TV-Tipps

September 2023

Nach dem herausragenden August geizt auch der September nicht mit sehenswerten Filmen, wobei sich insbesondere ARTE mal wieder hervortut.

Die Rubrik TV-Tipps versucht, die immense Menge an TV-Ausstrahlungen zu kuratieren. Nur wenige Filme pro Monat werden berücksichtigt. Voraussetzung dafür sind Werbefreiheit und eine vernünftige Sendezeit.

Taxi Driver

Martin Scorsese | 1976 | USA

Filmszene aus Taxi Driver

Taxi Driver entwirft die bedrückende Charakterstudie eines Außenseiters, der im Großstadtdschungel New Yorks verloren geht. Am von Robert De Niro meisterhaft gespielten Travis Bickle illustriert Martin Scorsese die Entfremdung des Individuums von seiner Umgebung; Bickle kann sich nicht länger verständlich machen und gleitet in eine eigene Welt ab, bis seine Gewaltfantasien in die Wirklichkeit durchbrechen. Die eindringlichen Bilder und der fantastische Jazz-Score von Bernard Herrmann verleihen Taxi Driver eine entrückte Stimmung und ziehen uns unwillkürlich in Bickles kaputte Welt. Scorsese setzt das schmuddelige New York der Siebziger Jahre eindrucksvoll in Szene.

Am Freitag, dem 01. September 2023, um 21:50 Uhr auf ARTE.

Die Brücke am Kwai

David Lean | 1957 | USA, Großbritannien

Filmszene aus Die Brücke am Kwai

Das Antikriegs-Epos Die Brücke am Kwai gewann sieben Oscars und setzt sich vornehmlich intellektuell mit dem Krieg auseinander. Anhand dreier gegensätzlicher Charaktere prüft der Klassiker von David Lean verschiedene Geisteshaltungen, doch weder Ehre, Ehrgeiz noch Zynismus helfen den jeweiligen Protagonisten, der Wahnsinn des Krieges lässt sich von keiner Weltanschauung bändigen. Leans Anklage gegen Militarismus und falsche Ideale überzeugt durch eine großartige Bildgestaltung, die den exotischen Schauplatz stimmungsvoll einfängt, und durch die ausgezeichneten Darsteller.

Am Freitag, dem 01. September 2023, um 22:25 Uhr auf 3SAT.

Der Fremde im Zug

Alfred Hitchcock | 1951 | USA

Filmszene aus Der Fremde im Zug

Der Fremde im Zug bringt die typischen Motive von Alfred Hitchcock auf den Punkt: Die Patricia Highsmith-Verfilmung verwickelt einen Unschuldigen in eine Mordgeschichte, baut dabei eine große Spannung auf und versetzt das Geschehen untergründig mit schwarzem Humor. Als Motor der Geschichte dient einer der markantesten Bösewichte in Hitchcocks Schaffen – ein Psychopath mit Mutterkomplex und Vaterhass. Hitchcock setzt dessen Missetaten in ansehnlichen Bildern und mit effektvollen inszenatorischen Tricks um.

Am Sonntag, dem 03. September 2023, um 20:15 Uhr auf ARTE.

American Beauty

Sam Mendes | 1999 | USA

Filmszene aus American Beauty

Sam Mendes schuf bereits mit seinem Debütfilm ein Meisterwerk: Die Tragikomödie American Beauty reißt die Fassade der amerikanischen Vorstadtidylle ein und unterzieht den American Dream einer kritischen Bestandsaufnahme. Obwohl der Film dafür zu beißender Ironie greift, bleibt er aufrichtig: Er nutzt zwar archetypische Figuren, gibt ihnen jedoch Herz und macht sich nie über sie lustig. Ihre verbalen Scharmützel dienen keinen billigen Gags, sondern kleiden pointierte Wahrheiten in ein tragikomisches Korsett. Dabei wird American Beauty von herausragenden Schauspielleistungen getragen – Kevin Spacey und Annette Bening waren selten besser.

Am Montag, dem 04. September 2023, um 20:15 Uhr auf ARTE.

Gosford Park

Robert Altman | 2001 | USA

Filmszene aus Gosford Park

2001 drehte Robert Altman einen geistigen Nachfolger von Jean Renoirs Die Spielregel: Gosford Park ist im Jahr 1932 angesiedelt und spielt ausschließlich auf einem britischen Landsitz, wo die High Society und ihr Dienstpersonal wie in einem Bienenstock zusammenkommen. Ein Mord bringt Dynamik in das Klassengefüge, doch trotz der Whodunit-Trope ist Gosford Park kein typischer Krimi; Altman nutzt den Mord lediglich als Vorwand für ein Porträt der zwei Dutzend Figuren und des Milieus. Dabei beweist der Regisseur erzählerische Eleganz und begeistert auch durch einen formalen Clou – der Bildausschnitt steht niemals still. Die bis in die Nebenrollen fantastische Besetzung macht großen Spaß, Altmans bisweilen spöttischer Humor und die pointierten Dialoge ebenfalls.

Am Dienstag, dem 19. September 2023, um 21:50 Uhr auf ONE.

Ex Machina

Alex Garland | 2014 | USA, Großbritannien

Filmszene aus Ex Machina

Ex Machina entwirft ein in naher Zukunft angesiedeltes Kammerspiel, das sowohl den Genie-Kult der Tech-Branche als auch die Möglichkeiten und Ängste zur Entwicklung von künstlicher Intelligenz verhandelt. Der Debütfilm von Alex Garland (Drehbuchautor von u. a. Sunshine und Alles, was wir geben mussten) erzeugt über seinen geheimnisvollen Handlungsort eine dichte Stimmung und baut durch das Gefälle zwischen den drei Hauptfiguren eine intensive Grundspannung auf. Leider tendiert Ex Machina im Finale Richtung Genrekino und entzieht sich so seinen ambivalenten Fragestellungen; dennoch überwiegt – auch aufgrund der schönen Bilder und guten Darsteller – ein positiver Eindruck.

Am Montag, dem 25. September 2023, um 22:10 Uhr auf ARTE.

Empfehlungen:

01.09.2023 – Taxi Driver – 21:50 Uhr auf ARTE

01.09.2023 – Die Brücke am Kwai – 22:25 Uhr auf 3SAT

03.09.2023 – Der Fremde im Zug – 20:15 Uhr auf ARTE

04.09.2023 – American Beauty – 20:15 Uhr auf ARTE

19.09.2023 – Gosford Park – 21:50 Uhr auf ONE

25.09.2023 – Ex Machina – 22:10 Uhr auf ARTE

Einen Blick wert:

08.09.2023 – Das finstere Tal – 22:25 Uhr auf 3SAT

17.09.2023 – Das verflixte 7. Jahr – 16:45 Uhr auf 3SAT

17.09.2023 – Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins – 20:15 Uhr auf ARTE

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