Drei Abende mit …
Luis Buñuel
Die Themenwahl
Nachdem die letzte Ausgabe von Drei Abende mit … einen eher unbekannten Regisseur ins Rampenlicht gestellt hatte, widmet sich der heutige Beitrag wieder einem der ganz Großen des Weltkinos. Luis Buñuel drehte unfassbare 50 Jahre lang Filme und schaffte dabei das Kunststück, vom ersten bis zum letzten Film Diskussionen auszulösen.
Das begann schon mit seinem surrealistischen Kurzfilm Ein andalusischer Hund, den er zusammen mit Salvador Dali drehte und für einen Skandal sorgte. Anschließend verschrieb sich der spanisch-mexikanische Regisseur realistischen Sozialdramen (Land ohne Brot, Die Vergessenen).
Buñuels bekannteste Arbeiten entstanden in der zweiten Hälfte seiner Karriere. Er kultivierte eine eigensinnige, ins Abstrakte tendierende Ironie, die er gegen die ihm verhasste Bourgeoisie einsetzte. Mit feiner Klinge zieht er die Manierismen des wohlhabenden Bürgertums ins Lächerliche, seziert ihre Doppelmoral und ihre Verderbtheit. Dem Sujet widmete der Regisseur eine Trilogie, die aus Die Milchstraße, Der diskrete Charme der Bourgeoisie und Das Gespenst der Freiheit besteht.
Buñuels Themenwahl erstreckt sich auch auf einen der ältesten Konflikte der Menschheit – dem Kampf der Geschlechter. Dabei nimmt der Regisseur vor allem lüsterne ältere Männer aufs Korn, die wiederum oft zur Bourgeoisie gehören. Den Kontrast aus Lust und Leidenschaft, Unverständnis und Abscheu beschäftigt den Filmemacher in Belle de Jour und in Dieses obskure Objekt der Begierde.
Die Werke von Luis Buñuel sind zeitlos – sie beschäftigen sich mehr mit Figuren als mit Plots. Beim Schauen eines Films von Buñuel können wir an der intellektuelle Weitsicht und der Menschenkenntnis des Regisseurs teilhabenn. Da er das mit einem untrüglichen Sinn für Humor kombiniert, bereiten seine Filme trotz ihrer Moralhaftigkeit einen Heidenspaß.
Bisher sind Buñuels noch nicht auf Filmsucht.org vertreten – eine sträfliche Vernachlässigung, die an den kommenden drei Abenden behoben wird.
Die Filmauswahl
Der schiere Umfang des Gesamtwerkes würde wohl sogar ein „Drei Monate mit Luis Buñuel“ ermöglichen; die Filmauswahl fiel dieses Mal besonders schwer. Die drei Filme der Anti-Bourgeoisie-Trilogie bieten sich für die kommenden drei Abende an, doch ich habe mich für andere Klassiker entschieden, weil ich lieber drei unterschiedliche statt drei ähnliche Werke vorstellen möchte.
Der Start erfolgt mit dem realistisch gehaltenen Sozialdrama Die Vergessenen, bevor mit Der Würgeengel ein in Deutschland jahrelang unveröffentlichtes Werk an die Reihe kommt, das Buñuels typischen abstrakten Humor und seine Gesellschaftskritik wunderbar vereint. Den Abschluss der Reihe bildet sein vielleicht bekanntester Film Belle de Jour mit der bezaubernden Catherine Deneuve.