Extrablatt

Ein Film von Billy Wilder

Genre: Komödie

 

 | Erscheinungsjahr: 1974

 | Jahrzehnt: 1970 - 1979

 | Produktionsland: USA

 

Billy Wilders drittletzter Film Extrablatt stellt die beste Arbeit aus seinem Spätwerk dar. Das komödiantische Kammerspiel mit dem großartigen Duo Jack Lemmon und Walter Matthau überzeugt durch die klassischen Tugenden des Genres.

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Filmkritik:

Der Stoff kommt ursprünglich aus dem Theater, basiert auf einem Stück der (sechsfach oscarnominierten) Autorenlegende Ben Hecht und wurde mehrfach verfilmt. Die bekannteste und beste Version stammt von Howard Hawks, der Sein Mädchen für besondere Fälle 1940 als Screwballcomedy anlegte. Billy Wilder konzentriert sich 34 Jahre später auf einen anderen Aspekt der Geschichte: Er machte aus der weiblichen Hauptfigur Hildy Johnson einen Mann und inszenierte keinen Kampf der Geschlechter, sondern eine beißende Satire auf die sensationsheischende Klatschpresse und korrupte Inhaber öffentlicher Ämter.

Während der ersten, etwas behäbigen Filmhälfte fällt vor allem der für Wilder-Verhältnisse ungewöhnliche Tonfall auf. Wo in früheren Werken Konflikte durch harmlose Wortspielereien und witzigen Slapstick lösten, gibt sich Extrablatt deutlich härter und lässt seine Protagonisten am laufenden Band fluchen. Das passt zwar zu Matthaus rüpelhafter Figur, zählt aber nicht unbedingt zu den Stärken des Films.

Die zweite Filmhälfte steigert das Tempo und protzt mit einer hohen Gagdichte sowie einem deutlich besseren Timing. Unzählige verbale Scharmützel und die tolle Chemie zwischen Lemmon und Matthau sorgen für gute Unterhaltung, bei der die vielen treffsicheren Hiebe auf die Klatschpresse nicht untergehen. Die Qualität von Wilders großem komödiantischen Meisterwerk Das Appartement erreicht Extrablatt zwar nicht, Fans des Regisseurs kommen dennoch voll auf ihre Kosten.

★★★★☆☆

1970 – 1979

Die durch die neuen Wellen der Sechziger Jahre eingeleiteten Veränderungen nahmen auch in den Siebzigern Einfluss. In den USA entstand das New Hollywood und in Europa u.a. der Neue Deutsche Film. Erstmals kumulierten hohe Studiobudgets und die Kreativität junger Regisseure. Gegen Ende der Siebziger sorgte eine neue Entwicklung für die Wende: Die ersten Blockbuster erschienen und etablierten das Konzept marketinginduzierter Kino-Franchises.

Komödie

Die Komödie zählt zu den Grundfesten des Kinos und funktioniert – wie auch der Horrorfilm – affektgebunden. Deshalb bringt uns der Slapstick aus den Stummfilmen von Charlie Chaplin genauso zum Lachen wie die rasenden Wortgefechte der Screwball-Komödien aus den Dreißiger Jahren, die spleenigen Charaktere von Woody Allen oder die wendungsreichen Geschichten von Billy Wilder.