James Bond 007 – Moonraker

Ein Film von Lewis Gilbert

Genre: Actionfilm

 

 | Erscheinungsjahr: 1979

 | Jahrzehnt: 1970 - 1979

 | Produktionsland: GroßbritannienUSA

 

Moonraker knüpft an den starken Vorgänger an und stellt ein Best-of der Roger Moore-Ära zusammen. Das elfte Bond-Abenteuer erweist sich über weite Strecken als wenig originell und überschreitet regelmäßig die Grenzen zur Parodie, aufgrund seines Aufwands entfaltet der Film jedoch auch einen hohen Unterhaltungswert.

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Filmkritik:

Auch in diesem Ableger der Reihe geht mal wieder staatliches Gerät verloren, das 007 aufspüren soll – dieses Mal handelt es sich um ein entführtes Spaceshuttle. Im Verlauf der obligatorischen Schnitzeljagd treibt Moonraker die comichaften Eskapaden der Moore-Ära auf die Spitze und schickt 007 sogar ins Weltall.

Das war zunächst gar nicht geplant; im Abspann von Der Spion, der mich liebte hieß es noch: James Bond will return in For Your Eyes Only. Doch dann traten George Lucas‘ Krieg der Sterne und Steven Spielbergs Unheimliche Begegnungen der dritten Art eine Science-Fiction-Welle los, die es anzuzapfen galt.

Die Produzenten der Bond-Reihe änderten also die Pläne und zogen die Verfilmung von Moonraker vor. Die Rechnung ging auf, der elfte Ableger des Franchise avancierte zum finanziell erfolgreichsten Bond-Film und sollte diesen Rekord für 15 Jahre halten.

Wie so oft leiht sich die Film-Adaption lediglich einige Details aus Ian Flemings Buchvorlage und stellt anhand des eigenständigen Drehbuchs ein Best-of der Moore-Ära zusammen. Dabei setzt Moonraker auf die Stärken des Vorgängers: Erneut fährt er tolle Schauplätze (Rio de Janeiro, Venedig) und aufwendige Setpieces auf, überlässt dem Bond-Girl viel Screentime und reaktiviert den beliebten Handlanger Jaws.

Allerdings verfolgt der erneut von Christopher Wood geschriebene und von Lewis Gilbert inszenierte Film die Ideen des Vorgängers weniger konsequent, was besonders an den Figuren erkennbar ist. So wird Bond-Girl Dr. Holly Goodhead zwar oft ins Bild gerückt, doch im Gegensatz zu Der Spion, der mich liebte findet Moonraker keine Funktion für die zweite Heldin – ihre Scharmützel mit Bond bleiben unbedeutend und in den Konflikten ist sie außen vor.

Auch der zweite Auftritt von Jaws fällt deutlich ab und bietet ein Beispiel dafür, wie die Filme der Moore-Ära gute Ideen überreizen und so ins Gegenteil verkehren. In diesem Fall scheitert der unkaputtbare Hüne mit dem Metallgebiss fortwährend mit seinen Attacken auf Bond und legt dabei eine angestrengt-hilflose Art an den Tag, die ihn zum unfreiwillig komischen Running Gag degradiert.

Auch der Bösewicht Hugo Drax ähnelt seinem Pendant aus dem Vorgänger und schmiedet den vielleicht ehrgeizigsten Plan aller Bond-Schurken. Beeindrucken kann er trotzdem nicht, da das Drehbuch einmal mehr nichts mit der Figur anzufangen weiß. Drax bleibt durchweg unnahbar und bekommt keine großen Momente, sodass Michael Lonsdale seine Präsenz kaum ausspielen kann.

Mit Ideenreichtum protzt das Drehbuch also nicht, dennoch macht Moonraker durchaus Spaß; schließlich zählen ambivalente Figuren und ein ausgeklügelter Plot ohnehin nicht zu den Tugenden der Filmreihe. Seine Kernkompetenzen erfüllt der oft gescholtene elfte Teil über weite Strecken.

Das beginnt schon in der spektakulären Pre-Title-Sequenz, die Bond ohne Fallschirm aus einem Flugzeug schubst und atemberaubend gefilmt ist. Dem luftigen Element bleibt der Film auch später treu, wenn Bond und Jaws sich auf einer Seilbahn weit über Rio de Janeiro beharken, nachdem es zuvor schon zu einer Konfrontation im stimmungsvoll eingefangenen Karneval der Stadt kam.

Das Flair, das der Film aus den Schauplätzen Rio und Venedig zieht, trägt maßgeblich zum Unterhaltungswert bei, die penetrante Ironie hingegen nicht. Mit den ständigen Kalauern bewegt sich Moonraker dicht an der Selbstparodie und entwertet die dramatischen Momente – wenn der Film sich selbst nicht ernst nimmt, warum sollten wir Zuschauer es tun?

Immerhin verfolgen die Macher ihren Ansatz so konsequent wie nie zuvor – das Finale im Weltraum (der im Abspann sogar großspurig als Ort der Dreharbeiten angegeben wird) führt das Franchise an den Höhepunkt seiner Comichaftigkeit. Dabei besticht Moonraker durch Schauwerte: Die Reise ins All orientiert sich deutlich an Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum und ist mit sehenswerter Tricktechnik in Szene gesetzt.

Einmal mehr muss auch das Setdesign von Ken Adam herausgehoben werden, doch selbst seine Raumstation kann das laue Finale des Films nicht retten. Wieder schwächelt das Drehbuch, das weder eine kohärente Binnendramaturgie noch packende Höhepunkte aufbaut.

Immerhin erreicht Moonraker die erwünschte Nähe zu Star Wars: Wenn Dutzende Statisten sich minutenlang mit Laserwaffen beharken, mutet das Geschehen wie ideenloses Sci-Fi-Kino an und nicht wie ein Bond-Abenteuer.

★★★☆☆☆

„Bond. James Bond.“

Seit mehr als 60 Jahren bereichert James Bond die Kinogeschichte und umfasst inzwischen einen Kosmos aus 25 Filmen, 6 Hauptdarstellern sowie zahllosen Schurken und Bond-Girls. Gerade aufgrund der Serialität der Filmreihe lohnt ein vergleichender Blick auf das große Ganze: Die James Bond-Übersichtsseite versucht genau das und liefert Antworten auf die Fragen, wer der beste Bond-Darsteller ist und welche Filme der Reihe sich wirklich lohnen.