TOMS TOP 0

Femme Fatales im Film Noir

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Femme Fatales im Film Noir

Verhängnisvolle Frauen sind so alt wie die Bibel. Auch im Kino besitzen sie eine lange Tradition, die sich von Marlene Dietrichs Lola in Der blaue Engel über Sharon Stones Catherine Tramell in Basic Instinct bis hin zu Eva Greens Ava Lord in Sin City 2: A Dame to Kill For erstreckt.

Eine besondere Rolle nimmt die Femme fatale im Film Noir ein – die moralische Ambivalenz der Strömung, ihr Fatalismus und die undurchsichtigen Motive der Figuren bilden den idealen Nährboden für Frauen, deren Ehrgeiz über Leichen führt. Diese Ausgabe von Toms Top 7 huldigt dieser Hochzeit der Femme fatales und den Schauspielerinnen, die uns immer noch bezirzen.

Unter Toms Top 7 erscheinen regelmäßig kurze, absichtlich subjektiv gehaltene Listen zu spezifischen Themen. Achtung: Spoiler.

Erwähnenswerte Filme

Schon der erste große Film Noir – John Hustons Die Spur des Falken – verfügte über eine Femme fatale: Mary Astor spielt sie wunderbar distinguiert und verbirgt die dunklen Absichten ihrer Figur hinter einer vornehmen Fassade.

Auch Der schwarze Spiegel spielt mit dem äußeren Anschein – hier spielt Olivia de Havilland in einer Doppelrolle zwei eineiige Schwestern. Nach einem Mord geraten beide unter Verdacht, doch welche ist die Femme fatale?

Viele weitere Figuren und Darstellerinnen sind erwähnenswert: Claire Trevor in Mord, mein Liebling, Lana Turner in Im Netz der Leidenschaften, Yvonne De Carlo in Gewagtes Alibi oder Rita Hayworth in Die Lady von Shanghai.

In der folgenden Liste nicht berücksichtigt werden Rollen des Good Bad Girl – bei diesem Figurentyp evoziert eine Frau den Anschein einer Femme fatale, stellt sich dann aber als moralisch integer heraus. Ein Beispiel dafür geben die Protagonistinnen aus Laura und Gilda.

Angesichts so vieler umwerfender Frauen kommen wir nun am besten zum Ranking – hier sind Toms Top 7 der Femme fatales im Film Noir:

Platz 7: Jane Palmer

(Lizabeth Scott in Too Late for Tears)

Filmszene aus Too Late For Tears

Jane Palmer ist eine ganz normale Frau, bis eines Tages ein Koffer voller Gangstergeld in ihrem Wagen landet. Während ihr ängstlicher Gatte das Geld schnellstmöglich loswerden will, ergreift die Gier Besitz von Jane – für den Rest des Films wird sie sich ganz dem Mammon verschreiben; eine Entscheidung, die ihr nach und nach alles nimmt – aus der liebenden Ehefrau wird eine gehetzte Mörderin.

Platz 6: Veda Pierce

(Ann Blyth in Solange ein Herz schlägt)

Ann Blyth als Veda Pierce in Solange ein Herz schlägt

Veda Pierce ist wohl die unscheinbarste Femme fatale dieser Liste – und sichert sich gerade deshalb einen Platz. Die 16-jährige Tochter der Protagonistin aus Solange ein Herz schlägt verachtet ihre Mutter für deren niedrige soziale Stellung und giert nach einem Leben in Luxus. Selbst als ihre Mutter es durch harte Arbeit zu einem ordentlichen Vermögen bringt, bleibt Vedas blinder Materialismus unbefriedigt. Das verwöhnte Gör macht keine Kompromisse …

Platz 5: Kitty Collins

(Ava Gardner in Rächer der Unterwelt)

Rächer der Unterwelt lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass es sich bei Kitty Collins um eine Femme fatale handelt. Wie durchtrieben die Schönheit mit der samtweichen Stimme wirklich ist, überrascht uns dennoch – Schicht um Schicht trägt die in Rückblenden vorgetragene Geschichte Kittys Intrigen ab, bis nur noch Verdorbenheit und Verzweiflung übrig bleiben.

Platz 4: Annie Laurie Starr

(Peggy Cummins in Gefährliche Leidenschaft)

Dass mit Annie Laurie Starr etwas nicht stimmt, deutet schon der Originaltitel des Films, Gun Crazy, an. In dieser frühen Bonnie & Clyde-Geschichte stiftet sie ihren Geliebten zu diversen Überfällen an und nutzt dafür offensiv ihren Sex-Appeal. Spannend ist, wie sich Annies Leidenschaft für Verbrechen verselbstständigt und in zunehmend sinnlosere Gewaltakte umschlägt. Der Fatalismus des Film Noir erhält hier eine psychologische Komponente und macht die Femme fatale unberechenbar.

Platz 3: Vera

(Ann Savage in Detour – Umleitung)

Ann Savage als Vera in Detour - Umleitung

Die meisten Femme fatales verstecken ihre finsteren Absichten hinter Schönheit und Intrigen – die eiskalte Vera tut das Gegenteil. In Detour nutzt sie die missliche Lage des Protagonisten aus, um ihn geradeheraus zu erpressen. Bauernschlau und abgebrüht setzt sie alles daran, aus dem Leid anderer einen Vorteil zu ziehen, und wird dabei von Ann Savage wunderbar rotzig gespielt.

Platz 2: Phyllis Dietrichson

(Barbara Stanwyck in Frau ohne Gewissen)

Für die Rolle der Phyllis Dietrichson konnte Barbara Stanwyck auf eine jahrelange Erfahrung im Spiel von moralisch ambivalenten Frauen zurückgreifen. In Frau ohne Gewissen findet sie eine perfekte Balance aus sexueller Verfügbarkeit und kühler Distanz. Phyllis macht von Anfang an klar, dass es eines besonderen Liebesbeweises bedarf, um sie zu erobern – ein Mord ist der Anlass, doch eigentlich opfert ihr der Versicherungsvertreter Neff seine Seele.

Platz 1: Kathie Moffat

(Jane Greer in Goldenes Gift)

Jane Greer als Kathie Moffat in Goldenes Gift

Kathie Moffat ist die ultimative Femme fatale. Obwohl zwei starke Männer im Zentrum von Goldenes Gift stehen, dreht sich der Film im Grunde ausschließlich um Kathie, deren Intrigen jeden Rahmen sprengen. Um reich zu werden, spielt sie die Männer geschickt gegeneinander aus und besitzt auch noch die Chuzpe, sie nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach zu betrügen. Kathie ist die Nummer Eins unter den Femme fatales, weil sie sich bis zum Finale keine Blöße gibt und ihr Ende erhobenen Hauptes trägt.

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