Die 25 besten Filme
von 1980 bis 1989
In den Achtziger Jahren unterlag die Filmlandschaft einmal mehr großen Umwälzungen: Einflussreiche Strömungen wie das New Hollywood endeten, während die neuen Vermarktungskonzepte der amerikanischen Studios das Blockbusterkino als Status Quo etablierten.
Mit dem Aufkommen der VHS erklomm das Medium Film die nächste Evolutionsstufe: Das Home Entertainment löste einen Boom aus und belebte insbesondere das Genrekino. Folgerichtig zeichnen sich die Achtziger Jahre durch eine Vielzahl bemerkenswerter Werke aus dem Action-, Sci-Fi- und Horrorbereich aus.
Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.
Honorable Mentions
Wie jede Bestenliste leidet auch dieses Exemplar an Platzmangel, weshalb an dieser Stelle noch einige sehenswerte Filme erwähnt sein sollen, die einen Platz knapp verpasst haben.
Auf dem fiktiven 26. Platz tummeln sich auch eine ganze Reihe bemerkenswerter Genrefilme, die besonders stilistisch imponieren: Thief – Der Einzelgänger und Manhunter – Roter Drache von Michael Mann, Paul Schraders eleganter Krimi Ein Mann für gewisse Stunden, William Friedkins ruppiger Thriller Leben und Sterben in L.A. sowie Brian de Palmas Dressed to Kill.
Auch Stirb Langsam und Rambo müssen erwähnt werden; beide Filme etablierten einen neuen Heldentypus, der gerade durch seine Verletzlichkeit so nahbar war (bis zig Fortsetzungen diesen Eindruck negierten).
Die brachialsten Actionfilme wurden derweil in Hongkong gedreht, wo sich besonders John Woo mit A Better Tomorrow und The Killer hervortat. Bleiben wir in Asien: Auch das postmoderne Drama Die Spur des Schreckens aus Taiwan und das philippinische Epos Gold, Silber, Tod müssen erwähnt werden.
In Hollywood setzte sich der Siegeszug des Blockbusterkinos fort, passenderweise mit einer Reihe von Fortsetzungen. Die Rückkehr der Jedi-Ritter und Das Imperium schlägt zurück beendeten den ersten Star Wars-Zyklus, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug übertraf seine beiden Vorgänger.
Das Horrorkino kommt traditionell mit kleinen Budgets aus; das tut dem Vergnügen mit Hitcher, der Highway Killer und Die Fliege keinen Abbruch. Mit Shining hat es ein Horror-Höhepunkt der Dekade nicht in die Bestenliste geschafft, aber Kubricks Werk ist ohnehin populär genug.
Auch einige Komödien musste ich streichen: Ein Fisch namens Wanda, Aki Kaurismäkis surrealen Calamari Union und Peter Greenaways Farce Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber.
Auch Wim Wenders‘ Paris, Texas, David Lynchs Der Elefantenmensch, Éric Rohmers Der Freund meiner Freundin und den New Hollywod-Krimi Grenzpatrouille konnte ich nicht mehr unterbringen.
Last but not least zwei Filme mit Afrika-Bezug: Der französische Klassiker Der Saustall und der senegalesische Antikriegsfilm Das Camp der Verlorenen haben eine Platzierung nur knapp verpasst.
Platz 25
Threads
Mick Jackson | 1984 | Großbritannien
Ähnlich wie Peter Watkins‘ brillante Mockumentary The War Game malt auch der britische Klassiker Threads ein nukleares Endzeitszenario. Er veranschaulicht die hypothetischen Folgen eines atomaren Weltkrieges auf die englische Stadt Sheffield und wählt dafür eine rohe, ungeschönte Form. Die semidokumentarische Inszenierung und die nüchterne Erzählweise verfehlen ihre Wirkung nicht – Threads bleibt durchweg schwer verdaulich und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, ohne seine Botschaft vor sich herzutragen. Die apokalyptische Stimmung spricht für sich selbst, die erzählerische Konsequenz verweigert sich jedem Optimismus.
Platz 24
Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs
Pedro Almodóvar | 1988 | Spanien
Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs erweckt die amerikanischen Screwballcomedys der Dreißiger Jahre zu neuem Leben: Ein chaotischer Plot und lauter aufgewühlte Figuren stolpern von einer irrwitzigen Krise in die nächste. Dabei begegnet Pedro Almodóvar den Emotionen und Schwächen der Protagonisten mit Sympathie und formuliert eine Ode an die Verrücktheiten des Lebens. Mit sorgsam arrangierten, knallbunten Farbakzenten spiegelt der spanische Regisseur das irreale Szenario auch visuell und verleiht dem Film damit zusätzlichen Charme.
Platz 23
Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren
Brian De Palma | 1981 | USA
Brian De Palmas Thriller bedient sich bei Michelangelo Antonionis Blow Up und Francis Ford Coppolas Der Dialog: Auch in Blow Out besteht die Welt aus Zeichensystemen, die unterschiedliche Wahrnehmungs- und Interpretationsebenen bedingen. Für den von John Travolta glänzend gespielten Protagonisten gerät die Wahrheitssuche zwangsläufig zur Obsession, was an die Paranoiathriller der Siebziger Jahre erinnert und sowohl Spannung als auch Suspense bietet. Das Sounddesign und die grandiose Kameraarbeit von Vilmos Zsigmond tragen dazu maßgeblich bei.
Platz 22
Tenebre
Dario Argento | 1982 | Italien
Mit Tenebre drehte Dario Argento einen mitreißenden Giallo, wobei er die zwischen Kriminal- und Horrorfilm changierende Strömung als lupenreiner Slasher ausgestaltete. Wie so oft beim Giallo spielen Figurenzeichnung und Dialoge eine untergeordnete Rolle, der kreative Whodunit-Plot sorgt hingegen für beste Unterhaltung. Seine durchschlagende Wirkung erzielt Tenebre mit einer bemerkenswerten Kameraarbeit und dem treibenden Score der Band Goblin – beides verleiht Argentos Werk viel Flair und sorgt für memorable Mordszenen.
Platz 21
Cruising
William Friedkin | 1980 | USA
Cruising sorgte bereits während der Produktion für heftige Kontroversen, weil er Al Pacino als Undercover-Cop in die New Yorker Schwulenszene führt, um einen Serienkiller zu fassen. Dabei wischt der eigenwillige Thriller von William Friedkin Genrekonventionen beiseite: Die Ermittlungsarbeit zerfasert zunehmend und läuft ins Leere, Cruising interessiert sich mehr für die schleichende Metamorphose von Pacinos Figur, die zunehmend vom zunächst fremdartigen Milieu assimiliert wird. Das fasziniert vor allem, weil Friedkin uns das Innenleben des Protagonisten vorenthält – insbesondere das trügerische Happy End lässt beunruhigende Fragen offen.
Platz 20
Psycho II
Richard Franklin | 1983 | USA
Schon der Gedanke an eine Fortsetzung von Alfred Hitchcocks Meilenstein Psycho mutet absurd an, doch das 23 Jahre später veröffentlichte Sequel vermag zu überraschen. Psycho II erreicht zwar nicht die formale Qualität des ersten Teils, begeistert jedoch mit einem exzellenten Drehbuch und führt den Vorgänger nahtlos fort. Gekonnt spielt Teil 2 mit unserer Erwartungshaltung, hält seinen Plot lange mysteriös und fährt effektvolle Twists auf. Er reflektiert den Mythos und reichert den Stoff an, anstatt ihn auszuschlachten – eine würdige Fortsetzung!
Platz 19
Hannah und ihre Schwestern
Woody Allen | 1986 | USA
Hannah und ihre Schwestern erzählt in mehreren sich kreuzenden Handlungssträngen von drei unterschiedlichen Frauen und ihren Männern (großartige Besetzung mit u. a. Mia Farrow, Carrie Fisher, Max von Sydow, Michael Caine). Wie so oft schwelgt Woody Allen in den Irrungen der Liebe und im New Yorker Lebensgefühl, ist dabei aber deutlich weniger auf Gags und Pointen aus als gewohnt. Hannah und ihre Schwestern lässt sich als Tragikomödie lesen, wird allerdings von einer leisen Herzlichkeit durchdrungen – Allen formuliert die Erkenntnis, dass das Leben zwar seltsam verläuft, aber am Ende alles gut wird.
Platz 18
Aliens – Die Rückkehr
James Cameron | 1986 | USA
James Cameron meisterte die undankbare Aufgabe, eine Fortsetzung zum Meilenstein Alien zu drehen, mit Bravour. Cameron lässt die Stärken des Films – die von Sigourney Weaver gespielte Ellen Ripley und das Produktionsdesign – unangetastet und arbeitet mit klugen Variationen. Der von Teil zu Teil fortgeführte Wechsel der Farbpalette und des Genres sollte zum Markenzeichen der Filmreihe werden. In Aliens tauscht Cameron die Horror-Elemente des Vorgängers gegen fulminante Actionszenen und eine nie nachlassende Spannung. Das ikonische Finale zählt zu den Höhepunkten der Alien-Saga.
Platz 17
Do the Right Thing
Spike Lee | 1989 | USA
Do the Right Thing entwirft anhand eines klugen Szenarios eine universelle Rassismus-Parabel: Der Film schildert einen Tag in einem Viertel Brooklyns, das sich aufgrund einer Hitzewelle im Wortsinne in einen Schmelztiegel der Kulturen verwandelt. Mit einer erstaunlichen Leichtigkeit verknüpfte der damals erst 32-jährige Spike Lee mehrere collagenhaft zusammengefügte Episoden zu einem stimmungsvollen Gesellschaftsbild. Der Regisseur verdeutlicht ohne plumpe Moralisierung, wie aus einem latenten Rassismus Wechselwirkungen erwachsen, die sich nicht mehr aufhalten lassen.
Platz 16
Das Ding aus einer anderen Welt
John Carpenter | 1982 | USA
John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt konfrontiert die Mitarbeiter einer antarktischen Forschungsstation mit einem außerirdischen Virus und vereint damit Science-Fiction- und Horrorfilm zu einem grandiosen Erlebnis. Carpenter zieht eine klaustrophobische Atmosphäre aus dem abgeschiedenen Handlungsort und steigert den Spannungsgrad unaufhörlich. Die Maßstäbe setzenden Monstereffekte haben auch nach 40 Jahren nichts von ihrer Wirkung verloren und die Coolness von Hauptdarsteller Kurt Russell kann es mit der eisigen Umgebung aufnehmen.
Platz 15
Lola
Rainer Werner Fassbinder | 1981 | Deutschland
Der zweite Teil in Fassbinders BRD-Trilogie verlegt Heinrich Manns Roman Professor Unrat in die Wirtschaftswunderjahre und erzählt vom Niedergang eines biederen Amtsleiters, der sich im Netz einer korrupten Kleinstadt verfängt. Fassbinder übersetzt den Verlust der emotionalen und moralischen Bodenhaftung mittels einer expressiven, vielfarbigen Beleuchtung und verleiht dem Geschehen so eine irreale Schicksalhaftigkeit. Dank der erstklassigen Besetzung (Armin Mueller-Stahl, Mario Adorf und Barbara Sukowa) bleiben die Figuren trotzdem greifbar, sodass Lola nie zur kalten Versuchsanordnung verkommt.
Platz 14
Scarface
Brian De Palma | 1983 | USA
Mit dem Remake von Howard Hawks‘ Klassiker aus dem Jahr 1932 prägte Regisseur Brian De Palma die Popkultur. Wie das Original verfolgt Scarface den Aufstieg und Fall eines Gangsters, das Drehbuch von Oliver Stone formuliert dabei einen Abgesang auf die menschliche Gier. Mit seinem expressiven Spiel etablierte Al Pacino seinen Tony Montana als einen der bekanntesten Gangster der Kinogeschichte, in Erinnerung bleiben auch das bunte Achtziger Jahre-Flair Miamis und die intensiven Gewaltszenen.
Platz 13
Brazil
Terry Gilliam | 1985 | Großbritannien
In Brazil entwirft Terry Gilliam eine so absurde wie bedrückende Dystopie, in der ein kleiner Beamter in die Mühlen eines Überwachungsstaates gerät. Mit Anleihen bei George Orwells 1984 und den Werken von Franz Kafka schildert Gilliam die irrwitzige Bürokratie einer unpersönlichen Diktatur und spielt dabei seinen überbordenden Einfallsreichtum aus: Die skurrilen Volten des Plots, absonderliche Figuren und seltsame Dekors befeuern ein unvorhersehbares Filmerlebnis. Doch hinter der humorvollen Groteske offenbart sich ein existenzielles Drama, die tragische Poesie des Finales hallt lange nach.
Platz 12
Blood Simple
Joel & Ethan Coen | 1984 | USA
Kaum zu glauben, dass es sich bei Blood Simple um einen Debütfilm handelt; der Neo-Noir der Coen-Brüder ist meisterhaft geschrieben und inszeniert. Er überzeugt durch eine im modernen Kino seltene Klarheit: Der Plot bleibt simpel, die Figuren archetypisch, doch aufgrund der hochgradig ökonomischen und zugleich gnadenlos konsequenten Erzählung ergibt sich ein fesselndes Filmerlebnis. Der präsente Fatalismus und die bittere Ironie der Wendungen führen zu einer konstanten Spannung, die pointierten Dialoge fesseln ebenso wie das durchweg exzellente Spiel der Darsteller.
Platz 11
Terminator
James Cameron | 1984 | USA
Ein bahnbrechendes B-Movie: Terminator avancierte zum Überraschungserfolg und verdankt seine Wirkung nicht nur der atemberaubenden Physis von Arnold Schwarzenegger, sondern auch dem niedrigen Budget. Aufgrund des Geldmangels beschränkte James Cameron die Erzählung aufs Nötigste und verdichtete das Szenario dadurch unweigerlich. Der Film geht narrativ ebenso geradlinig vor wie die titelgebende Killermaschine – jede Szene treibt die Protagonisten auf Konfrontationskurs. Daraus zieht Terminator ein Gefühl der Ausweglosigkeit und eine sich stetig steigernde Spannung.
Verpasse keine Filmtipps und Bestenlisten mehr – abonniere den monatlichen Newsletter:
Platz 10
Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Uli Edel | 1981 | Deutschland
Mit seiner Filmadaption übertraf Uli Edel den Erfolg des Tatsachenromans über eine heroinabhängige, sich prostituierende Minderjährige sogar noch und schuf einen Meilenstein des deutschen Kinos. Der Regisseur transponiert den nüchternen Stil der Vorlage zu einem ganz auf Stimmungen konzentrierten Film, der den Werdegang der Protagonisten als fließenden Prozess einfängt. Dabei etablieren die bravourösen Jungschauspieler und die ungekünstelten Dialoge eine Bodenständigkeit, die im Zusammenspiel mit den stimmungsvollen Berlin-Bildern eine große Wucht entwickelt.
Platz 9
Blue Velvet
David Lynch | 1986 | USA
In vielerlei Hinsicht steigerte David Lynch in Blue Velvet das Erfolgsrezept seiner Kultserie Twin Peaks: Erneut entlarvt der Filmemacher den Horror hinter der Fassade einer malerischen Kleinstadt, allerdings verzichtet der Film auf den skurrilen Humor der Serie und forciert stattdessen blankes Entsetzen. Dazu trägt besonders Dennis Hopper als gewalttätiger Psychopath bei, der jede seiner Szenen in einen Albtraum verwandelt. Neben der durchweg exzellenten Besetzung (Kyle MacLachlan, Laura Dern, Isabella Rossellini) und der Musik von Angelo Badalamenti begeistern die ansehnlichen Bilder und die durchweg bedrohliche Stimmung.
Platz 8
Das Boot
Wolfgang Petersen | 1981 | Deutschland
Das Boot ermöglicht ein atmosphärisch dichtes Filmerlebnis, denn den Großteil des 200-Minuten-Epos verbringen wir an Bord eines deutschen U-Boots in den eisigen Tiefen des Atlantiks. Da die überraschend mobile Kamera den beengten Verhältnissen trotzt und der Film statt Musik eine eindringliche Geräuschkulisse einsetzt, entwickelt Das Boot eine große immersive Kraft – wir erleben den oft ungewissen U-Boot-Krieg als Teil der Mannschaft. Aus dieser Unmittelbarkeit zieht die Romanverfilmung eine enorme Spannung, während die markanten Figuren den emotionalen Rahmen schaffen.
Platz 7
Briefe eines Toten
Konstantin Lopushansky | 1986 | Russland
Der russische Endzeitfilm Briefe eines Toten schildert auf bedrückende Weise den Alltag nach einem Atomkrieg. Konstantin Lopuschanski – ehemaliger Regieassistent von Andrei Tarkowski – setzt auf eine zurückhaltende Inszenierung der in Trümmern liegenden, zum Stillstand gekommenen Welt. Ein stimmungsvolles Setdesign und finstere Bilder mit bromfarbener Tönung sorgen für eine dichte Atmosphäre und einen gedrückten Tonfall. Der bleiernen Schwere trotzt Lopuschanski mit einem humanistischen Kern, der dem drohenden Strahlungstod einen fast schon naiven Hoffnungsschimmer entgegensetzt.
Platz 6
The Element of Crime
Lars von Trier | 1984 | Dänemark
Schon in seinem Debütfilm bewies Lars von Trier eine Vorliebe für exzentrische Werke: The Element of Crime ist ein kafkaesker Kriminalfilm, den der Regisseur in einer fremdartigen Welt ansiedelt. Die Jagd auf einen Serienkiller führt einen Ermittler durch ein apokalyptisches Noir-Dänemark voller skurriler Figuren und seltsamer Ereignisse. Zeit und Logik weichen zunehmend einer (in betörenden Sepia-Bildern eingefangenen) Traumwelt, in der sich der Ermittler erst verstrickt und dann verliert. Dank von Triers Meisterschaft ergeht es uns Zuschauern nicht anders.
Platz 5
Komm und sieh
Elem Klimow | 1985 | Russland
Wie Andrei Tarkowskis Iwans Kindheit handelt auch Elem Klimows Komm und sieh! von einem russischen Jungen, der in den Wirren des Zweiten Weltkrieges überleben muss. Trotz dieser Gemeinsamkeit könnten die beiden Filme nicht unterschiedlicher sein – Tarkowskis Poesie weicht hier einer unbarmherzigen Realität aus Massakern und Schlamm. Die fantastische Kameraarbeit konterkariert einen hässlichen, unerbittlichen Film, der ob seiner Wucht zu den Meisterwerken des Genres zählt.
Platz 4
Videodrome
David Cronenberg | 1983 | USA, Kanada
In seinem prophetischen Meisterwerk Videodrome nahm David Cronenberg bereits 1983 die mediale Zukunft vorweg. Er untersucht die Wechselwirkung zwischen Medienwelt und Realität, indem er uns diese am eigenen Leib spüren lässt. Zunächst kitzelt Cronenberg unsere Neugierde und füttert uns mit Elementen des Genrekinos an, um uns anschließend den Boden unter den Füßen wegzuziehen: Unter Zuhilfenahme seines typischen Body Horrors transzendiert Cronenberg den Plot und konfrontiert uns mit einem unauflösbaren Problem – nach einigen Volten der Geschichte können wir nicht länger zwischen den medialen Realitäten unterschieden, Videodrome hat unsere Wahrnehmung vereinnahmt.
Platz 3
Full Metal Jacket
Stanley Kubrick | 1987 | USA
Stanley Kubricks Meisterwerk Full Metal Jacket zeigt den Krieg nicht als abstrakten Daseinszustand, sondern als staatlich oktroyiert. Der Regisseur hält dem amerikanischen „Heldentum“ den Spiegel vor und bedient sich dafür eines so genialen wie perfiden Schachzuges: Mit dem ewig schreienden Infanterieausbilder Hartman etabliert er eine Ikone, deren Zynismus die erste Filmhälfte überstrahlt. Hartman konditioniert nicht nur die Soldaten, sondern auch uns Zuschauer, weshalb wir die Kriegshandlungen der zweiten Hälfte ebenso gedämpft erleben wie die entmenschlichten Protagonisten.
Platz 2
Blade Runner
Ridley Scott | 1982 | USA
Aus einem kurzen Roman des visionären Sci-Fi-Autoren Philip K. Dick formte Drehbuchautor Hampton Fancher einen Meilenstein des Genres: Blade Runner überführt die typischen Merkmale des Film Noir – eine Großstadt als Handlungsort, eine pessimistische Weltsicht, Figuren mit unklaren Motiven – in ein stimmungsvolles Zukunftsszenario. Blade Runner begeistert mit tollem Setdesign und einem faszinierenden Plot, die größte Stärke des Films liegt allerdings in seinem existenzialistischen Kern – wie er anhand einer Detektivgeschichte tiefgehende Gedanken zum Wesen der Menschlichkeit anstellt, ist umwerfende Filmkunst.
Platz 1
Possession
Andrzej Zulawski | 1981 | Frankreich, Deutschland
Andrzej Zulawskis Possession schildert die Hölle einer zerbrechenden Ehe in übersteigerten Extremen. Bleierne Berlin-Bilder fassen das Horrordrama ein, das in kürzester Zeit ein hysterisches Chaos entfesselt und über das groteske Schauspiel von Sam Neill und Isabelle Adjani eine bedrückende Stimmung etabliert. Da der Film seinen Plot lange mysteriös hält, mit unerwarteten Abgründen verstört und seine vielen Metaphern nicht auflöst, lässt sich Possession immer wieder aufs Neue erkunden. Zulawskis Meisterwerk bietet intensives Horrorkino fernab aller Konventionen.
Diese Liste auf anderen Plattformen: