Die 25 besten

britischen Filme

Alfred Hitchcock, die British New Wave und natürlich Bond, James Bond – Großbritannien hat zahllose Höhepunkte zur Kinogeschichte beigetragen und bietet einen reichhaltigen Fundus an sehenswerten Werken.

Diese Bestenliste bildet die Breite und Tiefe des britischen Kinos quer durch alle Genres und Jahrzehnte ab und huldigt namhaften Regisseuren wie Powell & Pressburger, Peter Watkins und Christopher Nolan.

Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.

Honorable Mentions

Es ist natürlich unmöglich, die britische Filmgeschichte auf 25 Werke zu reduzieren, deshalb gibt es wie immer noch einige lobende Erwähnungen:

Zu Beginn mussten einige Grundsatzentscheidungen getroffen werden, denn es gibt eine lange Tradition britisch-amerikanischer Ko-Produktionen, die die Auswahl erschwert. Insbesondere bei den Filmen Stanley Kubricks musste von Einzelfall zu Einzelfall entschieden werden, ob die Produktion überwiegend britisch oder amerikanisch ist.

Eyes Wide Shut, Full Metal Jacket und 2001: Odyssee im Weltraum wurden aus diesem Grund nicht berücksichtigt; Lolita und Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben wären auswählbar gewesen, haben eine Platzierung aber knapp verpasst.

Auch die James Bond-Reihe entsteht interkontinental und wurde von mir als überwiegend britisch deklariert. Dennoch sind die besten Vertreter der Filmreihe hauchdünn auf dem fiktiven 26. Platz gelandet – das betrifft Der Spion, der mich liebte, Im Geheimdienst Ihrer Majestät, Casino Royale und Skyfall.

Unzweifelhaft britisch ist hingegen die British New Wave, die von 1958 bis 1966 eine ganze Reihe sehenswerter Sozialdramen hervorgebracht hat. Bitterer Honig sowie Samstagnacht bis Sonntagmorgen konnte ich leider nicht mehr unterbringen. Jerzy Skolimowskis tragikomischer Coming-of-Age-Film Deep End schwimmt im Fahrwasser dieser Vorgänger und konnte ebenfalls nicht mehr berücksichtigt werden.

Das gilt auch für zwei Filme von Basil Dearden, der gerne Genrekino mit sozialen Themen verband und dies insbesondere in Das Mädchen Saphir hervorragend umsetzte. Auch die ungewöhnliche Shakespeare-Adaption Die heiße Nacht ist eine Entdeckung wert.

Apropos Genrekino: Der Skandalfilm Augen der Angst darf ebenso wenig vergessen werden wie der unorthodoxe Horrorfilm Der Schrecken der Medusa, Tony Scotts verträumtes Vampirdrama Begierde und Danny Boyle Zombiefilmvariation 28 Days Later.

Bisweilen lockert der britische Humor vermeintlich ernste Stoffe auf, etwa in Alfred Hitchcocks Thriller Die 39 Stufen und dem Spionagefilm Unser Mann in Havanna. Auch der komödiantische Krimi Ein Fisch namens Wanda sorgt für beste Unterhaltung. Reinrassige Komödien, die ebenfalls eine Erwähnung verdient haben, sind Ganz oder gar nicht und das Kammerspiel The Party.

Die britische Historie und der Militarismus des ehemaligen Weltreiches spielen auch im filmischen Schaffen Großbritanniens eine Rolle. Empfehlenswert sind der die Antikriegsfilme Die Brücke am Kwai und Für König und Vaterland sowie das im militärischen Setting spielende Drama Einst ein Held.

Zu guter Letzt müssen noch Michael Radfords Adaption des dystopischen Literaturklassikers 1984 und Lynne Ramsays einzigartiges Jugenddrama Ratcatcher erwähnt werden.

Kommen wir nun zu den 25 besten britischen Filmen der Kinogeschichte:

Filmszene aus Die Einsamkeit des Langstreckenläufers

Platz 25

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers

Tony Richardson | 1962 | Großbritannien

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers ist ein Vertreter der British New Wave und zeichnet das Porträt eines perspektivlosen Jugendlichen im tristen Nottingham. Dabei geht der Klassiker von Tony Richardson weiter als viele ähnliche Filme der Strömung – die Einweisung des Protagonisten in eine Erziehungsanstalt erweitert die typische Milieubeschreibung um eine allgemeinere Ebene, die ein Plädoyer für Integrität und Individualismus formuliert. Die Entwicklung der Hauptfigur ist auch aufgrund des exzellenten Tom Courtenay spannend zu verfolgen.

Filmszene aus The Wicker Man (1973)

Platz 24

The Wicker Man

Robin Hardy | 1973 | Großbritannien

The Wicker Man wird durch eine ungewöhnliche Genre-Mischung zum besonderen Kleinod: Der britische Klassiker ergänzt den Plot eines Kriminalfilms mit Horror-Motiven, musikalischen Einlagen und satirischen Untertönen. Der Film schickt einen biederen Polizisten auf einer Insel voller heidnischer Hippies und nutzt diesen Gegensatz, um die britische Borniertheit aufs Korn zu nehmen. Dabei bleibt die Handlung um ein verschwundenes Mädchen lange mysteriös, sodass The Wicker Man viel Suspense aufbaut. Die malerischen Bilder und der charismatische Christopher Lee als Inseloberhaupt steigern den Unterhaltungswert noch.

Filmszene aus Get Carter (1971)

Platz 23

Get Carter

Mike Hodges | 1971 | Großbritannien

Der britische Gangsterfilm Get Carter schickt den charismatischen Michael Caine auf einen Rachefeldzug durch das triste Newcastle. Eine große Lakonie durchdringt den Film und gibt ihm einen zynischen Anstrich, weil alle Interaktionen – Dialoge, Gewalt und Sex – von Bedeutungslosigkeit bestimmt sind. Lediglich die furiose Montage bringt Bewegung in den Mief. Allerdings überrascht Get Carter durch Ambivalenz: Regisseur Hodges offenbart im weiteren Verlauf, dass Caines Protagonist kein lässiger Anti-Held, sondern ein Soziopath ist. Das konterkariert dessen Feldzug gegen das Böse und verleiht Carter eine faszinierende Tiefe.

Filmszene aus Dame König As Spion

Platz 22

Dame, König, As, Spion

Tomas Alfredson | 2011 | Großbritannien

Die Adaption des gleichnamigen Romans von John le Carré ist ein im besten Sinne altmodischer Film: subtil in der Inszenierung, zurückhaltend im Tonfall, detailreich in der Beschreibung der Figuren. Tomas Alfredson gelingt es, den bleiernen Tonfall der Vorlage adäquat zu übersetzen, trotz des niedrigen Tempos und des hohen Dialoganteils findet Dame, König, As, Spion eine pessimistische Schwere und eine gehörige Portion Paranoia und erzeugt so ein durchgängiges Suspense. Das stimmungsvolle Produktionsdesign und die exquisite Riege an Charakterdarstellern runden den Thriller ab; neben Der Spion, der aus der Kälte kam ist Dame, König, As, Spion die beste le Carré-Verfilmung.

Filmszene aus Ein Toter spielt Klavier

Platz 21

Ein Toter spielt Klavier

Seth Holt | 1961 | Großbritannien

Der Psychothriller Ein Toter spielt Klavier zählt zu den besten Produktionen der britischen Hammer-Studios und bietet launiges Genrekino. Der aus Versatzstücken und Klischees zusammengestellte Plot gereicht jedem Groschenroman zur Ehre und ist nicht ernst zu nehmen, aber ungemein effektvoll – er hält das Geschehen durchgängig in einer mysteriösen Schwebe und sorgt im Zusammenspiel mit den finsteren Bildern für eine dichte Stimmung. Zugleich kitzelt Ein Toter spielt Klavier mit einer Reihe falscher Fährten unser Antizipationsvermögen, um im denkwürdigen Finale gleich mehrere Twists aus dem Hut zu zaubern – ein hochgradig unterhaltsames Spektakel!

Platz 20

Last Night in Soho

Edgar Wright | 2021 | Großbritannien

Last Night in Soho ist stark von Roman Polanskis Meisterwerk Ekel geprägt; im Gegensatz zu müden Epigonen wie Darren Aronofskys Black Swan setzt der Film von Shaun of the Dead-Regisseur Edgar Wright jedoch eigene Akzente. Wright lässt sich offen auf ein B-Movie ein; er schreckt vor dessen Stereotypen nicht zurück, sondern bricht sie mit einer kreativen Inszenierung, schmissiger Musik und hohem Tempo auf. Zudem überzeugen die Darsteller: Last Night in Soho bietet ein spannendes Ensemble aus jungen Talenten (Thomasin McKenzie und Anya Taylor-Joy) und alteingesessenen Stars (Diana Rigg und Terence Stamp).

Filmszene aus Peter’s Friends

Platz 19

Peter’s Friends

Kenneth Branagh | 1992 | Großbritannien

In der britischen Tragikomödie Peter’s Friends treffen sich einige alte Freunde 10 Jahre nach ihrem Abschluss in Cambridge zu einer Wiedersehensfeier. Dabei kommt nicht nur Freude auf, erinnert das Wiedersehen doch auch an verlorene Träume und alte Wunden. Ähnlich wie sein (ebenfalls sehenswerter) amerikanischer “Vorgänger” Der große Frust trifft Peter’s Friends den richtigen Ton: Schlagfertige Dialoge sorgen für Heiterkeit, die Figuren sind liebenswert, tragische Elemente sorgen für ambivalente Zwischentöne. Die starken Darsteller (u.a. Kenneth Branagh, Stephen Fry, Emma Thompson, Hugh Laurie) runden den Film ab.

Filmszene aus The Survivalist

Platz 18

The Survivalist

Stephen Fingleton | 2015 | Großbritannien

In seinem Debütfilm entwirft Regisseur Stephen Fingleton eine bedrückende Postapokalypse und besticht dabei durch erzählerische Ökonomie: In den ersten 15 Minuten der Spielzeit begleiten wir einen Überlebenden durch seinen Alltag – kein Wort wird gesprochen, keine Erklärungen geliefert. Mit bemerkenswerter Reife überlässt Fingleton das Geschehen unserer Intuition. Die wird bald auf die Probe gestellt, als weitere Menschen erscheinen und The Survivalist fesselnde Konflikte aufbaut: Fragen der existenziellen Sicherheit, der Moral und der Menschlichkeit konkurrieren miteinander. Das führt zu einer dauerhaften Spannung und bringt ambivalente Figuren hervor, die zudem von ihren uneitlen Darstellern profitieren.

Filmszene aus Wenn die Gondeln Trauer tragen

Platz 17

Wenn die Gondeln Trauer tragen

Nicolas Roeg | 1973 | Großbritannien

Wenn die Gondeln Trauer tragen besticht durch subtilen Schrecken: Der Film über ein Ehepaar, das für einige Monate nach Venedig zieht, um den Unfalltod eines Kindes zu verarbeiten, überträgt die tiefgehende Verunsicherung der Protagonisten nach und nach auf uns Zuschauer. Die Regie von Nicolas Roeg funktioniert fast ausschließlich über Suggestion: Sein Horror kriecht schleichend und unsichtbar in unseren Kopf. Passend dazu verleiht der Regisseur Venedig die Stimmung einer kalten Gruft – die Stadt gleicht einem muffigen Labyrinth, in dem sich die beiden famosen Hauptdarsteller verlieren.

Filmszene aus Threads

Platz 16

Threads

Mick Jackson | 1984 | Großbritannien

Ähnlich wie Peter Watkins‘ brillante Mockumentary The War Game malt auch der britische Klassiker Threads ein nukleares Endzeitszenario. Er veranschaulicht die hypothetischen Folgen eines atomaren Weltkrieges auf die englische Stadt Sheffield und wählt dafür eine rohe, ungeschönte Form. Die semidokumentarische Inszenierung und die nüchterne Erzählweise verfehlen ihre Wirkung nicht – Threads bleibt durchweg schwer verdaulich und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, ohne seine Botschaft vor sich herzutragen. Die apokalyptische Stimmung spricht für sich selbst, die erzählerische Konsequenz verweigert sich jedem Optimismus.

Filmszene aus Alfie (1966)

Platz 15

Alfie – Der Verführer lässt schön grüßen

Lewis Gilbert | 1966 | Großbritannien

Alfie ist über weite Strecken ein bedenklicher Film: Der titelgebende Protagonist bandelt mit einem halben Dutzend Frauen an, ohne sich um Gefühle und Moral zu scheren. Dabei macht Regisseur Lewis Gilbert uns Zuschauer zum Komplizen, indem er Alfie die vierte Wand durchbrechen und das Geschehen sarkastisch kommentieren lässt. Der Film lebt erheblich vom teuflischen Charme Michael Caines, der britisches Understatement und eine latente Arbeiterklassen-Vulgarität vereint. Im letzten Drittel schlägt Alfie schließlich andere Töne an: Er lässt die Stimmung ins Tragische kippen und entlarvt die Seelenlosigkeit von Alfies Lebensstil.

Filmszene aus Following

Platz 14

Following

Christopher Nolan | 1998 | Großbritannien

Vor seinem Durchbruch mit Memento drehte Christopher Nolan den 70-minütigen Low-Budget-Thriller Following. Der Debütfilm des damals 28-jährigen Regisseurs besticht schon durch jene Qualitäten, die ihn später weltberühmt machen sollten: Nolan entwickelt den Plot in nicht-chronologischen Episoden, die erzählerische Lücken lassen. Damit ist es an uns Zuschauern, die richtige Reihenfolge zu antizipieren und die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Die ständige Unsicherheit erzeugt viel Suspense und und eine eiskalte Stimmung – Following gibt sich schließlich als fatalistische Film Noir-Variation zu erkennen, die das eigentlich simple Szenario mit einigen Twists clever ausreizt.

Filmszene aus Shining

Platz 13

Shining

Stanley Kubrick | 1980 | Großbritannien, USA

Stanley Kubrick formte aus dem dritten Roman von Stephen King einen der bekanntesten Klassiker des Horrorgenres. Der Regisseur setzt das spukige Overlook Hotel mit einer außerordentlichen Kälte in Szene, sodass die Flure und Hallen trotz ihrer Weitläufigkeit klaustrophobisch anmuten. Die tollen Kamerafahrten und einige inszenatorische Tricks steigern dieses Gefühl noch, auf plakative Schocks kann Kubricks Film daher verzichten. Doch Shining profitiert nicht nur von seiner formalen Qualität, auch der spielwütige Jack Nicholson trägt nachhaltig zur Intensität bei und reißt jede Szene an sich.

Filmszene aus Brazil

Platz 12

Brazil

Terry Gilliam | 1985 | Großbritannien

In Brazil entwirft Terry Gilliam eine so absurde wie bedrückende Dystopie, in der ein kleiner Beamter in die Mühlen eines Überwachungsstaates gerät. Mit Anleihen bei George Orwells 1984 und den Werken von Franz Kafka schildert Gilliam die irrwitzige Bürokratie einer unpersönlichen Diktatur und spielt dabei seinen überbordenden Einfallsreichtum aus: Die skurrilen Volten des Plots, absonderliche Figuren und seltsame Dekors befeuern ein unvorhersehbares Filmerlebnis. Doch hinter der humorvollen Groteske offenbart sich ein existenzielles Drama, die tragische Poesie des Finales hallt lange nach.

Filmszene aus Schloss des Schreckens

Platz 11

Schloss des Schreckens

Jack Clayton | 1961 | Großbritannien

In Schloss des Schreckens muss sich eine Gouvernante um zwei Kinder kümmern, die zunehmend seltsamer agieren. Da der Klassiker unzuverlässig erzählt, erkennen wir erst spät, dass sich ein Großteil des Horrors auf der psychologischen Ebene abspielt. Die mysteriösen Begebenheiten scheinen maßgeblich durch die erotischen Sehnsüchte der Protagonistin befeuert zu werden, die sie im viktorianischen England nicht ausleben kann. Deborah Kerr spielt fantastisch, das Suspense und die tollen Schwarz-Weiß-Bilder sorgen für eine beklemmende Stimmung.

Filmszene aus Adel verpflichtet

Platz 10

Adel verpflichtet

Robert Hamer | 1949 | Großbritannien

Adel verpflichtet bietet besten britischen Humor und erzählt von einem armen Schlucker, der eine Vielzahl von Verwandten um die Ecke bringen will, um an den Adelstitel und das Familienerbe zu kommen. Begleitet durch ein Voiceover voll charmanter Bösartigkeit führt der Weg durch pointierte Dialoge und abstruse Mordszenen – und über Alec Guinness, der in gleich acht (!) verschiedenen Rollen das jeweilige Opfer gibt. Im wunderbar affektierten Dennis Price besitzt die diabolische Komödie einen ebenbürtigen Hauptdarsteller. Das geniale Finale setzt dem Irrsinn die Krone auf.

Filmszene aus A Cottage on Dartmoor

Platz 9

A Cottage on Dartmoor

Anthony Asquith | 1929 | Großbritannien

Als Sohn des britischen Premierministers konnte Anthony Asquith schon in jungen Jahren Filme aus aller Welt sehen. Er verarbeitete die verschiedenen Einflüsse im späten Stummfilm A Cottage on Dartmoor, einem Meisterwerk seiner Ära. Mit expressionistischen Bildern und einer furiosen, vom russischen Kino geprägten Montage erzeugt Asquith ein bildgewaltiges Erlebnis, das zudem auf moderne Weise erzählt ist und über einen fatalistischen Tonfall Spannung erzeugt.

Filmszene aus Sunshine

Platz 8

Sunshine

Danny Boyle | 2007 | Großbritannien

Sunshine startet als klassisches Sci-Fi-Abenteuer: Er spielt ausschließlich im Weltraum bzw. in einem Raumschiff, dessen achtköpfige Crew sich auf einer Mission zur Rettung der Erde befindet. Die berauschenden Bilder sorgen für eine dichte Stimmung, während das Drehbuch von Alex Garland (Ex Machina) Suspense aus den internen Spannungen der Besatzung zieht. Doch dann traut sich Sunshine etwas Besonderes: Der Film transzendiert den bis dahin „realistischen“ Plot, beschwört den Fiction-Aspekt des Genres und etabliert einen nicht-fassbaren Antagonisten. Am Finale im Stil eines Slasher-Films scheiden sich die Geister; es bringt definitiv eine neue Dynamik ein.

Filmszene aus Der dritte Mann

Platz 7

Der dritte Mann

Carol Reed | 1949 | Großbritannien

Der britische Film Noir Der dritte Mann entstand an Originalschauplätzen in Wien, das kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Kulisse abgab. Die versehrte Architektur ermöglichte großartige pittoreske Bilder, die im Zusammenspiel mit der berühmten Zithermusik von Anton Karas für eine besondere Stimmung sorgen. Zu der effektvollen Inszenierung von Carol Reed gesellt sich ein perfider Plot, der durch spannende Figuren und mysteriöse Begebenheiten viel Suspense erzeugt. Die ausgezeichneten Darsteller um Joseph Cotton und Orson Welles hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Filmszene aus The Descent

Platz 6

The Descent – Abgrund des Grauens

Neil Marshall | 2005 | Großbritannien

The Descent evoziert auf meisterhafte Weise existenziellen Horror: Er schickt sechs Frauen auf eine Odyssee durch ein unterirdisches Höhlensystem und überrascht mit blutigen Konflikten. Da sich der Film viel Zeit für die Exposition und die Figuren nimmt, verkommt er trotz einiger Schocks nie zur Gewaltorgie. Der klaustrophobische Schauplatz und die finsteren Bilder sorgen für ein Höchstmaß an Atmosphäre. Durch die psychisch labile Hauptfigur und einige erzählerische Brüche lässt The Descent mehrere Lesarten zu, was dem intensiven Filmerlebnis einen zusätzlichen Reiz verleiht.

Filmszene aus Die schwarze Narzisse

Platz 5

Die schwarze Narzisse

Powell & Pressburger | 1947 | Großbritannien

Im britischen Klassiker Die schwarze Narzisse übernimmt eine Delegation von Nonnen ein Kloster im Himalaya. Was wie ein Abenteuerfilm beginnt, wandelt sich zum Melodram und mündet in lupenreinem Horror; diese nahtlose Genre-Melange wird durch eine feine Charakterzeichnung und ein exzellentes Ensemble ermöglicht. Das Autorenfilmerduo Powell & Pressburger zaubert wie gewohnt mit dem Technicolor und präsentiert den durch fantastische Matte Paintings erweiterten (Studio-)Himalaya bildgewaltig. Die beiden Filmemacher formen aus der exotischen Stimmung, einer untergründigen sexuellen Spannung und langsam gärendem Wahnsinn ein Meisterwerk.

Filmszene aus Uhrwerk Orange

Platz 4

Uhrwerk Orange

Stanley Kubrick | 1971 | Großbritannien

Schon der Roman von Anthony Burgess sorgte für Kontroversen und galt als unverfilmbar; Stanley Kubrick gelang eine nicht weniger skandalträchtige Adaption, die nach wie vor eine verstörende Wirkung erzielt. Sein Uhrwerk Orange übernimmt nicht nur die besondere Sprache der Vorlage, sondern übersetzt dessen episodischen Stil mittels einer furiosen Inszenierung voller Tricks und Finessen. Mit seiner kommentierenden Regie fügt der Brite dem parabelhaften Sujet eine weitere Dimension hinzu. Die Leistung von Hauptdarsteller Malcolm McDowell und das retro-futuristische Setdesign runden Kubricks Meisterwerk ab.

Platz 3

Barry Lyndon

Stanley Kubrick | 1975 | Großbritannien

In der reichhaltigen Filmografie von Stanley Kubrick sollte Barry Lyndon nicht übersehen werden – basierend auf dem Roman von William M. Thackeray entwarf der Meisterregisseur eine ausschweifende, höchst vergnügliche Schelmengeschichte. Kubrick kleidet den wendungsreichen, ironisch kommentierten Plot in eine opulente Bilderflut: Jede Einstellung könnte gerahmt in einem Museum hängen. Mit seinen barocken Dekors und Kostümen, der souveränen Kameraführung und der einzigartigen Lichtsetzung zündet Barry Lyndon ein visuelles Feuerwerk. Der Sprachwitz, die tragikomische Stimmung und der großartige Ryan O’Neal befeuern den Unterhaltungswert.

Platz 2

The War Game

Peter Watkins | 1966 | Großbritannien

Die Mockumentary The War Game beschreibt die Auswirkungen eines Atomkrieges auf Großbritannien derart drastisch, dass die produzierende BBC den Film 20 Jahre lang unter Verschluss hielt. Die Fernsehanstalt hatte eine konventionelle Dokumentation erwartet und erhielt ein filmisches Inferno: Neben den beklemmenden Bildern zeichnet sich die Arbeit von Peter Watkins durch eine große intellektuelle Schärfe aus, die den Widersinn atomarer Waffen nachhaltig herausstellt und uns mit einer Schreckensvision konfrontiert, die lange nachwirkt.

Platz 1

Ekel

Roman Polanski | 1965 | Großbritannien

Ekel ist ein Meisterwerk des psychologischen Horrors und der erste Film in Roman Polanskis Mieter-Trilogie. Er schildert einige Tage aus dem Leben einer Frau, die sich in ihrer Wohnung verbarrikadiert und mit inneren Dämonen kämpft. Der Regisseur inszeniert den schleichenden Wandel der Protagonistin subtil: Stück für Stück bricht er die alltägliche Normalität auf, bis sie sich in einen surrealen Albtraum verwandelt. Dabei profitiert der Film enorm von Hauptdarstellerin Catherine Deneuve, die überragend spielt.

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