Do the Right Thing
Ein Film von Spike Lee
Do the Right Thing zählt zu den besten filmischen Aufarbeitungen zum Thema Rassismus, weil der afroamerikanische Regisseur Spike Lee das Sujet von innen angeht und auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunterbricht, anstatt sich in abstrakten Sphären zu verrennen.
Filmkritik:
Nur einen einzigen Tag umfasst die Handlung des Films, aber keinen willkürlichen – der Wetterbericht sagt die heißesten Temperaturen des Jahres voraus, mehr als vierzig Grad Celsius werden erwartet. Die Hitzewelle nutzt Lees Werk als Katalysator, um ein vornehmlich afroamerikanisch geprägtes Viertel in Brooklyn in den kommenden 24 Stunden wortwörtlich zum Schmelztiegel der Kulturen zu formen.
Zunächst stellt uns Do the Right Thing jedoch erst einmal auf lockere Weise ein rundes Dutzend Protagonisten vor und schildert geschickt das Beziehungsnetzwerk zwischen ihnen. Dabei erweckt Lees Werk trotz seiner allegorischen Anlage zu keinem Zeitpunkt den Eindruck einer klinischen Versuchsanordnung, sondern wirkt vollkommen organisch und lebensecht. Weder üben die Figuren in diesem Film bestimmte Funktionen aus, um den Plot voranzubringen, noch benutzt Lee dezidierte Haupt- und Nebenfiguren; die Akteure in Do the Right Thing sind gleichberechtigt und besitzen individuelle Stärken und Schwächen.
Anti-Rassismus-Filme weisen eine lange Tradition im Hollywoodkino auf, wurden jedoch vorwiegend von Weißen gedreht. Ich möchte Werken wie Tabu der Gerechten, In der Hitze der Nacht oder L.A. Crash auf keinen Fall ihre Daseinsberechtigung absprechen, doch oftmals tragen solche Problemfilme eine zu einfach gestrickte Moral des erhobenen Zeigefingers mit sich herum und ihr wichtiges Thema wie einen schützenden Schild vor sich her, ohne ein differenziertes Weltbild zu vermitteln.
Do the Right Thing gelingt eben das. Lee zerlegt sein großes Sujet in konkrete, greifbare Elemente und schildert zunächst kleine Bagatellen zwischen den verschiedenen Ethnien. Die daraus resultierenden Wechselwirkungen steigern sich jedoch zunehmend und lassen sich ab einem bestimmten Punkt schlichtweg nicht mehr aufhalten. Lee gelingt es hervorragend, den Werdegang von zunächst verhaltendem, alltäglichem Rassismus hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen nachzuspüren. Die Vielzahl der kleinen persönlichen Ressentiments erweist sich letztlich als genauso destruktiv wie offen ausgelebter Rassismus, was die Botschaft des Films ergibt – die Verhältnisse müssen im Kleinen gelöst werden, um das große Problem in seiner Gesamtheit angehen zu können.
Quasi nebenbei unterhält Do the Right Thing zudem noch prächtig. Die beschwingte Inszenierung und der Charme der anbrechenden Neunziger Jahre sorgen im Zusammenspiel mit den hochsommerlichen Bildern für eine dichte Atmosphäre. Das Spiel der Darsteller grenzt bisweilen ans Overacting, doch die die gute Figurenzeichnung dämpft diese Schwäche ab. Do the Right Thing ist ein großartiger Film zu einem schwierigen Thema und ein beeindruckender Film für einen 32-jährigen Regisseur, der sich damit direkt als eigenständiger Filmemacher positionieren konnte.
★★★★★☆
Drama
Der Dramabegriff dient als Auffangbecken für Filme, die sich keinem spezifischerem Genre zuordnen lassen. Dementsprechend viele Schattierungen ergeben sich: vom Sozial- über das Gesellschaftsdrama, das Melodram und die Tragikomödie. Die Gemeinsamkeiten dieser Subgenres liegen in realistischen, konfliktreichen Szenarien und einer Konzentration auf die Figuren.