Frau im Mond

Ein Film von Fritz Lang

 

 | Erscheinungsjahr: 1929

 | Jahrzehnt: 1920 - 1929

 | Produktionsland: Deutschland

 | Gattung: Stummfilm

Mit Frau im Mond drehte Fritz Lang den letzten großen deutschen Stummfilm. Sein Science-Fiction-Epos bemühte sich in einem völlig neuen Ausmaß darum, den aktuellen Stand der Wissenschaft zu berücksichtigen. Die detaillierte Darstellung einer Reise zum Mond lieferte die Blaupause für moderne Science-Fiction-Filme wie 2001 oder Ad Astra.

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Filmkritik:

Langs Film kombiniert diverse Genres zu einer kunterbunten Mischung und erinnert darin an die Hollywood-Blockbuster ab den Siebziger Jahren: Frau im Mond beginnt als Kriminalfilm über Wirtschaftsspionage, bettet darin eine Liebesgeschichte und einigen Humor ein, widmet sich anschließend ausführlich der Mond-Mission und überführt das Sci-Fi-Sujet schließlich in einen Abenteuerfilm, wenn die Expedition auf dem Erdtrabanten eintrifft.

Damit drehte Fritz Lang 27 Jahre nach Die Reise zum Mond den ersten erwachsenen Science-Fiction-Film. Die Inspiration dafür lieferte der Raketenexperte und „Vater der Weltraumfahrt“ Hermann Oberth mit seiner bahnbrechenden Arbeit Die Rakete zu den Planetenräumen, aus der Langs Ehefrau Thea von Harbou einen Roman und das Drehbuch ableitete.

Oberth, der später mit Wernher von Braun im Raketenprogramm der Nationalsozialisten arbeitete, wurde zusammen mit weiteren Experten als Berater für die Dreharbeiten engagiert. Dank ihnen bildete Frau im Mond den Stand der Wissenschaft 40 Jahre vor der ersten Mondlandung in bemerkenswert detaillierter Weise ab.

Zu den Innovationen gehört, dass Langs Film die Reiseplanung in einer animierten Grafik präsentiert und die Rakete mehrstufige Triebwerke nutzt. Der immense Antriebsdruck beim Start wird für eine Spannungsszene genutzt, in der die Crew gegen die Ohnmacht kämpft. Auch die Schwerelosigkeit wird thematisiert und sorgt für humorvolle Momente.

Allerdings inspirierte Frau im Mond auch die reale Wissenschaft, denn ein besonders relevanter Einfall stammt von Fritz Lang selbst: Um den Raketenstart dramatischer zu gestalten, erfand der Regisseur den Countdown – das Herunterzählen prägt bis heute die Starts in den Weltraum.

Obwohl Lang die UFA mit der Mammutproduktion von Metropolis beinahe in die Insolvenz getrieben hatte, konnte er drei Jahre später erneut auf die Produktionsgesellschaft bauen. Trotz kleineren Budgets überzeugt Frau im Mond besonders mit seinen Schauwerten. Insbesondere der Start der Mondrakete beweist Langs Können und schneidet Massenszenen, großdimensionierten Bauten und Miniaturen clever zusammen.

Auch die „Mondaufnahmen“ überzeugen mit schönen gemalten Hintergründen und einer stimmungsvollen Felslandschaft, für die 40 Güterwaggons Ostseesand ins Studio gekippt wurden. Dass – wie damals vermutet – auf der Rückseite des Mondes Sauerstoff und Erdschwerkraft vorhanden sind, tut dem Vergnügen keinen Abbruch, sondern trägt zum Charme des Films bei.

Im Gegensatz zur wissenschaftlichen Aufbereitung bleibt die inhaltliche Anlage von Frau im Mond erstaunlich rudimentär. Einmal mehr zeichnet sich von Harbous Skript durch oberflächliche Figuren und funktionale Konflikte aus. Die Entwicklung der Protagonisten verläuft inkohärent, ihr Handeln mutet sprunghaft an.

Insbesondere das Geschehen auf dem Mond ist simpel gestrickt und von einer groschenromanartigen Naivität durchdrungen, die in Kontrast zur seriösen Inszenierung Langs steht. Dem mäßigen Drehbuch zum Trotz bietet Frau im Mond immer noch gute Unterhaltung – Langs Film besticht durch eine durchdachte Inszenierung, ein vergleichsweise hohes Tempo und sehenswerte Bilder.

★★★★☆☆

Fritz Lang

Fritz Lang prägte die Kinogeschichte wie kein zweiter deutscher Regisseur. Mit aufwendigen Stummfilmen wie Metropolis setzte er technische Maßstäbe, mit M – Eine Stadt sucht einen Mörder drehte er den modernsten Tonfilm seiner Zeit. Um dem Nationalsozialismus zu entgehen, emigrierte Lang nach Hollywood und verwirklichte dort den Beschränkungen des Studiosystems zum Trotz weitere bedeutende Klassiker.

Stummfilm

Alles andere als staubig – noch immer lohnt es sich ungemein, Stummfilme zu schauen. Die einmalige Ästhetik der Ära hat einige der größten Filme der Kinogeschichte hervorgebracht. Durch die zunehmende Professionalisierung ab 1910 beeindrucken viele Stummfilme mit enormen Produktionsaufwand, immer ausgefeilteren Effekten und zunehmend komplexerer Erzählweise.