Häxan
Ein Film von Benjamin Christensen
Genre: Fantasyfilm, Horrorfilm
| Erscheinungsjahr: 1922
| Jahrzehnt: 1920 - 1929
| Produktionsland: Schweden
| Gattung: Stummfilm
Das Konzept des 1922 erschienenen Stummfilm Häxan mag zunächst nicht sonderlich spektakulär klingen: Semidokumentarisch informiert das schwedische Werk von Benjamin Christensen über Aberglauben und historische Fakten zur Hexenverfolgung des Mittelalters. Dabei entpuppt sich Häxan jedoch als visueller Leckerbissen, der zu den expressivsten Stummfilmen zählt.
Filmkritik:
Die liebevoll gestalteten und durch eine perfekte Ausleuchtung in Szene gesetzten Sets beeindrucken ebenso wie die detailreichen Masken und Kostüme, wodurch es dem Film gelingt, eine burleske Version des Mittelalters glaubhaft wiederauferstehen zu lassen. Zudem überrascht Häxan mit einiger Drastik, die damals für Kontroversen sorgte und die Kirche zu Zensuraufrufen veranlasste: Nackte Hexen, bizarre Teufel sowie obskure Rituale hinterlassen auch heute noch einigen Eindruck und sorgen im Zusammenspiel mit der düsteren Bildgestaltung und der Andeutung von brutaler Gewalt für eine dichte Stimmung.
Leider ziehen die dokumentarischen Einschübe die Stimmung in Mitleidenschaft und verwässern das Filmerlebnis – je länger der Film läuft, desto deutlicher tritt die Überflüssigkeit der vielen erklärenden Texttafeln zutage. Vielleicht mussten die Produzenten diesen „pädagogischen“ Ansatz wählen, um das wilde Treiben unzensiert veröffentlichen zu können; zuträglich ist es der Atmosphäre jedoch nicht.
Bedingt durch das Konzept erzählt Christensens Stummfilm keine zusammenhängende Geschichte, sondern illustriert mit einigen losen Episoden lediglich die Erläuterungen. Als reinrassiger Spielfilm wäre Häxan ein atemberaubendes Werk geworden, doch mit dem informativen Ballast kann er sein Potenzial nicht ausschöpfen. Nichtsdestotrotz bietet Häxan aufgrund des visuellen Einfallsreichtums auch heute noch ein interessantes Filmerlebnis.
★★★☆☆☆
Stummfilm
Alles andere als staubig – noch immer lohnt es sich ungemein, Stummfilme zu schauen. Die einmalige Ästhetik der Ära hat einige der größten Filme der Kinogeschichte hervorgebracht. Durch die zunehmende Professionalisierung ab 1910 beeindrucken viele Stummfilme mit enormen Produktionsaufwand, immer ausgefeilteren Effekten und zunehmend komplexerer Erzählweise.
Horrorfilm
Das Horrorgenre gibt uns die Möglichkeit, Schreckensszenarien durchzuspielen und damit Stress aus unserem Unterbewusstsein abzuleiten. Der Horrorfilm bedroht immer die Normalität – sei es durch Geister, Monster oder Serienkiller. In der Regel bestrafen die Antagonisten die Verfehlungen von Sündern, inzwischen verarbeiten postmoderne Horrorfilme diese Motive jedoch auch ironisch und verbreitern damit die ursprünglichen Sujets des Genres.