TOMS TOP 0

Die U-Bahn im Film

TOMS TOP 0

Die U-Bahn im Film

Unter Toms Top 7 erscheinen regelmäßig kurze, absichtlich subjektiv gehaltene Listen zu spezifischen Themen. Achtung: Spoiler.

Erwähnenswerte Filme

Starten wir mit Filmen, die in im Bau befindlichen Stationen und Tunneln gefilmt wurden: George Lucas drehte seinen Science-Fiction-Klassiker THX 1138 in leeren Betonhallen einer neuen Linie in Los Angeles; auch der erste Teil der Resident Evil-Reihe entstand in einer halb fertigen Berliner U-Bahn-Station.

Die unterirdischen Anlagen bilden eine eigene Welt, die manch einem als Zuhause dient: Lex Luthor im ersten Superman-Film und der Held von V wie Vendetta verstecken ihre Operationsbasis in U-Bahn-Tunneln. Erwähnenswert ist auch Subway: Luc Bessons Vertreter des Cinéma du look erzählt von einer Gesellschaft von Aussteigern, die ihr Leben in den Gängen der Pariser Metro verbringen.

Durch die Anonymität der Massen und die oft rein funktionelle Architektur stehen U-Bahnen im Film oft für Einsamkeit und Isolation. Das erleben wir in Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, im tollen Psychothriller Perfect Blue und dessen lauer Hommage Black Swan. Zuvor siedelte Aronofsky schon in seinem Debütfilm Pi eine Albtraumsequenz in einer unterirdischen Haltestelle an.

Da die U-Bahn für jedermann verfügbar ist, führt sie unterschiedliche Milieus zusammen. In einer starken Szene von Walter Hills Die Warriors trifft das ramponierte Pärchen einer Straßengang auf gleichaltrige Jugendliche, die fein herausgeputzt vom Abschlussball kommen – eine wortlose Minute lang lässt der Film die unterschiedlichen Lebenswelten für sich sprechen.

In Nur Samstag Nacht sinniert auch John Travoltas Protagonist auf einsamen Bahnfahrten über soziale Differenzen – er pendelt zwischen der Manhattaner Wohnung seiner bürgerlichen Freundin und den eigenen einfachen Verhältnissen in Brooklyn.

Eine besonders rabiate Funktion erfüllt die U-Bahn in der Groteske Anderland, dessen Hauptfigur einer perfekten, aber leblosen Welt entfliehen möchte. Der Sprung vor den Zug hilft ihm allerdings nicht, da er nicht (mehr) sterben kann. Folgerichtig gerät er nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach unter die Räder, um dann enttäuscht abzuziehen.

Abseits derartiger Extremfälle kommt es in U-Bahnen oft zu Belästigungen: Zu sehen in Woody Allens Bananas (wo ihn ein blutjunger Sylvester Stallone mobbt), in King Of New York und in Im Auftrag des Teufels. Die Täter erleben jedoch bisweilen eine böse Überraschung, wenn die Opfer sich wehren: In Ein Mann sieht rot, Die Fremde in dir und in Joker.

Doch in dem Gedränge der U-Bahn geschehen manche Verbrechen auch unbemerkt: Samuel Fullers Film Noir Polizei greift ein zeigt kunstvoll inszenierte Taschendiebstähle und inspirierte damit Robert Bresson, der diese in Pickpocket noch mitreißender in Szene setzt.

Wo Verbrecher arbeiten, sind Polizisten nicht weit. Daher spielen sich in der Filmgeschichte diverse Beschattungen in U-Bahnen ab: In Der eiskalte Engel, dem Giallo Vier Fliegen auf grauem Samt und auch im Polizeifilmklassiker French Connection.

Letzterer fährt auch noch eine legendäre Verfolgung zwischen Polizeiauto und U-Bahn auf, was uns zum nächsten Thema bringt – den vielen spannenden Verfolgungsjagden durch die Stationen und Züge. Da stechen vor allem Michael Manns Collateral, der 23. Bond-Film Skyfall, Der Einsatz und zwei Werke von Brian de Palma heraus: Ein langsam aufgebauter Mord in Dressed To Kill und eine unmögliche Flucht durch die Wagen in Carlito’s Way.

Beenden wir die Aufzählung mit komödiantischen Filmen: Crocodile Dundee besitzt eine amüsante Schlussszene, in der eine Menschenmenge auf einem U-Bahn-Steig den Liebesschwur der weit voneinander entfernten Protagonisten weitergibt.

Eines der berühmtesten Bilder Hollywoods verdanken wir einer U-Bahn: Der Luftzug eines durch den Tunnel rauschenden Zuges entlädt sich durch einen Lüftungsschacht, der das weiße Kleid von Marilyn Monroe anhebt und ihr im hochsommerlichen Das verflixte 7. Jahr eine willkommene Abkühlung beschert.

Platz 7

Jacob’s Ladder

Adrian Lyne | USA | 1990

Filmszene aus Jacob’s Ladder

Jacob’s Ladder handelt von einem Vietnam-Rückkehrer, dessen Leben wegen eines Traumas auf den Kopf gestellt wird – seine Welt gerät zunehmend paranoider und albtraumhafter.

Ein schönes Beispiel für den Einzug des Irrealen in die Realität liefert eine Sequenz in einer U-Bahn, wo Robbins‘ Figur desorientiert aufwacht. Erst ignoriert eine gruselige Frau seine Fragen, dann findet er sich in einer verschlossenen Haltestelle wieder und begibt sich deshalb auf die Gleise, wo er beinahe von einem Zug überfahren wird, in dem gesichtslose Wesen aus den Fenstern starren. Creepy!

Platz 6

Kontroll

Nimród Antal | Ungarn | 2003

Filmszene aus Kontroll

Kontroll spielt ausschließlich unter Tage, in den Gängen und Stationen der Budapester U-Bahn. Das unkonventionelle Regiedebüt von Nimród Antal mixt Thriller und Slapstickkomödie, wobei diverse Erzählstränge episodenhaft vorangetrieben werden: Ein Serienkiller schubst wahllos Menschen auf die Gleise; ein Super-Schwarzfahrer trickst regelmäßig die Kontrolleure aus; die unfähige Geschäftsleitung versucht, alles zu vertuschen und die schusseligen Kontrolleure arbeiten daran, im täglichen Chaos nicht den Verstand zu verlieren.

Platz 5

Cloverfield

Matt Reeves | USA | 2008

Filmszene aus Cloverfield

Auch die Protagonisten des Found-Footage-Films Cloverfield verschlägt es in den Untergrund. Auf der Flucht vor einem hochhaushohen Alien, das New York in Schutt und Asche legt, flüchten sie in eine vermeintlich sichere U-Bahn-Station. Dort ereignet sich der beste Schockmoment des Films: Nur der Restlichtverstärker der Videokamera hilft durch die stockdunklen Gänge, entblößt jedoch auch spinnenartige Alien-Monster. Die Isolation der verlassenen Bahnstation verleiht der Sequenz eine größere Wirkung.

Platz 4

Possession

Andrzej Zulawski | Frankreich | 1981

Filmszene aus Possession

Andrzej Zulawskis fantastischer Horrorfilm Possession spielt im geteilten Berlin und macht regen Gebrauch von der Architektur und der Stimmung der Stadt – die U-Bahnen dürfen dabei nicht fehlen. Selbst unter den vielen memorablen Momenten des surrealen Beziehungsdramas sticht eine Szene heraus: Eingeleitet durch einen hysterischen Anfall, erleidet die Protagonistin eine metaphysische Fehlgeburt in den Gängen der U-Bahn-Station Platz der Luftbrücke. Die Absurdität der Szene und das außerweltliche Schauspiel von Isabelle Adjani brennen sich ins Gedächtnis.

Platz 3

Matrix

Lana & Lily Wachowski | USA | 1999

Filmszene aus Matrix

Auch in den Matrix-Filmen steht die U-Bahn hoch im Kurs. Im zweiten Teil fahren Programme, die gelöscht werden sollen, mit einer besonderen Linie aus der Matrix heraus. Für Neo droht diese letzte Haltestelle sogar zum Gefängnis zu werden, dem er nicht einmal mit seinen Superkräften entfliehen kann.

Die wichtigste Szene mit U-Bahn-Bezug spielt sich jedoch im ersten Teil ab. Trotz diverser Warnungen, dass ein Kampf mit einem Agenten der Computerwelt den sicheren Tod bedeutet, stellt sich Neo im Finale von Matrix Agent Smith – in einer U-Bahn-Station. Ein großer Moment für den Film, eine der besten Faustkämpfe der Reihe und ein Schlusspunkt, gesetzt durch einen einfahrenden Zug.

Platz 2

Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123

Joseph Sargent | USA | 1974

Filmszene aus Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123

Der Klassiker Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 schildert die Geiselnahme in einer New Yorker U-Bahn und setzt den hartgesottenen Gangstern Walter Matthau als Chef der Bahnpolizei entgegen. Der im besten Sinne altmodische Thriller von Joseph Sargent spielt beinahe komplett unter Tage, bleibt von Anfang bis Ende spannend und zählt daher zu den besten Filmen zum Thema U-Bahn.

Platz 1

Incident … und sie kannten kein Erbarmen

Larry Peerce | USA | 1967

Filmszene aus Incident ... und sie kannten kein Erbarmen

In der ersten Filmhälfte stellt Incident ein Dutzend Figuren und ihre kleinen Probleme vor, nach der langen Exposition steigen sie alle in denselben U-Bahn-Waggon. Die alltägliche Situation verwandelt sich in einen Horrortrip, als zwei junge Männer zusteigen und damit beginnen, die Anwesenden zu terrorisieren.

Das Geschehen läuft fortan in Echtzeit ab und die U-Bahn mutiert zum Gefängnis. Gekonnt spielt der rohe, günstig produzierte Thriller mit dem öffentlichen Raum und der Psychologie der Figuren; auch dank der starken Schauspieler entwickelt sich Incident zu einem hochgradig unangenehmen Filmerlebnis.

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