Nightmare 2 – Die Rache

Ein Film von Jack Sholder

Genre: Horrorfilm

 

 | Erscheinungsjahr: 1985

 | Jahrzehnt: 1980 - 1989

 | Produktionsland: USA

 

Während Schöpfer Wes Craven sich nach seinem Überraschungserfolg Nightmare anderen Projekten zuwandte, konnte das damalige Independentstudio New Line Cinema der Versuchung nicht widerstehen, einen zweiten Teil zu drehen. Nightmare 2 – Die Rache wurde also ohne seinen Schöpfer angegangen und weiß zu überraschen: Entstanden ist nicht weniger als der schwulste Horrorfilm Hollywoods.

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Filmkritik:

Die Geschichte seines Vorgängers hakt Nightmare 2 ab und wendet sich einem neuen Protagonisten zu. Der 17-jährige Jesse bekommt fortan in seinen Träumen Gesellschaft von Freddy Krueger, hat jedoch Glück im Unglück: Entgegen seiner Gewohnheit traktiert Krueger den Teenager nicht mit seinem Klingenhandschuh, sondern versucht, in den Körper seines Opfers einzudringen, um auch außerhalb von Teenagerträumen morden zu können.

Das klingt sinnlos und ist es auch – dass sich der Traumkiller seiner Stärken berauben will, lässt sich nur mit dem Termindruck der Produktion erklären. Nightmare 2 sollte pünktlich 12 Monate nach dem ersten Teil in die Kinos kommen. Das gelang, weil der Film deutlich günstiger produziert und in nur sieben Wochen abgedreht wurde; Zeit für ein vernünftiges Drehbuch blieb offensichtlich nicht mehr.

Eine andere Facette des Films verdrängt den wirren Plot jedoch ohnehin: Als hätte Jesse nicht schon genug mit Kruegers Auftauchen zu kämpfen, besitzt der junge Mann noch ein weiteres Problem, das bereits in der ersten Szene angedeutet wird und den eigentlichen roten Faden von Nightmare 2 darstellt: Jesses latente Homosexualität.

Zunächst verlachen ihn zwei Mädchen als Sonderling, später liefert er sich mit heruntergerissener Hose eine freundschaftliche Rangelei mit seinem besten Freund, unterwirft sich der körperlichen Züchtigung durch seinen Sportlehrer oder tanzt zu einem Popsong durch sein Kinderzimmer und traktiert dabei energisch eine vor die Jeans gehaltene Luftpumpe.

Kruegers Auftauchen sorgt dafür, dass Jesse seine Gefühle immer stärker bewusst werden. Damit wäre er bereits einen Schritt weiter als Regisseur Jack Sholder, der zwar reihenweise nackter Männerhintern ins Bild setzte, sich nach dem Dreh jedoch überrascht darüber zeigte, wie schwul Nightmare 2 „unbeabsichtigterweise“ geraten war. Drehbuchautor David Chaskin gab hingegen an, durch die Besetzung des homosexuellen Hauptdarstellers Mark Patton habe sich der Subtext von allein ergeben.

Die mehr oder minder unfreiwillige Komik des Films schmälert leider jegliches Horrorflair, lediglich Filmfans mit einer großen Vorliebe für eine gehörige Portion Trashappeal dürften Nightmare 2 eine unterhaltsame Seite abgewinnen. Wer sich auf die Auftritte von Freddy Krueger freut, erlebt hingegen eine Enttäuschung.

Zwar spielt Robert Englund den Bösewicht einmal mehr mit viel Verve, die Szenen seiner Figur wirken jedoch symptomatisch für die Schwächen des Films. So platzt Krueger in der realen Welt in eine Poolparty, doch statt sich über die zwei Dutzend Teenager herzumachen, schlägt Krueger lediglich einige Bierbecher von den Tischen und wirkt damit allenfalls wie ein halbstarker Rowdy.

Erst im Finale findet Nightmare 2 etwas Struktur und treibt Jesses Konflikt an einen Scheidepunkt zwischen homoerotischer Sünde und heterosexueller Erlösung durch seine liebende Freundin. Nichtsdestotrotz macht die Filmreihe mit Nightmare 2 einen gehörigen Rückschritt und erreicht zu keinem Zeitpunkt das kreative Level seines Vorgängers.

Immerhin veranlasste der (finanziell erfolgreiche) künstlerische Fehlschlag die Produzenten, Wes Craven für Nightmare 3 – Freddy Krueger lebt wieder an Bord zu holen.

★★☆☆☆☆

1980 – 1989

Nach zwei Jahrzehnten, die sich zunehmend auf anspruchsvolle Werke fokussierten, fand in den Achtziger Jahren ein Umschwung statt. Genrefilme erlebten ein Comeback und Hollywood setzte zunehmend auf aufwendige Blockbuster. Das Unterhaltungskino begann, die Kinolandschaft zu dominieren.

Horrorfilm

Das Horrorgenre gibt uns die Möglichkeit, Schreckensszenarien durchzuspielen und damit Stress aus unserem Unterbewusstsein abzuleiten. Der Horrorfilm bedroht immer die Normalität – sei es durch Geister, Monster oder Serienkiller. In der Regel bestrafen die Antagonisten die Verfehlungen von Sündern, inzwischen verarbeiten postmoderne Horrorfilme diese Motive jedoch auch ironisch und verbreitern damit die ursprünglichen Sujets des Genres.