James Bond 007 – Man lebt nur zweimal

Ein Film von Lewis Gilbert

Genre: Actionfilm

 

 | Erscheinungsjahr: 1967

 | Jahrzehnt: 1960 - 1969

 | Produktionsland: GroßbritannienUSA

 

Man lebt nur zweimal ist der fünfte Film der Bond-Reihe und der (vorerst) letzte Teil mit Sean Connery als 007. Connerys Absprung erscheint nachvollziehbar, denn nach dem mauen Vorgänger Feuerball zeigt die Formkurve der Filmserie mit Man lebt nur zweimal weiter abwärts.

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Filmkritik:

Das fünfte Bond-Abenteuer startet wie immer mit einer Pre-Title-Sequenz, die dieses Mal die Machenschaften der Geheimorganisation SPECTRE zeigt und im Weltraum stattfindet. Dort wird ein Raumfahrzeug der Vereinigten Staaten von einem größeren Pendant schlichtweg verschluckt.

Weil die Amerikaner naturgemäß die Sowjetunion als Entführer im Verdacht haben, steht die Welt einmal mehr vor einem Atomkrieg. Doch der britische Geheimdienst lokalisiert Japan als Startpunkt des unbekannten Flugobjektes – und schickt James Bond, um die Sache aufzuklären.

Damit bleibt Man lebt nur zweimal dem Patentrezept der Reihe treu und versetzt seinen britischen Gentleman in eine andere Kulturzone. Doch wo Bonds vorherige Abenteuer in der Karibik und in Istanbul die Exotik fremder Länder beschwörten, nutzt Bond Nummer Fünf den Charme Japans kaum aus. Insbesondere die erste Hälfte enttäuscht, weil sie in anonymen Gebäuden oder einer tristen Hafenanlage spielt.

Japan-Flair kommt nur sporadisch auf: Bei einem kurzen Besuch eines Sumo-Ringkampfes und beim Anblick eines schnittigen japanischen Sportwagens. Dessen ähnlich stromlinienförmige Besitzerin entpuppt sich als eines der beiden japanischen Bond-Girls des Films. Viel kann das Drehbuch nicht mit ihnen anfangen – Nummer Eins dient als love interest, Nummer Zwei als Bikini-Model.

Dass das Drehbuch insgesamt uninspiriert anmutet, überrascht aus mehreren Gründen. Immerhin stammt es aus der Feder des Schriftstellers Roald Dahl, der Stammautor Richard Maibaum ersetzte. Dahl bekam eine große künstlerische Freiheit und musste sich – erstmals in der Geschichte der Saga – nicht an den Roman von Ian Fleming halten. Gerade deshalb enttäuscht das Ergebnis, das Drehbuch wirkt seltsam roh: Die Dialoge lassen jeglichen Schliff vermissen, die Figuren besitzen keinerlei Esprit.

Während die japanischen Schauspieler sich mühen, ihren Charakteren Leben einzuhauchen, spielt Hauptdarsteller Sean Connery wie schon im Vorgänger auf Autopilot. Connerys routinierte Leinwandpräsenz trägt noch immer den Film, die leichtfüßige Coolness der ersten Teile bringt er aber nicht mehr auf.

Die heimlichen Stars des Films sind andere: Karin Dor in einem kleinen Part als einzige ambivalente Figur des Films – einer Femme fatale mit Herz – sowie Donald Pleasence als herrlich garstiger Erzbösewicht Ernst Stavro Blofeld. Es ist der vierte Auftritt des Oberschurken, doch in den vorherigen Teilen der Bond-Reihe erfasste die Kamera lediglich seine Hände.

Man lebt nur zweimal gibt Blofeld nun erstmals ein Gesicht. Dieser effektvolle Moment und die Ausstrahlung von Donald Pleasence gefallen, der Film macht jedoch zu wenig aus der Figur. Blofeld erhält kaum Spielzeit und keinerlei Funktion – er gibt ein paar Anweisungen, plaudert kurz mit Bond und flüchtet im Finale ohne Konfrontation.

Mit Man lebt nur zweimal fokussiert sich die Bond-Reihe endgültig auf Produktionsaufwand und technische Spielereien. Abgesehen von Ken Adams nach wie vor überzeugenden Kulissen sind die Schauwerte im Verlauf der letzten Jahrzehnte schlecht gealtert. Der Film von Lewis Gilbert hat sich seinen Charme bewahrt, doch selbst große Setpieces wie ein minutenlanges Feuergefecht zwischen mehreren Hubschraubern erzeugen aufgrund der biederen Inszenierung keine Spannung mehr. Die besten Actionszenen sind jene, die auf Schnickschnack verzichten und Bond zu einem Faustkampf zwingen.

Das Finale rundet den negativen Eindruck ab. Einmal mehr steht der Aufwand im Vordergrund, wenn es in der geheimen Basis von SPECTRE zu einer Schießerei mit hunderten Statisten kommt; inszenatorische oder inhaltliche Raffinessen bietet die Sequenz aber keine. Da es nicht einmal einen Endkampf gibt, verpufft Man lebt nur zweimal zum Schluss regelrecht.

Das verdeutlicht, wie nötig die Bond-Reihe nach ihrem fünften Ableger einen Umbruch hatte. Dieser wurde mit dem Nachfolger Im Geheimdienst Ihrer Majestät eingeleitet. Hier kam George Lazenby zu seinem ersten und einzigen Auftritt als 007.

★★☆☆☆☆

„Bond. James Bond.“

Seit mehr als 60 Jahren bereichert James Bond die Kinogeschichte und umfasst inzwischen einen Kosmos aus 25 Filmen, 6 Hauptdarstellern sowie zahllosen Schurken und Bond-Girls. Gerade aufgrund der Serialität der Filmreihe lohnt ein vergleichender Blick auf das große Ganze: Die James Bond-Übersichtsseite versucht genau das und liefert Antworten auf die Fragen, wer der beste Bond-Darsteller ist und welche Filme der Reihe sich wirklich lohnen.