Die 25 besten Filme
von 1970 bis 1979
Die Siebziger Jahre bedeuteten eine Ära des Übergangs. Die Neuen Wellen der Sechziger liefen langsam aus, befruchteten jedoch das etablierte Kino: In den Siebzigern fand eine beispiellose Vermischung von Studiokultur und Autorenfilm statt.
Erstmals konnten aufstrebende Filmschaffende auf die Infrastruktur und großen Budgets der Studios zurückgreifen, ohne sich künstlerisch einschränken zu müssen. Das sorgte insbesondere in den Vereinigten Staaten für eine enorme Vielfalt: Das New Hollywood-Kino blühte ebenso auf wie Independentfilme, gleichzeitig sorgten die ersten Blockbuster für Furore.
Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.
Honorable Mentions
Die Auswahl ist groß, der Platz begrenzt – wie immer mussten tolle Filme außen vor bleiben. Einige davon sollen zumindest lobend erwähnt werden.
Das Horrorkino erlebte in den Siebzigern ein Revival: übernatürlich in Der Exorzist, subtil in Wenn die Gondeln Trauer tragen und Picknick am Valentinstag, im Hinterland in The Texas Chainsaw Massacre und Beim Sterben ist jeder der Erste, kafkaesk in Der Mieter.
Die New Hollywood-Ära hat das amerikanische Kino der Siebziger Jahre mit zahlreichen Meisterwerken gesegnet. Für einige Vertreter der Strömung blieb leider kein Platz. Das betrifft Der Dialog, Spieler ohne Skrupel und Der Tod kennt keine Wiederkehr. Auch den US-Klassiker Nur Samstag Nacht hätte ich gerne untergebracht.
Auch das deutsche Kino lief, geprägt durch den Neuen Deutschen Film, zur Hochform auf. Es blieb leider zu wenig Platz, um alle zu berücksichtigen. Den fiktiven 26. Platz teilen sich drei Filme von Fassbinder (Faustrecht der Freiheit, Angst vor der Angst, Händler der vier Jahreszeiten), Herzogs Meilenstein Aguirre, der Zorn Gottes, die bemerkenswerte Nazi-Biografie Aus einem deutschen Leben und sogar ein TV-Film, Peter Beauvais‘ Rückfälle. Auch Peter Fleischmanns europäische Ko-Produktion Der dritte Grad muss unbedingt erwähnt werden – ein Geheimtipp!
Bleiben wir in Europa, in dem auch kontroverse Filme mit Anspruch in Mode kamen. Zwei großartige Vertreter haben die Bestenliste nur knapp verpasst – Das große Fressen und Der letzte Tango in Paris. Für Robert Bressons wunderbar seltsame Mittelalterfarce Lancelot, Ritter der Königin blieb ebenfalls kein Platz.
Jean-Pierre Melvilles Gangsterklassiker Vier im roten Kreis konnte nicht berücksichtigt werden, der suspenslastige Thriller Der Schakal und der tarantinoeske italienische Gangsterkracher Milano Kaliber 9 blieben ebenfalls außen vor. Der ungarische Klassiker Liebe und der so spannende wie unangenehme phillippinische Drama Das Mädchen Insiang sind ebenfalls knapp gescheitert.
Kommen wir nun zu meinen 25 Favoriten der Siebziger Jahre:
Platz 25
Get Carter
Mike Hodges | 1971 | Großbritannien
Der britische Gangsterfilm Get Carter schickt den charismatischen Michael Caine auf einen Rachefeldzug durch das triste Newcastle. Eine große Lakonie durchdringt den Film und gibt ihm einen zynischen Anstrich, weil alle Interaktionen – Dialoge, Gewalt und Sex – von Bedeutungslosigkeit bestimmt sind. Lediglich die furiose Montage bringt Bewegung in den Mief. Allerdings überrascht Get Carter durch Ambivalenz: Regisseur Hodges offenbart im weiteren Verlauf, dass Caines Protagonist kein lässiger Anti-Held, sondern ein Soziopath ist. Das konterkariert dessen Feldzug gegen das Böse und verleiht Carter eine faszinierende Tiefe.
Platz 24
Der weiße Hai
Steven Spielberg | 1975 | USA
Der weiße Hai markiert mit seiner Ausrichtung auf wirkungsvolles Marketing und ein möglichst breites Publikum den Beginn des amerikanischen Blockbusterkinos. Dabei lebt der Sensationserfolg von Steven Spielberg weniger von Effekten, sondern von effektivem Handwerk. Von der ersten Szene an erzeugt er Suspense, das an gut getimten Höhepunkten in atemberaubende Spannung umschlägt. Der titelgebende „Antagonist“ bleibt dabei weitestgehend unsichtbar, die suggestive Kamera und die brillante Musik von John Williams erzeugen den Nervenkitzel. Spielberg gelang ein mustergültiger Thriller, der auch von den empathisch gezeichneten Figuren und ihren starken Darstellern profitiert.
Platz 23
Die letzte Vorstellung
Peter Bogdanovich | 1971 | USA
Der frühe New Hollywood-Vertreter Die letzte Vorstellung schildert den öden Alltag einer Gruppe Teenager in einer texanischen Provinzstadt. Peter Bogdanovichs Coming-of-Age-Film glänzt durch ambivalente Figuren und einen besonderen Tonfall: Er vereint die Tristesse und die Melancholie der Gegenwart mit einer unbestimmten Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Dabei gerät der Film nie melodramatisch und vermeidet Klischees, durch seine Wahrhaftigkeit entwickelt er trotzdem eine große Kraft, die ein Gespür für das Milieu und die Ära vermittelt. Die aufstrebenden Jungdarsteller (Jeff Bridges, Randy Quaid und Cybill Shepherd, die später die Betsy in Taxi Driver spielte) überzeugen ausnahmslos.
Platz 22
Emigranten
Jan Troell | 1971 | Schweden
Mit Emigranten und Das neue Land drehte Jan Troell zwei jeweils dreistündige Epen über eine schwedische Familie, die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswandert. Die Filme zeichnen sich durch eine große Natürlichkeit aus, weil die Bildgestaltung auf jegliche Stilisierung verzichtet und die Handlung nicht in ein dramaturgisches Korsett geschnürt wird. Wir lernen die Protagonisten wie in einem Dokumentarfilm kennen und können eine Beziehung zu ihnen aufbauen, ihre Schicksalsschläge und Glücksmomente fügen sich nahtlos ins Geschehen ein. Insbesondere die Überquerung des Atlantiks, die alleine schon eine Stunde der Spielzeit veranschlagt, verdeutlicht das Wagnis der Reise eindrucksvoll.
Platz 21
Lady Snowblood
Toshiya Fujita | 1973 | Japan
Lady Snowblood ist wohl der profilierteste japanische Genrefilm seiner Zeit und zählt zu den maßgeblichen Inspirationsquellen für Tarantinos Kill Bill. Im Gegensatz zu zahlreichen Epigonen sind die Actionszenen des Originals blutig, aber kurz – Fujitas Film verkommt nie zur Gewaltorgie, sondern setzt auf Suspense. Dazu trägt das ausgezeichnete Storytelling mit seinen Rückblenden und Twists entscheidend bei. Das hohe Produktionsniveau überzeugt insbesondere bei der Musik, der Kameraarbeit und den hübschen Studiokulissen. Seine Strahlkraft erhält Lady Snowblood aber durch Meiko Kaji, die wie schon in der Sasori-Reihe durch kühles Charisma brilliert und in den Actionszenen eine hervorragende Figur macht.
Platz 20
Driver
Walter Hill | 1978 | USA
Mit Driver trieb Walter Hill den Neo-Noir auf die Spitze: Der Thriller reduziert das Geschehen auf Versatzstücke und erzählt mit größtmöglicher Ökonomie. Hill gesteht seinen Figuren nicht einmal Namen zu – sie bleiben „der Fahrer“, „der Cop“ und die Femme fatale. Mit dieser konzentrierten Herangehensweise verdichtet der Regisseur „Handlung“ zu Blicken, kleinen Gesten, aufheulenden Motoren – der Film verkauft keinen Plot, sondern pures Kino. Daraus zieht Driver eine unangestrengte Coolness und den Fatalismus, den jeder gute Neo-Noir benötigt. Zudem lieferte der ausschließlich in nächtlichem Neonlicht spielende Film die Vorlage für Nicolas Winding Refns Drive.
Platz 19
Mach’s noch einmal, Sam
Herbert Ross | 1972 | USA
Die Regie führte zwar Herbert Ross, dennoch ist Mach’s noch einmal, Sam ein waschechter Woody Allen-Film. Er basiert auf einem Broadwaystück Allens, der auch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm. Obwohl Mach’s noch einmal, Sam noch in der Slapstick-Phase des Filmemachers entstand, ist es die erste „klassische“ Arbeit Allens, der hier seine typischen Themen und Stammdarsteller zusammenbringt. Als Basis für den amüsanten Reigen der Geschlechter dient Allens Liebe zum Kino, die sich in zahlreichen Anspielungen ausdrückt und in den Auftritten eines imaginären Humphrey Bogart, der Allens Figur Ratschläge gibt.
Platz 18
Manila
Lino Brocka | 1975 | Philippinen
Mit dem Sozialdrama Manila sicherte Regisseur Lino Brocka dem philippinischen Kino 1975 internationale Anerkennung. Er inszeniert die Suche eines jungen Mannes vom Land nach seiner in Manila verschwundenen Freundin als fatalistische Odyssee und stürzt uns dabei in die tiefsten Niederungen der philippinischen Hauptstadt. Indem Brockas Werk sozialen Realismus mit melodramatischen Akzenten verknüpft, entwickelt es eine durchschlagende Wirkung. Der Regisseur kritisiert die politische Lage des Landes und lässt seinen Pessimismus zunehmend in Wut umschlagen. Manila ist ein verzweifelter Aufschrei in Filmform – die Raserei des Finales hallt lange nach.
Platz 17
Welt am Draht
Rainer Werner Fassbinder | 1973 | Deutschland
Mit seinem bahnbrechenden TV-Epos Welt am Draht nahm Rainer Werner Fassbinder Matrix und Inception um Jahrzehnte vorweg. Der Autorenfilmer übernahm die (Computer-)Welt von Daniel F. Galouyes Roman Simulacron-3, nutzt das Science-Fiction-Szenario aber als Variationsraum seiner typischen Milieus. Fassbinder sprengt die Grenzen des Genrefilms für eine zutiefst pessimistische Bestandsaufnahme der modernen Gesellschaft: Die Computermenschen des Films unterscheiden sich mit ihrem kalten Auftreten, Kommunikationsdefiziten und ausbeuterischen Motiven nicht von anderen Werken des Regisseurs. Dabei profitiert seine Vision von starken Darstellern und einem bemerkenswerten Produktionsdesign.
Platz 16
Alien
Ridley Scott | 1979 | USA
Alien verlieh dem Science-Fiction-Genre eine neue Seriosität: Der wegweisende Klassiker von Ridley Scott revidierte das Bild aseptischer Raumschiffe und siedelte seine Geschichte in dem dreckigen Raumfrachter Nostromo an, der nicht von typischen Helden, sondern von ganz normalen Leuten bewohnt wird. Scott bespielt die volle Klaviatur des Horrorkinos: Die düsteren Gänge und das effektive Sounddesign sorgen für eine klaustrophobische Stimmung, das selten zu sehende Alien für Suspense. In Erinnerung bleibt auch Sigourney Weaver als Archetyp des weiblichen Actionstars.
Platz 15
Manhattan
Woody Allen | 1979 | USA
Manhattan zählt zu den Höhepunkten im Schaffen von Woody Allen. Eingefasst in die prächtigen Schwarz-Weiß-Bilder von Gordon Willis sinniert der Autorenfilmer einmal mehr über die Differenzen zwischen den Geschlechtern, das Älterwerden, Sex, Kunst und Religion. Zugleich stimmt Allen eine Hymne auf das Großstadtleben an und huldigt seinem New York, dessen besondere Stimmung ins Handeln der Figuren einzugreifen scheint. Die pointierte Figurenzeichnung, die scharfzüngigen Dialoge und die Situationskomik haben sich einen zeitlosen Charme bewahrt.
Platz 14
Strafpark – Punishment Park
Peter Watkins | 1971 | USA
Die Mockumentary Punishment Park ist ein Höhepunkt subversiven Filmemachens. Regisseur Peter Watkins kanalisiert die Wut der Vietnam-Ära in eine Anklage gegen staatlichen Machtmissbrauch. Durch den Verzicht auf die Konventionen des Spielfilms entfaltet seine politische Parabel eine enorme Wucht und spricht uns gleichermaßen auf einer intellektuellen wie auf einer emotionalen Ebene an. Aufgrund der universellen Themen und der effektvollen Inszenierung hält sich Punishment Park zeitlos; auch Watkins‘ nebenher stattfindende Auseinandersetzung mit der Unmöglichkeit medialer Objektivität ist heute aktueller denn je.
Platz 13
Das Ohr
Karel Kachyna | 1970 | Tschechien
Als ob 1984 auf Wer hat Angst vor Virginia Woolf? trifft: Der tschechische Klassiker Das Ohr beschreibt die Paranoia unter der sozialistischen Diktatur der Tschechoslowakei als kafkaeske Groteske. Mit galligem Humor und untergründiger Spannung schildert der Thriller eine Nacht im Leben eines Parteifunktionärs, der an seine baldige Verhaftung glaubt. Zunehmend verzweifelt vernichtet er Unterlagen und durchsucht sein Haus nach Abhörgeräten; als wäre das nicht schon schlimm genug, muss er auch noch einen Streit mit seiner alkoholisierten Ehefrau ausfechten. Die Mischung aus Spannungskino, Komödie und Tragödie geht perfekt auf.
Platz 12
McCabe & Mrs. Miller
Robert Altman | 1971 | USA
In dem New Hollywood-Western McCabe & Mrs. Miller formuliert Autorenfilmer Robert Altman einen Abgesang auf den amerikanischen Traum und dekonstruiert das Genre. Von der großen Freiheit ist hier nichts zu spüren, das Geschehen spielt sich in einer verschneiten Berglandschaft ab, die entsättigten Bilder und die melancholische Musik Leonard Cohens lassen den Ort trist wirken. Westernhelden gibt es hier keine – Frauen haben die Hosen an, während Männer über ihre Bärte sinnieren. In dieser Western-Wirklichkeit reihen sich sinnlose Gewalt und platzende Träume aneinander, der amerikanische Traum bleibt unerreichbar.
Platz 11
Einer flog über das Kuckucksnest
Milos Forman | 1975 | USA
In der Verfilmung des berühmten Romans von Ken Kesey kämpft ein aufrührerischer Einzelgänger gegen das strikte System einer Psychiatrie, doch der Film ist weit mehr als ein tragisches Drama – er verdeutlicht parabelhaft den unauflösbaren Gegensatz von politischer Steuerung und individueller Freiheit. Ein Thema, mit dem sich der aus der kommunistischen Tschechoslowakei geflüchtete Milos Forman bestens auskannte. Sein mit den fünf wichtigsten Oscars aufgezeichnetes Werk profitiert enorm von der Präsenz der beiden gegensätzlichen Hauptdarsteller, Jack Nicholson und Louise Fletcher liefern sich ein mitreißendes Duell.
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Platz 10
Apocalypse Now
Francis Ford Coppola | 1979 | USA
Mit Apocalypse Now brach Francis Ford Coppola die Konventionen des Antikriegsfilms auf: Lose auf Joseph Conrads Literaturklassiker Herz der Finsternis basierend, treibt der Film die Soldaten wie in einem Road-Movie durch ein fiebriges Vietnam-Wunderland. Insbesondere in der Redux-Fassung mutiert der Krieg zur irrsinnigen Oper, der gigantische Produktionsaufwand ermöglichte überwältigende Bilder und eine hypnotische Stimmung. Das herausragende Darsteller-Ensemble um Martin Sheen und Marlon Brando rundet das rauschhafte Filmerlebnis ab.
Platz 9
Eraserhead
David Lynch | 1977 | USA
In seinem autobiografischen Debütfilm Eraserhead verarbeitete David Lynch seine Erfahrungen als junger Vater in Form eines surrealen Albtraums. Sein Horrorfilm versetzt uns in eine apokalyptische Welt voller seltsamer Schrecken und einer an den Nerven zerrenden Geräuschkulisse. Als typisches Midnight Movie schert sich Eraserhead nicht um Sehgewohnheiten und Konventionen; Lynchs nur vordergründig verschlüsselter Film bietet zahllose Symbole und Interpretationsmöglichkeiten an und schockiert durch eine der verstörendsten Kreaturen der Kinogeschichte.
Platz 8
Barry Lyndon
Stanley Kubrick | 1975 | Großbritannien
In der reichhaltigen Filmografie von Stanley Kubrick sollte Barry Lyndon nicht übersehen werden – basierend auf dem Roman von William M. Thackeray entwarf der Meisterregisseur eine ausschweifende, höchst vergnügliche Schelmengeschichte. Kubrick kleidet den wendungsreichen, ironisch kommentierten Plot in eine opulente Bilderflut: Jede Einstellung könnte gerahmt in einem Museum hängen. Mit seinen barocken Dekors und Kostümen, der souveränen Kameraführung und der einzigartigen Lichtsetzung zündet Barry Lyndon ein visuelles Feuerwerk. Der Sprachwitz, die tragikomische Stimmung und der großartige Ryan O’Neal befeuern den Unterhaltungswert.
Platz 7
Der Pate II
Francis Ford Coppola | 1974 | USA
Mit der Fortsetzung von Der Pate knüpfte Francis Ford Coppola an das enorme Niveau des Vorgängers an. Der Pate II protzt erneut mit malerischen Bildern, dem stimmungsvollen Produktionsdesign und der fantastischen Musik von Nino Rota. Auch die Riege der erstklassigen Schauspieler begeistert wieder, zumal sich ein Robert De Niro in Bestform hinzugesellt. Wo Der Pate durch seine Dichte brillierte, überzeugt Teil 2 durch seine Breite: Er legt seine Figuren noch ambivalenter und den Plot komplexer an, das Mafia-Epos erreicht damit shakespearsche Ausmaße und fokussiert sich stärker auf die tragische Seite der Familiengeschichte.
Platz 6
Der Pate
Francis Ford Coppola | 1972 | USA
Der Pate markiert einen Gipfel der amerikanischen Kinogeschichte und vereint alle Vorzüge des klassischen Erzählkinos aus Hollywood. Wie der Erfolgsroman von Mario Puzo entwirft auch die Adaption eine detailreiche Innenansicht der Mafia, doch es ist vor allem die Inszenierung von Francis Ford Coppola, die aus dem guten Stoff einen überragenden Film macht – die makellose Regie fügt die üppige Ausstattung, die wunderschönen Bilder von Gordon Willis und die legendäre Musik von Nino Rota perfekt zusammen. Die Starbesetzung um Marlon Brando, Al Pacino und James Caan hebt die Figurenzeichnung auf ein höheres Level, die überragenden Darsteller sind die Seele des Films.
Platz 5
Taxi Driver
Martin Scorsese | 1976 | USA
Taxi Driver entwirft die bedrückende Charakterstudie eines Außenseiters, der im Großstadtdschungel New Yorks verloren geht. Am von Robert De Niro meisterhaft gespielten Travis Bickle illustriert Martin Scorsese die Entfremdung des Individuums von seiner Umgebung; Bickle kann sich nicht länger verständlich machen und gleitet in eine eigene Welt ab, bis seine Gewaltfantasien in die Wirklichkeit durchbrechen. Die eindringlichen Bilder und der fantastische Jazz-Score von Bernard Herrmann verleihen Taxi Driver eine entrückte Stimmung und ziehen uns unwillkürlich in Bickles kaputte Welt. Scorsese setzt das schmuddelige New York der Siebziger Jahre eindrucksvoll in Szene.
Platz 4
Uhrwerk Orange
Stanley Kubrick | 1971 | Großbritannien
Schon der Roman von Anthony Burgess sorgte für Kontroversen und galt als unverfilmbar; Stanley Kubrick gelang eine nicht weniger skandalträchtige Adaption, die nach wie vor eine verstörende Wirkung erzielt. Sein Uhrwerk Orange übernimmt nicht nur die besondere Sprache der Vorlage, sondern übersetzt dessen episodischen Stil mittels einer furiosen Inszenierung voller Tricks und Finessen. Mit seiner kommentierenden Regie fügt der Brite dem parabelhaften Sujet eine weitere Dimension hinzu. Die Leistung von Hauptdarsteller Malcolm McDowell und das retro-futuristische Setdesign runden Kubricks Meisterwerk ab.
Platz 3
Solaris
Andrei Tarkowski | 1972 | Russland
In Solaris nimmt uns der russische Meisterregisseur Andrei Tarkowski mit auf philosophische Reise in den Weltraum. Am Ort der Handlung – einer heruntergekommenen Raumstation – angekommen, entwickelt der Film eine beklemmende Stimmung und hält uns mit seinem mysteriösen Plot lange im Ungewissen. Im weiteren Verlauf tauscht Tarkowski den psychologischen Horror gegen existenzielle Fragestellungen und denkt über das Wesen der Menschheit nach. Die Vielschichtigkeit von Solaris lädt ebenso zum wiederholten Schauen ein wie die schwerelose Kamera und die atmosphärische Musik von Eduard Artemjew.
Platz 2
Beruf: Reporter
Michelangelo Antonioni | 1975 | Italien
In Beruf: Reporter dekonstruiert Michelangelo Antonioni das Handlungsgerüst eines Thrillers, um seinen Protagonisten auf die Suche nach dem Sinn des Lebens zu schicken. Der italienische Regisseur formt eine ambivalente Filmerfahrung mit viel Raum für Interpretation, wozu auch die außergewöhnliche formale Gestaltung beiträgt: Antonioni spiegelt den Zustand seines Protagonisten, indem er ihn in architektonisch bemerkenswerten Umgebungen platziert. Die distanzierte Kamera und die musikfreie Geräuschkulisse offenbaren die Ziellosigkeit der Hauptfigur, die von Jack Nicholson nuanciert gespielt wird.
Platz 1
Stalker
Andrei Tarkowski | 1979 | Russland
Stalker verkörpert die ganze Magie des Kinos. Der Klassiker von Andrei Tarkowski spielt in der mythischen „Zone“, einem von Außerirdischen durcheinandergebrachten Landstrich, dessen besondere Stimmung der Regisseur in prächtigen Naturbildern einfängt. Da die „Zone“ voller unsichtbarer Gefahren steckt, erzeugt der russische Klassiker eine untergründige Spannung. Über die tiefsinnigen Dialoge der drei gegensätzlichen Figuren entwickelt sich die Reise durch die „Zone“ zur Selbsterkundung – bevor die Protagonisten den sagenhaften „Raum der Wünsche“ finden können, müssen sie sich selbst finden. Diese Entdeckungstour bietet ein überwältigendes Filmerlebnis.
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