Hochhäuser im Film
Hochhäuser im Film
Unter Toms Top 7 erscheinen regelmäßig kurze, absichtlich subjektiv gehaltene Listen zu spezifischen Themen. Achtung: Spoiler.
Erwähnenswerte Filme
Hochhäuser tauchen ständig in Filmen auf. Werfen wir einen Blick auf die Hochbauten der Kinogeschichte:
Manche Filme nutzen Wolkenkratzer schon zu Beginn, um Großstadtflair zu erzeugen, nicht selten suggerieren die Riesen aus Beton und Glas dabei eine urbane Einsamkeit. So etwa im Vorspann von Michelangelo Antonionis Die Nacht mit Aufnahmen der gefühlskalten Mailänder City, oder in der ersten Szene von Sofia Coppolas Lost In Translation, in der die verlassene Scarlett Johansson weit über Tokio aus dem Fenster eines Hochhauses schaut.
Doch nicht nur am Anfang von Filmen spielen Hochhäuser eine wichtige Rolle, sondern auch am Ende – viele Werke verlegen den finalen Höhepunkt auf einen hohen Punkt: Fritz Langs Stummfilmklassiker Metropolis etwa, dessen Schluss Tim Burton zudem in Batman zitiert. Besonders prägnant endet King Kong, mit dem Riesenaffen an der Spitze des Empire State Building.
Eben jener Wolkenkratzer spielt die Hauptrolle in Andy Warhols Empire – nicht nur zu Beginn und am Ende, sondern die gesamte Spielzeit hindurch. Beschauliche 8 Stunden und 5 Minuten lang fängt Warhol das Gebäude von einem benachbarten Dach ein.
Wer sich einen höheren Unterhaltungswert wünscht, sollte dann doch lieber zu Actionfilmen greifen, die sich in Hochhäusern abspielen: Skyscraper etwa, oder besser noch das Martial-Arts-Spektakel The Raid oder den brachialen Dredd. In dieser Aufzählung darf der Katastrophenfilm Flammendes Inferno nicht fehlen, denn er verwandelt einen 138-stöckigen Wolkenkratzer in eine Todesfalle.
Manche Menschen führen ihr Ableben jedoch auch selbst herbei: Der drohende Sprung von einem Hochhaus spielt im Finale von Vanilla Sky und The Glass Wall eine Rolle; Henry Hathaways Vierzehn Stunden baut sogar einen ganzen Film um einen Mann auf, der kurz davor steht, aus dem 15. Stock einer New Yorker Hotels in den Tod zu springen.
Um überhaupt in solche Höhen zu gelangen, gibt es glücklicherweise Fahrstühle. Die Exemplare aus Fahrstuhl des Grauens und M. Night Shyamalans Devil sollte man jedoch lieber meiden. Und im tollen Klassiker Fahrstuhl zum Schafott ruiniert ein defekter Aufzug einen vermeintlich perfekten Plan und sperrt einen Mörder nach geglückter Tat ein, was eine verhängnisvolle Kettenreaktion auslöst.
Wer ganz oben angekommen ist, kann sich darauf im Allgemeinen etwas einbilden – in Unter dir die Stadt bilden die Frankfurter Bankentürme das aseptische Machtzentrum eines Finanzhais, der weit über den Dingen schwebt.
Platz 7
Mission: Impossible – Phantom Protokoll
Brad Bird | USA | 2011
Der vierte Ableger von Mission: Impossible siedelt sein zentrales Setpiece in Dubai an und schickt die Agententruppe auf eine Mission in das höchste Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa. Dort wagt sich der von Tom Cruise gespielte Ethan Hunt an eine waghalsige Kletterei an der Glasfassade des 800 Meter hohen Gebäudes – der Höhepunkt des Films.
Platz 6
Ausgerechnet Wolkenkratzer!
Fred C. Newmeyer, Sam Taylor | USA | 1923
Eine ausgedehnte Fassadenkletterei unternimmt auch Harold Lloyds Figur in Ausgerechnet Wolkenkratzer!. Die Szene, in der Lloyd in schwindelerregender Höhe an den Zeigern einer Uhr hängt, zählt zu den ikonografischen Motiven des amerikanischen Stummfilms. Als Komiker stand der Hauptdarsteller damals auf einer Stufe mit Chaplin und Keaton, in diesem Film blieb den Zuschauern das Lachen jedoch im Halse stecken, da die Szenen dank cleverer Kameraarbeit täuschend echt aussehen.
Platz 5
High-Rise
Ben Wheatley | Großbritannien | 2015
Die Adaption des dystopischen Romans von J. G. Ballard (dessen Skandalbuch Crash bereits 20 Jahre zuvor verfilmt worden war) spielt sich komplett in einem abgeschotteten Hochhaus ab, das seine 2.000 Bewohner mit allem Lebensnotwendigen versorgt. Die Verteilung der Wohnungen verdeutlicht die Parabelhaftigkeit der Geschichte: Ober-, Mittel- und Unterschicht leben in eigenen Stockwerken, was zunehmend für Irritationen sorgt und letztlich zur gewalttätigen Revolution führt.
Platz 4
Shivers – Der Parasitenmörder
David Cronenberg | Kanada | 1975
Auch das (im selben Jahr wie J. G. Ballards Roman High-Rise entstandene) Langfilmdebüt von David Cronenberg benutzt einen abgeschlossenen Hochhauskomplex als Handlungsort; auch hier bieten die unzähligen Etagen ihren betuchten Bewohnern alles an einem Ort – Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Schwimmbäder. Doch das ist nur so lange praktisch, bis sich die Bewohner nach und nach in sexhungrige Zombies verwandeln und das versprochene „besondere Wohnerlebnis“ eine neue Definition erhält.
Platz 3
Cloverfield
Matt Reeves | USA | 2008
New York ist die Wolkenkratzerstadt schlechthin und wird wohl auch deshalb so gerne in Schutt und Asche gelegt – etwa in Roland Emmerichs Godzilla-Remake, aber auch in der Mockumentary Cloverfield.
Dessen Exposition findet in einer Hochhauswohnung statt, bevor sich die Protagonisten durch verwüstete Straßen kämpfen, um sich für den Höhepunkt des Films erneut in einen Wolkenkratzer zu begeben. Die Rettung einer Figur aus dem brennenden, einsturzgefährdeten Gebäude ist durch die immersive Inszenierung ungemein packend.
Platz 2
Blade Runner
Ridley Scott | USA | 1982
Metropolis als Wolkenkratzerstadt der Superlative wurde bereits genannt – Fritz Langs Stummfilm prägte auch das Design der Sci-Fi-Metropole in Blade Runner deutlich. Futuristische Hochhäuser sind hier ständig im Bild, in besonderer Erinnerung bleibt jedoch ein altes Gebäude: Das Finale des Films spielt in einem abrissreifen Kaufhaus mit unzähligen Etagen, und endet auf dessen Dach. Der an einem Stahlträger über dem Abgrund hängende Harrison Ford zählt wohl zu den bekanntesten Motiven des Films.
Platz 1
Stirb Langsam
John McTiernan | USA | 1988
Ist es vorhersehbar, Stirb Langsam auf Platz 1 zu setzen? Natürlich – und doch führt kein Weg drum herum, denn John McTiernan hat 1988 den ultimativen Hochhausfilm gedreht.
Der Regisseur verwandelt das von Terroristen besetzte Nakatomi Plaza in einen gefährlichen Abenteuerspielplatz und schickt den Polizisten John McLane auf eine Odyssee durch das gesamte Gebäude: Er arbeitet sich durch edle Büros, Fahrstühle und Lüftungstunnel, im Bau befindliche Etagen und das Dach. Der Handlungsort trägt maßgeblich zum Storytelling und der Atmosphäre bei, weshalb Stirb Langsam die unangefochtene Nummer 1 in diesem Ranking ist.