Die 25 besten Filme
von 1930 bis 1939
Der Einzug des Tonfilms im Jahr 1927 führte die junge Kunstform Film in ein neues Zeitalter. In den Dreißiger Jahren entwickelten sich die Maßstäbe des modernen Kinos: Filmsprache, Genres und Schauspielerei erreichten ein neues Niveau.
In den Vereinigten Staaten brach die Golden Age of Hollywood an; die bemerkenswertesten Werke der Ära entstanden jedoch in Frankreich, wo die Strömung des Poetischen Realismus für Furore sorgte, bis der Schatten des Zweiten Weltkrieges das Kino einmal mehr veränderte.
Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.
Honorable Mentions
Aufgrund des notorischen Platzmangels bleiben zwangsläufig viele sehenswerte Filme außen vor. Sie sollen zumindest lobend erwähnt werden:
Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse und Vier Leichen auf Abwegen, zwei witzige Kriminalfilme mit Edward G. Robinson, haben eine Platzierung ebenfalls knapp verpasst.
Für eine Reihe von Kriminalfilmen blieb auch kein Platz mehr. Das betrifft Todesangst bei jeder Dämmerung, Revolver und Roulette, Ich bin ein entflohener Kettensträfling, Gehetzt und Blinde Wut. Alfred Hitchcocks Geheimagent konnte nicht berücksichtigt werden.
Auch die beiden Western Ringo und Der große Treck sowie die Horrorfilme Die Mumie und Freaks – Missgestaltete sind auf der Strecke geblieben.
Außerdem konnte ich zwei Klassiker des Poetischen Realismus nicht mehr unterbringen: Pépé le Moko – Im Dunkel von Algier und Hôtel du Nord lohnen sich trotzdem.
Zu guter Letzt mussten drei späte Stummfilme draußen bleiben – aus China Die Göttliche, aus Japan Die Frau jener Nacht, und Chaplins britischer Klassiker Lichter der Großstadt.
Kommen wir nun zu den 25 besten Filme der Jahre 1930 bis 1939:
Platz 25
Die große Illusion
Jean Renoir | 1937 | Frankreich
Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges wurde Die große Illusion nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich verboten – mit seinem eindringlichen Plädoyer gegen Nationalismus und Standesdenken gefährdete Renoirs Klassiker die Moral der Soldaten. Frei von Ressentiments setzt sich der Autorenfilmer für Völkerverständigung und Frieden ein: Keine Nation, sondern der Krieg selbst dient als Antagonist des Films, der sich mit seiner universellen Botschaft eine zeitlose Gültigkeit bewahrt hat.
Platz 24
Der Tag bricht an
Marcel Carné | 1939 | Frankreich
Der Klassiker von Marcel Carné beginnt mit seinem Ende und erzählt von einem Mann, der sich in seinem Zimmer einschließt, um sich das Leben zu nehmen. Von diesem Punkt aus schildert Der Tag bricht an in Rückblenden, wie der von Jean Gabin gespielte Protagonist in diese verzweifelte Lage kam. Carnés Werk bietet ein anschauliches Beispiel für die Stärken des Poetischen Realismus: Die Bilder sind gleichermaßen hübsch wie düster, die Geschichte lässt romantische Tendenzen ins Fatale kippen und etabliert eine hoffnungslose Stimmung.
Platz 23
Der versteinerte Wald
Archie Mayo | 1936 | USA
Der 79 Minuten kurze Krimi versucht erst gar nicht, seine Theaterherkunft zu verschleiern – Archie Mayo inszeniert das Geiseldrama über weite Strecken als Kammerspiel. Die räumliche Beschränktheit hält die Spannung hoch, als Gegenpol dazu dient ein poetischer Fatalismus des Helden, der den materialistischen Gangstern mit Schöngeist begegnet. Zudem baut Der versteinerte Wald auf eine tolle Besetzung: Leslie Howard und die junge Bette Davis überzeugen ebenso wie der damals noch nicht als Star etablierte Humphrey Bogart als Antagonist.
Platz 22
They Won’t Forget
Mervyn LeRoy | 1937 | USA
They Won’t Forget beruht auf einer wahren Begebenheit und begeistert als mitreißendes Gerechtigkeitsdrama: Als eine promiskuitive Schülerin (legendär: Debütantin Lana Turner im engen Oberteil) ermordet wird, stürzen sich bigotte Kleinstädter und der ehrgeizige Staatsanwalt auf einen unschuldigen Verdächtigen. Der Film von Mervyn LeRoy ist glänzend gespielt und durchgängig spannend; er besitzt eine gelungene Figurenzeichnung und formuliert ein eindringliches Plädoyer für rechtsstaatliche Prinzipien.
Platz 21
Leoparden küsst man nicht
Howard Hawks | 1938 | USA
Leoparden küsst man nicht wird regelmäßig zu den besten Komödien aller Zeiten gezählt und ist ein typischer Vertreter der Screwballcomedies der Dreißiger Jahre. Der wendungsreiche Plot jagt seine meist orientierungslosen Protagonisten durch eine Vielzahl seltsamer Situationen und schlägt dabei ein ein rasantes, bisweilen regelrecht hysterisches Tempo an. Die pointierten Dialoge und ulkigen Nebenfiguren sorgen für beste Unterhaltung; das Herzstück des Films bilden Cary Grant und Katharine Hepburn, die eine hervorragende Chemie entwickeln.
Platz 20
Eine Dame verschwindet
Alfred Hitchcock | 1938 | Großbritannien
Der Kriminalfilm von Alfred Hitchcock spielt fast ausschließlich in einem Zug und zieht aus dieser räumlichen Beschränkung viel Suspense. Da Eine Dame verschwindet sein Sujet trotzdem nicht übermäßig ernst nimmt, entwickelt sich ein leichtfüßiges Rätselraten. Der Plot bleibt lange mysteriös, auch weil mehrere markante Nebenfiguren als Unsicherheitsfaktor dienen. Dabei profitiert der britische Klassiker auch von den gut aufgelegten Darstellern und unterhält über weite Strecken, lediglich das Finale fällt etwas ab.
Platz 19
Dschungel im Sturm
Victor Fleming | 1932 | USA
Dschungel im Sturm bietet ein hervorragendes Beispiel für die Filme der Pre-Code-Ära: Zwei Jahre, bevor der Hays Code Hollywood zur Keuschheit zwang, schuf Victor Fleming ein Melodram, das sich explizit an mündige Erwachsene richtete. Der Regisseur inszeniert einen fiebrigen Reigen aus Begierden, Eifersucht und Sex und verlegt diesen in den schwülen Dschungel Indochinas. Die zweideutigen Dialoge führen zu eindeutigen Situationen und bieten einen hohen Unterhaltungswert, die gut aufgelegten Darsteller um Sexbombe Jean Harlow tragen dazu bei.
Platz 18
Die wilden Zwanziger
Raoul Walsh | 1939 | USA
Im Gegensatz zu älteren Gangsterfilmen wie Der öffentliche Feind (1931) näherte sich der 1939 veröffentlichte Klassiker von Raoul Walsh der Prohibitionszeit mit zeitlichem Abstand und wählte deshalb bewusst eine Perspektive des Rückblicks: Mit wochenschauartigen Einspielern entwirft Die wilden Zwanziger ein stimmungsvolles Zeitbild und verdeutlicht die gesellschaftlichen Umstände der Ära. Dennoch mutet Walshs Werk nie wie eine Doku an – die Handlung wird temporeich erzählt und durch zwei herausragende Darsteller belebt. James Cagney und Humphrey Bogart harmonieren großartig.
Platz 17
Die Spielregel
Jean Renoir | 1939 | Frankreich
Die Spielregel mutet zunächst wie eine heitere Sittenkomödie an, entpuppt sich aber als garstige Farce, die hinter die vornehme Fassade der Bourgeoisie blickt und deren Amoral entlarvt. 1939 sorgte Renoirs Werk für einen Sturm der Empörung, inzwischen gilt die präzise Beobachtungsgabe des Klassikers als wegweisend. Bemerkenswert ist auch, wie souverän der Regisseur das wilde Treiben von einem Dutzend Figuren einfängt: Die hervorragende Mise en Scéne und eine ungemein bewegliche Kamera setzen das Chaos elegant in Szene.
Platz 16
Lebenskünstler
Frank Capra | 1938 | USA
Lebenskünstler steht mustergültig für die Komödien von Frank Capra, der den Humor als Bindemittel für humanistische Botschaften einsetzte. Die Adaption eines Theaterstücks lässt zwei gegensätzliche Familien aufeinanderprallen und leitet daraus grundsätzliche gesellschaftliche Fragen ab. Die liebenswerten Figuren bringen Schwung in die Handlung und besitzen in Jean Arthur, James Stewart und Lionel Barrymore tolle Darsteller. Der Humor deckt sowohl Situationskomik als auch pointierten Wortwitz ab.
Platz 15
Scarface
Howard Hawks | 1932 | USA
Scarface hob den noch jungen Gangsterfilm auf ein neues Niveau: Der Meilenstein von Howard Hawks besticht durch eine moderne Inszenierung, deren Rasanz ebenso für Furore sorgte wie die für damalige Verhältnisse heftige Gewaltdarstellung. Der archetypische Plot um den Aufstieg und Fall eines Al Capone nachempfundenen Gangsters lebt zudem vom charismatischen Auftreten des Hauptdarstellers Paul Muni, der dem Antihelden viele Nuancen verleiht. Die düstere Bildgestaltung und Hawks‘ Spiel mit Symbolen und Überhöhungen runden den Klassiker ab.
Platz 14
Die 39 Stufen
Alfred Hitchcock | 1935 | Großbritannien
Die 39 Stufen zählt zu den Höhepunkten aus Alfred Hitchcocks britischer Phase und kann als Prototyp späterer Arbeiten wie Saboteure und dem Meisterwerk Der unsichtbare Dritte gesehen werden. Auch Die 39 Stufen beinhaltet die Lieblingsthemen des Master of Suspense: Hitchcocks Thriller lässt einen unfreiwilligen Helden auf eine Verschwörung stoßen und schickt ihn durch ein abwechslungsreiches Abenteuer voller undurchsichtiger Figuren, Verfolgungsjagden und Ortswechsel. Abgerundet wird das unterhaltsame Treiben durch eine gute Portion Humor, das absurde Finale setzt dem Ganzen die Krone auf.
Platz 13
Das Testament des Dr. Mabuse
Fritz Lang | 1933 | Deutschland
Der zweite Teil von Fritz Langs Mabuse-Trilogie führt die Geschichte des titelgebenden Verbrechergenies stimmig fort und profitiert dabei von der Aura, die der epische Vorgänger dem Antagonisten verliehen hat. Das Testament des Dr. Mabuse spielt geschickt mit der unsichtbaren Macht des Bösewichts, der hier in den Hintergrund rückt und trotzdem allgegenwärtig erscheint. So bleibt der Plot über weite Strecken mysteriös, bis das geniale Finale die Fäden zusammenführt. Fritz Lang hat diesen frühen Thriller souverän in seinem Griff, nutzt effektvoll die Mittel des jungen Tonfilms und gewinnt so einen hohen Unterhaltungswert.
Platz 12
King Kong und die weiße Frau
Ernest B. Schoedsack, Merian C. Cooper | 1933 | USA
King Kong zählt zu den bekanntesten Geschöpfen des Kinos und ist längst ein Bestandteil der Popkultur; seinen ersten Auftritt hatte der Riesenaffe in einem frühen Blockbuster des Jahres 1933. King Kong und die weiße Frau setzte mit seiner Tricktechnik Maßstäbe und beeindruckt durch riesige Kulissen und Hunderte Statisten. Zudem ist bemerkenswert, wie modern Dramaturgie und Inszenierung heute noch wirkt – selbst 90 Jahre nach seiner Veröffentlichung besticht der Film durch ein hohes Tempo, einen fesselnden Spannungsbogen und Höhepunkte, die Filmgeschichte geschrieben haben.
Platz 11
Ninotschka
Ernst Lubitsch | 1939 | USA
Mit Drehbuchautor Billy Wilder und Regisseur Ernst Lubitsch arbeiteten gleich zwei Komödien-Genies an Ninotschka, ihr Charme prägt das Abenteuer einer strengen Kommunistin im libertären Paris nachhaltig. Mit hohem Tempo und spitzzüngigen Dialogen lassen sie die Differenzen zwischen Ideologien und Geschlechtern aufeinanderprallen. Die titelgebende Protagonistin erweist sich als Paraderolle für Greta Garbo, die im Gegensatz zu vielen anderen Stummfilmköniginnen den Sprung zum Tonfilm mit Bravour meistert.
Platz 10
Im Westen nichts Neues
Lewis Milestone | 1930 | USA
Die Hollywood-Adaption von Erich Maria Remarques berühmten Roman überzeugt auf ganzer Linie: Der bis dato aufwendigste Antikriegsfilm profitiert besonders von der Erfahrung des Regisseurs Lewis Milestone, der während des Ersten Weltkrieges in der Fotografie-Abteilung des US-Militärs gearbeitet hatte. Milestone kannte den Krieg aus erster Hand und überführte die bedrückende Realität in ein wuchtiges Filmerlebnis. Neben seinem schieren Aufwand überzeugt Im Westen nichts Neues durch beeindruckende Bildkompositionen, eine überraschend mobile Kameraarbeit und tolle Regieeinfälle.
Platz 9
Der dünne Mann
W.S. Van Dyke | 1934 | USA
Die Krimikomödie Der dünne Mann begründete eine sechsteiligen Reihe über ein reiches Ehepaar, das von der Aufklärung eines verschlungenen Verbrechens davon abgehalten wird, sich gepflegt zu betrinken. Obwohl der Film als Krimi gut funktioniert, liegt der Fokus klar auf den schnippischen Wortgefechten der beiden Eheleute: W.S. Van Dyke setzt ganz auf die umwerfende Chemie der beiden Hauptdarsteller William Powell und Myrna Loy, gibt ein enormes Tempo vor und feuert witzige Dialoge im Sekundentakt ab.
Platz 8
Toni
Jean Renoir | 1935 | Frankreich
Toni beeinflusste die Kinogeschichte nachhaltig. Der Klassiker von Jean Renoir markiert den Beginn des Poetischen Realismus und beeinflusste auch den Italienischen Neorealismus nachhaltig. Mittels einer semidokumentarischen Inszenierung und durch die damals noch ungewöhnliche Nutzung von Originalschauplätzen verschreibt sich Renoir einer großen Wahrhaftigkeit. Auf dem Fundament der glaubwürdigen Milieubeschreibung baut der Regisseur ein mitreißendes Melodram auf, das trotz der kurzen Laufzeit reich an emotionalen Höhepunkten ist.
Platz 7
Voruntersuchung
Robert Siodmak | 1931 | Deutschland
Bevor Robert Siodmak in die Vereinigten Staaten emigrierte und dort den Film Noir prägte, drehte er in Deutschland einen bemerkenswerten Prototypen: Voruntersuchung weist die typischen Merkmale der Strömung auf, entstand aber bereits neun Jahre vor dem Aufkommen der Schwarzen Serie. Der Krimi fesselt durch einen wendungsreichen Plot, der die Figuren in moralische Zwickmühlen stößt und daraus ein Höchstmaß an Spannung zieht. Schwarz-Weiß-Experte Siodmak taucht die Filmwelt in expressive Bilder.
Platz 6
Die Schwestern von Gion
Kenji Mizoguchi | 1936 | Japan
Die Schwestern von Gion zählt zu den elementaren Vorkriegsklassikern des japanischen Kinos und zeigt eine Gesellschaft am Scheideweg zwischen Tradition und Moderne. Anhand zweier gegensätzlicher Schwestern spürt Kenji Mizoguchi diesem Konflikt nach und entwirft dafür eines seiner typischen, eindringlich erzählten Sozialdramen. Der Regisseur offenbart kompromisslos, wie das patriarchalische Japan den Protagonistinnen die Grenzen aufzeigt – sie finden ihr Glück weder durch traditionelle Demut noch durch emanzipierte Gegenwehr.
Platz 5
M – Eine Stadt sucht einen Mörder
Fritz Lang | 1931 | Deutschland
M beruht lose auf den Taten des Serienmörders Peter Kürten und schildert, wie Polizei und Unterwelt nach einem Triebtäter fahnden. Obwohl es sich um Fritz Langs ersten Tonfilm handelt, reizt der Regisseur die neuen Möglichkeiten auf beeindruckende Weise aus und nutzt die auditive Ebene zur Erweiterung der bisherigen Filmsprache. Nebenbei entwirft Lang ein stimmiges Zeitbild des Berlins der frühen Dreißiger und steigert das Geschehen fortwährend, bis der furiose Peter Lorre im legendären Finale seinen großen Auftritt hat.
Platz 4
Vampyr – Der Traum des Allan Grey
Carl Theodor Dreyer | 1932 | Dänemark
1932 schuf Carl Theodor Dreyer einen der bemerkenswertesten Vampirfilme der Kinogeschichte. Vampyr ist deutlich weniger streng komponiert als die anderen Arbeiten des Dänen und zieht uns mit einer surrealen Bilderflut in eine magische Parallelwelt. Mit schönen Effekten baut der Hybrid aus Ton- und Stummfilm eine märchenhafte Stimmung auf – Vampyr gleicht daher einem Fiebertraum, der sich im Nachhinein kaum noch entschlüsseln lässt und dichter bei David Lynch als bei Dracula zu verorten ist.
Platz 3
Moderne Zeiten
Charles Chaplin | 1936 | USA
Moderne Zeiten zeigt Charlie Chaplin auf dem Höhepunkt seines Könnens: Der späte Stummfilm markiert den letzten Auftritt des legendären Tramps und konfrontiert ihn mit dem industrialisierten Kapitalismus. Dies führt insbesondere in der ersten Filmhälfte zu urkomischem Slapstick, wenn Chaplins Held das Geschehen einer Fabrik auf den Kopf stellt; dahinter steckt jedoch eine Anklage gegen eine Welt, die nur noch nach Profit und Leistung strebt, dabei aber immer unmenschlicher und kälter gerät. Die zweite Filmhälfte bildet dazu einen Gegenpol und formuliert ein emotionales Plädoyer für das menschliche Miteinander.
Platz 2
Bestie Mensch
Jean Renoir | 1938 | Frankreich
Bestie Mensch fußt auf einem Roman von Émile Zola und schildert den Niedergang eines Verdammten: Ein Lokführer leidet unter psychischen Störungen, verliebt sich in die falsche Frau und rutscht in eine Mordgeschichte hinein. Jean Renoir formt daraus aber keinen Thriller, sondern beschreibt den inneren Horror des Protagonisten, der keinen Ausweg aus seiner existenziellen Krise findet. Die finsteren Bilder spiegeln das Innenleben der Hauptfigur anschaulich wider und belegen ebenso wie der pessimistische Tonfall, dass Bestie Mensch zu den Vorläufern des Film Noir zählt.
Platz 1
Hafen im Nebel
Marcel Carné | 1938 | Frankreich
Hafen im Nebel zählt zu den Höhepunkten des französischen Vorkriegskinos und verhandelt die typischen Themen des Poetischen Realismus – die individuelle Suche nach Glück und den Widerstand gegen ein übermächtiges Schicksal. Regisseur Marcel Carné und Kameramann Eugen Schüfftan verwandeln die Hafenstadt Le Havre in eine übersteigerte Trübsinnsversion ihrer selbst; ihre Melancholie durchdringt alles Handeln der Figuren, ihr Pessimismus nimmt den Film Noir vorweg. Wie in der Schwarzen Serie herrscht eine Sehnsucht nach fernem Glück, doch wer davon kostet, bezahlt immer einen Preis.
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