James Bond 007 – Octopussy

Ein Film von John Glen

Genre: Actionfilm

 

 | Erscheinungsjahr: 1983

 | Jahrzehnt: 1980 - 1989

 | Produktionsland: GroßbritannienUSA

 

Nach dem Ausflug in ein zeitgemäßes, aber dröge geratenes Actionkino in In tödlicher Mission kehrte Octopussy auf bewährtes Terrain zurück. Doch der dauerironische Eskapismus zündet im 13. Bond-Abenteuer nicht, was insbesondere am verworrenen Drehbuch liegt.

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Filmkritik:

Auch in Octopussy droht der Kalte Krieg heiß zu werden: Ein russischer General will eigenmächtig ein nukleares Fiasko inszenieren. Weil der MI6 nichts davon ahnt, bedarf einer wahnsinnig umständlich erzählten Handlung, die 007 auf die Spur eines getöteten Agenten, eines Juwelenschmugglers und einer Zirkusbetreiberin schickt, bis er den Plan des Schurken erfasst.

Im Gegensatz zu frühen Abenteuern, in denen 007 noch detektivistisch ermittelte, tendierten die Bond-Filme der Moore-Ära schon immer dazu, den Plot eher lose zu erzählen. Sie ließen den Agenten Ihrer Majestät beinahe zufällig in die einzelnen Episoden stolpern und richteten die Handlung nach den Setpieces aus, statt anders herum. Octopussy treibt diese Methodik auf die Spitze.

Das kann durchaus funktionieren, Der Spion, der mich liebte bewies es ebenso wie Jäger des verlorenen Schatzes, der zwei Jahre vor Octopussy in die Kinos kam. Tatsächlich unterscheiden sich Indiana Jones  und der James Bond Moore’scher Prägung kaum voneinander – beide reisen um die Welt und werden dabei in ständig neue Gefahrensituationen verwickelt.

Doch das filmische Chaos von Jäger des verlorenen Schatzes ist paradoxerweise so vergnüglich, weil es stringent erzählt ist – Jones‘ Abenteuer besitzt eine innere Logik, die das Geschehen im Großen zusammenhält. Diese fehlt Octopussy, der die beachtliche Leistung vollbringt, eine banale Handlung so umständlich wie möglich zu erzählen.

Dass der Film nie zu wissen scheint, wo er eigentlich hin will, passt zur Situation in der Vorproduktion, denn einmal mehr stand die Bond-Reihe am Scheideweg. Die Filmserie bekam Druck von unerwarteter Seite: Sean Connery hatte seine Lust an 007 wiedergefunden und drehte Sag niemals nie, eine Neuauflage von Feuerball. Dies war durch einen Rechtsstreit möglich geworden, der dem Produzenten Kevin McClory die Lizenz an der Romanvorlage zusprach.

Für Eon Productions ging es bei Octopussy also vornehmlich darum, den Status Quo zu erhalten und den missliebigen Nebenbuhler alt aussehen zu lassen. Wie schon in der Vergangenheit entschied man sich im Hause Eon für den Weg des geringsten Risikos – einen Bond-Film ohne Experimente, mit dem seit zehn Jahren etablierten Roger Moore in der Hauptrolle.

Beim inzwischen 56-Jährigen gerät die Virilität der Figur ebenso zur Pose wie die körperlichen Erfordernisse der Actionszenen; Moore spielt auf Autopilot und verkündete nach Drehschluss seinen Abschied von der Reihe. Auch Maud Adams als Bond-Girl und Steven Berkoff als russischer Gegenspieler bleiben blass, lediglich der von Louis Jourdan gespielte Bösewicht Kamal sorgt für Flair, weil Jourdans Charisma der uninteressanten Figur etwas Persönlichkeit abtrotzt. Grundsätzlich leiden die Leistungen des Ensembles unter der Ideenlosigkeit des Drehbuchs, das die Protagonisten nur rudimentär ausgestaltet und ihnen große Szenen versagt.

Immerhin schickt das 13. Bond-Abenteuer seinen Titelhelden standesgemäß um den Erdball, insbesondere das farbenprächtige Indien bietet trotz einer Vielzahl von Klischees eine schöne Kulisse. Die dort angesiedelte Verfolgungsjagd per Rikscha bietet dann auch das unterhaltsamste Setpiece des Films. Das triste Deutschland fällt hingegen deutlich ab und verliert den Vergleich mit der ähnlich künstlichen, aber deutlich charmanteren Version in Alfred Hitchcocks Der zerrissene Vorhang.

Nach einem schlafmützigen Mittelteil findet Octopussy in der deutschen Schlussepisode endlich einen geradlinigen Weg ins Finale, aber bleibt dabei seiner Ideenlosigkeit treu und reiht lediglich die üblichen Genrestandards aneinander. Zudem tut sich Regisseur John Glen bei der Inszenierung der Action ebenfalls nicht hervor und jeder Anflug von Spannung wird zuverlässig von kuriosen Einfällen egalisiert.

So erscheint es letztlich sinnbildlich, dass Bond in Octopussy als Tarzan, Gorilla, Krokodil und Clown auftritt – als er selbst mutet der 007 des Jahres 1983 auserzählt an.

★★☆☆☆☆

„Bond. James Bond.“

Seit mehr als 60 Jahren bereichert James Bond die Kinogeschichte und umfasst inzwischen einen Kosmos aus 25 Filmen, 6 Hauptdarstellern sowie zahllosen Schurken und Bond-Girls. Gerade aufgrund der Serialität der Filmreihe lohnt ein vergleichender Blick auf das große Ganze: Die James Bond-Übersichtsseite versucht genau das und liefert Antworten auf die Fragen, wer der beste Bond-Darsteller ist und welche Filme der Reihe sich wirklich lohnen.