Die 30 besten
Science-Fiction-Filme
der Kinogeschichte
Science-Fiction-Filme gibt es seit Anbeginn des Kinos: Die Reise zum Mond erschien 1902. Bis in die Sechziger Jahre hinein oft als niedere Unterhaltung für Teenager verschrien, hat sich das Science-Fiction-Genre längst eine breite Anerkennung gesichert.
Das Genre besticht durch eine große Vielfalt an faszinierenden Themen: Technischen Fortschritt, der oft mit gesellschaftlichem Rückschritt einhergeht; Dystopien und postapokalyptische Stoffe; Zeitreisen und Abenteuer in den unendlichen Weiten des Weltraumes. Diese Bestenliste soll die Ambivalenz des Genres abdecken und sowohl Klassiker als auch Geheimtipps vorstellen.
Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.
Honorable Mentions
30 Plätze reichen natürlich nicht aus, um ein ganzes Genre zu würdigen. Deshalb müssen noch einige Filme erwähnt werden, die die Auswahl nur knapp verpasst haben:
Starten wir mit einem klassischen Szenario der Science-Fiction – dem Angriff einer fremden Spezies aus den Weiten des Alls. In Cloverfield verwüstet ein gigantisches Alien New York, in Edge of Tomorrow schicken Alien-Insekten Tom Cruise ungefähr 73 Mal in den Tod und in der Faschismus-Satire Starship Troopers kämpft die Menschheit ebenfalls gegen Bugs. Dann wären da noch Howard Hawks‘ überraschend kurzweiliger Das Ding aus einer anderen Welt aus dem Jahr 1951 sowie Die Körperfresser kommen.
Vergessen wir nicht den ikonischen Predator, der Jagd auf Arnold Schwarzenegger macht, sowie dessen moderne Fortsetzung Prey. Im stimmungsvollen Sci-Fi-Film Noir Dark City haben die Menschen den Kampf längst verloren und in Der Kreis scheinen wir höheren Mächten nur noch als Experimentiermaterial zu dienen.
Allerdings braucht es nicht immer bedrohliche Aliens, oft genug schafft die Menschheit ihre Bedrohungen durch technischen Erfindergeist selbst. Das belegen Blade Runner 2049 und RoboCop ebenso wie Terminator 2 oder Minority Report. Viele Science-Fiction-Szenarien spielen bereits in unserer nahen Zukunft, etwa die sarkastische James G. Ballard-Verfilmung High-Rise, David Cronenbergs Shivers oder der launige Upgrade.
Ist die Perspektive langfristiger, sieht es oft düster – um nicht zu sagen: postapokalyptisch – aus. Hier sind besonders der unangenehm konsequente The Survivalist zu nennen sowie der Klassiker Das letzte Ufer. Beide haben es nur deshalb nicht in die Bestenliste geschafft, weil sie mir zu geerdet für eine Sci-Fi-Thematik erschienen. Weitere sehenswerte und in ihren Mängeln charmante Dramen mit Postapokalypse-Szenarien sind der neuseeländische Vertreter The Quiet Earth, der griechische Geheimtipp Morning Patrol und Luc Bessons Debütfilm Der letzte Kampf.
Angesichts solcher Zustände ist es vielleicht am besten, die Erde zu verlassen. Das Leben außerhalb unseres Planeten erscheint allerdings auch schwierig, wie Duncan Jones‘ Moon und Steven Soderberghs Solaris beweisen.
Was liegt da näher, als dem Morgen ins Gestern zu entfliehen oder gleich einige Jahrzehnte in die Zukunft zu springen? Im Science-Fiction-Film gehört das Zeitreisen zum guten Ton. Lohnenswerte Vertreter sind etwa der aus diversen Versatzstücken zusammengestellte Thriller Triangle, Rian Johnsons Looper und der unterschätzte Frequency.
Schließen wir diese Aufzählung mit einer wichtigen Säule des Genres ab – was wäre die Science-Fiction ohne die wegweisenden japanischen Animationsfilme? Da sind besonders Ghost in the Shell und Akira hervorzuheben, auch Paprika und Jin-Roh lohnen eine Entdeckung.
Außerhalb Japans gibt es ebenfalls einiges zu entdecken: Die existenzialistisch-schwarzhumorige World of Tomorrow-Trilogie von Don Hertzfeld, den französisch-tschechische Animationsfilm Der wilde Planet oder den an etablierte Klassiker angelehnten Mars Express.
Nach diesen Empfehlungen, die eine Platzierung in der Bestenliste knapp verpasst haben, kommen wir nun zu den 30 besten Science-Fiction-Filmen der Kinogeschichte:
Platz 30
Interstellar
Christopher Nolan | 2014 | USA
Das Science-Fiction-Genre bietet die ideale Spielwiese für Christopher Nolans High Concept-Vorliebe: Interstellar kombiniert die großen Themen des Genres – den Niedergang des Planeten Erde, Reisen durch Weltraum und Raumzeit – zu einem beinahe dreistündigen Abenteuer. Dabei treten die Stärken und Schwächen seines Regisseurs klar hervor: Wie immer gelingt Nolan eine perfekt getimte Inszenierung mit fesselnden Setpieces, großen Schauwerten und tollen Effekten, während Figurenzeichnung und Plot eher funktional bleiben. In diesem Fall bringen die starken Darsteller um Matthew McConaughey die emotionale Grundierung ein, sodass Interstellar in Summe ein gelungener Beitrag zum Genre ist.
Platz 29
Ex Machina
Alex Garland | 2014 | USA, Großbritannien
Ex Machina entwirft ein in naher Zukunft angesiedeltes Kammerspiel, das sowohl den Genie-Kult der Tech-Branche als auch die Möglichkeiten und Ängste zur Entwicklung von künstlicher Intelligenz verhandelt. Der Debütfilm von Alex Garland (Drehbuchautor von u. a. Sunshine und Alles, was wir geben mussten) erzeugt über seinen geheimnisvollen Handlungsort eine dichte Stimmung und baut durch das Gefälle zwischen den drei Hauptfiguren eine intensive Grundspannung auf. Leider tendiert Ex Machina im Finale Richtung Genrekino und entzieht sich so seinen ambivalenten Fragestellungen; dennoch überwiegt – auch aufgrund der schönen Bilder und guten Darsteller – ein positiver Eindruck.
Platz 28
THX 1138
George Lucas | 1971 | USA
Basierend auf einem Kurzfilm aus Studententagen beging George Lucas sein Langfilmdebüt mit dem dystopischen Science-Fiction-Film THX 1138. Darin verknüpft er die Motive der gängigen Literaturklassiker von George Orwell und Aldous Huxley mit dem Zeitgeist des New Hollywood-Kinos: THX 1138 zeichnet die Menschheit als unter der Erde lebendes Überbleibsel eines Atomkrieges, erstarrt in repressiver Technologie und willenlosem Konsum. Trotz des niedrigen Budgets überzeugt das Produktionsdesign, Lucas erzeugt eine dichte Stimmung und hat im jungen Robert Duvall einen überzeugenden Hauptdarsteller.
Platz 27
Gravity
Alfonso Cuarón | 2013 | USA, Großbritannien
Gravity ist ein geradliniger Science-Fiction-Thriller über zwei Astronauten, die unfallbedingt im schwarzen Nichts stranden. Alfonso Cuarón verpackt den dünnen Plot in eine audiovisuelle Pracht, die uns auf eine packende Achterbahnfahrt durch die Weiten des Alls einlädt. Besonders die frei im Raum schwebende, Konzepte wie oben und unten beiseite wischende Kamera begeistert; sie wird durch ein famoses Sounddesign komplementiert, das auf effektvolle Weise zwischen der Stille des Alls und dem Innenleben der Protagonisten in den Schutzanzügen wechselt. Sieben Oscars in technischen Kategorien waren der Lohn für die wuchtige Präsentation.
Platz 26
12 Monkeys
Terry Gilliam | 1995 | USA
12 Monkeys baut das französische Kurzfilm-Meisterwerk Am Rande des Rollfelds auf Spielfilmlänge aus und gießt es in die konventionelle Form Hollywoods. Am stärksten ist der Film folgerichtig immer dann, wenn Monty Python-Mitbegründer Terry Gilliam die Handlung links liegen lässt und sich in unorthodoxen Details verliert. Abgesehen davon überzeugt die tragische Zeitreisegeschichte auch in diesem Remake, das das Geschehen lange mysteriös hält und sich auf ein starkes Ensemble verlassen kann: Bruce Willis, Madeleine Stowe und Brad Pitt spielen großartig.
Platz 25
Coherence
James Ward Byrkit | 2013 | USA
Der mit kleinem Budget gedrehte Debütfilm Coherence entwirft ein faszinierendes Science-Fiction-Szenario, ohne dafür auf die typischen Motive des Genres zurückzugreifen. Er stellt eine alltägliche Situation auf den Kopf und versetzt uns in dieselbe Lage wie die Protagonisten – niemand weiß, was vor sich geht. Damit bezieht uns Drehbuchautor und Regisseur James Ward Byrkit aktiv ins Geschehen ein, fortwährend kitzelt er unser Antizipationsvermögen. Coherence besticht durch den hohen Mystery-Faktor, einen ausgefeilten Spannungsbogen und wirkungsvolle Überraschungen. Die guten Darsteller und die stimmungsvollen Bilder kaschieren das niedrige Budget.
Platz 24
Frau im Mond
Fritz Lang | 1929 | Deutschland
Frau im Mond beginnt als Kriminalfilm über Wirtschaftsspionage und entwickelt daraus ein großes Abenteuer, indem er die Protagonisten und ihre Konflikte in der zweiten Filmhälfte auf den Mond verlagert. Als letzter großer deutscher Stummfilm wirkt Langs Werk technisch ausgereift: Die Kameraarbeit, Kulissen und Effekte überzeugen, das Schauspiel mutet ebenfalls modern an. Auch dramaturgisch funktioniert Frau im Mond ausgezeichnet, er spitzt das Geschehen zielsicher zu und endet memorabel. Die veralteten wissenschaftlichen Annahmen – Schwerkraft, Temperatur und Luftsauerstoff des Film-Mondes gleichen der Erde – tun dem Vergnügen keinen Abbruch, sondern betonen noch den Charme des Films.
Platz 23
TimeCrimes
Nacho Vigalondo | 2007 | Spanien
Der spanische Thriller TimeCrimes hetzt seinem Protagonisten einen rosa vermummten Killer auf den Hals und setzt damit eine kurzweilige Zeitreisegeschichte in Gang. Der Debütfilm von Nacho Vigalondo hält den Helden in ständiger Bewegung und die Spannung hoch. Obwohl er dafür drei Zeitebenen ineinander verschachtelt, prahlt der Film nicht mit seiner Cleverness; lieber fordert er uns mittels subtiler Ironie zum vergnüglichen Antizipieren der Puzzleteile auf. Das niedrige Budget und der Verzicht auf erzählerisches Beiwerk verleihen TimeCrimes einen altmodischen Charme.
Platz 22
Ad Astra
James Gray | 2019 | USA
Ad Astra interpretiert klassische, eigentlich schon altmodische Themen des Genres neu und entpuppt sich als Science-Fiction-Film, der sich der Zukunft nicht einmal mehr kritisch nähert, sondern sie wie selbstverständlich als negativ hinnimmt. Regisseur James Gray etabliert eine bedächtige, fast schon existenzielle Stimmung und bricht diese durch sparsam dosierte und daher umso wirkungsvollere Actionszenen auf. Dabei resultiert die Wirkung von Ad Astra weniger aus inhaltlichen Motiven, sondern aus der audiovisuellen Meisterschaft – die grandiosen Bilder und der famose Sound schaffen ein immersives Erlebnis, dessen Stimmung lange nachwirkt.
Platz 21
Die Dämonischen
Don Siegel | 1956 | USA
Der Science-Fiction-Klassiker Die Dämonischen versinnbildlicht die Paranoia seiner Zeit: Der Kalte Krieg und besonders die McCarthy-Ära unterfüttern den Plot. Die Unterwanderung einer Kleinstadt durch Außerirdische, die die Bewohner durch äußerlich gleiche Klone ohne Emotionen ersetzen, kann als Parabel auf die schleichende Bedrohung durch den Kommunismus gelesen werden. Genrefilm-Spezialist Don Siegel nutzt das schmale Budget optimal aus: Mit einfachen Mitteln spitzt der Regisseur das Szenario stetig zu, verdüstert Bilder und Stimmung und bringt so die Hysterie der Ära auf den Punkt.
Platz 20
Planet der Affen
Franklin J. Schaffner | 1968 | USA
Die Romanadaption Planet der Affen steht beispielhaft für die Tugenden des Science-Fiction-Genres: Sein Szenario versetzt uns in eine fremde Welt und bringt uns zum Staunen; doch obwohl der Film mehr als 2.000 Jahre in der Zukunft spielt, thematisiert er auf allgemeingültige Weise unsere heutigen Konflikte. Planet der Affen setzt sich mit Wissenschaft und Religion, Demokratie und Gesellschaft, Rassismus und Vorurteilen auseinander – und hält uns gnadenlos den Spiegel vor, denn auf dem Planeten der Affen sind wir Menschen die Leidtragenden. Neben den treffsicheren Dialogen überzeugen das Produktionsdesign, die oscarprämierten Masken, die Musik von Jerry Goldsmith und der ikonische Schlusstwist.
Platz 19
Aniara
Pella Kågerman, Hugo Lilja | 2018 | Schweden, Dänemark, USA
Der überwiegend schwedische Science-Fiction-Film Aniara basiert auf dem Hauptwerk des Literaturnobelpreisträgers Harry Martinson und entwirft ein faszinierendes Szenario. Die dreiwöchige Reise eines interstellaren Kreuzfahrtschiffes zum Mars gerät zur jahrelangen Odyssee, was die mehreren hundert Passagiere in einen existenziellen Konflikt stürzt – was sollen sie mit der toten Zeit an Bord anfangen? Aniara stellt auf kluge Weise grundsätzliche gesellschaftliche Konzepte zur Diskussion und ruht sich nicht auf seiner Idee aus, sondern denkt sie konsequent zu Ende. Darüber hinaus ist der Film kompetent inszeniert, bietet sehenswerte Bilder und gute Darsteller.

Platz 18
2001: Odyssee im Weltraum
Stanley Kubrick | 1968 | Großbritannien, USA
2001: Odyssee im Weltraum zählt zu den Meilensteinen der Kinogeschichte und ist wohl der einflussreichste Science-Fiction-Film. Stanley Kubrick definierte das Genre neu und verlieh ihm eine bis dahin ungeahnte Seriosität. Sein Epos setzte technische Maßstäbe – die Effekte und die Musik prägten das Genre – und sprengte mit seiner Millionen Jahre umfassenden Geschichte erzählerische Maßstäbe. Das Produktionsdesign. Die Konsequenz von Kubricks Vision enthebt den Film gewöhnlicher Maßstäbe, hält ihn ambivalent und somit zeitlos – 2001: Odyssee im Weltraum bietet auch heute noch eine wuchtige Filmerfahrung.
Platz 17
Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück
Irvin Kershner | 1980 | USA
Das Imperium schlägt zurück übertrifft den Sensationserfolg Krieg der Sterne in allen Belangen. Der zweite Teil übernimmt die Stärken des Vorgängers (Produktionsdesign, Figurendynamik, Effekte, Musik) und profitiert als Übergangsfilm davon, nicht mehr vom Korsett eines 2-Stunden-Films eingeschnürt zu sein. Er konzentriert sich stärker auf die Entwicklung der Figuren und verbreitert die Strukturen und Motive des Star Wars-Universums. Zudem ist Das Imperium schlägt zurück noch kompetenter inszeniert und besitzt deutlich bessere Actionszenen; er entwickelt eine düsterere Stimmung, schlägt dadurch eine erwachsenere Richtung ein und endet mit einem legendären Höhepunkt.
Platz 16
Das Ding aus einer anderen Welt
John Carpenter | 1982 | USA
John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt konfrontiert die Mitarbeiter einer antarktischen Forschungsstation mit einem außerirdischen Virus und vereint damit Science-Fiction- und Horrorfilm zu einem grandiosen Erlebnis. Carpenter zieht eine klaustrophobische Atmosphäre aus dem abgeschiedenen Handlungsort und steigert den Spannungsgrad unaufhörlich. Die Maßstäbe setzenden Monstereffekte haben auch nach 40 Jahren nichts von ihrer Wirkung verloren und die Coolness von Hauptdarsteller Kurt Russell kann es mit der eisigen Umgebung aufnehmen.
Platz 15
Aliens – Die Rückkehr
James Cameron | 1986 | USA
James Cameron meisterte die undankbare Aufgabe, eine Fortsetzung zum Meilenstein Alien zu drehen, mit Bravour. Cameron lässt die Stärken des Films – die von Sigourney Weaver gespielte Ellen Ripley und das Produktionsdesign – unangetastet und arbeitet mit klugen Variationen. Der von Teil zu Teil fortgeführte Wechsel der Farbpalette und des Genres sollte zum Markenzeichen der Filmreihe werden. In Aliens tauscht Cameron die Horror-Elemente des Vorgängers gegen fulminante Actionszenen und eine nie nachlassende Spannung. Das ikonische Finale zählt zu den Höhepunkten der Alien-Saga.
Platz 14
Sunshine
Danny Boyle | 2007 | Großbritannien
Sunshine startet als klassisches Sci-Fi-Abenteuer: Er spielt ausschließlich im Weltraum bzw. in einem Raumschiff, dessen achtköpfige Crew sich auf einer Mission zur Rettung der Erde befindet. Die berauschenden Bilder sorgen für eine dichte Stimmung, während das Drehbuch von Alex Garland (Ex Machina) Suspense aus den internen Spannungen der Besatzung zieht. Doch dann traut sich Sunshine etwas Besonderes: Der Film transzendiert den bis dahin „realistischen“ Plot, beschwört den Fiction-Aspekt des Genres und etabliert einen nicht-fassbaren Antagonisten. Am Finale im Stil eines Slasher-Films scheiden sich die Geister; es bringt definitiv eine neue Dynamik ein.
Platz 13
Brazil
Terry Gilliam | 1985 | Großbritannien
In Brazil entwirft Terry Gilliam eine so absurde wie bedrückende Dystopie, in der ein kleiner Beamter in die Mühlen eines Überwachungsstaates gerät. Mit Anleihen bei George Orwells 1984 und den Werken von Franz Kafka schildert Gilliam die irrwitzige Bürokratie einer unpersönlichen Diktatur und spielt dabei seinen überbordenden Einfallsreichtum aus: Die skurrilen Volten des Plots, absonderliche Figuren und seltsame Dekors befeuern ein unvorhersehbares Filmerlebnis. Doch hinter der humorvollen Groteske offenbart sich ein existenzielles Drama, die tragische Poesie des Finales hallt lange nach.
Platz 12
Terminator
James Cameron | 1984 | USA
Ein bahnbrechendes B-Movie: Terminator avancierte zum Überraschungserfolg und verdankt seine Wirkung nicht nur der atemberaubenden Physis von Arnold Schwarzenegger, sondern auch dem niedrigen Budget. Aufgrund des Geldmangels beschränkte James Cameron die Erzählung aufs Nötigste und verdichtete das Szenario dadurch unweigerlich. Der Film geht narrativ ebenso geradlinig vor wie die titelgebende Killermaschine – jede Szene treibt die Protagonisten auf Konfrontationskurs. Daraus zieht Terminator ein Gefühl der Ausweglosigkeit und eine sich stetig steigernde Spannung.
Platz 11
Inception
Christopher Nolan | 2010 | USA
Mit Inception bewies Christopher Nolan einmal mehr sein Faible für faszinierende Ideen und spannende erzählerische Verschachtelungen. Sein Film wird von großen Bildern, aufwendigen Effekten und einem namhaften Ensemble getragen und fesselt mit seiner „Traum im Traum im Traum“-Struktur; am besten ist Inception allerdings immer dann, wenn er das Funktionale los- und die Erklärungen, die belanglose Action und die blasse Figurenzeichnung zurücklässt. Die zugrunde liegende Liebesgeschichte, die Szenen mit Leonardo DiCaprio und Marion Cotillard, bilden das Herzstück des Films und liefern das so wichtige emotionale Fundament für das Feuerwerk drum herum.
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Platz 10
Alien
Ridley Scott | 1979 | USA
Alien verlieh dem Science-Fiction-Genre eine neue Seriosität: Der wegweisende Klassiker von Ridley Scott revidierte das Bild aseptischer Raumschiffe und siedelte seine Geschichte in dem dreckigen Raumfrachter Nostromo an, der nicht von typischen Helden, sondern von ganz normalen Leuten bewohnt wird. Scott bespielt die volle Klaviatur des Horrorkinos: Die düsteren Gänge und das effektive Sounddesign sorgen für eine klaustrophobische Stimmung, das selten zu sehende Alien für Suspense. In Erinnerung bleibt auch Sigourney Weaver als Archetyp des weiblichen Actionstars.
Platz 9
A Scanner Darkly
Richard Linklater | 2006 | USA
Wie so viele Science-Fiction-Stoffe basiert auch A Scanner Darkly auf einer Vorlage von Philip K. Dick (Blade Runner, Minority Report). Der Adaption gelingt es ausgezeichnet, die diffusen Stimmungen des Romans einzufangen: Die Paranoia einer dauerüberwachten, drogenzerfressenen Gesellschaft, den absurden Humor der Drogenkonsumenten und die Tragik der zerbrechenden menschlichen Beziehungen. Diese zerfahrene Welt erhält durch das ungewöhnliche Animationsverfahren eine passende visuelle Entsprechung. Aufgrund des vielschichtigen Inhalts und einer spielfreudigen Besetzung (Keanu Reeves, Woody Harrelson, Robert Downey Jr.) zählt A Scanner Darkly zu den interessantesten Sci-Fi-Filmen seiner Ära.
Platz 8
Welt am Draht
Rainer Werner Fassbinder | 1973 | Deutschland
Mit seinem bahnbrechenden TV-Epos Welt am Draht nahm Rainer Werner Fassbinder Matrix und Inception um Jahrzehnte vorweg. Der Autorenfilmer übernahm die (Computer-)Welt von Daniel F. Galouyes Roman Simulacron-3, nutzt das Science-Fiction-Szenario aber als Variationsraum seiner typischen Milieus. Fassbinder sprengt die Grenzen des Genrefilms für eine zutiefst pessimistische Bestandsaufnahme der modernen Gesellschaft: Die Computermenschen des Films unterscheiden sich mit ihrem kalten Auftreten, Kommunikationsdefiziten und ausbeuterischen Motiven nicht von anderen Werken des Regisseurs. Dabei profitiert seine Vision von starken Darstellern und einem bemerkenswerten Produktionsdesign.
Platz 7
Briefe eines Toten
Konstantin Lopushansky | 1986 | Russland
Der russische Endzeitfilm Briefe eines Toten schildert auf bedrückende Weise den Alltag nach einem Atomkrieg. Konstantin Lopuschanski – ehemaliger Regieassistent von Andrei Tarkowski – setzt auf eine zurückhaltende Inszenierung der in Trümmern liegenden, zum Stillstand gekommenen Welt. Ein stimmungsvolles Setdesign und finstere Bilder mit bromfarbener Tönung sorgen für eine dichte Atmosphäre und einen gedrückten Tonfall. Der bleiernen Schwere trotzt Lopuschanski mit einem humanistischen Kern, der dem drohenden Strahlungstod einen fast schon naiven Hoffnungsschimmer entgegensetzt.
Platz 6
Videodrome
David Cronenberg | 1983 | USA, Kanada
In seinem prophetischen Meisterwerk Videodrome nahm David Cronenberg bereits 1983 die mediale Zukunft vorweg. Er untersucht die Wechselwirkung zwischen Medienwelt und Realität, indem er uns diese am eigenen Leib spüren lässt. Zunächst kitzelt Cronenberg unsere Neugierde und füttert uns mit Elementen des Genrekinos an, um uns anschließend den Boden unter den Füßen wegzuziehen: Unter Zuhilfenahme seines typischen Body Horrors transzendiert Cronenberg den Plot und konfrontiert uns mit einem unauflösbaren Problem – nach einigen Volten der Geschichte können wir nicht länger zwischen den medialen Realitäten unterschieden, Videodrome hat unsere Wahrnehmung vereinnahmt.
Platz 5
Matrix
Lana & Lilly Wachowski | 1999 | USA
Matrix definiert das Nonplusultra für das Blockbusterkino seiner Zeit und besticht durch eine Vielzahl von Einflüssen, die dem Film eine für das Genrekino unübliche Tiefe verleihen. Die Wachowski-Schwestern bedienen sich bei den Klassikern der Science-Fiction-Literatur, philosophischen und religiösen Texten sowie filmischen Vorläufern, um eine faszinierende Welt zu etablieren. Trotzdem kommt die Action nicht zu kurz: Die Kombination des furiosen Hongkong-Kinos mit der Tricktechnik Hollywoods führt zu spektakulären Szenen und einem hohen Unterhaltungswert.
Platz 4
Am Rande des Rollfelds – La Jetée
Chris Marker | 1962 | Frankreich
Am Rande des Rollfelds mag „nur“ ein Kurzfilm sein, doch Chris Markers experimentelles Zeitreisedrama besitzt ein Alleinstellungsmerkmal: Marker erzählt die Geschichte ausschließlich in Standbildern. Mit diesem Kunstgriff beseitigt der Regisseur das grundlegende Manko von Zeitreisefilmen (und dem Hollywood-Remake 12 Monkeys) – die Unveränderbarkeit der zeitlichen Wahrnehmung durch uns Zuschauer. Der Film transzendiert die Zuschauer-Zeit, die nicht länger bewegt erscheint und damit ihre Bedeutung verliert. Daher bilden Form und Inhalt in Am Rande des Rollfelds eine geschlossene Einheit, woraus ein rauschartiges Filmerlebnis entsteht.
Platz 3
Solaris
Andrei Tarkowski | 1972 | Russland
In Solaris nimmt uns der russische Meisterregisseur Andrei Tarkowski mit auf philosophische Reise in den Weltraum. Am Ort der Handlung – einer heruntergekommenen Raumstation – angekommen, entwickelt der Film eine beklemmende Stimmung und hält uns mit seinem mysteriösen Plot lange im Ungewissen. Im weiteren Verlauf tauscht Tarkowski den psychologischen Horror gegen existenzielle Fragestellungen und denkt über das Wesen der Menschheit nach. Die Vielschichtigkeit von Solaris lädt ebenso zum wiederholten Schauen ein wie die schwerelose Kamera und die atmosphärische Musik von Eduard Artemjew.
Platz 2
Blade Runner
Ridley Scott | 1982 | USA
Aus einem kurzen Roman des visionären Sci-Fi-Autoren Philip K. Dick formte Drehbuchautor Hampton Fancher einen Meilenstein des Genres: Blade Runner überführt die typischen Merkmale des Film Noir – eine Großstadt als Handlungsort, eine pessimistische Weltsicht, Figuren mit unklaren Motiven – in ein stimmungsvolles Zukunftsszenario. Blade Runner begeistert mit tollem Setdesign und einem faszinierenden Plot, die größte Stärke des Films liegt allerdings in seinem existenzialistischen Kern – wie er anhand einer Detektivgeschichte tiefgehende Gedanken zum Wesen der Menschlichkeit anstellt, ist umwerfende Filmkunst.
Platz 1
Stalker
Andrei Tarkowski | 1979 | Russland
Stalker verkörpert die ganze Magie des Kinos. Der Klassiker von Andrei Tarkowski spielt in der mythischen „Zone“, einem von Außerirdischen durcheinandergebrachten Landstrich, dessen besondere Stimmung der Regisseur in prächtigen Naturbildern einfängt. Da die „Zone“ voller unsichtbarer Gefahren steckt, erzeugt der russische Klassiker eine untergründige Spannung. Über die tiefsinnigen Dialoge der drei gegensätzlichen Figuren entwickelt sich die Reise durch die „Zone“ zur Selbsterkundung – bevor die Protagonisten den sagenhaften „Raum der Wünsche“ finden können, müssen sie sich selbst finden. Diese Entdeckungstour bietet ein überwältigendes Filmerlebnis.
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