Die 25 besten
Antikriegsfilme
der Kinogeschichte
Das Genre des Antikriegsfilms ist geradezu prädestiniert für überwältigende Filmerlebnisse: Es verhandelt Ausnahmesituationen und berührende Schicksale, besitzt eine historische Dimension, einen Hang zu hohem Produktionsaufwand und spannenden Actionszenen.
Damit geht ein Dilemma einher, das den Antikriegsfilm zu einem der anspruchsvollsten Genres macht: Er muss seine wichtige Botschaft transportieren und den (Unterhaltungs)Tugenden des Mediums Films folgen, ohne dabei das Opfer der eigenen Sensationen zu werden und den Krieg zu glorifizieren.
Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.
Honorable Mentions
Aufgrund des akuten Platzmangels der Bestenliste sollen wie immer noch einige Filme erwähnt werden, die eine Platzierung knapp verpasst haben:
Um die Bestenliste möglichst konsistent zu halten, fanden ausschließlich „typische“ Antikriegsfilme Berücksichtigung. Werke, die den Krieg lediglich als Folie nutzen, aber hauptsächlich andere Genres bedienen, bleiben außen vor.
Das betrifft großartige Werke wie die Kriegsabenteuer Gesprengte Ketten und Inglourious Basterds, aber auch die packenden Kriminalfilme Armee im Schatten und Stalag 17. Ein deutlicher humoristischer Einschlag bildet ebenfalls ein Ausschlusskriterium und verhinderte Nennungen von Sein oder Nichtsein und Dr. Seltsam. Aufgrund ihrer Fantasy-Elemente wurden Pans Labyrinth und Irrtum im Jenseits aussortiert. Weichen musste auch das tolle Melodram Land ohne Männer, weil der Krieg dort mehr Kulisse als Thema ist.
Trotz der Beschränkungen standen noch unzählige Filme zur Auswahl, weshalb einige lohnende Vertreter auf der Strecke blieben – etwa Jean Renoirs Klassiker Die große Illusion, der ebenso im Ersten Weltkrieg angesiedelt ist wie der britische Vertreter Für König und Vaterland, der die unerbittliche Militärgerichtsbarkeit in Kriegszeiten illustriert. Auch Sam Mendes‘ mitreißender 1917 soll nicht unerwähnt bleiben.
Auch der Zweite Weltkrieg bietet die Bühne für unzählige sehenswerte Antikriegsfilme. Die amerikanische Perspektive vertreten das Kriegsfilm-Epos Patton – Rebell in Uniform, Der Kommandeur und Ardennen 1944.
Großbritannien huldigt hingegen regelmäßig seinen Seestreitkräften – während des Krieges produzierten die Briten mit Alfred Hitchcocks Klassiker Das Rettungsboot und In Which We Serve interessante Propagandafilme, später thematisierte auch Der große Atlantik den Dienst in der Royal Navy.
Natürlich wurde der Zweite Weltkrieg auch in zahllosen anderen Ländern thematisiert: Sowohl Trial on the Road als auch Larisa Shepitkos Aufstieg handeln von sowjetischen Partisanen. Andrej Wajdas Debütfilm Eine Generation schildert Aktionen des polnischen Widerstandes und Eroica – Polen 44 erzählt in zwei Episoden von der deutschen Okkupation Polens.
In Douglas Sirks Zeit zu leben und Zeit zu sterben desillusioniert ein Heimaturlaub einen deutschen Soldaten endgültig. Im tragikomischen japanischen Vertreter Fort Graveyard muss Toshirō Mifune ein Musikkorps zu einer Kampftruppe formen.
Doch nicht nur der Zweite Weltkrieg wurde filmisch aufgearbeitet, sondern auch viele andere militärische Konflikte. Etwa der Koreakrieg in Anthony Manns Klassiker Tag ohne Ende und in dem koreanischen Blockbuster Brotherhood. Die 317. Sektion zeigt den Ersten Indochinakrieg aus Sicht einer kleinen französischen Einheit und der Low-Budget-Antikriegsfilm Kilo Two Bravo spielt ausschließlich in einem Minenfeld in Afghanistan.
Nach diesen lobenden Erwähnungen kommen wir nun zu den 25 besten Antikriegsfilmen der Kinogeschichte:
Platz 25
Wagen nach Wien
Karel Kachyna | 1966 | Tschechien
Der tschechoslowakische Antikriegsfilm Wagen nach Wien schildert den Zweiten Weltkrieg über ein stark verdichtetes Szenario: Zwei desertierte deutsche Soldaten zwingen eine einheimische Bäuerin, sie per Pferdekarren in Richtung Heimat zu fahren. Die Reise durch den endlosen böhmischen Wald entwickelt sich zum psychologischen Duell zwischen den beiden Parteien, wodurch das Road-Movie paradoxerweise einen kammerspielartigen Einschlag erhält. Auch aufgrund der ansehnlichen Schwarz-Weiß-Bilder erzeugt Wagen nach Wien eine dichte Stimmung und dauerhaftes Suspense.
Platz 24
Im Morgengrauen ist es noch still
Stanislav Rostotsky | 1972 | Russland
Der sowjetische Antikriegsfilm Im Morgengrauen ist es noch still bricht mit den Konventionen des Genres und etabliert spannende Gegensätze. Der Klassiker von Stanislav Rostotsky unterstellt einem verdutzten Offizier eine komplett weiblich besetzte Flak-Einheit, was in der ausführlichen Exposition zu einem humorvollen Kennenlernen führt. Im Gegensatz zu vielen anderen Antikriegsfilmen interessiert sich Im Morgengrauen ist es noch still für die Menschen hinter der Uniform; umso dramatischer wirkt die zweite Hälfte des Films, die die Soldatinnen in ein Gefecht verwickelt, das nicht zu gewinnen ist. Der Humor, die Dramatik und die finale Melancholie ergeben einen unkonventionellen Tonfall.
Platz 23
Der Soldat von Oranien
Paul Verhoeven | 1977 | Niederlande, Belgien
Mit Der Soldat von Oranien verfilmte Paul Verhoeven die wahre Geschichte eines Widerstandskämpfers und drehte den bis dato teuersten niederländischen Film. Verhoeven erzählt von einer Gruppe Jura-Studenten, die während der Besetzung des Landes durch die Nationalsozialisten unterschiedliche Lebenswege einschlagen. Die 155-minütige Laufzeit gibt dem Regisseur den Raum für eine umfangreiche Figurenentwicklung (mit dem starken Rutger Hauer im Zentrum) und ermöglicht zugleich mehrere lange Spannungsszenen. Auch der typische schelmische Tonfall Verhoevens blitzt trotz des düsteren Themas immer wieder auf.
Platz 22
Die Brücke
Bernhard Wicki | 1959 | Deutschland
Der Antikriegsfilm Die Brücke spielt in der Endphase des Zweiten Weltkrieges und erzählt von einem halben Dutzend Gymnasiasten, die ihre Kleinstadt gegen die einrückenden Amerikaner verteidigen sollen. Bernhard Wicki nimmt sich viel Zeit, um das Milieu der Protagonisten zu beschreiben und etabliert sie so als nahbare Figuren. Ihre jugendliche Naivität und die Wirkmächtigkeit der nationalsozialistischen Ideologie ergeben eine verhängnisvolle Mischung; die offensichtliche Leere der Nazi-Parolen verneint jeden Heroismus schon im Ansatz. Damit stellt Die Brücke die Sinnlosigkeit des Krieges nachdrücklich heraus – das Sterben bleibt schrecklich willkürlich und dient keinem Zweck.
Platz 21
Platoon
Oliver Stone | 1986 | USA
In Platoon verarbeitete Oliver Stone seine eigenen Erfahrungen im Vietnamkrieg, in dem er zwei Mal verwundet und mehrfach ausgezeichnet wurde. Doch den Heldenmythen verweigert sich sein kritischer Film: Platoon nimmt dem täglichen Töten jeden Sinn, seine Protagonisten haben nichts zu gewinnen und bringen vergebliche Opfer. Zudem bedienen die subjektiv inszenierten Actionszenen unsere Schaulust nicht – die Gefechte beinhalten keine Erfolgserlebnisse und der Feind bleibt unsichtbar. Die hervorragende Besetzung – insbesondere Willem Dafoe und Tom Berenger – bleibt im Gedächtnis.
Platz 20
Ich war neunzehn
Konrad Wolf | 1968 | Deutschland
In dem autobiographisch gefärbten Antikriegsfilm der DEFA kehrt ein 19-jähriger Exildeutscher im Dienst der sowjetischen Armee zurück in sein Heimatland. Regisseur Konrad Wolf setzt auf einen semidokumentarischen Stil und lässt die Zustände der letzten Kriegswochen für sich sprechen: Es herrscht eine regelrecht apokalyptische Stimmung; nichts scheint mehr von Belang zu sein und doch ist der Tod noch allgegenwärtig. Aufgrund der „unschuldigen“ Perspektive des jungen Protagonisten erhält der Film eine große Nahbarkeit. Die Hauptfigur verkörpert die Suche nach einer neuen Identität, nach moralischer Orientierung und einer Zukunft in den Ruinen des Nationalsozialismus.
Platz 19
Die große Parade
King Vidor | 1925 | USA
Der erste Antikriegsfilm der Kinogeschichte zählt nach wie vor zu den Höhepunkten des Genres. King Vidors Stummfilm Die große Parade überrascht zunächst: Nach der Grundausbildung wird der Protagonist nach Frankreich versetzt, landet jedoch nicht auf dem Schlachtfeld, sondern in den Armen einer jungen Französin. Indem Vidor Elemente einer romantischen Komödie nutzt, setzt er einen wirkungsvollen Kontrast – die Gefechte des Ersten Weltkrieges wirken durch die zuvor gezeigte Herzlichkeit noch sinnloser und brutaler.
Platz 18
Die Brücke am Kwai
David Lean | 1957 | USA, Großbritannien
Das Antikriegs-Epos Die Brücke am Kwai gewann sieben Oscars und setzt sich vornehmlich intellektuell mit dem Krieg auseinander. Anhand dreier gegensätzlicher Charaktere prüft der Klassiker von David Lean verschiedene Geisteshaltungen, doch weder Ehre, Ehrgeiz noch Zynismus helfen den jeweiligen Protagonisten, der Wahnsinn des Krieges lässt sich von keiner Weltanschauung bändigen. Leans Anklage gegen Militarismus und falsche Ideale überzeugt durch eine großartige Bildgestaltung, die den exotischen Schauplatz stimmungsvoll einfängt, und durch die ausgezeichneten Darsteller.
Platz 17
Mrs. Miniver
William Wyler | 1942 | USA
Der Klassiker von William Wyler entstand 1942 und erfüllte damit naturgemäß eine Propagandafunktion – umso bemerkenswerter ist die Subtilität, mit der Wyler vorgeht. Mrs. Miniver spielt nicht auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges, sondern an der Heimatfront, wo er eine britische Familie durch den Kriegsalltag begleitet. Dank der vorzüglichen Figurenzeichnung gelingt es Wyler, die volle Klaviatur der Emotionen zu bespielen. Sechs Oscars waren der Lohn, unter anderem für den besten Film und die beste Regie.
Platz 16
Im Westen nichts Neues
Lewis Milestone | 1930 | USA
Die Hollywood-Adaption von Erich Maria Remarques berühmten Roman überzeugt auf ganzer Linie: Der bis dato aufwendigste Antikriegsfilm profitiert besonders von der Erfahrung des Regisseurs Lewis Milestone, der während des Ersten Weltkrieges in der Fotografie-Abteilung des US-Militärs gearbeitet hatte. Milestone kannte den Krieg aus erster Hand und überführte die bedrückende Realität in ein wuchtiges Filmerlebnis. Neben seinem schieren Aufwand überzeugt Im Westen nichts Neues durch beeindruckende Bildkompositionen, eine überraschend mobile Kameraarbeit und tolle Regieeinfälle.
Platz 15
Man nannte es den großen Krieg
Mario Monicelli | 1959 | Italien, Frankreich
Man nannte es den großen Krieg schickt zwei Streithähne in den Ersten Weltkrieg und inszeniert das Grauen als Tragikomödie. Der unkonventionelle Antikriegsfilm nimmt dabei Bezug zur damals beliebten Commedia all’italiana, negiert jedoch ihren Charme: Jeder Lacher bleibt im Halse stecken, da die humoristischen Anwandlungen sofort in Bitterkeit und Verzweiflung umschlagen. Mario Monicelli beweist viel Gespür für den richtigen Tonfall und nähert sich dem Thema niemals plump; sein Werk ermöglicht eine besondere Filmerfahrung, dessen finstere zweite Hälfte uns niedergeschlagen zurücklässt.
Platz 14
Wege zum Ruhm
Stanley Kubrick | 1957 | USA
In Wege zum Ruhm schildert Stanley Kubrick die festgefahrenen Grabenkämpfe des Ersten Weltkrieges in großartigen Massenszenen, um anschließend die militärpolitische Verwaltung zu kritisieren: Krieg ist hier eine Materialschlacht, in der die Soldaten zu bloßen Planungseinheiten degradiert und von der Generalität rücksichtslos verfeuert werden. Indem Wege zum Ruhm die weltfremde Kaltherzigkeit der Generäle offenbart und als Kontrast dazu den fantastischen Kirk Douglas als moralischen Mahner installiert, verdiente sich Kubricks Werk einen Platz unter den großen Antikriegsfilmen der Kinogeschichte.
Platz 13
Der Kanal
Andrzej Wajda | 1957 | Polen
Mit Der Kanal schloss Andrzej Wajda seine mit Eine Generation und Asche und Diamant begonnene Kriegsfilmtrilogie ab. Der Film spielt 1944 und zeigt den Zusammenbruch des Warschauer Aufstands: Die Partisanen sind der deutschen Wehrmacht hoffnungslos unterlegen und ziehen sich in die Kanalisation der Stadt zurück. Hier spielt ein Großteil der Handlung, was Der Kanal einzigartig macht – die beengten Gänge, das ständige Flüstern und die unsichtbare Bedrohung durch die Nazis sorgen für eine beklemmende Atmosphäre und das fatalistische Finale hallt lange nach.
Platz 12
Vierundzwanzig Augen
Keisuke Kinoshita | 1954 | Japan
Vierundzwanzig Augen schildert die Beziehung zwischen einer jungen Lehrerin und einer Schulklasse über einen Zeitraum von 20 Jahren und stellt dabei heraus, welche Zäsur der Zweite Weltkrieg bedeutete. Das große Weltgeschehen macht auch vor der kleinen Dorfgemeinschaft nicht Halt und reißt sie auseinander, als sich die Schüler der Volljährigkeit nähern. Obwohl Kinoshita keinerlei Kampfhandlungen zeigt, schlägt er tiefe emotionale Wunden, weil lieb gewonnene Figuren auf immer verschwinden und ihre Lehrerin vor Leid vergeht. Obwohl es sich um ein Melodram handelt, entwickelt Vierundzwanzig Augen eine größere emotionale Wirkung als die meisten Antikriegsfilme.
Platz 11
Iwans Kindheit
Andrei Tarkowski | 1962 | Russland
Schon in Andrei Tarkowskis Debütfilm Iwans Kindheit ist die Meisterschaft des Ausnahmeregisseurs erkennbar: Der russische Filmemacher begleitet einen Jungen durch den Zweiten Weltkrieg und transportiert dessen Traumata über beeindruckende Bilder. Tarkowski visualisiert Iwans Dasein als Wechselzustand zwischen Realität und Albtraum; das erzeugt im Zusammenspiel mit der ausgeprägten Symbolik eine verwunschene Stimmung, verleiht dem Krieg jedoch auch einen besonderen Schrecken.
Platz 10
Red Angel
Yasuzō Masumura | 1966 | Japan
Der Antikriegsfilm Red Angel pendelt zwischen den Extremen: Nihilismus und Humanismus stehen hier gleichberechtigt nebeneinander und bilden eine absurde Mischung, die den Wahnsinn des Zweiten Weltkrieges widerspiegelt. Eine junge Krankenschwester und ein drogensüchtiger Arzt stehen im Zentrum der Geschichte, die über weite Strecken in einem Lazarett spielt, in dem sich regelmäßig amputierten Gliedmaßen stapeln. In Red Angel zerstört der Horror des Krieges die Protagonisten nicht nur körperlich, sondern auch geistig – sie verkommen zu leeren Hüllen, die versuchen, sich einen letzten Rest Menschlichkeit zu bewahren.
Platz 9
Das Boot
Wolfgang Petersen | 1981 | Deutschland
Das Boot ermöglicht ein atmosphärisch dichtes Filmerlebnis, denn den Großteil des 200-Minuten-Epos verbringen wir an Bord eines deutschen U-Boots in den eisigen Tiefen des Atlantiks. Da die überraschend mobile Kamera den beengten Verhältnissen trotzt und der Film statt Musik eine eindringliche Geräuschkulisse einsetzt, entwickelt Das Boot eine große immersive Kraft – wir erleben den oft ungewissen U-Boot-Krieg als Teil der Mannschaft. Aus dieser Unmittelbarkeit zieht die Romanverfilmung eine enorme Spannung, während die markanten Figuren den emotionalen Rahmen schaffen.
Platz 8
Schlacht um Algier
Gillo Pontecorvo | 1966 | Algerien, Italien
Schlacht um Algier ist ein ungewöhnlicher Antikriegsfilm: Er schildert den algerischen Unabhängigkeitskampf gegen die französische Kolonialherrschaft ohne eine konventionelle Handlung und verzichtet auf Heldenfiguren. Stattdessen nutzt Gillo Pontecorvo einen dokumentarischen Ansatz, der sich als idealer Kunstgriff entpuppt: Die Originalschauplätze und die Handkamera sorgen für eine authentische Unmittelbarkeit und versetzen uns mitten in den Konflikt hinein, doch zugleich ermöglicht die erzählerische Distanz einen klaren Blick auf den Strudel der Gewalt und die Verschiebung moralischer Grenzen.
Platz 7
Barfuß durch die Hölle III – … und dann kam das Ende
Masaki Kobayashi | 1961 | Japan
Barfuß durch die Hölle III schließt Masaki Kobayashis 10-stündige Antikriegsfilmtrilogie ab und schickt seinen Protagonisten erstmals in den Krieg, der zu diesem Zeitpunkt fast vorbei ist. Wie in einem Road Movi bewegt sich Kaji durch die vom Feind überrannte Mandschurei, die im wunderschönen Breitbildformat eingefangen wird. Während der einstmals humanistische Held in den Vorgängern noch um Ideale rang, kämpft er inzwischen mit seinen zerlumpten Kameraden ums nackte Überleben. Kobayashi führt diese Entwicklung in Barfuß durch die Hölle III konsequent zu Ende und schließt seine Trilogie meisterhaft ab.
Platz 6
The War Game
Peter Watkins | 1966 | Großbritannien
Die Mockumentary The War Game beschreibt die Auswirkungen eines Atomkrieges auf Großbritannien derart drastisch, dass die produzierende BBC den Film 20 Jahre lang unter Verschluss hielt. Die Fernsehanstalt hatte eine konventionelle Dokumentation erwartet und erhielt ein filmisches Inferno: Neben den beklemmenden Bildern zeichnet sich die Arbeit von Peter Watkins durch eine große intellektuelle Schärfe aus, die den Widersinn atomarer Waffen nachhaltig herausstellt und uns mit einer Schreckensvision konfrontiert, die lange nachwirkt.
Platz 5
Apocalypse Now
Francis Ford Coppola | 1979 | USA
Mit Apocalypse Now brach Francis Ford Coppola die Konventionen des Antikriegsfilms auf: Lose auf Joseph Conrads Literaturklassiker Herz der Finsternis basierend, treibt der Film die Soldaten wie in einem Road-Movie durch ein fiebriges Vietnam-Wunderland. Insbesondere in der Redux-Fassung mutiert der Krieg zur irrsinnigen Oper, der gigantische Produktionsaufwand ermöglichte überwältigende Bilder und eine hypnotische Stimmung. Das herausragende Darsteller-Ensemble um Martin Sheen und Marlon Brando rundet das rauschhafte Filmerlebnis ab.
Platz 4
Komm und sieh
Elem Klimow | 1985 | Russland
Wie Andrei Tarkowskis Iwans Kindheit handelt auch Elem Klimows Komm und sieh! von einem russischen Jungen, der in den Wirren des Zweiten Weltkrieges überleben muss. Trotz dieser Gemeinsamkeit könnten die beiden Filme nicht unterschiedlicher sein – Tarkowskis Poesie weicht hier einer unbarmherzigen Realität aus Massakern und Schlamm. Die fantastische Kameraarbeit konterkariert einen hässlichen, unerbittlichen Film, der ob seiner Wucht zu den Meisterwerken des Genres zählt.
Platz 3
Full Metal Jacket
Stanley Kubrick | 1987 | Großbritannien, USA
Stanley Kubricks Meisterwerk Full Metal Jacket zeigt den Krieg nicht als abstrakten Daseinszustand, sondern als staatlich oktroyiert. Der Regisseur hält dem amerikanischen „Heldentum“ den Spiegel vor und bedient sich dafür eines so genialen wie perfiden Schachzuges: Mit dem ewig schreienden Infanterieausbilder Hartman etabliert er eine Ikone, deren Zynismus die erste Filmhälfte überstrahlt. Hartman konditioniert nicht nur die Soldaten, sondern auch uns Zuschauer, weshalb wir die Kriegshandlungen der zweiten Hälfte ebenso gedämpft erleben wie die entmenschlichten Protagonisten.
Platz 2
Feuer im Grasland
Kon Ichikawa | 1959 | Japan
Der Antikriegsfilm Feuer im Grasland bietet ein außergewöhnliches Erlebnis. Das Werk von Kon Ichikawa schickt einen japanischen Soldaten auf eine Odyssee über ein pazifisches Eiland, das längst von den Amerikanern überrannt wurde. Der Regisseur entfesselt das Grauen des Krieges, ohne den Sensationen des Genres anheimzufallen: Gerade die Beiläufigkeit der schockierenden Szenen erweist sich als effektvoll. Die erhabenen Schwarz-Weiß-Bilder beeindrucken ebenso wie die ausgezeichneten Schauspieler – das eindringliche Spiel des völlig abgemagerten Tatsuya Nakadai bleibt lange in Erinnerung.
Platz 1
Barfuß durch die Hölle
Masaki Kobayashi | 1959 | Japan
Der erste Teil der epochalen Barfuß durch die Hölle-Trilogie spielt abseits der Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges und steckt trotzdem voller Grauen. Masaki Kobayashi versetzt einen Pazifisten als Aufseher in ein Arbeitslager für Kriegsgefangene und konfrontiert ihn mit der unmöglichen Aufgabe, seine humanistische Ideale mit der Dienstpflicht in Einklang zu bringen. Barfuß durch die Hölle spielt dieses Dilemma mit größtmöglicher Wucht aus und hinterfragt das Menschsein im Angesicht des Unmenschlichen.
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