Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe

Ein Film von Dario Argento

Genre: Kriminalfilm

 | Strömung: Giallo

 | Erscheinungsjahr: 1970

 | Jahrzehnt: 1970 - 1979

 | Produktionsland: Italien

 

Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe stellt die erste Regiearbeit von Dario Argento dar und zählt zu den frühen Vertretern des Giallo, der hier noch in Form eines konventionellen Krimis daherkommt.

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Filmkritik:

Argento begann als Filmkritiker für eine Tageszeitung und schrieb später auch an einigen Drehbüchern mit; insbesondere dem Italowestern fühlte er sich verbunden und war auch am Skript von Sergio Leones Welterfolg Spiel mir das Lied vom Tod beteiligt.

Gefördert durch den erfahrenen Horrorfilmer Mario Bava, der selbst die Grundfesten des Giallo etabliert hatte, verantwortete Argento 1970 seinen ersten eigenen Film, für den er das Drehbuch schrieb und Regie führte – der erste Schritt einer Karriere, die dem Horrorgenre im Allgemeinen (Suspiria) und dem Giallo im Speziellen (Tenebre) einige Highlights hinzufügte.

Obwohl der Regisseur Gebrauch von typischen Stilmitteln der Strömung macht – die subjektive Perspektive des Killers; schwarze Handschuhe; ein Rasiermesser; ein finaler Twist der Geschichte – zählt Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe noch nicht zu den effektvollen und blutigen Slashern, wie sie später typisch für den Ruf des Giallo wurden.

Wie so oft bei Argento findet sich ein unschuldiger Ausländer im Zentrum einer Mördergeschichte wieder und macht sich auf die Spur eines Serienkillers, der es gemäß der Tradition des Genres auf junge Frauen abgesehen hat. Für den Anfang begnügte sich Argento damit, einen konventionellem Kriminalfilm, bei dem die Ermittlungsarbeit mehr Raum einnimmt als die Mordszenen, eine besondere Note zu verleihen.

Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe legt wenig Wert auf übermäßige Spannung oder ein hohes Tempo, sondern verschreibt sich ganz seinem Stil. Trotz einiger hübschen Kamerafahrten erweist sich Argentos Debüt vor allem als Film der Dissonanzen. Von Anfang an setzt die so unkonventionelle wie gelungene Musik von Maestro Ennio Morricone Akzente, das Drehbuch addiert eine ganzen Reihe seltsamer Nebenfiguren, die dem nicht unbedingt kohärenten Plot Schwung verleihen sollen. Besonders Mario Adorf als Katzen essender (!) Maler mit Bob Ross-Gedächtnisfrisur bleibt im Gedächtnis, die obskuren Gestalten entführen die Handlung jedoch auch aus dem Bereich der Ernsthaftigkeit.

Die Mischung aus klassischem Krimi und Argentos exzentrischer Handschrift erzeugt insgesamt noch den Eindruck einer unrunden Stilübung. Enttäuschend fällt auch das Finale aus: Weder erweist sich der Twist als effektvoll, noch bietet der Endkampf besonderes Raffinement. Als Einstieg in den Giallo oder das Schaffen von Dario Argento würde ich Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe nicht empfehlen und in beiden Fällen auf Tenebre verweisen; als Ergänzung zu besseren Werken sorgt das Debüt des Italieners immerhin für solide Genrekost.

★★★☆☆☆

1970 – 1979

Die durch die neuen Wellen der Sechziger Jahre eingeleiteten Veränderungen nahmen auch in den Siebzigern Einfluss. In den USA entstand das New Hollywood und in Europa u.a. der Neue Deutsche Film. Erstmals kumulierten hohe Studiobudgets und die Kreativität junger Regisseure. Gegen Ende der Siebziger sorgte eine neue Entwicklung für die Wende: Die ersten Blockbuster erschienen und etablierten das Konzept marketinginduzierter Kino-Franchises.

Giallo

Der Begriff Giallo bezeichnet italienische Genrefilme, die zwischen Krimi, Thriller und Horrorfilm changieren und in den Sechzigern und Siebzigern populär waren. Durch wiederkehrende Motive – am bekanntesten ist ein nie vollständig sichtbarer Mörder mit schwarzen Lederhandschuhen und Rasiermesser – formte sich ein eigener kleiner Kosmos, der sich von herkömmlichen Genrefilmen unterscheidet.