Todesduell der Shaolin

Ein Film von Siu-Tung Ching

Genre: Actionfilm

 

 | Erscheinungsjahr: 1983

 | Jahrzehnt: 1980 - 1989

 | Produktionsland: Hongkong

 

In Todesduell der Shaolin kombiniert Siu-Tung Ching den Stil des Wuxia-Kinos mit überbordendem Einfallsreichtum. Der im englischen Sprachraum unter Duel to the Death bekannte Hongkong-Klassiker serviert ein ungemein kreatives Martial Arts-Spektakel.

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Filmkritik:

Todesduell der Shaolin schildert ein alle zehn Jahre ausgetragenes Duell zwischen Japan und China: Die beiden Nationen entsenden jeweils ihren fähigsten Schwertkämpfer zu einem Duell auf Leben und Tod. Bei der Anbahnung des Zweikampfs geraten die beiden Meister jedoch in eine Verschwörung und müssen sich zahlreicher Ninja erwehren.

Todesduell der Shaolin zählt zu den späten Vertretern des Wuxia-Kinos, das im Westen erst durch moderne Filme wie Tiger & Dragon oder Hero populär wurde. Zu diesem Zeitpunkt konnte es bereits auf eine jahrzehntealte Tradition in Hongkong zurückblicken, die insbesondere durch die Filme von King Hu (Die Herberge zum Drachentor, Ein Hauch von Zen) begründet wurde.

Wuxia-Filme zeichnen sich durch Fantasy-Elemente aus, ihre Kampfkünstler können nach vielen Jahren des Trainings die Grenzen der Physik ausdehnen. Sie bezwingen etwa die Schwerkraft und schweben in langen Sprüngen über Häuserdächer, Baumwipfel oder Wasserflächen. Die Filme dieser Spielart setzen die Superkräfte wahlweise dezent oder prominent ein, was den Actionszenen einen einzigartigen Stil verleiht.

Siu-Tung Ching (A Chinese Ghost Story) entschied sich für die Betonung des Fantastischen. Er verzichtet auf aufwendige Choreografien der Kämpfe (und erreicht nie die Klasse von bodenständigen Klassikern wie Die 36 Kammern der Shaolin oder The Crippled Avengers), in Todesduell der Shaolin dominiert eine schwerelose Eleganz. Ermöglicht wird sie durch eine hohe Schnittfrequenz; die verschleiert nicht nur die Verkabelung der Akteure („Wirework“), sondern verleiht dem Geschehen auch eine große Dynamik.

Die besondere Stärke des Films ist jedoch eine andere: Ching nutzt die Narrenfreiheit des Wuxia-Films vollends aus und schüttet ein Füllhorn von Ideen über uns verdutzten Zuschauern aus. Dafür sind insbesondere die Ninjas verantwortlich, die sich in Rauch auflösen oder als Selbstmordattentäter in die Luft sprengen, aus Wänden, Decken und Böden springen und sogar von Drachenfliegern auf ihre Feinde herabstoßen.

Die Actionszenen strotzen nur so vor kreativen Ideen und reihen sie bisweilen schneller aneinander, als sie zu verarbeiten sind – nicht selten findet ein halbes Dutzend Einfälle in einer Kampfsequenz Platz. Dabei beweist Ching ein enormes Gespür dafür, die Ideen auch visuell spannend umzusetzen – die Inszenierung ist für einen Debütanten bemerkenswert sicher und selbstbewusst, sie gibt sich nie mit dem bloßen Abbilden des Geschehens zufrieden und sucht beständig nach immersiven Perspektiven und Schnitt-Anschlüssen.

Dazu findet Ching einen passenden Härtegrad: Er setzt nur wenige blutige Szenen ein, geht in diesen jedoch kompromisslos vor, was insbesondere dem Finale des Films eine überraschende Wucht verleiht. Das in epischen Bildern eingefangene Schlussduell entwickelt eine überraschend tragische Wirkung und setzt einen hervorragenden Schlusspunkt.

Es ist ein Stück weit schade, dass Todesduell der Shaolin bereits nach höchst vergnüglichen 87 Minuten endet. Die kurze Spielzeit verhindert eine bessere Ausgestaltung der Figuren und begnügt sich mit einem oberflächlichen Konflikt, in dem die Sympathien klar verteilt sind. Natürlich besetzt ein chinesischer Film den japanischen Kämpfer als Bösewicht, wenn er auch nicht so tumb wie in ähnlichen Filmen charakterisiert wird.

Ohne den erzählerischen „Ballast“ kann der Film insbesondere in der zweiten Hälfte Actionszene an Actionszene reihen. Zwar verschenkt Todesduell der Shaolin damit inhaltlich viel Potenzial und lotet die Tiefe dieses für keinen Kämpfer zu gewinnenden Duells nicht aus; aufgrund der immensen Ideenflut gewinnen wir Zuschauer in jedem Fall.

★★★★☆☆

1980 – 1989

Nach zwei Jahrzehnten, die sich zunehmend auf anspruchsvolle Werke fokussierten, fand in den Achtziger Jahren ein Umschwung statt. Genrefilme erlebten ein Comeback und Hollywood setzte zunehmend auf aufwendige Blockbuster. Das Unterhaltungskino begann, die Kinolandschaft zu dominieren.

Actionfilm

Das Actiongenre zählt zu den ursprünglichsten Formen des Kinos. Das Medium Film begann als Show der Sensationen und findet noch heute seine Entsprechung: in aufwendigen Martial-Arts-Choreographien, rassigen Verfolgungsjagden und ausufernden Schusswechseln. Actionfilme geben uns die Möglichkeit, wieder Kind zu sein und leichtfertigem Eskapismus zu frönen.