringt sie mit der Pflege ihrer greisen Schwiegermutter, der sie vorgaukelt, ihr Sohn wäre vorübergehend nach Amerika gezogen. Luca lebt in einem Schwebezustand: Sie wartet auf die Nachricht zum Tod ihres Gatten und auf den Tod der Schwiegermutter.

Doch Makk inszeniert dieses triste Szenario nicht als Trübsinnsdrama; er dramatisiert das Geschehen nicht, sondern etabliert einen besonderen Tonfall für dieses stillstehende Leben. Der Regisseur findet in kleinen Alltagsszenen eine große Menschlichkeit und löst die erstarrte Situation immer wieder mit assoziativen Schnitten auf. Sein berührendes Porträt funktioniert wie ein gutes Gedicht: Mit wenigen Akzenten schlägt es Töne an, die in unserem Kopf an Größe gewinnen und lange nachhallen.