Caligula
Ein Film von Tinto Brass
Caligula zählt zu den großen Skandalfilmen seiner Zeit. Doch im Gegensatz zu ähnlich gelagerten Werken wie Die 120 Tage von Sodom, Der letzte Tango in Paris oder Das große Fressen, die ihre Kontroversität in den Dienst ihres Themas stellten, entpuppt sich Caligula als unterirdisches Machwerk. Deutlich spannender als der Film selbst erscheint jedoch seine bemerkenswerte Produktionsgeschichte.
Filmkritik:
Die ursprünglichen Planungen für Caligula sahen einen hochklassigen Historienfilm vor. Auch dank des beachtlichen Budgets von knapp 20 Millionen Dollar konnte der renommierte Autor Gore Vidal (Der Kandidat, Ben Hur) verpflichtet werden. Vor der Kamera versammelte sich eine imposante Besetzung aus fähigen Charakterdarstellern und Oscar-Gewinnern: Malcolm McDowell, John Gielgud, Peter O’Toole und Helen Mirren wirkten in dem als Epos geplanten Werk mit.
Obwohl der Film als extravagantes Sittengemälde angelegt war, dürften zwei andere Namen für Stirnrunzeln gesorgt haben. Als Produzent fungierte Bob Guccione, der Besitzer des Penthouse Magazine; die Regie übernahm Tinto Brass, der sich dafür mit dem Nazi-Sexploitationfilm Salon Kitty qualifiziert hatte.
Noch während der Dreharbeiten kam es zu Differenzen zwischen Produzent und Regisseur, weil Guccione weniger künstlerische Sperenzien und deutlich plakativere Sexszenen forderte. Auf das Personalklima wirkten sich die chaotischen Zustände ebenfalls aus: Dem Vernehmen nach gaben die Darsteller eine ernsthafte Partizipation regelrecht auf und flüchteten sich in Alkohol und Kokain. Schließlich feuerte Guccione seinen Regisseur, ordnete den Nachdreh pornografischer Szenen an und übernahm selbst den Schnitt des Films.
Das Ergebnis erweist sich als gleichermaßen faszinierend wie misslungen. Aufgrund der imposanten Sets und der expressiven Beleuchtung bleibt Caligula tatsächlich einige Minuten interessant, gerät im weiteren Verlauf jedoch immer deutlicher zur grotesken Kostümtravestie, die scheinbar willkürlich Mord und Folter, Sex und Sodomie aneinanderreiht, ohne auch nur im Ansatz Bedeutung transportieren zu wollen. Weder bleibt viel von Gore Vidals Handlung übrig, noch können wir den Protagonisten Empathie entgegenbringen oder ihr Handeln nachvollziehen. Über allem schwebt der allen Maßstäben enthobene Hauptdarsteller Malcolm McDowell, der ein fantastischer Schauspieler ist, hier jedoch absolut bizarr auftritt und grenzenlos übertreibt.
Welche der vielen Fassungen man schaut, ist letztlich egal – Caligula bleibt ein kurioser Fehlschlag, der so plakativ wie möglich mit Sex und Gewalt hantiert, dabei jedoch lediglich einen müden Abstumpfungseffekt bewirkt, an dem auch die (je nach Fassung) überlange Laufzeit von zweieinhalb Stunden ihren Anteil hat. Das hinderte die Juristenkommission der SPIO damals nicht daran, das Schundwerk als strafrechtlich bedenklich einzustufen und die Freigabe zu verweigern. Man kann den teuersten pornografischen Film aller Zeiten auch schlichtweg als „schamlosen Müll“ bezeichnen, wie Kritikerpabst Rogert Ebert es tat.
★☆☆☆☆☆
1970 – 1979
Die durch die neuen Wellen der Sechziger Jahre eingeleiteten Veränderungen nahmen auch in den Siebzigern Einfluss. In den USA entstand das New Hollywood und in Europa u.a. der Neue Deutsche Film. Erstmals kumulierten hohe Studiobudgets und die Kreativität junger Regisseure. Gegen Ende der Siebziger sorgte eine neue Entwicklung für die Wende: Die ersten Blockbuster erschienen und etablierten das Konzept marketinginduzierter Kino-Franchises.
Drama
Der Dramabegriff dient als Auffangbecken für Filme, die sich keinem spezifischerem Genre zuordnen lassen. Dementsprechend viele Schattierungen ergeben sich: vom Sozial- über das Gesellschaftsdrama, das Melodram und die Tragikomödie. Die Gemeinsamkeiten dieser Subgenres liegen in realistischen, konfliktreichen Szenarien und einer Konzentration auf die Figuren.