Die 25 besten Filme
von 1940 bis 1949
Das Kino der Vierziger Jahre stand im Schatten des Zweiten Weltkrieges, der zwangsläufig einen ernsteren Tonfall und dunklere Bilder in den Lichtspielhäusern etablierte. Das Aufkommen zweier bedeutender Strömungen ist eng mit der Kriegsära verbunden: In den Vereinigten Staaten kam der Film Noir auf und brachte eine finstere Bildsprache und fatalistische Geschichten mit sich. In Europa reifte die ungeschönte Filmsprache des Italienischen Neorealismus heran, dessen pessimistische Dramen die Filmgeschichte nachhaltig beeinflussten.
Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.
Honorable Mentions
Bestenlisten verfügen grundsätzlich über zu wenig Platz, weshalb noch einige tolle Filme erwähnt werden müssen, die knapp aus der Auswahl gefallen sind:
Da wären zunächst eine Vielzahl Film Noirs: Tote schlafen fest und Die schwarze Natter mit Humphrey Bogart sowie Die Narbenhand und Die blaue Dahlie mit dem Traumpaar Alan Ladd und Veronica Lake. Erwähnt werden müssen auch das Echtzeit-Boxerdrama Ring frei für Stoker Thompson sowie die tragischen Noirs Akt der Gewalt, Gewagtes Alibi und Du lebst noch 105 Minuten.
Weitere sehenswerte Klassiker aus den Vereinigten Staaten sind die Screwballkomödie Arsen und Spitzenhäubchen, der Gangsterfilm Sprung in den Tod, das Wirtschaftskrisendrama Früchte des Zorns, der Weihnachtsfilm Ist das Leben nicht schön?, die Alkoholikerballade Das verlorene Wochenende sowie das Psychiatrie-Drama Die Schlangengrube.
Auch drei Filme von Alfred Hitchcock haben die Bestenliste knapp verpasst – sein prototypischer Thriller Saboteure, die Romanverfilmung Rebecca sowie sein gelungener Propagandafilm Das Rettungsboot. Bei den namhaften englischsprachigen Regisseuren dürfen auch Charles Chaplin mit Der große Diktator und das Autorenfilmerduo Powell & Pressburger mit Irrtum im Jenseits nicht vergessen werden.
Das europäische Kino der Vierziger Jahre wurde durch den Neorealismus geprägt. Ein Vorläufer davon war der portugiesische Klassiker Aniki Bóbó, der einen Platz ebenso knapp verpasst hat wie die ungleich bekannteren neorealistischen Vertreter Schuhputzer und Deutschland im Jahre Null.
Aus dem asiatischen Raum sind die japanischen Werke Ornamental Hairpin, Erzählungen eines Nachbarn und The Ball at the Anjo House sowie das chinesische Melodram Frühling in einer kleinen Stadt auf dem fiktiven 26. Platz gelandet.
Soweit zu den Honorable Mentions. Kommen wir nun zu den besten Filmen der Jahre 1940 bis 1949:
Platz 25
Die Spur des Falken
John Huston | 1941 | USA
Mit seinem Debüt Die Spur des Falken drehte John Huston den ersten großen Film Noir und bescherte Humphrey Bogart den Durchbruch als Hauptdarsteller. Im Vergleich zu späteren Vertretern des Schwarzen Serie wirkt Hustons Werk noch recht konventionell, es nutzt eine klassische Dramaturgie und wurde komplett im Studio statt an Originalschauplätzen gedreht. Der altmodische Rahmen tut dem Vergnügen jedoch keinen Abbruch – die abgebrühten Dialoge aus der Feder von Dashiell Hammett, die undurchsichtigen Intrigen zwischen den Figuren und die spielfreudigen Darsteller verleihen Die Spur des Falken eine zeitlose Qualität.
Platz 24
Too Late for Tears
Byron Haskin | 1949 | USA
Im Film Noir erleben wir die Femme fatale meist als undurchsichtige Figur, die ihre Motive verbirgt und ihr Netz hinter den Kulissen spinnt; nicht so in Too Late for Tears, der das Tun seiner Femme fatale ins Licht zerrt und sie zur Hauptfigur macht. Der Film schildert, wie sich eine gewöhnliche Hausfrau zur gesuchten Kriminellen entwickelt. Aufgrund seines niedrigen Budgets bietet der B-Noir kaum Schauwerte, allerdings besticht Too Late for Tears durch ein Drehbuch von gnadenloser Effektivität und hervorragende Darsteller – Lizabeth Scott und Dan Duryea geben ein großartiges Verbrecherduo ab.
Platz 23
Der Kommandeur
Henry King | 1949 | USA
In Der Kommandeur muss ein neuer Offizier eine demoralisierte britischer Fliegerstaffel auf Vordermann bringen. Dabei setzt sich der Film von Henry King mit den Auswirkungen des Krieges auf die Soldaten auseinander, ohne die Gefechte zu zeigen. Der Kommandeur bietet bestes Erzählkino, das sich auf die Figurenzeichnung konzentriert und einen starken Gregory Peck in einer typischen Rolle aufbietet; gleichzeitig beschäftigt sich der Film jedoch auch mit grundsätzlichen Themen und setzt sich etwa mit dem Wesen von Ehre und Moral in Kriegszeiten auseinander.
Platz 22
Rächer der Unterwelt
Robert Siodmak | 1946 | USA
Rächer der Unterwelt adaptiert Ernest Hemingways Kurzgeschichte The Killers und nutzt dafür eine interessante Rückblendenstruktur: Der Film nutzt viele verschiedene Blickwinkel, um Schicht um Schicht des Protagonisten abzutragen und so zu ergründen, warum er sich während des ikonischen Auftakts widerstandslos erschießen lässt. Mit Ava Gardner als Femme fatale und Burt Lancaster als hoffnungslosem Verlierer ist der Klassiker von Robert Siodmak wunderbar besetzt. Rächer der Unterwelt belegt zudem das visuelle Gespür des Regisseurs – Siodmaks kontrastreiche Bildgestaltung prägte die Ästhetik des Film Noir.
Platz 21
Ossessione – Von Liebe besessen
Luchino Visconti | 1943 | Italien
Der erste Vertreter des Italienischen Neorealismus entstand auf der Grundlage des amerikanischen Kriminalromans Wenn der Postmann zweimal klingelt. Wo sich dessen US-Adaptionen auf den Sex und die Gewalt des Stoffes konzentrieren, geht Luchino Visconti seinen Debütfilm deutlich existenzialistischer an: Hier resultiert der moralische Niedergang der Protagonisten aus ihrer sozialen Situation. Damit widersprach Ossessione entschieden den Idealen der faschistischen Propaganda, selbst die sonnigen Bilder betonen nur die zunehmende Kälte der Figuren.
Platz 20
Ein streunender Hund
Akira Kurosawa | 1949 | Japan
Mit seinem neunten Werk Ein streunender Hund näherte sich Akira Kurosawa dem Film Noir an, verpasste seinem Kriminalfilm jedoch einen ausgeprägten Existenzialismus, der ihn letztlich dichter bei Dostojewski als beim Genrekino verortet. Der Plot um einen Polizisten auf der Jagd nach seiner gestohlenen Dienstwaffe dient als Vehikel für eine gesellschaftliche Bestandsaufnahme des Nachkriegsjapans. Kurosawas meisterhafte Bildgestaltung und die fiebrige Stimmung des hochsommerlichen Tokios laden die Odyssee des Protagonisten mit Bedeutung auf und verleihen ihr eine schicksalhafte Schwere.
Platz 19
Laura
Otto Preminger | 1944 | USA
Laura zählt zu den unterhaltsamsten Film Noirs: In der Frühphase der Schwarzen Serie entstanden, steht der Film von Otto Preminger noch sichtlich in der Tradition konventioneller Whodunit-Krimis. Er gibt sich visuell wie inhaltlich deutlich weniger finster als spätere Vertreter der Strömung; die Mordermittlung dienen vor allem dazu, zahlreiche in Abneigung verbundene Figuren durch bissige Wortduelle zu führen. Die hervorragend aufgelegten Darsteller und der berühmte Twist sorgen für beste Unterhaltung.
Platz 18
Mrs. Miniver
William Wyler | 1942 | USA
Der Klassiker von William Wyler entstand 1942 und erfüllte damit naturgemäß eine Propagandafunktion – umso bemerkenswerter ist die Subtilität, mit der Wyler vorgeht. Mrs. Miniver spielt nicht auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges, sondern an der Heimatfront, wo er eine britische Familie durch den Kriegsalltag begleitet. Dank der vorzüglichen Figurenzeichnung gelingt es Wyler, die volle Klaviatur der Emotionen zu bespielen. Sechs Oscars waren der Lohn, unter anderem für den besten Film und die beste Regie.
Platz 17
Solange ein Herz schlägt
Michael Curtiz | 1945 | USA
Drei Jahre nach Casablanca inszenierte Regisseur Michael Curtiz mit Solange ein Herz schlägt ein Melodram im Gewand des Film Noir. Die fantastische Joan Crawford spielt eine Frau, die sich aus der Mittellosigkeit herausarbeitet, um ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen. Der Film konnotiert die Erfüllung des amerikanischen Traums negativ und kritisiert blinden Materialismus. Dafür etabliert Solange ein Herz schlägt mit der Tochter eine bemerkenswerte 16-jährige (!) Femme fatale. Die stimmungsvolle Bildgestaltung und der sich konsequent zuspitzende Plot sorgen für viel Noir-Flair, das Finale bleibt in Erinnerung.
Platz 16
Ein Brief an drei Frauen
Joseph L. Mankiewicz | 1949 | USA
Mit Alles über Eva drehte Joseph L. Mankiewicz einen großen Klassiker und heimste Oscars für Regie und Drehbuch ein. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass ihm das im Jahr zuvor auch schon gelang. Ein Brief an drei Frauen atmet bereits den Geist der Fünfziger Jahre und entwickelt aus einer simplen Prämisse heraus ein ganzes Gesellschaftsbild. Der Film schildert einen Tag im Leben dreier Ehefrauen, die um ihre Ehe bangen; einer der Männer wird sich für eine vierte Frau entscheiden, doch welcher? Neben den vielschichtigen Figuren und den ausgezeichneten Schauspielern überzeugt vor allem das clevere Drehbuch, das uns bis zur letzten Szene im Unklaren lässt.
Platz 15
Der gläserne Schlüssel
Stuart Heisler | 1942 | USA
Der gläserne Schlüssel basiert auf einem Roman von Krimilegende Dashiell Hammett und spielt in einem politischen Milieu, das von Zynismus und Amoral durchdrungen ist. Zu Beginn lassen sich Held und Schurke kaum auseinanderhalten – hier agiert jeder eiskalt und egoistisch, was der Film in abgebrühten Dialogen zum Ausdruck bringt. Die Situation verändert sich erst durch den Zauber von Veronika Lake, die einmal mehr ein Traumpaar mit Hauptdarsteller Alan Ladd bildet – die Chemie der beiden ist bemerkenswert.
Platz 14
Rom, offene Stadt
Roberto Rossellini | 1945 | Italien
Rom, offene Stadt zählt zu den essenziellen Werken des Italienischen Neorealismus und begleitet drei Hauptfiguren über fünf Tage hinweg durch das von Nazideutschland besetzte Rom des Jahres 1943. Dafür greift Rom, offene Stadt auf eine bei späteren Vertretern der Strömung untypische Melodramatik zurück, die ihre Wirkung nicht verfehlt und eine eindringliche Botschaft formuliert. Die in zwei Teile gegliederte Erzählstruktur ermöglicht einerseits ambivalente Figuren und eine große Wahrhaftigkeit und realisiert andererseits das große dramatische Potenzial des Themas.
Platz 13
Der dritte Mann
Carol Reed | 1949 | Großbritannien
Der britische Film Noir Der dritte Mann entstand an Originalschauplätzen in Wien, das kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Kulisse abgab. Die versehrte Architektur ermöglichte großartige pittoreske Bilder, die im Zusammenspiel mit der berühmten Zithermusik von Anton Karas für eine besondere Stimmung sorgen. Zu der effektvollen Inszenierung von Carol Reed gesellt sich ein perfider Plot, der durch spannende Figuren und mysteriöse Begebenheiten viel Suspense erzeugt. Die ausgezeichneten Darsteller um Joseph Cotton und Orson Welles hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Platz 12
Fahrraddiebe
Vittorio De Sica | 1948 | Italien
Fahrraddiebe ist ein Schlüsselwerk des Italienischen Neorealismus. Aus einem schlichten Szenario – ein Mann und sein kleiner Sohn suchen in den Straßen Roms nach einem gestohlenen Fahrrad – entwickelt Regisseur Vittorio De Sica eine Odyssee durch die menschliche Seele. Fahrraddiebe beeindruckt durch eine schnörkellose Erzählweise, die vornehmlich die Bilder sprechen lässt und eine ergreifende Wahrhaftigkeit etabliert. De Sicas Meilenstein verknüpft alltägliche Details mit großen Themen und erzeugt durch diesen Kontrast eine ungewöhnliche Dramatik. Er entwirft ein bemerkenswertes Bild seiner Zeit und bleibt zugleich aufgrund seiner universellen Inhalte zeitlos.
Platz 11
Adel verpflichtet
Robert Hamer | 1949 | Großbritannien
Adel verpflichtet bietet besten britischen Humor und erzählt von einem armen Schlucker, der eine Vielzahl von Verwandten um die Ecke bringen will, um an den Adelstitel und das Familienerbe zu kommen. Begleitet durch ein Voiceover voll charmanter Bösartigkeit führt der Weg durch pointierte Dialoge und abstruse Mordszenen – und über Alec Guinness, der in gleich acht (!) verschiedenen Rollen das jeweilige Opfer gibt. Im wunderbar affektierten Dennis Price besitzt die diabolische Komödie einen ebenbürtigen Hauptdarsteller. Das geniale Finale setzt dem Irrsinn die Krone auf.
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Platz 10
Der Rabe
Henri-Georges Clouzot | 1943 | Frankreich
Im französischen Klassiker Der Rabe hetzt jemand die Bürger einer Kleinstadt mit anonymen Briefen gegeneinander auf. Regisseur Clouzot nutzt typische Motive des Whodunit-Krimis für eine kluge Gesellschaftsstudie, die auch uns Zuschauer einbezieht, denn der Film lockt uns in eine Falle. Er kritisiert Doppelmoral und Vorverurteilungen, leitet uns jedoch gleichzeitig mit einigen geschickt platzierten Indizien dazu an, unsere Ressentiments auf ein Dutzend Verdächtige zu projizieren. Dabei sorgen die mysteriöse Stimmung und das durchgängige Suspense bis zur letzten Szene für Spannung.
Platz 9
Sein oder Nichtsein
Ernst Lubitsch | 1942 | USA
Sein oder Nichtsein zählt zu den bemerkenswertesten Komödien der Filmgeschichte und fabuliert einen herrlich abstrusen Plot über eine polnische Theatertruppe, die plötzlich nicht nur auf der Bühne, sondern auch im echten Leben Nazis spielen muss. Der Film lebt vom Genie Ernst Lubitschs, der Tempo, Timing und treffsichere Dialoge auf unverwechselbare Weise vereint und den Nationalsozialismus bereits 1942 präzise aufs Korn zu nehmen wusste. Doch Humor ist nicht alles – Sein oder Nichtsein erzeugt in der zweiten Filmhälfte eine unerwartete Spannung; selten liegen Thriller und Komödie so dicht zusammen.
Platz 8
Die besten Jahre unseres Lebens
William Wyler | 1946 | USA
Die besten Jahre unseres Lebens zählt zu den Meisterwerken des Melodrams. William Wyler erzählt von drei Kriegsheimkehrern, die Schwierigkeiten haben, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Ohne jemals in den Verdacht zu kommen, auf seichte Gefühlswelten abzuzielen, baut Wyler ambivalente Figuren und tiefgehende Konflikte auf. Dabei profitiert der Film enorm von seiner dreistündigen Spielzeit, die den Szenen Zeit zum Atmen lässt und den exzellenten Schauspielern Raum gibt. Hervorzuheben ist Wylers makellose Inszenierung: Die Mise en Scène, die Kameraarbeit und der Einsatz von Tiefenschärfe sind ein Genuss.
Platz 7
Mord, mein Liebling
Edward Dmytryk | 1944 | USA
Die erste Adaption eines Philip Marlowe-Romans von Raymond Chandler ist zugleich die beste: Der frühe Film Noir Mord, mein Liebling spielt die Stärken der Vorlage voll aus, er nutzt Chandlers blumige Sprache und übernimmt den herrlich konfusen Plot ohne erzählerische Kompromisse. Zudem setzte Edward Dmytryks markante Bildgestaltung den Standard für alle nachfolgenden Vertreter der Schwarze Serie. Zwar ist Philip Marlowe vor allem mit dem ikonischen Humphrey Bogart verknüpft, der Ansatz von Mord, mein Liebling funktioniert jedoch auch ausgezeichnet – Dick Powell legt den Protagonisten ironischer und smarter an.
Platz 6
Die schwarze Narzisse
Powell & Pressburger | 1947 | Großbritannien
Im britischen Klassiker Die schwarze Narzisse übernimmt eine Delegation von Nonnen ein Kloster im Himalaya. Was wie ein Abenteuerfilm beginnt, wandelt sich zum Melodram und mündet in lupenreinem Horror; diese nahtlose Genre-Melange wird durch eine feine Charakterzeichnung und ein exzellentes Ensemble ermöglicht. Das Autorenfilmerduo Powell & Pressburger zaubert wie gewohnt mit dem Technicolor und präsentiert den durch fantastische Matte Paintings erweiterten (Studio-)Himalaya bildgewaltig. Die beiden Filmemacher formen aus der exotischen Stimmung, einer untergründigen sexuellen Spannung und langsam gärendem Wahnsinn ein Meisterwerk.
Platz 5
Frau ohne Gewissen
Billy Wilder | 1944 | USA
Frau ohne Gewissen vereint das gesamte Vokabular des Film Noir in sich: In dem klassischen Plot (der drei genialen Autoren James M. Cain, Raymond Chandler, Billy Wilder) stiftet eine Femme fatale einen Versicherungsvertreter zum Mord an ihrem Ehemann an. Dafür nutzt der Film eine typische Rückblendenstruktur und etabliert über die schlagkräftigen Dialoge einen großen Fatalismus. Auch aufgrund der ausdrucksstarken Low-Key-Beleuchtung ist die Sünde der Protagonisten jederzeit greifbar. Dank der großartigen Schauspieler (Barbara Stanwyck und Fred MacMurray) sowie Billy Wilders mitreißender Inszenierung fesselt Frau ohne Gewissen von der ersten bis zur letzten Szene.
Platz 4
Frauen der Nacht
Kenji Mizoguchi | 1948 | Japan
In Frauen der Nacht bearbeitete Kenji Mizoguchi einmal mehr das große Thema seiner Karriere: Das Leiden der Frauen in der patriarchalen Gesellschaft. Dennoch nimmt das kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gedrehte Drama eine Sonderstellung im Schaffen des Japaners ein, der hier die wütendste Anklage seiner Laufbahn formuliert. Mit tristen Bildern und pessimistischem Tonfall inszeniert Mizoguchi den Werdegang dreier Frauen als unbarmherzige Abwärtsspirale und teilt Schicksalsschläge im Minutentakt aus, um im drastischen Finale ein eindringliches Mahnmal zu errichten.
Platz 3
Goldenes Gift
Jacques Tourneur | 1947 | USA
Goldenes Gift definiert den Gipfel des klassischen Film Noir. Das Meisterwerk von Jacques Tourneur besitzt einen komplexen Plot, der mit unserer Erwartungshaltung spielt und die eindrucksvollste Femme fatale der Schwarzen Serie etabliert. Der Film schwelgt in betörendem Schwarz-Weiß und aalt sich regelrecht in seiner fatalistischen Stimmung, die nicht für Hochspannung, sondern für eine alles durchdringende Melancholie sorgt. Keine impulsiven Verbrechen, sondern ein Hass zäh wie Honig treibt Goldenes Gift an. Die herausragende Besetzung (Robert Mitchum, Kirk Douglas), die erzählerische Konsequenz und das poetische Finale runden den beeindruckenden Film ab.
Platz 2
Casablanca
Michael Curtiz | 1942 | USA
Casablanca zählt zu den größten Klassikern der amerikanischen Kinogeschichte: Michael Curtiz verbindet Romantik und Dramatik, Hoffnung und Pessimismus, Pathos, Kriegspropaganda und Hollywoodglanz zu einem zeitlosen Epos. Getragen von der internationalen Spitzenbesetzung um Humphrey Bogart und Ingrid Bergman beschwört der Film eine Utopie, deren Protagonisten ihre persönlichen Belange einem Ideal unterordnen. Das Drehbuch strotzt nur so vor memorablen Dialogen und bemerkenswerten Figuren; obwohl sich das Geschehen über weite Strecken in der Schwebe befindet, reiht das Skript zahlreiche Höhepunkte aneinander. Das legendäre Finale bestätigt noch einmal: Casablanca ist ein Klassiker für die Ewigkeit.
Platz 1
Kinder des Olymp
Marcel Carné | 1945 | Frankreich
Trotz haarsträubender Produktionsbedingungen unter der deutschen Besatzung beendete Marcel Carné den Poetischen Realismus mit einem Höhepunkt. Sein Meisterwerk Kinder des Olymp begeistert durch eine literarische Qualität: Das Drehbuch von Jacques Prévert glänzt durch fein ziselierte Dialogkaskaden und drei bemerkenswerte Figuren, die sich – jede auf ihre eigene Weise – in dieselbe Frau verlieben. Dabei verbindet Kinder des Olymp gekonnt Komödie und Tragödie, huldigt den Künsten und macht das Leben zur Bühne. Die letzte Kollaboration von Carné und Prévert ist ein Meilenstein seiner Ära.
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