Die 25 besten

deutschen Filme

Noch immer zehrt das deutsche Kino vom Ruhm der Vergangenheit: Von der Zeit als eine der führenden Nationen der Stummfilmära und dem international anerkannten Autorenkino des Neuen Deutschen Films der Siebziger Jahre.

Doch es gibt auch abseits dieser Sternstunden viel zu entdecken – der Fundus der deutschen Filmgeschichte bietet bemerkenswerte Werke in allen Jahrzehnten und Genres. Selbst heute, wo Deutschland nicht mehr zu den international führenden Nationen des Kinos zählt, finden immer wieder sehenswerte Filme den Weg in die Kinos.

Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.

Honorable Mentions

Die 100-jährige Geschichte einer großen Kinonation auf 25 Werke herunterzubrechen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wie bei jeder Bestenliste sind auch dieses Mal viele sehenswerte Filme außen vor geblieben. Einige davon sollen trotzdem erwähnt werden:

Um die Liste konsistent zu halten, wurden internationale Ko-Produktionen mit deutscher Beteiligung nicht berücksichtigt. Dem fiel Michael Hanekes Das weiße Band zum Opfer.

Aus der glorreichen Stummfilmzeit sind einige große Klassiker auf dem fiktiven 26. Platz gelandet: Für Der letzte Mann und Das Cabinet des Dr. Caligari gab es keinen Raum mehr. Aus in dieser Kritik ausgeführten Gründen habe ich mich gegen Metropolis entschieden, der unzweifelhaft ein bahnbrechendes Werk seiner Ära ist.

Aus dem oft unterschätzten Kino der Nachkriegszeit sollen die bürokratiekritische Komödie Die seltsamen Abenteuer des Herrn Fridolin B. sowie der bemerkenswerte, ein Auto in den Mittelpunkt rückende Episodenfilm In jenen Tagen erwähnt sein. Auch Wolfgang Staudtes Rotation und Helmut Käutners Des Teufels General beschäftigten sich früh mit dem Nationalsozialismus und lohnen sich ungemein.

Das gilt ebenfalls für zwei kontroverse Werke der Sechziger Jahre: Peter Fleischmanns subversive Gesellschaftskritik Jagdszenen aus Niederbayern und der DEFA-Klassiker Spur der Steine haben eine Platzierung nur knapp verpasst.

Viele Vertreter des Neuen Deutschen Films haben es in die Bestenliste geschafft, doch der Vielfältigkeit zuliebe mussten auch diverse Vertreter der Strömung weichen. Nach einigem Ringen hat es Werner Herzogs Fitzcarraldo und Wim Wenders‘ Paris, Texas getroffen.

Besonders betroffen sind die Arbeiten von Rainer Werner Fassbinder, mit denen sich eine eigene Top-25 erstellen ließe; ich habe mich gegen Satansbraten, Warum läuft Herr R. Amok?, Händler der vier Jahreszeiten und Angst essen Seele auf entschieden. Fassbinders großartiges Epos Berlin Alexanderplatz blieb als Mini-Serie ebenfalls ein Platz verwehrt.

Für einige Kandidaten des modernen deutschen Kinos blieb ebenfalls kein Platz. Das Triebtäterporträt Der freie Wille, Sebastian Schippers One-Take-Wunder Victoria und Christian Petzolds ins Heute verlegter Low-Key-Noir Jerichow lohnen sich dennoch ungemein.

Starten wir nun mit den 25 besten deutschen Filmen:

Filmszene aus Die Büchse der Pandora

Platz 25

Die Büchse der Pandora

G. W. Pabst | Deutschland | 1929

Die Büchse der Pandora zählt zu den späten deutschen Stummfilmen und ist wohl die bekannteste Arbeit von G. W. Pabst, der die Adaption eines Bühnenstücks von Frank Wedekind im Stil der Neuen Sachlichkeit inszenierte. Die ungeschminkte Direktheit – der soziale Abstieg einer jungen Frau macht auch vor Prostitution und lesbischer Liebe nicht Halt – brachte dem Film Probleme mit der Zensur ein. Aus heutiger Sicht beeindruckt vor allem das moderne Schauspiel von Hauptdarstellerin Louise Brooks, die nicht nur das im Stummfilm essenzielle Charisma einbringt, sondern auch die tragischen Seiten der Rolle meistert, indem sie jederzeit nahbar spielt.

Filmszene aus In den Gängen

Platz 24

In den Gängen

Thomas Stuber | Deutschland | 2018

In diesem Höhepunkt der Berlinale 2018 wagt ein junger Mann einen Neuanfang und heuert dafür in der Nachtschicht eines Großmarktes an. In den Gängen spielt größtenteils in den spätabendlichen Regalreihen, die Thomas Stuber als von der Außenwelt abgeschnittene Parallelwelt inszeniert. In diesem zutiefst unpersönlichen Refugium siedelt der Film eine Reihe liebenswerter Figuren an und begleitet ihr Treiben mit viel Kolorit und leisem Humor. Stuber spart an großen Gesten und richtet seinen Blick auf die kleinen Dinge des Lebens, wodurch sein Werk viel Charme und eine große Wahrhaftigkeit gewinnt. Dazu tragen die tollen Darsteller um Franz Rogowski, Sandra Hüller und Peter Kurth erheblich bei.

Filmszene aus Angst vor der Angst

Platz 23

Angst vor der Angst

Rainer Werner Fassbinder | Deutschland | 1975

In Angst vor der Angst brandmarkt Rainer Werner Fassbinder einmal mehr die bleierne Ausweglosigkeit des bürgerlichen Lebens. Vielleicht nimmt der Film in der Wahrnehmung seines Schaffens eine untergeordnete Rolle ein, weil Fassbinder diesmal wenig am Soziotop der Protagonistin interessiert ist. Es handelt sich beinahe um einen Horrorfilm: Ähnlich wie Martha treibt er seine Protagonistin von einer Krise in die nächste. Durch die Form des Kammerspiels mutet das noch konsequenter an, der Film bleibt ganz bei seiner Hauptfigur, die von Margit Carstensen umwerfend gespielt wird.

Filmszene aus Das Kaninchen bin ich

Platz 22

Das Kaninchen bin ich

Kurt Maetzig | Deutschland | 1965

Der vielleicht modernste deutsche Film seiner Zeit stammt aus den DEFA-Studios der DDR. Allerdings zog die Staatsführung das Werk noch vor seiner Premiere aus dem Verkehr und begründete damit die Kategorie der „Kaninchenfilme“. Als Plädoyer für einen freiheitlichen gesellschaftlichen Wandel stand Das Kaninchen bin ich dem Anbruch der rigiden Breschnew-Ära diametral gegenüber, zumal der Film von Kurt Maetzig seine Ideen mit einer auch heute noch beeindruckenden Energie vertritt, die maßgeblich von der Stilistik der Nouvelle Vague beeinflusst wurde. Die frechen Dialoge, die schmissige Inszenierung und insbesondere der effektvolle Schnitt greifen direkt die erstarrten Konventionen der DDR an.

Filmszene aus Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Platz 21

Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Margarethe von Trotta, Volker Schlöndorff | Deutschland | 1975

Die Adaption des Romans von Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll klagt mit kolportagehafter Polemik den Boulevardjournalismus an. Heute mutet Die verlorene Ehre der Katharina Blum aktueller den je an – nicht nur in seiner Zeichnung medialer Hysterie, auch durch seine emanzipierte Protagonistin, an der sich die vielen Alphamännchen des Films abarbeiten. Margarethe von Trotta und Volker Schlöndorff behalten den distanzierten Blick der Vorlage ebenso bei wie die nahe an der Karikatur befindliche Figurenzeichnung – ihr scharfsinniger Blick und die gut aufgelegten Schauspieler sorgen für einen Höhepunkt des Neuen Deutschen Films.

Filmszene aus Rückfälle

Platz 20

Rückfälle

Peter Beauvais | Deutschland | 1977

Der Fernsehfilm Rückfälle zeichnet ein eindringliches Porträt eines Alkoholikers und gewinnt seine Intensität vor allem durch das starke Spiel von Günter Lamprecht. Drei Jahre vor seiner Hauptrolle in Fassbinders Epos Berlin Alexanderplatz liefert Lamprecht eine facettenreiche, stets den richtigen Ton treffende Darstellung. Das gilt für den gesamten Film: Regisseur Peter Beauvais findet Momente voller Wucht und Dramatik, ohne seinen Protagonisten auszustellen oder die Dramatik künstlich zu forcieren. Aufgrund seiner Wahrhaftigkeit hält sich Rückfälle zeitlos.

Filmszene aus Gegen die Wand

Platz 19

Gegen die Wand

Fatih Akin | Deutschland | 2004

Gegen die Wand eroberte die Berlinale 2004 im Sturm und sicherte sich den Goldenen Bären. Das Drama von Fatih Akin entfesselt schon in den ersten Minuten eine ungeheure Wucht und konfrontiert uns mit zwei konfliktbeladenen Protagonisten, die jederzeit wie ein Vulkan ausbrechen können; somit wohnte jeder Szene eine latente Spannung inne. Inmitten ihrer Selbstzerstörung findet Akin allerdings auch berührende Momente mit großer emotionaler Tiefe, woran das grandiose Darstellerduo Sibel Kekilli und Birol Ünel einen großen Anteil hat.

Filmszene aus Ich war neunzehn

Platz 18

Ich war neunzehn

Konrad Wolf | Deutschland | 1968

In dem autobiographisch gefärbten Antikriegsfilm der DEFA kehrt ein 19-jähriger Exildeutscher im Dienst der sowjetischen Armee zurück in sein Heimatland. Regisseur Konrad Wolf setzt auf einen semidokumentarischen Stil und lässt die Zustände der letzten Kriegswochen für sich sprechen: Es herrscht eine regelrecht apokalyptische Stimmung; nichts scheint mehr von Belang zu sein und doch ist der Tod noch allgegenwärtig. Aufgrund der „unschuldigen“ Perspektive des jungen Protagonisten erhält der Film eine große Nahbarkeit. Die Hauptfigur verkörpert die Suche nach einer neuen Identität, nach moralischer Orientierung und einer Zukunft in den Ruinen des Nationalsozialismus.

Filmszene aus Frau im Mond

Platz 17

Frau im Mond

Fritz Lang | Deutschland | 1929

Frau im Mond beginnt als Kriminalfilm über Wirtschaftsspionage und entwickelt daraus ein großes Abenteuer, indem er die Protagonisten und ihre Konflikte in der zweiten Filmhälfte auf den Mond verlagert. Als letzter großer deutscher Stummfilm wirkt Langs Werk technisch ausgereift: Die Kameraarbeit, Kulissen und Effekte überzeugen, das Schauspiel mutet ebenfalls modern an. Auch dramaturgisch funktioniert Frau im Mond ausgezeichnet, er spitzt das Geschehen zielsicher zu und endet memorabel. Die veralteten wissenschaftlichen Annahmen – Schwerkraft, Temperatur und Luftsauerstoff des Film-Mondes gleichen der Erde – tun dem Vergnügen keinen Abbruch, sondern betonen noch seinen Charme.

Filmszene aus Aus einem deutschen Leben

Platz 16

Aus einem deutschen Leben

Theodor Kotulla | Deutschland | 1977

Theodor Kotullas Aus einem deutschen Leben schildert in drei Stunden und vierzehn Kapiteln das Leben eines Nationalsozialisten, der vom einfachen Arbeiter zum Lagerkommandanten von Auschwitz aufsteigt. Kotulla ermöglicht uns einen unverstellten Blick, indem er das Porträt nüchtern und ungekünstelt hält; so wird deutlich, wie unspektakulär und geradlinig der Weg des Protagonisten verläuft und wie das autoritäre System seine zahllosen Helfer einspannt. Götz George spielt seinen Schreibtischtäter mit faszinierenden Widersprüchen und vermittelt den Menschen hinter der SS-Uniform als Musterbeispiel für die Banalität des Bösen.

Filmszene aus Aguirre, der Zorn Gottes

Platz 15

Aguirre, der Zorn Gottes

Werner Herzog | Deutschland | 1972

Aguirre, der Zorn Gottes markiert die erste Zusammenarbeit von Werner Herzog und Klaus Kinski und entwickelte sich zu einem großen internationalen Erfolg für den Neuen Deutschen Film. Herzog transzendiert den Mythos des Abenteuerfilms zu einem kontemplativen Fiebertraum und stürzte sich dafür in einen produktionstechnischen Gewaltakt, der sich unmittelbar im Endergebnis widerspiegelt und eine rohe Poesie ermöglicht. Getragen von den elegischen Bildern, einer eigentümlichen Musik und der Präsenz Klaus Kinskis, entwickelt Aguirre, der Zorn Gottes einen magischen Sog.

Filmszene aus Die Sieger

Platz 14

Die Sieger

Dominik Graf | Deutschland | 1994

Obwohl die Produzenten Dominik Grafs Traum vom deutschen Genrekino mehrfach beschnitten, zählt Die Sieger zu den Höhepunkten der deutschen Filmgeschichte. Der Thriller über ein Sondereinsatzkommando ignoriert Genre-Konventionen zugunsten spannender Indifferenzen; er nimmt sich viel Zeit, um Stimmungen nachzuspüren, in Figuren hineinzuhorchen und Zwischentöne übereinanderzuschichten. Gerade weil er keine ausgewogene Balance sucht, bildet Die Sieger seine aus den Fugen geratene Welt so effektvoll ab, sorgt so durchgängig für Suspense und bietet darüber hinaus intensive Spannungsszenen.

Filmszene aus Faustrecht der Freiheit

Platz 13

Faustrecht der Freiheit

Rainer Werner Fassbinder | Deutschland | 1975

Faustrecht der Freiheit zählt zu den finstersten Arbeiten von Rainer Werner Fassbinder, der hier einen Proletarier via Lottogewinn in gehobene bürgerliche Kreise schubst und an diesem neuen Umfeld zerschellen lässt. Einmal mehr verdrahtet der Regisseur die ausbeuterischen Kräfte der Liebe und des Geldes und inszeniert einen Abgesang auf die menschlich-moralische Reinheit. Dabei besticht der Film durch seine melodramatisch konzentrierten Gefühle, die spürbar sind, ohne sichtbar zu werden. Das ist auch ein Verdienst der exzellenten Darsteller, angeführt von Fassbinder selbst in der Hauptrolle.

Filmszene aus Voruntersuchung

Platz 12

Voruntersuchung

Robert Siodmak | Deutschland | 1931

Bevor Robert Siodmak in die Vereinigten Staaten emigrierte und dort den Film Noir prägte, drehte er in Deutschland einen bemerkenswerten Prototypen. Neun Jahre vor Anbruch der Schwarzen Serie versammelt Voruntersuchung bereits typische Merkmale der Strömung. Der Kriminalfilm fesselt mit einem wendungsreichen Plot und stürzt seine Figuren in moralische Zwickmühlen; so entsteht ein schicksalhafter Fatalismus, der ein Höchstmaß an Spannung evoziert. Dazu tragen auch die expressiven Bilder des Schwarz-Weiß-Experten Siodmak bei.

Filmszene aus Das Testament des Dr. Mabuse

Platz 11

Das Testament des Dr. Mabuse

Fritz Lang | Deutschland | 1933

Der zweite Teil von Fritz Langs Mabuse-Trilogie führt die Geschichte des titelgebenden Verbrechergenies stimmig fort und profitiert dabei von der Aura, die der epische Vorgänger dem Antagonisten verliehen hat. Das Testament des Dr. Mabuse spielt geschickt mit der unsichtbaren Macht des Bösewichts, der hier in den Hintergrund rückt und trotzdem allgegenwärtig erscheint. So bleibt der Plot über weite Strecken mysteriös, bis das geniale Finale die Fäden zusammenführt. Fritz Lang hat diesen frühen Thriller souverän in seinem Griff, nutzt effektvoll die Mittel des jungen Tonfilms und gewinnt so einen hohen Unterhaltungswert.

Filmszene aus Katzelmacher

Platz 10

Katzelmacher

Rainer Werner Fassbinder | Deutschland | 1969

Für sein zweites Werk Katzelmacher adaptierte Rainer Werner Fassbinder ein Stück aus seinem Antitheater zu einem radikal reduzierten Film, der anhand einer Gruppe von Spießbürgern mit Biederkeit und Doppelmoral abrechnet. Der Regisseur zeichnet eine Welt dysfunktionaler Kommunikation und individueller Unzufriedenheit, in der die Protagonisten ihre Defizite ausgleichen, indem sie sie auf andere projizieren. Fassbinder kennzeichnet diese Bigotterie als Nährboden für einen längst überwunden geglaubten Faschismus und lässt durch die strenge formale Gestaltung keinen Ausweg zu.

Filmszene aus Transit

Platz 9

Transit

Christian Petzold | Deutschland | 2018

Christian Petzold adaptierte den gleichnamigen Roman von Anna Seghers mit einem besonderen Kniff: Er scheint immer noch im Jahr 1940 zu spielen – die Deutsche Wehrmacht steht kurz vor Paris -, doch das Produktionsdesign entspricht dem des Jahres 2018. Somit spielt Transit nicht im Gestern oder im Heute, sondern in einer magischen Welt, wie sie nur im Kino möglich ist. Gekonnt etabliert Petzold eine fatalistische Stimmung und gehetzte Figuren, die verzweifelt einen Weg aus der Stadt suchen. In diesem Klima der Vergeblichkeit wirkt die Poesie der geschickt eingewobenen Liebesgeschichte umso stärker und weckt Reminiszenzen an Casablanca.

Filmszene aus M - Eine Stadt sucht einen Mörder

Platz 8

M – Eine Stadt sucht einen Mörder

Fritz Lang | Deutschland | 1931

M beruht lose auf den Taten des Serienmörders Peter Kürten und schildert, wie Polizei und Unterwelt nach einem Triebtäter fahnden. Obwohl es sich um Fritz Langs ersten Tonfilm handelt, reizt der Regisseur die neuen Möglichkeiten auf beeindruckende Weise aus und nutzt die auditive Ebene zur Erweiterung der bisherigen Filmsprache. Nebenbei entwirft Lang ein stimmiges Zeitbild des Berlins der frühen Dreißiger und steigert das Geschehen fortwährend, bis der furiose Peter Lorre im legendären Finale seinen großen Auftritt hat.

Filmszene aus Lola

Platz 7

Lola

Rainer Werner Fassbinder | Deutschland | 1981

Der zweite Teil in Fassbinders BRD-Trilogie verlegt Heinrich Manns Roman Professor Unrat in die Wirtschaftswunderjahre und erzählt vom Niedergang eines biederen Amtsleiters, der sich im Netz einer korrupten Kleinstadt verfängt. Fassbinder übersetzt den Verlust der emotionalen und moralischen Bodenhaftung mittels einer expressiven, vielfarbigen Beleuchtung und verleiht dem Geschehen so eine irreale Schicksalhaftigkeit. Dank der erstklassigen Besetzung (Armin Mueller-Stahl, Mario Adorf und Barbara Sukowa) bleiben die Figuren trotzdem greifbar, sodass Lola nie zur kalten Versuchsanordnung verkommt.

Filmszene aus Schwarzer Kies

Platz 6

Schwarzer Kies

Helmut Käutner | Deutschland | 1961

Mit dem Noir-Melodram Schwarzer Kies plante Helmut Käutner einen gezielten Angriff auf deutsche Tabus: Der Regisseur nimmt die hässlichen Seiten des Wirtschaftswunders ins Visier und zerlegt das Idealbild des deutschen Wiederaufbaus am Beispiel einer Kleinstadt, die von Zynismus und Gier durchzogen ist. Käutner kombiniert eine stimmungsvolle Milieubeschreibung mit hübschen Schwarz-Weiß-Bildern und einem omnipräsenten Fatalismus, der uns bis zuletzt im Unklaren darüber lässt, ob wir einer Liebesgeschichte oder einer Tragödie beiwohnen.

Filmszene aus Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Platz 5

Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Uli Edel | Deutschland | 1981

Mit seiner Filmadaption übertraf Uli Edel den Erfolg des Tatsachenromans über eine heroinabhängige, sich prostituierende Minderjährige sogar noch und schuf einen Meilenstein des deutschen Kinos. Der Regisseur transponiert den nüchternen Stil der Vorlage zu einem ganz auf Stimmungen konzentrierten Film, der den Werdegang der Protagonisten als fließenden Prozess einfängt. Dabei etablieren die bravourösen Jungschauspieler und die ungekünstelten Dialoge eine Bodenständigkeit, die im Zusammenspiel mit den stimmungsvollen Berlin-Bildern eine große Wucht entwickelt.

Filmszene aus Das Boot

Platz 4

Das Boot

Wolfgang Petersen | Deutschland | 1981

Das Boot ermöglicht ein atmosphärisch dichtes Filmerlebnis, denn den Großteil des 200-Minuten-Epos verbringen wir an Bord eines deutschen U-Boots in den eisigen Tiefen des Atlantiks. Da die überraschend mobile Kamera den beengten Verhältnissen trotzt und der Film statt Musik eine eindringliche Geräuschkulisse einsetzt, entwickelt Das Boot eine große immersive Kraft – wir erleben den oft ungewissen U-Boot-Krieg als Teil der Mannschaft. Aus dieser Unmittelbarkeit zieht die Romanverfilmung eine enorme Spannung, während die markanten Figuren den emotionalen Rahmen schaffen.

Platz 3

Nosferatu, eine Symphonie des Grauens

F. W. Murnau | Deutschland | 1922

Rund 100 Jahre nach seiner Uraufführung vermag Nosferatu uns nicht mehr zu erschrecken, seine Faszination hat sich der Stummfilm von F. W. Murnau jedoch bewahrt: Als typischer Vertreter des Expressionismus bezaubert der Klassiker mit ansehnlichen Bildkompositionen. Murnaus kompetente Inszenierung erzeugt eine verwunschene Stimmung, die sich auf Bram Stokers zeitlosen (und ohne Lizenzierung verwendeten) Dracula-Stoff stützt. Einmalig ist hingegen die markante Erscheinung des Vampirs, die inzwischen längst zur Ikonografie des Horrorgenres zählt.

Platz 2

Welt am Draht

Rainer Werner Fassbinder | Deutschland | 1973

Mit seinem bahnbrechenden Fernsehepos Welt am Draht nahm Rainer Werner Fassbinder Matrix und Inception um Jahrzehnte vorweg. Der Autorenfilmer übernahm die (Computer-)Welt von Daniel F. Galouyes Roman Simulacron-3, nutzt das Science-Fiction-Szenario aber als Variationsraum seiner typischen Milieus. Fassbinder sprengt die Grenzen des Genrefilms für eine zutiefst pessimistische Bestandsaufnahme der modernen Gesellschaft: Die Computermenschen des Films unterscheiden sich mit ihrem kalten Auftreten, Kommunikationsdefiziten und ausbeuterischen Motiven nicht von anderen Werken des Regisseurs. Dabei profitiert seine Vision von starken Darstellern und einem bemerkenswerten Produktionsdesign.

Platz 1

Dr. Mabuse, der Spieler

Fritz Lang | Deutschland | 1922

Im ersten seiner drei Mabuse-Filme verankert Fritz Lang eine mitreißende Kriminalgeschichte in einem Sittengemälde der Weimarer Republik. Trotz einer Länge von viereinhalb Stunden besitzt Dr. Mabuse, der Spieler einen enormen Unterhaltungswert, da die moderne Inszenierung und die ausgezeichnete Dramaturgie die Spannung hochhalten und die Vielzahl an Figuren und Schauplätzen für Abwechslung sorgt. Zudem profitiert das Stummfilmepos von seinem titelgebenden Bösewicht, der durchweg faszinierend bleibt und die Superschurken der Bond-Filme vorwegnahm.

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