Drei Abende mit …

Philip Marlowe

Ich brauchte einen Drink, ich brauchte eine hohe Lebensversicherung, ich brauchte Urlaub, ich brauchte ein Häuschen auf dem Land. Was ich hatte, war ein Mantel, ein Hut und eine Pistole.

– Erzählerstimme Philip Marlowes in Mord, mein Liebling

Die Themenwahl

Die Figur des Privatdetektivs gehört zum Film Noir wie der Schlafzimmerblick zur Femme fatale. Doch zwischen den unzähligen Detektiven sticht ein Vertreter heraus, der den Archetyp seiner Berufsgruppe und Figurengattung darstellt: Philip Marlowe.

Erschaffen von Krimilegende Raymond Chandler, bevölkert Marlowe sieben hard boiled Romane, die der Autor zwischen 1939 und 1958 verfasste und die – teilweise mehrfach – binnen kurzer Zeit von den Hollywoodstudios verfilmt wurden. Doch warum avancierte ausgerechnet Philip Marlowe zur unwiderstehlichsten Heldenfigur seiner Zeit?

Das einzig Ungewöhnliche an Marlowe ist seine Gewöhnlichkeit. Chandler verweigert ihm die Fähigkeiten eines Superhelden – weder löst der Detektiv seine Fälle durch schiere Intelligenz, noch prügelt er jeden Gegner kurz und klein. Im Gegenteil: Marlowe besitzt ein Talent dafür, ahnungslos in Fälle hineinzustolpern, die regelmäßig eine Nummer zu groß für ihn sind, was für Chandlers Protagonisten immer wieder eine gehörige Tracht Prügel bedeutet.

Marlowes Coolness entsteht gerade in diesen vermeintlichen Tiefpunkten, denn der Detektiv verfügt über sardonischen Humor und eine grundanständige Sturheit, wegen der er sich stoisch einen Weg durch die Handlung bahnt. Stößt er dabei auf Hindernisse, räumt er diese selten aus dem Weg, sondern umkreist sie so lange, bis sich die dadurch entnervten Bösewichter zu einer Reaktion genötigt sehen und dadurch von allein in Zwickmühlen geraten, die Marlowe konsequent ausspielt.

Die nächsten drei Abende verbringe ich mit Philip Marlowe in Los Angeles und beobachte dabei insbesondere die Unterschiede zwischen seinen Darstellern – obwohl Humphrey Bogart das Image des zerknitterten Detektivs geprägt hat, gab es auch zahlreiche andere Schauspieler wie Robert Mitchum, Dick Powell oder Elliott Gould, denen eine sehenswerte Interpretation der Rolle gelang.

Die Filmauswahl

Diese Ausgabe von Drei Abende mit … startet  mit der ersten Marlowe-Verfilmung Mord, mein Liebling, die ein Paradebeispiel für die wunderbar verquasteten Plots von Raymond Chandler darstellt und in Dick Powell den vielleicht ungewöhnlichsten Marlowe-Darsteller besitzt.

Danach folgt die bekannteste Chandler-Adaption Tote schlafen fest mit dem ikonischen Humphrey Bogart. Zum Schluss schaue ich einen besonderen Film: Die Dame im See überzeugt nicht unbedingt als Film Noir, stellt aber ein interessantes Experiment dar – das Werk von Robert Montgomery wurde komplett aus der subjektiven Ich-Perspektive Marlowes gedreht.

PS: Schon im letzten Jahr habe ich eine Filmkritik zu einem Philip-Marlowe-Film geschrieben, die als Appetithappen dienen kann: Mit großem Genuss dekonstruierte der Autorenfilmer Robert Altman den Mythos des Privatdetektivs dreißig Jahre nach der Ära der Film Noirs in seinem New Hollywood-Krimi Der Tod kennt keine Wiederkehr.

(Edward Dmytryk, USA, 1944)

Filmszene aus Mord, mein Liebling

(Howard Hawks, USA, 1946)

Filmszene aus Tote schlafen fest

(Robert Montgomery, USA, 1947)

Filmszene aus Die Dame im See

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