300

Ein Film von Zack Snyder

Genre: Actionfilm

 

 | Erscheinungsjahr: 2006

 | Jahrzehnt: 2000 - 2009

 | Produktionsland: USA

 

In seinem zweiten Film 300 adaptiert Zack Snyder die gleichnamige Graphic Novel des Sin City-Schöpfers Frank Miller und serviert mit großer Begeisterung eine Schlachtplatte, deren erzreaktionärer Hintergrund das Vergnügen schmälert.

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Filmkritik:

Die beinahe ausschließlich vor einem Bluescreen gedrehte und nachträglich am Computer erschaffene Effektorgie hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Während das goldene „Licht“ im Speziellen und die satte Farbwahl im Allgemeinen die mystische Stimmung hervorragend unterstützen, wirken viele digitale Hintergründe lieblos. Zudem erweist es sich als ironisch, dass in einem derart auf Körperlichkeit ausgerichteten Film nicht wenige Szenen unplastisch erscheinen.

Die unzähligen Actionsequenzen helfen darüber nur bedingt hinweg. Haben wir uns erst mal an die anfängliche Reizüberflutung gewöhnt, entpuppen sich die blutigen Scharmützel als wenig originell – die Perser schicken eine Soldatenschar nach der anderen auf die 300 übermächtigen Spartaner zu, welche dann spießen, schlitzen und schlagen, bis der Angriff abgewehrt ist. Dynamik erhalten die Zweikämpfe durch gut eingesetzte Kamerafahrten, einem nicht zu hektischen Schnitt und dem ausgedehnten Einsatz von Geschwindigkeitsmanipulationen.

Derartige Tempowechsel hätten der Dramaturgie von 300 ebenfalls gut zu Gesicht gestanden, doch Snyder verzichtet auf jegliche Variationen, was dem Film schnell sein Flair raubt. Statt einzelne Highlights zu servieren, bombardiert uns der Regisseur mit immer neuen, groß aufgeblasenen und dabei doch zunehmend beliebig geratenen Kämpfen.

Snyders Begeisterung für unterhaltsames Gemetzel ließe sich pubertär nennen und abwatschen, was jedoch etwas scheinheilig wäre – gehen wir nicht auch deshalb ins Kino, um wieder Kind sein zu dürfen, über Phantastisches zu staunen und sich von der zumindest in diesem Fall ehrlichen Begeisterung des Regisseurs anstecken zu lassen?

300 böte keine überragende, aber eine grundsolide Möglichkeit für dieses Erlebniskino, wenn seine biedere Ernsthaftigkeit nicht auch den Inhalt durchdringen würde. Ganze zwei Stunden Spielzeit veranschlagt Snyder, um das Geschehen noch um einen überflüssigen Off-Erzähler und Unmengen an bierernstem Pathos zu ergänzen, während Ironie außen vor bleibt.

Diese Herangehensweise entwickelt sich zum Problem: Selbst wenn man Interpretationen außen vor lässt und lediglich die vom Film dargebotenen Fakten aufzählt, erschließt sich dem Zuschauer ein erschreckend faschistisches Gesellschaftsbild. Der Stadtstaat Sparta ermordet die schwachen Mitglieder seine Gesellschaft oder verstößt sie; Männer, die sich der Demokratie und des Dialogs verschreiben, werden als schwach oder korrupt dargestellt; emanzipierte Frauen lösen Konflikte nicht mit List oder Worten, sondern lassen sich vergewaltigen, um einen Handel abschließen zu können. Es sei die Frage gestattet, warum wir uns mit diesen ach so glorreichen Spartanern identifizieren sollten?

Eine Antwort darauf liefert 300 nicht und steuert geradewegs in ein Empathiedilemma, das durch die distanzierte Inszenierung noch gesteigert wird. Zu guter Letzt versteift sich Snyders Werk auf die Regeln des Genres – der Logik des Films nach müssten die Spartaner unsere Sympathie verdienen, weil Snyder schlichtweg behauptet, sie seien die Helden. Dieses Argument wiegt nicht viel, zumal für die Erschaffung von Helden auch entsprechend böse Antagonisten nötig sind. Ist das hier der Fall?

Nun ja – der persische Gottkönig Xerxes mit seiner dunklen Hautfarbe, den vielen Piercings, so einigem Make-up und offenkundig homosexueller Ausrichtung dürfte zumindest für die Heterofaschisten Spartas einen Albtraum darstellen. Allerdings handelt es sich bei Xerxes auch um die ambivalenteste Figur des Films. Nun mag der Perser nach eigenem Gusto fremde Länder erobern, weil die größte Armee der Welt ihn dazu befähigt, doch erscheint es interessant, dass er dem bockigen König der Spartaner gleich drei Mal einen Ausweg ohne Blutvergießen anbietet und dieser jedes Mal ablehnt.

Aufgrund seiner konservativen Grundhaltung und einiger erzählerischer Mängel macht 300 weniger Spaß, als die Prämisse und die visuellen Elemente erwarten lassen. Drei Jahre später bewies Zack Snyder hingegen mit dem fantastischen Watchmen, dass er durchaus auch erwachsene Stoffe inszenieren kann.

★☆☆☆☆☆

Actionfilm

Das Actiongenre zählt zu den ursprünglichsten Formen des Kinos. Das Medium Film begann als Show der Sensationen und findet noch heute seine Entsprechung: in aufwendigen Martial-Arts-Choreographien, rassigen Verfolgungsjagden und ausufernden Schusswechseln. Actionfilme geben uns die Möglichkeit, wieder Kind zu sein und leichtfertigem Eskapismus zu frönen.