TV-Tipps

Juni 2023

Im Juni erwartet uns ein solides TV-Programm. Allerdings bietet die Mediathek von ARTE mal wieder ein Füllhorn cineastischer Möglichkeiten.

Empfehlungen aus der ARTE-Mediathek

Anlässlich der gerade beendeten Filmfestspiele von Cannes legt ARTE aktuell einen Schwerpunkt auf ehemalige Beiträge des Festivals. Empfehlenswert sind der französisch-senegalesische Geisterfilm Atlantique, Mia Hansen-Løves Ehedrama Bergman Island, ein Klassiker der Tschechoslowakischen Neuen Welle – Tausendschönchen, Mike Leighs Familiendrama Lügen und Geheimnisse (im letzten Monat vorgestellt), Ulrich Köhlers meditativer deutscher Endzeitfilm In My Room und Thomas Vinterbergs dänisches Drama Die Jagd.

Als wäre das nicht schon genug, bietet ARTE in weiteren Schwerpunkten auch noch diverse Klassiker aus Italien, Spanien sowie China an, die es hierzulande grötenteils nicht zu kaufen gibt. Außerdem stehen nach wie vor drei Filme von Jean-Luc Godard sowie die Jahreszeiten-Quadrologie von Éric Rohmer zum Abruf bereit.

Die Rubrik TV-Tipps versucht, die immense Menge an TV-Ausstrahlungen zu kuratieren. Nur wenige Filme pro Monat werden berücksichtigt. Voraussetzung dafür sind Werbefreiheit und eine vernünftige Sendezeit.

Weites Land

William Wyler | 1958 | USA

Filmszene aus Weites Land

Der Klassiker von William Wyler verpflanzt einen gebildeten Großstädter (Paraderolle: Gregory Peck) in den Wilden Westen, wo er zwischen die Fronten eines Kleinkrieges zweier Viehzüchterfamilien gerät. Weites Land füllt seine 165-minütige Spielzeit nicht mit zig Schusswechseln, sondern beschäftigt sich ausführlich mit den gegensätzlichen Figuren, ihrer Moral und der Frage, wie Gewalt entsteht. Dabei besticht Wylers Werk durch pointierte Dialoge und starke Darsteller; die exquisiten Landschaftsaufnahmen vermitteln ein Gefühl für die Schönheit und Abgeschiedenheit des kaum erschlossenen Wilden Westens.

Am Montag, dem 05. Juni 2023, um 20:15 Uhr auf ARTE.

Und dennoch leben sie

Vittorio De Sica | 1960 | Italien

Filmszene aus Und dennoch leben sie

Das Weltkriegsdrama Und dennoch leben sie zählt zu den späten Vertretern des Italienischen Neorealismus und besetzte Sophia Loren – die längst ein internationaler Filmstar war und vornehmlich Rollen mit Sex-Appeal spielte – völlig gegen den Strich. Als Mutter, die mit ihrer Tochter während der letzten Kriegswochen aufs Land flüchtet, spielt die Loren überragend. Gerade weil Und dennoch leben sie sich den Schrecken des Krieges ohne Pathos nähert, erzeugt er eine große Wirkung. Die Konsequenz des unerbittlichen Finales hallt lange nach.

Am Montag, dem 12. Juni 2023, um 20:15 Uhr auf ARTE.

Der gute Hirte

Robert De Niro | 2006 | USA

Filmszene aus Der gute Hirte

Die zweite Regiearbeit von Robert De Niro nimmt sich beinahe drei Stunden Zeit, um die Lebensgeschichte eines leitenden Angestellten der CIA zu erzählen. Als Thriller zum Kalten Krieg funktioniert Der gute Hirte lediglich solide, doch Hochspannung ist nicht sein Ziel; De Niro nutzt den Werdegang seines Protagonisten zur Reflexion über ein Amerika, das sich zunehmend selbst verliert – De Niro beschreibt minutiös, wie hehre Werte korrumpiert werden, Moralfragen unauflösbar werden und Hauptfigur wie Staat von innen heraus erodieren. Die stilsichere Inszenierung, das Produktionsdesign und ein starkes Ensemble runden einen unterschätzten Film ab, der zuletzt an das Paranoia-Kino der Sechziger Jahre erinnert.

Am Donnerstag, dem 15. Juni 2023, um 20:15 Uhr auf RBB.

Empfehlungen:

05.06.2023 – Weites Land – 20:15 Uhr auf ARTE

12.06.2023 – Und dennoch leben sie – 20:15 Uhr auf ARTE

15.06.2023 – Der gute Hirte – 20:15 Uhr auf RBB

Einen Blick wert:

04.06.2023 – Mr. Deeds geht in die Stadt – 20:15 Uhr auf ARTE

05.06.2023 – Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß – 22:55 Uhr auf ARTE

11.06.2023 – Der Partyschreck – 16:55 Uhr auf 3SAT

18.06.2023 – Man nannte ihn Hombre – 20:15 Uhr auf ARTE

19.06.2023 – Red River – 20:15 Uhr auf ARTE

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