Die Spur des Falken
Ein Film von John Huston
Genre: Kriminalfilm
| Strömung: Film Noir
| Erscheinungsjahr: 1941
| Jahrzehnt: 1940 - 1949
| Produktionsland: USA
Bereits mit seinem Debütfilm Die Spur des Falken gelang John Huston ein Meilenstein. Sein abgebrühter Krimi gab den Startschuss für den Film Noir, etablierte bis heute gültige Motive der Schwarzen Serie und verhalf Hauptdarsteller Humphrey Bogart zum endgültigen Durchbruch.
Filmkritik:
Dashiell Hammetts Sam Spade ist neben Raymond Chandlers Philipp Marlowe der bekannteste Privatdetektiv des Film Noir. In Die Spur des Falken ermittelt er nach einem Mord an seinem Partner auf eigene Rechnung und stößt auf undurchsichtige Kabale: Mehrere zwielichtige Gestalten befinden sich auf der Jagd nach dem Malteser Falken, einer unermesslich wertvollen Statuette. Um den Mörder zu finden, stürzt sich Spade mitten ins Getümmel.
Der Plot stammt aus der Feder von Dashiell Hammett, dessen Roman bereits zum dritten Mal adaptiert wurde; doch erst das Drehbuch von John Huston übernahm den charakteristischen Stil von Hammetts hard boiled novel vorlagengetreu. Die beiden ersten – im Tonfall deutlich leichteren – Verfilmungen sind heute zu Recht vergessen.
Hammett zählt zu den Urvätern des Film Noir. Zwischen 1929 und 1934 schrieb er mehrere Kriminalromane mit einem markanten Tonfall, der sich durch einen abgebrühten Pessimismus auszeichnete. Nicht nur Der Malteser Falke fand Anklang in Hollywood, Hammett lieferte auch die Vorlagen für den exzellenten Film Noir Der gläserne Schlüssel und die mondäne Krimikomödie Der dünne Mann.
Der Beginn der Schwarzen Serie lässt sich auf das Jahr 1940 und den Thriller Stranger on the Third Floor datieren, die Rezeption des aus damaliger Sicht „künstlichen“ Stils blieb allerdings zwiegespalten. Erst die Veröffentlichung von Die Spur des Falken im Jahr 1941 etablierte den Film Noir in Hollywood. Der abgebrühte Tonfall und der zwischen Held und Antiheld angesiedelte Privatdetektiv sollten das Kino auf Jahrzehnte bevölkern und in die Popkultur eingehen.
Der Erfolg von Hustons Debüt ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass es zwar ungewöhnlich, aber nicht radikal anders ausfiel. Abgesehen von seinem ruppigen Tonfall bedient Die Spur des Falken die Konventionen Hollywoods. Der günstig produzierte Film wurde komplett im Studio gedreht und mutet durch die vielen Innenräume wie eine Theaterverfilmung an, in der die Darsteller im Mittelpunkt stehen. Die visuelle Gestaltung ist noch weit entfernt von den ausdrucksstarken Schattenwelten späterer Noirs.
Im direkten Vergleich mit seinen Nachfolgern erweckt Die Spur des Falken einen eher altmodischen Eindruck, allerdings im besten Sinne. Hustons Regie ist stilsicher, das exzellente Drehbuch besitzt knackige Dialoge und markante Figuren, die Besetzung ist durch die Bank weg großartig und die Darsteller nutzen den ihnen gegebenen Raum hervorragend aus.
Das gilt insbesondere für Humphrey Bogart, der den Film dominiert und endgültig zum Star aufstieg. 42 Auftritte in Nebenrollen hatte es gedauert, ehe Bogart seine Chance nutzte, weil der (wie so oft vor ihm) angefragte George Raft nicht unter dem Neuling Huston arbeiten wollte. Es sollte eine Paraderolle werden: Bogart beherrscht die Szenerie vollständig. Seine Aura eines verlebten Mannes und sein undurchschaubares Auftreten sollten Filmgeschichte schreiben. In den Folgejahren spielte er ähnliche Rollen in Meisterwerken wie Casablanca und Ein einsamer Ort.
Neben Bogart brilliert das gesamte Ensemble – so typenhaft, dass eine andere Besetzung schwer vorstellbar ist. Sydney Greenstreet begeistert als jovial-gewissenloser Gangster, Peter Lorre gibt eine typische Darbietung zwischen Wehleidigkeit und Arglist, und die zunächst unpassend wirkende Mary Astor erweist sich als Glücksgriff, weil ihr leicht affektiertes Spiel keinen Rückschluss darauf zulässt, ob ihre Figur eine Damsel in Distress oder eine Femme fatale ist.
Daran hat auch der verworrene Plot seinen Anteil. Selbst nach dem Abspann lässt sich nicht ohne Weiteres herleiten, wer zu welcher Zeit gegen wen intrigiert hat. Aufgrund der unklaren Gemengelage kommt Die Spur des Falken ohne typische Spannungsszenen aus, die Macht der Worte schlägt hier die Macht der Waffen, sodass die Konflikte vornehmlich über Dialoge ausgetragen werden. Die daraus resultierende Unaufgeregtheit verleiht Hustons Werk eine gediegene Coolness.
★★★★★☆
1940 – 1949
Das Kino der Vierziger Jahre spielte sich im Schatten des Zweiten Weltkrieges ab, weshalb die Werke der Ära zu den düstersten der Filmgeschichte zählen. Finstere Bilder und ein ernster Tonfall dominierten die Lichtspielhäuser: mit dem fatalistischen Film Noir in den Vereinigten Staaten und den pessimistischen Dramen des Italienischen Neorealismus in Europa.
Film Noir
Rund zwanzig Jahre lang bereicherte Hollywood die Kinos mit düster gestalteten Kriminalfilmen. Deren heruntergekommene Detektive und abgebrühte Femme fatales gingen ebenso in die Popkultur ein wie ihr pessimistischer Tonfall. Damit zählt die Schwarze Serie auch abseits seiner zahllosen Klassiker zu den einflussreichsten Strömungen der Filmgeschichte.