Der längste Tag

 

 | Erscheinungsjahr: 1962

 | Jahrzehnt: 1960 - 1969

 | Produktionsland: USA

 

Der Kriegsfilm Der längste Tag galt von Anfang an als Prestigeprojekt von 20th Century Fox, Produzent Darryl F. Zanuck plante mit einem für damalige Verhältnisse riesigen Budget und unzähligen Stars. Angesichts der großen Pläne enttäuscht das Ergebnis: Da der Film kein erzählerisches Zentrum besitzt, bleibt er Stückwerk.

Copyright

Filmkritik:

Der längste Tag fußt auf einer interessanten Idee: Er schildert die Landung der Alliierten in der Normandie sowohl aus amerikanischer und britischer als auch aus französischer und deutscher Perspektive. Anstatt das Ereignis auf die üblichen Einzelschicksale herunterzubrechen, versucht der Film mit einer breit angelegten Erzählung eine multiperspektivische Geschichtsstunde aufzubauen und nimmt sich dafür 180 Minuten Zeit.

Produzent Zanuck leistete sich den Luxus, gleich drei Regisseure zu engagieren: Ken Annakin (Großbritannien), Andrew Marton (USA) und Bernhard Wicki (Deutschland) filmten jeweils die Szenen der Soldaten ihrer Nation. So entstanden unzählige mal mehr, mal weniger zusammenhängende Episoden, die der Film zu einer großen Erzählung verknüpft.

Dabei beeindruckt vor allem das unglaubliche Staraufgebot – Der längste Tag versammelte das Who is Who seiner Ära und verpflichtete u. a. John Wayne, Robert Mitchum, Henry Fonda und Robert Ryan auf amerikanischer Seite, Sean Connery und Richard Burton bei den Briten sowie Gert Fröbe und Curd Jürgens für die Deutschen.

Die große Ironie von Zanucks Prestigeprojekt ist es, dass die vielen großen Namen zwar Eindruck auf den Werbeplakaten machten, der Film jedoch nicht von ihnen profitiert. Die kurzen Episoden und die oberflächliche Figurenzeichnung bieten den Stars kaum Gestaltungsspielraum; Der längste Tag opfert eine womöglich packende Geschichte der Möglichkeit, lauter uninteressante Werbeträger zu zeigen.

Das Konzept des Films geht deshalb nicht auf; das episodenhafte Erzählen und die namhafte Besetzung degradieren Der längste Tag zu einem Ensemblefilm, bei dem das Thema in den Hintergrund rückt. Der Film mutiert zur Sightseeingtour für bekannte Schauspieler und wird dem Schrecken des Krieges nicht gerecht, da wir in jeder neuen Episode als Erstes nach den nächsten Stars suchen.

Weil jeder von ihnen wenigstens eine große Szene bekommen muss, verliert der ohnehin schon lose Plot endgültig an Zusammenhalt und bleibt in seinem Bemühen, die vielen Stars zusammenzuführen, in jedem Moment Mittel zum Zweck. Das unterminiert den Anspruch einer authentischen Schilderung der Ereignisse ebenso wie jegliche Spannung, Der längste Tag wirkt trotz seiner aufwendigen Gefechtsszenen seltsam technisch und uninteressiert.

★★★☆☆☆

1960 – 1969

Die Sechziger Jahre zählen zu den revolutionärsten Jahrzehnten der Kinogeschichte. Mehrere Strömungen – die neuen Wellen – verschoben künstlerische Grenzen und modernisierten die Filmsprache. Viele Regisseure ließen die themen der vorherigen Generationen hinter sich und drehten freiere, gesellschaftskritischere Werke.

(Anti)Kriegsfilm

Obwohl das Genre auf ein spezifisches Thema festgelegt ist, bieten sich dem Betrachter eine Vielzahl Subtexte und Motive. Während Kriegsfilme sich vornehmlich auf Abenteuer, Kameradschaft und Heldenmut konzentrieren, eröffnen sich im Antikriegsfilm eine Vielzahl von Themen: Moral und Menschenrechte, der Horror und die Absurdität des täglichen Grauens oder die perverse Systematik dahinter.