Achteinhalb

Ein Film von Federico Fellini

Genre: DramaKomödie

 

 | Erscheinungsjahr: 1963

 | Jahrzehnt: 1960 - 1969

 | Produktionsland: Italien

 

Achteinhalb Filme drehte Federico Fellini nach seiner Rechnung bis 1962, darunter das großartige Drama Die Schwindler sowie Werke wie La Strada oder Das süße Leben, die vom Publikum gefeiert und von Preisrichtern ausgezeichnet wurden. Was tut ein Regisseur, der nach nur zehn Jahren einen Höhepunkt erreicht hat und eine große öffentliche Erwartungshaltung bedienen muss, obwohl er den eigenen künstlerischen Anspruch erschöpfend abgehandelt hat?

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Filmkritik:

Lange fand der italienische Autorenfilmer keine Antwort auf diese Frage und schlitterte in eine Sinnkrise, doch schließlich gelang Fellini der befreiende Durchbruch: Der ideenlose Regisseur drehte einen Film über einen ideenlosen Regisseur, löste sich von einer konventionellen Erzählweise und schuf das stilprägendste Werk seiner Karriere.

Bereits in der richtungsweisenden Eröffnungsszene gerät Fellinis Alter Ego in eine erdrückende Panik, als er in einem Auto feststeckt, das sich langsam mit Gas füllt, während seltsam-surreale Gestalten in den anderen Fahrzeugen keine Notiz davon zu nehmen scheinen. Der von Marcello Mastroianni großartig verkörperte Regisseur kann sich befreien und fliegt davon, nur um geradewegs ins Meer zu stürzen und – aufzuwachen. Alles nur ein Traum?

Nicht unbedingt. In Achteinhalb mäandern Realität und Imagination fließend, ohne dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich Art und Ort des Geschehens zu versichern. Das erweist sich als unnötig, da Fellini kein Werk gedreht hat, das zwingend verstanden werden muss. Eine fortlaufende Handlung bleibt zugunsten ungebundener Episoden zurück, in denen Figuren und Motive lustvoll variiert werden.

Gleich mehrere Frauen nehmen Fellinis Alter Ego in Beschlag; der Katholizismus seiner Jugend, die schlecht laufende Vorproduktion seines nächsten Werkes und die eigene künstlerische Leere formen aus ihm einen einsamen Eigenbrötler.

Die überdurchschnittlich lange Spielzeit und die fehlende Dramaturgie sorgen nicht unbedingt für einen enormen Unterhaltungswert, die großartige Bildgestaltung und der heitere Reigen der Episoden erzeugen jedoch einige Abwechslung und in den besten Momenten des Films eine Sogwirkung, die sich aus der assoziativen Melange von Frauen, Neurosen und Meta-Ebenen ergibt.

Auch heute noch wirkt Achteinhalb dank Fellinis Handwerkskunst unfassbar modern. Wer einen Zugang zur so eigenwilligen wie einflussreichen Charade des italienischen Filmemachers findet, wird mit tollen Bildern und heiterem Charme belohnt. In jedem Fall bietet der Klassiker eine hochgradig interessante Filmerfahrung.

★★★★☆☆

1960 – 1969

Die Sechziger Jahre zählen zu den revolutionärsten Jahrzehnten der Kinogeschichte. Mehrere Strömungen – die neuen Wellen – verschoben künstlerische Grenzen und modernisierten die Filmsprache. Viele Regisseure ließen die themen der vorherigen Generationen hinter sich und drehten freiere, gesellschaftskritischere Werke.

Drama

Der Dramabegriff dient als Auffangbecken für Filme, die sich keinem spezifischerem Genre zuordnen lassen. Dementsprechend viele Schattierungen ergeben sich: vom Sozial- über das Gesellschaftsdrama, das Melodram und die Tragikomödie. Die Gemeinsamkeiten dieser Subgenres liegen in realistischen, konfliktreichen Szenarien und einer Konzentration auf die Figuren.