Die 25 besten
Western
der Kinogeschichte
Der Western zählt zu den ältesten Genres der Kinogeschichte und hat seit 1902 eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen: Vom heroischen Frühwerk über stargespickte Edelwestern, den rohen Italowestern, den pessimistischen Vertretern aus der New Hollywood-Ära bis zum postmodernen Western von heute.
Dementsprechend breit ist diese Bestenliste gefächert und jenen Werken gewidmet, die zu den interessantesten Vertretern ihrer jeweiligen Spielart zählen, und den Regisseuren, die diese Kunstwerke aus Staub und Gewalt erschufen.
Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.
Honorable Mentions
Ein ganzes Genre in nur 25 Filmen – das geht natürlich nicht. Deswegen sollen wie immer noch einige Werke erwähnt werden, die knapp aus der Bestenliste gefallen sind:
Starten wir mit John Wayne, der wie kein anderer Schauspieler für das Genre steht. Einige seiner sehenswerten Filme konnten nicht berücksichtigt werden – sein Frühwerk Der große Treck sowie Der Mann, der Liberty Valance erschoss.
Neben der Zusammenarbeit von John Ford und John Wayne gab es eine weitere bemerkenswerte Kollaboration – Anthony Mann und James Stewart haben einige tolle Western zusammen gedreht; Nackte Gewalt ist auf dem fiktiven 26. Platz gelandet.
Oft nutzt der Western die noch nicht gefestigte Zivilisation, um über Gerechtigkeit zu sinnieren. So zieht Ritt zum Ox-Bow einen Vergleich zwischen Lynchjustiz und Faschismus, Der letzte Wagen denkt über das Wesen von Gut und Böse nach, Der Einzelgänger und Der Stern des Gesetzes betrachten die Macht- und Gewaltausübung von Sheriffs. In Mit einem Fuß in der Hölle erleben wir die Tücken der (rassistischen) Rechtsprechung, Stadt der Verdammten widmet sich der Vorverurteilung abseits des Gesetzes und in Der letzte Zug von Gun Hill setzt ein Einzelner Gerechtigkeit gegen ein korruptes System durch.
Erwähnenswert ist auch der mexikanische Western Die Zeit des Sterbens, in dem ein geläuterter Killer nach vielen Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird und sich fortan den Attacken ehemaliger Opfer erwehren muss, ohne selbst Gewalt anzuwenden.
Mexiko ist auch der Schauplatz anderer lohnender Western, etwa dem Goldsucher-Abenteuer Der Schatz der Sierra Madre mit Humphrey Bogart oder dem Revolutionswestern Viva Zapata mit dem Marlon Brando.
Gerade weil das Genre in Form und Inhalt so standartisiert ist, sind abweichende Perspektiven sehr spannend. Insbesondere der Italowestern brachte neue Akzente ein und ist in der Bestenliste breit vertreten. Für den frühen Vertreter Eine Pistole für Ringo blieb leider dennoch kein Platz.
Auch das New Hollywood-Kino hinterfragte die Mythen und die Glorifizierung des Genres, deshalb bietet etwa Der weite Ritt eine interessante Erfahrung. Besonders unverbraucht ist die Perspektive des schwedischen Klassikers Das neue Land, dem Nachfolger von Emmigranten. Hier schildert Jan Troell das Leben einer schwedischen Auswandererfamilie in Amerika abseits aller Klischees.
Obwohl das Genre schon oft totgesagt wurde, bringt das moderne Kino immer mal wieder gute Western hervor: In eher klassischer Form wie Unterwegs nach Cold Mountain und The Sisters Brothers, postmodern wie Dead Man oder zumindest die eigene Filmhaftigkeit ausstellend wie Schneller als der Tod und Django Unchained.
Nach dieser kurzen Rundreise durch viele lohnenswerte Filme, die eine Platzierung nur knapp verpasst haben, kommen wir nun zu meinen Favoriten – den 25 besten Western der Kinogeschichte:
Platz 25
Ringo
John Ford | 1939 | USA
John Ford drehte 1939 den maßgeblichen Western seiner Zeit: Ringo verpasste dem bis dato aus B-Movies bestehenden Genre einen seriösen Unterbau. Ford nutzt eine durch diverse Zwischenfälle bedrohte Postkutschenfahrt, um anhand archetypischer Figuren die Ideale und Motive der amerikanischen Gesellschaft zu hinterfragen – im Angesicht der Gefahr entblößen die Protagonisten nach und nach ihre Vorurteile und Wertesysteme. In Ringo arbeitete der Regisseur zum ersten Mal mit John Wayne zusammen, dem so der Durchbruch gelang – der Beginn einer legendären Kollaboration, die 23 weitere Filme umfasst.
Platz 24
Todesmelodie
Sergio Leone | 1971 | Italien
Todesmelodie ist das zweite Werk in Sergio Leones Amerika-Trilogie und gibt sich ebenso episch wie sein Vorgänger Spiel mir das Lied vom Tod, erzählt aber ironischer und weniger stringent. Der Spätwestern nutzt die Wirren der mexikanischen Revolution für einen Abenteuerfilm und entwirft eine episodenhafte Geschichte um zwei gegensätzliche Figuren (charismatisch: James Coburn und Rod Steiger), wobei Leone seinen pessimistischen Rachethemen hier erstmals die Möglichkeit einer Erlösung entgegensetzt.
Platz 23
Erbarmungslos
Clint Eastwood | 1992 | USA
Wie es sich für einen Spätwestern gehört, verkehrt Erbarmungslos die Glorifizierung des Wilden Westens ins Gegenteil. Er ist geprägt von niederen Motiven, destruktiver Gewalt und der Unmöglichkeit eines friedvollen Lebens. Dabei inszeniert Clint Eastwood auch einen Abgesang auf die eigene Rollengeschichte: Sein William Munny ist eine abgehalfterte, alt gewordene Version der früheren, ach so coolen Antihelden in Eastwoods Vita; eine Figur voller Makel und Brüche, die nichts mehr zu gewinnen hat und letztlich nur darum kämpft, nicht das letzte bisschen Respekt für sich selbst zu verlieren.
Platz 22
Pat Garrett jagt Billy the Kid
Sam Peckinpah | 1973 | USA
Anhand der Wandlung zweier historischer Figuren beschreibt Sam Peckinpah in Pat Garrett jagt Billy The Kid den Zeitenwandel des Wilden Westens. Von den Idealen und der Freiheit aus den Anfangstagen des unerschlossenen Amerikas ist nichts mehr übrig; jeder Mensch kämpft für sich allein und jeglicher Ehrbegriff ist bloßem Opportunismus gewichen. Peckinpahs bittere Abrechnung verkehrt den Heroismus des Genres ins Gegenteil: Er pervertiert den vermeintlichen Helden zum sadistischen Killer und inszeniert den Bösewicht als tragische Figur, die an ihren veralteten Wertvorstellungen scheitert.
Platz 21
Über den Todespass
Anthony Mann | 1954 | USA
Die Kollaboration von Regisseur Anthony Mann und Hauptdarsteller James Stewart prägte den amerikanischen Western der Fünfziger Jahre; in Über den Todespass arbeiteten sie zum vierten Mal zusammen. Wie schon in Nackte Gewalt ist Stewart gegen den Strich besetzt und spielt keinen aufrichtigen Helden, sondern einen egoistischen Menschenfeind. Passend dazu ist der Film in einer verschneiten Berglandschaft angesiedelt, die Mann auf ansehnliche Weise, aber ohne Postkartenpanoramen einfängt – die Natur bleibt harsch und unfreundlich. Zudem herrscht eine pessimistische Weltsicht auf die Freiheit des Wilden Westens, dessen Sozialisierung erst durch Gewalt motiviert und auch mit Gewalt durchgesetzt werden muss.
Platz 20
Django
Sergio Corbucci | 1966 | Italien, Spanien
Der Kultwestern von Sergio Corbucci besticht durch eine nahezu apokalyptische Stimmung: Django spielt über weite Strecken in einem heruntergekommenen Dorf inmitten einer schlammigen Einöde. Die Welt des Films wird von Amoral und Gewalt dominiert und bietet damit einen passenden Ort für den titelgebenden Protagonisten, dessen stoischer Nihilismus den Film prägt; Hauptdarsteller Franco Nero spielt den Antihelden mit diabolischer Gelassenheit. Der laue Plot ist hingegen weniger memorabel – Django lebt nicht von Inhalten, sondern von seinem rohen Stil und einem galligen Humor.
Platz 19
Vierzig Gewehre
Samuel Fuller | 1957 | USA
B-Movie-Pionier Samuel Fuller stellt den Western auf den Kopf: Vierzig Gewehre versetzt seinen Plot mit brodelnden sexuellen Untertönen, verkehrt die Geschlechterrollen und spuckt uns die zynische Archaik des Genres vor die Füße. Der entfesselte Schnitt und die für Fuller typische, geradlinige Regie evozieren eine Gnadenlosigkeit, gegen die sich die Figuren nicht wehren können. Dabei beweist Vierzig Gewehre einmal mehr Fullers Innovationskraft: Er nahm die Pistolenlaufperspektive der Bond-Intros ebenso vorweg wie Sergio Leones charakteristische Super-Close-ups auf die Augen der Westernhelden.
Platz 18
Sacramento
Sam Peckinpah | 1962 | USA
Der Spätwestern Sacramento trägt die typische Handschrift von Regisseur Sam Peckinpah und erteilt den Mythen des Genres eine Absage. Schon mit der Besetzung gelang Peckinpah ein Coup: Für die Hauptrollen der beiden alten Haudegen verpflichtete er Randolph Scott und Joel McCrea, die ihre 30-jährigen Karrieren mit Sacramento abschlossen. Der Film formuliert einen melancholischen Abgesang auf die alten Zeiten und findet dafür hübsche Naturbilder, die Verkommenheit der Menschen setzt dazu einen herben Kontrast.
Platz 17
Rio Bravo
Howard Hawks | 1959 | USA
Rio Bravo zählt zu den unumstrittenen Klassikern des amerikanischen Westerns. Der Film von Howard Hawks etablierte einen oft kopierten Handlungsaufbau und profitiert von einem John Wayne in Bestform. Der immerhin 141 Minuten lange Western zieht seinen Unterhaltungswert nicht aus ausufernden Schießereien, sondern aus dem Charisma der Stars und den kernigen Dialogen. Die Actionszenen dosiert Hawks hingegen sparsam, woraus Rio Bravo sein Suspense zieht – eine Atmosphäre drohenden Unheils schwebt dauerhaft über den Helden.
Platz 16
Der Tod ritt dienstags
Tonino Valerii | 1967 | Italien
Der Tod ritt dienstags fährt ein tolles Hauptdarstellerduo auf: Die beiden Genre-Ikonen Lee van Cleef und Giuliano Gemma harmonieren prächtig als Lehrer-Schüler-Gespann. Da die zwei Protagonisten so unterschiedlich sind, entwickelt ihre Beziehung eine fesselnde Eigendynamik. Valeriis Film richtet sich weniger stark auf Action aus als andere Italowestern, durch seinen garstigen Humor und die interessanten Figuren unterhält er jedoch auch ohne ständige Schusswechsel.
Platz 15
Leichen pflastern seinen Weg
Sergio Corbucci | 1968 | Italien
Zwei Jahre nach Django trieb Sergio Corbucci den Nihilismus der Italowestern ins Extrem: Leichen pflastern seinen Weg lotet die Grenzen des Genres aus. Der Regisseur verwebt einen Racheplot mit politischen Tendenzen und siedelt sein Szenario in einer verschneiten Berglandschaft an. Die Hauptdarsteller Jean-Louis Trintignant und Klaus Kinski überzeugen ebenso wie die eisige Stimmung, die perfekt zu der kaltblütigen Gewalt des Films passt. Dennoch bereitet uns nichts auf das hundsgemeine Finale vor, dessen Skrupellosigkeit jedes Mal aufs Neue schockt.
Platz 14
Lauf um dein Leben
Sergio Sollima | 1968 | Italien
Der zweite Cuchillo-Western von Sergio Sollima ist deutlich unterhaltsamer angelegt als sein Vorgänger Der Gehetzte der Sierra Madre. Die mexikanischen Revolutionswirren bilden den Rahmen für ein episodenhaftes Road-Movie, in dem der bauernschlaue Cuchillo zwischen Banditen, Kopfgeldjäger und Exfreundinnen gerät. Tomas Milian spielt den Protagonisten erneut auf herrliche Art, Sollima setzt ihn mit viel Situationskomik in Szene. Lauf um dein Leben zählt zu den leichteren Italowestern und macht einen Heidenspaß.
Platz 13
Die glorreichen Sieben
John Sturges | 1960 | USA
Zum Ende der Fünfziger Jahre galt der klassische Western schon als totgesagt: Die heroischen Geschichten waren auserzählt und passten nicht mehr in das gesellschaftliche Klima. Dem zum Trotz rief Die glorreichen Sieben zum letzten Hurra für den klassischen Western. Das Remake von Akira Kurosawas Epos Die sieben Samurai erreicht zwar nie den Tiefgang und die Handwerkskunst des Originals, liefert aber ein furioses Spektakel und besticht mit seinen charismatischen Stars um Steve McQueen und Yul Brynner.
Platz 12
Zwei glorreiche Halunken
Sergio Leone | 1966 | Italien
Mit Zwei glorreiche Halunken führte Sergio Leone die Entwicklung des Italowestern zu einem vorläufigen Schlusspunkt. Der letzte Teil seiner Dollar-Trilogie verzichtet auf den Nihilismus der Vorgänger und übersteigert ihre Ironie auf das größtmögliche Maß – epochale 160 Minuten lang fabuliert Zwei glorreiche Halunken eine episodenhafte Abenteuergeschichte mit viel garstigem Humor und großen Schauwerten. Das sorgt für einen hohen Unterhaltungswert und lebt einmal mehr von Leones genialer Regie, der Musik von Ennio Morricone und den exzellenten Hauptdarstellern.
Platz 11
Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford
Andrew Dominik | 2007 | USA
Die goldene Ära des Western mag lange vorbei sein, doch alle Jubeljahre beglückt uns auch das moderne Kino mit einem raren Meilenstein. So einer ist das elegische 160-Minuten-Epos Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford, der die Mythen des Wilden Westens kritisch hinterfragt. Seine Melancholie erinnert an die Western der New Hollywood-Ära und wirkt dank der imposanten Bilder von Roger Deakins trotzdem zeitgemäß. Der langsame Aufbau zahlt sich im letzten Filmdrittel aus, das mit einer ungeahnten Wucht shakespearescher Prägung überrascht.
Platz 10
Warlock
Edward Dmytryk | 1959 | USA
Zu Beginn mutet Warlock wie ein Edelwestern an, zumal er mit Henry Fonda, Anthony Quinn und Richard Widmark hochkarätig besetzt ist. Im weiteren Verlauf ändert sich dieser Eindruck: Der Klassiker von Edward Dmytryk hinterfragt den heroischen Schein seiner Protagonisten und fördert die Ambivalenz der Figuren. Daraus entstehen neue Perspektiven, die sich einer simplen Moral verweigern und die sonst so geordnete Western-Welt gehörig verdrehen: Outlaws verdingen sich als Sheriffs, Helden mutieren zu Bösewichtern.
Platz 9
Der Gehetzte der Sierra Madre
Sergio Sollima | 1966 | Italien
Der erste Cuchillo-Western von Sergio Sollima besitzt in Lee Van Cleef und Tomas Milian ein großartiges Hauptdarstellerduo, deren Zusammenwirken durch die gegensätzlichen Figuren noch verstärkt wird. Die Verfolgungsjagd ihrer Protagonisten macht einen Großteil des Films aus, Der Gehetzte der Sierra Madre entpuppt sich daher als abwechslungsreiches Road-Movie, das viel Flair aus der Musik von Ennio Morricone zieht – der Maestro trifft einen stimmigen Grad zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit. Der politische Subtext verleiht Sollimas Western eine zusätzliche Facette.
Platz 8
Der Scharfschütze
Henry King | 1950 | USA
Der Scharfschütze hebt sich deutlich von anderen Western seiner Zeit ab: Einerseits nutzt er stilistische Anleihen aus dem Film Noir, andererseits zeichnet er sich durch einen nachdenklichen Pessimismus aus, der erst 15 Jahre später durch die Western des New Hollywood-Kinos salonfähig werden sollte. Ein Großteil der 80 Minuten verbringt der Film als Kammerspiel, wobei er eine fatalistische Stimmung und diverse Konfliktherde aufbaut. Neben der durchgängigen Spannung bleiben vor allem der hervorragende Gregory Peck und das clevere Finale in Erinnerung.
Platz 7
Spiel mir das Lied vom Tod
Sergio Leone | 1968 | Italien
Auf keinen Western passt der Begriff „Pferdeoper“ besser als auf Spiel mir das Lied vom Tod: Handlung und Figuren sind nur rudimentär angelegt, aber die brillante Inszenierung von Sergio Leone formt daraus ein Monument für die Ewigkeit. Die unerreichte Grandezza des Klassikers fußt auf einer enormen Szenenlänge und der unverwechselbaren Musik von Ennio Morricone, die Leone ebenso genial nutzt wie die gnadenlose Aura von Charles Bronson und Henry Fonda. Das führt zu einigen der ikonischsten Szenen in der Geschichte des Genres.
Platz 6
The Wild Bunch
Sam Peckinpah | 1969 | USA
The Wild Bunch ist vor allem für seine gewaltigen Shootouts bekannt, doch schon nach dem legendären Schusswechsel zu Beginn schaltet Sam Peckinpah in einen anderen Modus und präsentiert uns einen über weite Strecken ruhigen Film, der sich am besten als Melodram müder Männer beschreiben lässt. Der Regisseur beobachtet der Verfall des Wilden Westens anhand einer Bande von Outlaws, die an der Neuzeit scheitern. Es herrscht eine diffuse Stimmung in diesem Film, der unbändige Lebensgier mit kompromisslosem Fatalismus mischt, bis Peckinpahs Vision in einem wahnwitzig montierten Finale verglüht.
Platz 5
Für eine Handvoll Dollar
Sergio Leone | 1964 | Italien
Mit Für eine Handvoll Dollar half Sergio Leone dem amerikanischen Western aus der Krise und machte den Italowestern populär. Die rohe Ästhetik, die kompromisslosen Schusswechsel und das unterkühlte Auftreten des damals noch unbekannten Clint Eastwood verleihen dem Film eine ganz eigene Coolness. Das Rückgrat des cleveren Plots und seines Antihelden lieferte allerdings Akira Kurosawas Samuraiklassiker Yojimbo, bei dem sich Leone ohne Lizenz bediente. Gänzlich originell ist hingegen die unsterbliche Musik von Ennio Morricone, die maßgeblich zum Flair des Films beiträgt.
Platz 4
Weites Land
William Wyler | 1958 | USA
Der Klassiker von William Wyler verpflanzt einen gebildeten Großstädter (Paraderolle: Gregory Peck) in den Wilden Westen, wo er zwischen die Fronten eines Kleinkrieges zweier Viehzüchterfamilien gerät. Weites Land füllt seine 165-minütige Spielzeit nicht mit zig Schusswechseln, sondern beschäftigt sich ausführlich mit den gegensätzlichen Figuren, ihrer Moral und der Frage, wie Gewalt entsteht. Dabei besticht Wylers Werk durch pointierte Dialoge und starke Darsteller; die exquisiten Landschaftsaufnahmen vermitteln ein Gefühl für die Schönheit und Abgeschiedenheit des kaum erschlossenen Wilden Westens.
Platz 3
Für ein paar Dollar mehr
Sergio Leone | 1965 | Italien
Für ein paar Dollar mehr zählt zu den wenigen zweiten Teilen, die ihren Vorgänger übertreffen. Dank des höheren Budgets konnte Sergio Leone mit Lee van Cleef einen weiteren Star verpflichten und größere Schauwerte servieren. Doch auch inszenatorisch hat sich der Regisseur weiterentwickelt: Seine Regie steigert die Binnenspannung der Szenen deutlich und verknüpft kunstvoll Rückblenden mit Gegenwart. Die Handlung von Für ein paar Dollar mehr ist zwar nicht so fein austariert wie beim Vorgänger, der zweite Teil sorgt jedoch mit reger Abwechslung für Kurzweil und besitzt das bessere Finale.
Platz 2
McCabe & Mrs. Miller
Robert Altman | 1971 | USA
In dem New Hollywood-Western McCabe & Mrs. Miller formuliert Autorenfilmer Robert Altman einen Abgesang auf den amerikanischen Traum und dekonstruiert das Genre. Von der großen Freiheit ist hier nichts zu spüren, das Geschehen spielt sich in einer verschneiten Berglandschaft ab, die entsättigten Bilder und die melancholische Musik Leonard Cohens lassen den Ort trist wirken. Westernhelden gibt es hier keine – Frauen haben die Hosen an, während Männer über ihre Bärte sinnieren. In dieser Western-Wirklichkeit reihen sich sinnlose Gewalt und platzende Träume aneinander, der amerikanische Traum bleibt unerreichbar.
Platz 1
Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen
Nicholas Ray | 1954 | USA
1954 produzierte die B-Movie-Schmiede Republic mit wenig Geld einen Meilenstein. Nicholas Ray nutzt das Western-Genre als Folie für ein überlebensgroß inszeniertes Melodram, dessen Triebmittel sexuelle Neurosen und blanker Hass sind. Die Regisseure der Nouvelle Vague verehrten Ray, weil er den Western transzendiert: Mit billigen Studiokulissen und leuchtendem Technicolor überhöht er das Geschehen ins Theaterhafte und erzeugt einen maximal verdichteten Über-Western. Trotz eines kleinen Budgets ist Johnny Guitar ein gewaltiger Film.
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