Die 25 besten
Stummfilme
der Kinogeschichte
Der Anbeginn einer neuen Kunst: Rund 30 Jahre lang formten Stummfilme die frühe Kinogeschichte, bis der Einzug des Tonfilms für einen Umsturz sorgte. Dennoch lohnt es sich noch heute ungemein, Stummfilme zu schauen.
Die Werke der Ära bieten die Möglichkeit, ein ursprüngliches Kino zu erleben, zudem dokumentieren sie unbewusst den Alltag von vor 100 Jahren und beeindrucken mit erzählerischem Einfallsreichtum und visueller Pracht. Die Magie von Figuren wie Charlie Chaplins Tramp oder dem Ur-Vampir Nosferatu ist zeitlos.
Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.
Honorable Mentions
Da es natürlich weit mehr als 25 tolle Stummfilme gibt, nachfolgend wie immer einige lobende Erwähnungen:
Mit dem Erscheinen von Der Jazzsänger im Jahr 1927 brach zwar die Ära des Tonfilms an, dennoch erschienen auch Jahrzehnte später noch Stummfilme. Da sich an dieser Stelle alles um die klassische Stummfilmära dreht, fanden moderne Vertreter wie La Antena, Juha oder The Artist keine Berücksichtigung.
Deutlich schwieriger war die Entscheidung, wie mit Hybridfilmen während der Übergangsphase zwischen Stumm- und Tonfilm umzugehen ist. Das wurde auf Einzelfallbasis gehandhabt – zuungunsten von Carl Theodor Dreyers Meilenstein Vampyr, der zwar die Ästhetik des Stummfilms bedient, aber eben auch schon gesprochene Dialoge enthält.
Abseits der formalen und zeitlichen Qualifikation blieben unzählige Kandidaten für wenige Plätze, sodass sehenswerte Stummfilme außen vor blieben. Nicht auf die Liste geschafft haben es zwei unumstößliche Kanonfilme: Fritz Langs Metropolis und Carl Theodor Dreyers Die Passion der Jungfrau von Orléans. Auch für Alfred Hitchcocks Der Mieter und Abel Gances Epos Napoleon blieb kein Platz.
Was wäre der Stummfilm ohne seine ikonischen Komödien, die allein eine Liste füllen könnten? Leider blieb kein Platz für René Clairs herrlich konfusen Screwball-Vorläufer Der Florentiner Hut, die Buster Keaton-Meilensteine Sherlock Jr. und Die verflixte Gastfreundschaft oder Ernst Lubitschs Die Puppe.
Auch zwei deutsche Subgenres aus der Zeit der Weimarer Republik mussten Federn lassen: Der Bergfilm Der heilige Berg sowie die Straßenfilme Tagebuch einer Verlorenen, Asphalt und Die Straße blieben außen vor.
Ebenfalls stark an ihren Milieus interessiert sind eine ganze Reihe von sehenswerten Stummfilmen, die sich mit dem Showgeschäft auseinandersetzen. Als Tragödie im deutschen Vertreter Varieté, als britischer Kriminalfilm in Shooting Stars oder als gut gelaunte Satire über Hollywood aus Hollywood in Show People.
Apropos: Auch die Oscars gab es schon während der Stummfilmzeit – den ersten Goldjungen als Bester Film gewann Flügel aus Stahl des heute zu Unrecht fast vergessenen Regisseurs William A. Wellman, der ein Jahr später das sehenswerte Depression Era-Drama Beggars of Life nachlegte. Eine weitere Empfehlung aus Hollywood ist Der Dieb von Bagdad mit dem damaligen Superstar Douglas Fairbanks.
Nicht unterschlagen werden sollen die russischen Klassiker Bett und Sofa sowie Die Generallinie. Auch im asiatischen Raum entstanden gelungene Stummfilme, etwa das chinesische Prostituiertendrama Die Göttliche und das japanische Krimi-Kammerspiel Die Frau jener Nacht aus dem Frühwerk von Yasujirō Ozu.
Schließen wir diese Aufzählung mit drei finsteren Werken aus dem Fantasy- und Horrorbereich ab: Orlacs Hände mit dem großen Conrad Veidt, F. W. Murnaus Faust – Eine deutsche Volkssage sowie der semidokumentarische Horrorfilm Häxan, dessen drastische Bilder im Kopf bleiben.
Kommen wir nun zu den 25 besten Stummfilmen der Kinogeschichte:
Platz 25
Eine Seite des Wahnsinns
Teinosuke Kinugasa | 1926 | Japan
Der japanische Stummfilm Eine Seite des Wahnsinns ist in seinem Kern ein Melodram, mutet jedoch wie ein Horrorfilm an. Das Werk des visionären Regisseurs Teinosuke Kinugasa spielt in einer psychiatrischen Klinik und fängt diesen Ort des geistigen Verfalls auf bedrückende Weise ein: Die harten Kontraste tauchen die Anstalt in Finsternis, Schattenspiele und Doppelbelichtungseffekte spiegeln die Wahrnehmung der Insassen. Der Verzicht auf Texttafeln verleiht dem surrealen Film eine zusätzliche Wucht.
Platz 24
Goldrausch
Charles Chaplin | 1925 | USA
In Goldrausch versetzte Charles Chaplin seinen ikonischen Tramp in die verschneite Sierra Nevada, wo dieser wie schon in vorherigen Auftritten an Armut und Liebeskummer leidet. Die Stummfilmkomödie beweist einmal mehr den universellen Charakter von Chaplins Schaffen, das existenziellen Weltschmerz mit kleinen Freuden und zwischenmenschliches Miteinander mit kuriosen Kleinigkeiten verbindet. Goldrausch besitzt einige der bekanntesten Szenen aus Chaplins Filmografie und überzeugt neben seinem nie übertriebenen Sentiment mit stimmungsvollen Kulissen und sehenswerten Effekten.
Platz 23
Der letzte Mann
F. W. Murnau | 1924 | Deutschland
In erzählerischer Hinsicht gehört Der letzte Mann zu den modernsten Filmen seiner Zeit: Regisseur F. W. Murnau artikuliert die Handlung derart souverän durch Bilder, dass er fast komplett auf Texttafeln verzichten kann. Ein wesentlicher Faktor dafür ist die virtuose, mitunter subjektive Perspektiven einnehmende Kamera des Pioniers Karl Freund. Einmal mehr besticht Emil Jannings in der Hauptrolle, der 40-Jährige spielt den alten Mann in jeder Hinsicht überzeugend. Das naive, von den Produzenten durchgesetzte Finale schmälert den Gesamteindruck nur unwesentlich.
Platz 22
Ein Mensch der Masse
King Vidor | 1928 | USA
Der späte Stummfilm von King Vidor knöpft sich die Schattenseiten des American Dream vor und erzählt von einem chronisch unzufriedenen Mann, der hoch hinaus will und dabei immer tiefer fällt. Vidor entglorifiziert den amerikanischen Traum ohne erhobenen Zeigefinger und geht niemals plump vor; die Empathie des Films bringt uns auf Augenhöhe mit den Figuren. Dabei wirkt Ein Mensch der Masse technisch ausgereift und überzeugt mit einer austarierten Dramaturgie und vielen historischen Details.
Platz 21
Ben Hur
Fred Niblo | 1925 | USA
Die erste Langfilmadaption des Erfolgsromans Ben-Hur: A Tale of the Christ von Lew Wallace kostete MGM seinerzeit das Rekordbudget von fast vier Millionen Dollar (inflationsbereinigt: 67 Millionen), was Ben Hur zur teuersten Produktion der Stummfilmgeschichte macht. Die finanzielle Potenz äußert sich in gigantischen Kulissen und großartigen Massenszenen mit einer Heerschar von Statisten. In besonderer Erinnerung bleibt das spektakuläre Finale des Films, ein aufwendig inszeniertes Wagenrennen, das eine Blaupause für das moderne Actionkino lieferte. Da neben den Schauwerten auf die Präsenz der Darsteller sowie das geradlinige Storytelling überzeugen, zählt Ben Hur noch immer zu den maßgeblichen Stummfilmen der amerikanischen Filmgeschichte.
Platz 20
Das Cabinet des Dr. Caligari
Robert Wiene | 1920 | Deutschland
Das Vorzeigewerk des expressionistischen Kinos besticht durch seine überbordenden Schauwerte: Die verfremdeten Kulissen mit ihren aufgemalten Schatten und verzerrten Perspektiven nehmen uns den sicheren Halt – in dieser surrealen Filmwelt erscheint alles möglich. Passend dazu bleibt der übernatürliche Plot lange mysteriös; das heutige Marketing würde Das Cabinet des Dr. Caligari schon aufgrund des Finales als Mindfuck Movie verkaufen und täte gut daran – der Horrorfilm legte viele Grundlagen für seine Nachfolger.
Platz 19
Das Zeichen des Zorro
Fred Niblo | 1920 | USA
Das Zeichen des Zorro liefert ein Musterbeispiel für die popkulturelle Macht Hollywoods: Der Titelheld tauchte 1919 erstmals in einem Groschenroman auf und wäre wohl schnell in der Versenkung verschwunden, hätte Fred Niblo den Stoff nicht ein Jahr später verfilmt. Der Mantel-und-Degen-Film wurde ein großer Erfolg und verlieh dem Robin Hood-artigen Helden eine bis heute andauernde Popularität. Das Charisma und die Physis von Hauptdarsteller Douglas Fairbanks trugen erheblich dazu bei; Fairbanks avancierte zu einem der bekanntesten Schauspieler seiner Zeit. Das Zeichen des Zorro erzählt mit Spannung und hohem Tempo, besitzt wunderbare Actionszenen und sehenswerte Stunts sowie diverse witzige Momente – er bietet rundum gute Unterhaltung.
Platz 18
Der General
Buster Keaton | 1926 | USA
In seinem wohl berühmtesten Werk spielt Buster Keaton einen unbedarften Lokführer, der in den amerikanischen Bürgerkrieg hineingezogen wird, weil feindliche Soldaten seine geliebte Lokomotive entführen. Der General zeigt alle Facetten von Keatons komödiantischem Genius, das auf seiner stoischen Mimik und einer enormen Körperbeherrschung fußt. Aufgrund der wahnwitzigen Stunts (die Keaton alle selbst ausführte) und der hohen Ereignisdichte lässt sich Der General zu den ersten Actionfilmen der Kinogeschichte zählen. Das unterstreicht auch der finale Lokomotivencrash – die teuerste Einzelszene der Stummfilmgeschichte.
Platz 17
Die Mutter
Wsewolod Pudowkin | 1926 | Russland
Mit Die Mutter verfilmte Wsewolod Pudowkin den Roman von Maxim Gorki und startete seine Revolutionstrilogie. Während die Propagandafilme von Sergei Eisenstein ihre Kraft aus der technischen Finesse zogen, erzeugt Pudowkin sie aus inhaltlichen Akzenten. Der Regisseur überhöht das Geschehen, versetzt es mit einem poetischen Fatalismus und erzeugt so eine mitreißende Stimmung. Am Beispiel einer durch die Revolution gespaltenen Familie argumentiert Pudowkin für eine Abkehr vom Individualismus hin zum sozialistischen Kollektivismus, für den sich der Einzelne notfalls opfern muss. Dem Film gelingt eine nahbare Milieuzeichnung, auf deren Basis sich die Dramaturgie immer weiter zuspitzt, bis Die Mutter schließlich drastisch endet und nachhaltig im Gedächtnis bleibt.
Platz 16
Spuk im Schloss
Paul Leni | 1927 | USA
Spuk im Schloss ist der Urahn aller Horrorkomödien: Die Adaption eines erfolgreichen Bühnenstücks versammelt ein halbes Dutzend Figuren in einer Spukvilla voller Geheimtüren und mysteriöser Gestalten. Der deutsche Regisseur Paul Leni knüpfte an seinen drei Jahre zuvor gedrehten expressionistischen Horrorfilm Das Wachsfigurenkabinett an und meistert den Spagat, spannendes Mysterykino und humorvollen Reigen zu vereinen. Spuk im Schloss funktioniert prächtig, auch weil das Setdesign und die Darsteller überzeugen.
Platz 15
The Kid Brother
Ted Wilde | 1927 | USA
The Kid Brother versetzt Komödienstar Harold Lloyd in den Wilden Westen. Wie so oft spielt Lloyd einen bebrillten Schwächling, der trotz seiner Tollpatschigkeit die Traumfrau erobern und den Respekt seiner Familie verdienen will. Der Film spielt auf amüsante Weise mit den Klischees des Wildwest-Settings und nutzt den Kontrast zwischen dem zimperlichen Llyod und seiner hartgesottenen Umgebung; mehrere rasante Verfolgungsjagden und eine insgesamt hohe Gagdichte sorgen für beste Unterhaltung.
Platz 14
Lichter der Großstadt
Charles Chaplin | 1931 | USA
Das Kino hatte sich längst dem Tonfilm zugewandt, als Chaplin 1931 seinen vorletzten Stummfilm drehte. Lichter der Großstadt ist ein Triumph für Chaplins Kunst, die hier in all ihren Facetten zu bestaunen ist: Chaplins Körpersprache verleiht dem Tramp eine ironische Anmut und zwingt ihn in urkomische Szenen wie dem berühmten Boxkampf oder einem betrunkenen Restaurantbesuch. Wie immer steckt in dem humoristischen Konzept eine Kritik an der sozialen Kälte der Menschen, zugleich erzählt Chaplin eine romantische Fabel, die rührend und menschlich zugleich ist.
Platz 13
Die Büchse der Pandora
G. W. Pabst | 1929 | Deutschland
Die Büchse der Pandora zählt zu den späten deutschen Stummfilmen und ist wohl die bekannteste Arbeit von G. W. Pabst, der die Adaption eines Bühnenstücks von Frank Wedekind im Stil der Neuen Sachlichkeit inszenierte. Die ungeschminkte Direktheit – der soziale Abstieg einer jungen Frau macht auch vor Prostitution und lesbischer Liebe nicht Halt – brachte dem Film Probleme mit der Zensur ein. Aus heutiger Sicht beeindruckt vor allem das moderne Schauspiel von Hauptdarstellerin Louise Brooks, die nicht nur das im Stummfilm essenzielle Charisma einbringt, sondern auch die tragischen Seiten der Rolle meistert, indem sie jederzeit nahbar spielt.
Platz 12
Der Zirkus
Charles Chaplin | 1928 | USA
Als Chaplins vierter Langfilm entstand, durchlebte der Regisseur eine schwere Zeit: Er kämpfte mit einer millionenschweren Scheidung und Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung. Vielleicht ist Der Zirkus deshalb tragischer als andere Filme des Briten angelegt; sein Tramp mutet einsamer an, die Liebe bleibt unerfüllt. Dennoch fährt der Film Chaplins bewährten Slapstick auf und betont die tolle Körperbeherrschung des Komikers, der zudem ein stimmungsvolles Bild des Zirkus-Milieus zeichnet.
Platz 11
Frau im Mond
Fritz Lang | 1929 | Deutschland
Frau im Mond beginnt als Kriminalfilm über Wirtschaftsspionage und entwickelt daraus ein großes Abenteuer, indem er die Protagonisten und ihre Konflikte in der zweiten Filmhälfte auf den Mond verlagert. Als letzter großer deutscher Stummfilm wirkt Langs Werk technisch ausgereift: Die Kameraarbeit, Kulissen und Effekte überzeugen, das Schauspiel mutet ebenfalls modern an. Auch dramaturgisch funktioniert Frau im Mond ausgezeichnet, er spitzt das Geschehen zielsicher zu und endet memorabel. Die veralteten wissenschaftlichen Annahmen – Schwerkraft, Temperatur und Luftsauerstoff des Film-Mondes gleichen der Erde – tun dem Vergnügen keinen Abbruch, sondern betonen noch den Charme des Films.
Verpasse keine Filmtipps und Bestenlisten mehr – abonniere den monatlichen Newsletter:
Platz 10
Der Wind
Victor Sjöström | 1928 | USA
Nach einer Reihe bemerkenswerter Arbeiten galt der Schwede Victor Sjöström als einer der besten Regisseure der Welt und wurde schließlich von MGM nach Hollywood gelotst. Aus der amerikanischen Schaffensphase sticht Der Wind hervor – ein aufwühlendes Drama, in dem eine junge Frau gegen die Männerwelt des Wilden Westens ankämpft, wobei der bedrückende Film auch vor Vergewaltigung und Mord nicht zurückschreckt. In besonderer Erinnerung bleiben das apokalyptische Finale und die Schauspielkunst von Lillian Gish.
Platz 9
Die Vampire
Louis Feuillade | 1915 | Frankreich
Das in zehn Teilen gedrehte Epos Die Vampire kommt auf 400 Minuten Laufzeit und vergeht wie im Flug. Louis Feuillade schildert den Kampf eines Journalisten gegen die titelgebende Verbrecherorganisation im Stil eines Groschenromans: Unzählige Twists und Bösewichter geben sich die Klinke in die Hand, im Minutentakt konfrontiert der Film seinen Helden mit Geheimtüren, Anschlägen und Entführungen. Der überbordende Einfallsreichtum sorgt für eine durchweg unvorhersehbare Handlung, deren kuriose Irrungen und Wirrungen einen enormen Unterhaltungswert offenbaren.
Platz 8
Die große Parade
King Vidor | 1925 | USA
Der erste Antikriegsfilm der Kinogeschichte zählt nach wie vor zu den Höhepunkten des Genres. King Vidors Stummfilm Die große Parade überrascht zunächst: Nach der Grundausbildung wird der Protagonist nach Frankreich versetzt, landet jedoch nicht auf dem Schlachtfeld, sondern in den Armen einer jungen Französin. Indem Vidor Elemente einer romantischen Komödie nutzt, setzt er einen wirkungsvollen Kontrast – die Gefechte des Ersten Weltkrieges wirken durch die zuvor gezeigte Herzlichkeit noch sinnloser und brutaler.
Platz 7
Der Fuhrmann des Todes
Victor Sjöström | 1921 | Schweden
Der Fuhrmann des Todes markiert einen Höhepunkt des europäischen Stummfilmkinos und verbindet sozialen Realismus mit Elementen aus dem Fantasy- und Horrorgenre. Dies gelingt auch aufgrund der herausragenden Doppelbelichtungseffekte, mit denen der Film die Geisterwelt in der Realität verankert und fortwährend für grandiose Bilder sorgt. Zudem besticht die Adaption der Novelle von Selma Lagerlöf durch eine komplexe Erzählstruktur, die sogar Rückblenden innerhalb von Rückblenden einsetzt.
Platz 6
Unterwelt
Josef von Sternberg | 1927 | USA
Der erste Gangsterfilm der Kinogeschichte: 1927 produzierte Paramount Unterwelt als unbedeutendes Nebenprojekt, doch die neue Spielart des Kriminalfilms entwickelte sich zu einem Erfolg und gewann sogar einen Oscar. Als treibende Kräfte erwiesen sich zwei kommende Hollywoodgrößen: Drehbuchautor Ben Hecht verpasste dem Plot ein hohes Tempo und eine moderne Dramaturgie, Regisseur Josef von Sternberg inszenierte die Welt der Berufsverbrecher in einem poetischen Tonfall und nahm mit seinen ausdrucksstarken Bildern den Film Noir vorweg.
Platz 5
Panzerkreuzer Potemkin
Sergei M. Eisenstein | 1925 | Russland
Der russische Propagandafilm Panzerkreuzer Potemkin revolutionierte die Sprache des Kinos: Der geniale Regisseur und Theoretiker Sergei M. Eisenstein entwickelte mit der Attraktionsmontage ein bahnbrechendes Gestaltungsmittel. Anhand des dynamischen und suggestiven Filmschnitts formt er die Geschichte der Entstehung und Niederschlagung des antizaristischen Aufstandes des Jahres 1905 zu einem wuchtigen Erlebnis, das die Filmgeschichte bis heute beeinflusst.
Platz 4
Nosferatu, eine Symphonie des Grauens
F. W. Murnau | 1922 | Deutschland
100 Jahre nach seiner Uraufführung vermag Nosferatu uns nicht mehr zu erschrecken, seine Faszination hat sich der Stummfilm von F. W. Murnau jedoch bewahrt: Als typischer Vertreter des Expressionismus bezaubert der Klassiker mit ansehnlichen Bildkompositionen. Murnaus kompetente Inszenierung erzeugt eine verwunschene Stimmung, die sich auf Bram Stokers zeitlosen (und ohne Lizenzierung verwendeten) Dracula-Stoff stützt. Einmalig ist hingegen die markante Erscheinung des Vampirs, die inzwischen längst zur Ikonografie des Horrorgenres zählt.
Platz 3
A Cottage on Dartmoor
Anthony Asquith | 1929 | Großbritannien
Als Sohn des britischen Premierministers konnte Anthony Asquith schon in jungen Jahren Filme aus aller Welt sehen. Er verarbeitete die verschiedenen Einflüsse im späten Stummfilm A Cottage on Dartmoor, einem Meisterwerk seiner Ära. Mit expressionistischen Bildern und einer furiosen, vom russischen Kino geprägten Montage erzeugt Asquith ein bildgewaltiges Erlebnis, das zudem auf moderne Weise erzählt ist und über einen fatalistischen Tonfall Spannung erzeugt.
Platz 2
Moderne Zeiten
Charles Chaplin | 1936 | USA
Moderne Zeiten zeigt Charlie Chaplin auf dem Höhepunkt seines Könnens: Der späte Stummfilm markiert den letzten Auftritt des legendären Tramps und konfrontiert ihn mit dem industrialisierten Kapitalismus. Dies führt insbesondere in der ersten Filmhälfte zu urkomischem Slapstick, wenn Chaplins Held das Geschehen einer Fabrik auf den Kopf stellt; dahinter steckt jedoch eine Anklage gegen eine Welt, die nur noch nach Profit und Leistung strebt, dabei aber immer unmenschlicher und kälter gerät. Die zweite Filmhälfte bildet dazu einen Gegenpol und formuliert ein emotionales Plädoyer für das menschliche Miteinander.
Platz 1
Dr. Mabuse, der Spieler
Fritz Lang | 1922 | Deutschland
Im ersten seiner drei Mabuse-Filme verankert Fritz Lang eine mitreißende Kriminalgeschichte in einem Sittengemälde der Weimarer Republik. Trotz einer Länge von viereinhalb Stunden besitzt Dr. Mabuse, der Spieler einen enormen Unterhaltungswert, da die moderne Inszenierung und die ausgezeichnete Dramaturgie die Spannung hochhalten und die Vielzahl an Figuren und Schauplätzen für Abwechslung sorgt. Zudem profitiert das Stummfilmepos von seinem titelgebenden Bösewicht, der durchweg faszinierend bleibt und die Superschurken der Bond-Filme vorwegnahm.
Diese Liste auf anderen Plattformen: