Haie der Großstadt
Ein Film von Robert Rossen
Mag sein, dass der Plot von Haie der Großstadt sich lediglich um ein Billardduell dreht, doch die Bedeutung des Films – das, was ihn so gut macht – spiegelt nicht weniger als unsere ganze Gesellschaft wider.
Filmkritik:
Seine große Klasse beweist der Klassiker von Robert Rossen bereits nach der kurzen Einführung des von Paul Newman gespielten Protagonisten, wenn der Film auf handwerklich hohem Niveau direkt ein beinahe halbstündiges Billardmatch auffährt und eine hochgradig fiebrige Atmosphäre etabliert, die reichlich Fatalismus versprüht und paradoxerweise gleichzeitig den Nährboden für die ungeheure Coolness seiner Akteure bereitet.
Paul Newman schmeißt sich in diese Figur wie die in ihr Billiardspiel, verschreibt sich mit Haut und Haar diesem charismatischem Querkopf, der doch keine Ahnung vom Leben hat und im wunderbar nuancierten Jackie Gleason seinen Meister findet, während wir es mögen, George C. Scott nicht zu mögen, weil sein Antagonist so schön aalglatt und eiskalt ist.
In Haie der Großstadt wird der Billardtisch letztlich zum Schlachtfeld dreier Wertesysteme und deren Katalysator: Ruhm, Geld und Liebe verschreiben sich die Protagonisten und scheitern allesamt in unterschiedlichen Ausprägungen, weil sie keine Kompromisse kennen und ihrem Götzen alles andere unterordnen. Einzig der von Gleason gespielte Minnesota Fats ist mit sich selbst im Reinen, weil er für das Spielen spielt, nicht für das Gewinnen. So zeigt er sich als guter Gewinner, aber als noch besserer Verlierer, seine Größe spiegelt die Schwächen der anderen.
Demnach ist Haie der Großstadt letztlich ein Drama über das Verlieren, mit politischer Dimension freilich, denn hier entpuppt sich das amerikanische Ideal vom Streben nach dem Besten als Fallstrick für das eigentliche Glück des gemäßigten Durchschnitts; Robert Rossens Werk gerät zunehmend melancholisch und hinterlässt gerade in Verbindung mit dem von Martin Scorsese 20 Jahre später gedrehten zweiten Teil einigen Eindruck. Dass die beiden Hauptdarsteller fast alle ihrer Spielzüge selbst ausführten, ist ein nettes Bonmot.
★★★★☆☆
1960 – 1969
Die Sechziger Jahre zählen zu den revolutionärsten Jahrzehnten der Kinogeschichte. Mehrere Strömungen – die neuen Wellen – verschoben künstlerische Grenzen und modernisierten die Filmsprache. Viele Regisseure ließen die themen der vorherigen Generationen hinter sich und drehten freiere, gesellschaftskritischere Werke.
Drama
Der Dramabegriff dient als Auffangbecken für Filme, die sich keinem spezifischerem Genre zuordnen lassen. Dementsprechend viele Schattierungen ergeben sich: vom Sozial- über das Gesellschaftsdrama, das Melodram und die Tragikomödie. Die Gemeinsamkeiten dieser Subgenres liegen in realistischen, konfliktreichen Szenarien und einer Konzentration auf die Figuren.