Die 25 besten Filme

von 1950 bis 1959

Die Fünfziger Jahre fungierten für die Filmwelt als Übergangsphase. Insbesondere in den Vereinigten Staaten standen dem Studiosystem durch Politik, Zeitgeist und das Fernsehen große Umwälzungen bevor, sodass die Studios massiv um ihre Relevanz kämpfen mussten. Weniger, aber aufwendigere Produktionen waren die Folge und führten zu einer Reihe von Meisterwerken, bevor das System zerbrach.

Auch in Ländern wie Frankreich und Japan erreichte das Studiokino seinen Zenit und erlaubte es einigen der größten Regisseure der Kinogeschichte, binnen weniger Jahre mehrere Meisterwerke in Serie zu drehen. Viele davon finden sich in der folgenden Bestenliste wieder.

Bestenlisten verkünden keine objektiven Wahrheiten, sie sind per se subjektiv und imperfekt. Die hier aufgeführten persönlichen Favoriten sollten daher als inspirierende Ergänzung zu eigenen Lieblingsfilmen verstanden werden.

Honorable Mentions

Die Fünfziger Jahre waren ein fantastisches Film-Jahrzehnt, deshalb konnte ich bei weitem nicht alle tollen Werke berücksichtigen. Einige sollen zumindest kurz genannt werden:

Das Jahrzehnt hat einige späte Höhepunkte des klassischen Westerns hervorgebracht. Dazu zählen Vierzig Gewehre, Warlock, Rio Bravo und Über den Todespass.

Bleiben wir in den Vereinigten Staaten, in denen der Film Noir viele herausragende Vertreter hervorbrachte und dabei zunehmend härter und fieser wurde. Das ist besonders bei Heißes Eisen zu spüren. Weitere tolle Noirs sind Die Rechnung ging nicht auf, Um Haaresbreite und Dein Schicksal in meiner Hand. Als Endpunkt der Strömung wird üblicherweise Orson Welles‘ Im Zeichen des Bösen gesehen. Zudem muss noch Frauengefängnis erwähnt werden, der ein wuchtiges Filmerlebnis bietet.

Schließen wir die amerikanischen Filme ab – mit dem moralischen Klassiker Die 12 Geschworenen, der weitsichtigen Medienschelte Ein Gesicht in der Menge, dem britisch-amerikanische Antikriegsfilm Die Brücke am Kwai und den beiden hervorragenden Melodramen Eine Handvoll Hoffnung und Land ohne Männer.

In Japan gelten die Fünfziger Jahre als goldene Ära, weil mehrere große Regisseure ihren Zenit erreichten. Für Akira Kurosawas Bilanz eines Lebens, Yasujirō Ozus Die Reise nach Tokio sowie drei Werke von Kenji Mizoguchi (Sansho Dayu, Das Leben der Frau Oharu und Ugetsu) war leider kein Platz mehr frei.

In Europa setzte der Italienische Neorealismus seinen Siegeszug fort, besonders Die Schwindler, Der falsche General und Umberto D. sind eine Entdeckung wert.

Zu den weiteren europäischen Klassikern auf dem fiktiven 26. Platz zählen der polnische Antikriegsfilm Kanal, die italienische Dostojewski-Adaption Weiße Nächte und Ingmar Bergmans schwedischer Klassiker Das siebente Siegel. Aus Frankreich sollen noch Hiroshima mon amour, Fahrstuhl zum Schafott und Lohn der Angst empfohlen sein.

Das Kino blühte auf der ganzen Welt auf – genannt werden müssen noch Das Musikzimmer aus Indien, Die Vergessenen aus Mexiko sowie die ägyptischen Klassiker Tatort Hauptbahnhof Kairo und Der Ruf des Brachvogels.

Schließen wir die lobenden Erwähnungen mit zwei ganz großen Namen ab: Billy Wilder und Alfred Hitchcock haben unzählige tolle Filme gedreht, sodass ich aussieben musste. Vertigo und Das Fenster zum Hof blieben ebenso außen vor wie Stalag 17, Reporter des Satans und Boulevard der Dämmerung.

Kommen wir nun zu den 25 besten Filmen der Fünfziger Jahre:

Filmszene aus Man nannte es den großen Krieg

Platz 25

Man nannte es den großen Krieg

Mario Monicelli | 1959 | Frankreich, Italien

Man nannte es den großen Krieg schickt zwei Streithähne in den Ersten Weltkrieg und inszeniert das Grauen als Tragikomödie. Der unkonventionelle Antikriegsfilm nimmt dabei Bezug zur damals beliebten Commedia all’italiana, negiert jedoch ihren Charme: Jeder Lacher bleibt im Halse stecken, da die humoristischen Anwandlungen sofort in Bitterkeit und Verzweiflung umschlagen. Mario Monicelli beweist viel Gespür für den richtigen Tonfall und nähert sich dem Thema niemals plump; sein Werk ermöglicht eine besondere Filmerfahrung, dessen finstere zweite Hälfte uns niedergeschlagen zurücklässt.

Filmszene aus Bei Anruf Mord

Platz 24

Bei Anruf Mord

Alfred Hitchcock | 1954 | USA

In Bei Anruf Mord beschäftigt sich Alfred Hitchcock einmal mehr mit seinem Lieblingsthema: dem perfekten Mord. Er inszeniert die Adaption eines Broadway-Stücks als perfides Kammerspiel und beobachtet mit dem amüsierten Blick des Voyeurs, ob und wie sich der Täter aus der Affäre zieht. Ray Milland spielt den Schurken hinreißend, was den Film zu einem diabolischen Vergnügen macht – weil Millands Figur nicht gänzlich unsympathisch ist, bereitet es großen Spaß, ihm beim Herauswinden zuzusehen. Hitchcock zieht eine enorme Spannung aus der Reduktion des Szenarios und konnotiert die heikle Situation des Protagonisten mit süffisantem Augenzwinkern.

Filmszene aus Der Scharfschütze

Platz 23

Der Scharfschütze

Henry King | 1950 | USA

Der Scharfschütze hebt sich deutlich von anderen Western seiner Zeit ab: Einerseits nutzt er stilistische Anleihen aus dem Film Noir, andererseits zeichnet er sich durch einen nachdenklichen Pessimismus aus, der erst 15 Jahre später durch die Western des New Hollywood-Kinos salonfähig werden sollte. Ein Großteil der 80 Minuten verbringt der Film als Kammerspiel, wobei er eine fatalistische Stimmung und diverse Konfliktherde aufbaut. Neben der durchgängigen Spannung bleiben vor allem der hervorragende Gregory Peck und das clevere Finale in Erinnerung.

Filmszene aus Asche und Diamant

Platz 22

Asche und Diamant

Andrzej Wajda | 1958 | Polen

Asche und Diamant nimmt eine niederschmetternde Bestandsaufnahme Polens nach dem Zweiten Weltkrieg vor und schildert nachfühlbar, wie Einwohner und Volksseele des Landes zwischen den deutschen und russischen Besatzern zermalmt werden. Anhand einer Rahmenhandlung um ein politisches Attentat baut Andrzej Wajda Spannung auf und bricht die nationale Tragödie auf persönliche Einzelschicksale herunter, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Die allumfassende Tristesse setzt der Regisseur mit ansehnlichen Bildern und trauriger Ironie in Szene.

Filmszene aus Der Fremde im Zug

Platz 21

Der Fremde im Zug

Alfred Hitchcock | 1951 | USA

Der Fremde im Zug bringt die typischen Motive von Alfred Hitchcock auf den Punkt: Die Patricia Highsmith-Verfilmung verwickelt einen Unschuldigen in eine Mordgeschichte, baut dabei eine große Spannung auf und versetzt das Geschehen untergründig mit schwarzem Humor. Als Motor der Geschichte dient einer der markantesten Bösewichte in Hitchcocks Schaffen – ein Psychopath mit Mutterkomplex und Vaterhass. Hitchcock setzt dessen Missetaten in ansehnlichen Bildern und mit effektvollen inszenatorischen Tricks um.

Filmszene aus Vierundzwanzig Augen

Platz 20

Vierundzwanzig Augen

Keisuke Kinoshita | 1954 | Japan

Vierundzwanzig Augen schildert die Beziehung zwischen einer jungen Lehrerin und einer Schulklasse über einen Zeitraum von 20 Jahren und stellt dabei heraus, welche Zäsur der Zweite Weltkrieg bedeutete. Das große Weltgeschehen macht auch vor der kleinen Dorfgemeinschaft nicht Halt und reißt sie auseinander, als sich die Schüler der Volljährigkeit nähern. Obwohl Kinoshita keinerlei Kampfhandlungen zeigt, schlägt er tiefe emotionale Wunden, weil lieb gewonnene Figuren auf immer verschwinden und ihre Lehrerin vor Leid vergeht. Obwohl es sich um ein Melodram handelt, entwickelt Vierundzwanzig Augen eine größere emotionale Wirkung als die meisten Antikriegsfilme.

Filmszene aus Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen

Platz 19

Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen

Robert Bresson | 1956 | Frankreich

Mit Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen drehte Robert Bresson einen der besten Gefängnisfilme und entwickelte die Sprache des Kinos weiter. Der Autorenfilmer brach mit erzählerischen Standards, reduzierte Form und Inhalt so stark wie möglich und spaltete die Bild- von der Tonebene ab. Damit schuf der Regisseur ein transzendentes Werk: Die Betonung des Oberflächlichen impliziert eine unsichtbare, bei Bresson stets spirituelle Ebene – sein Film setzt sich mit dieser verborgenen Kraft auseinander und unternimmt den Versuch, das Unfassbare fassbar zu machen.

Filmszene aus Weites Land

Platz 18

Weites Land

William Wyler | 1958 | USA

Der Klassiker von William Wyler verpflanzt einen gebildeten Großstädter (Paraderolle: Gregory Peck) in den Wilden Westen, wo er zwischen die Fronten eines Kleinkrieges zweier Viehzüchterfamilien gerät. Weites Land füllt seine 165-minütige Spielzeit nicht mit zig Schusswechseln, sondern beschäftigt sich ausführlich mit den gegensätzlichen Figuren, ihrer Moral und der Frage, wie Gewalt entsteht. Dabei besticht Wylers Werk durch pointierte Dialoge und starke Darsteller; die exquisiten Landschaftsaufnahmen vermitteln ein Gefühl für die Schönheit und Abgeschiedenheit des kaum erschlossenen Wilden Westens.

Filmszene aus Ein einsamer Ort

Platz 17

Ein einsamer Ort

Nicholas Ray | 1950 | USA

Ein einsamer Ort vereint die beiden schicksalhaftesten Spielarten des Kinos: den Film Noir und das Melodram. Dass hier ein Mord die Grundlage für eine Liebesgeschichte bildet, illustriert die Schwärze des Stoffes, der fortwährend Zynismus und Fatalismus versprüht. Dabei brilliert der Film von Nicholas Ray durch starke Dialoge und lebt besonders von Hauptdarsteller Humphrey Bogart, der in seiner Karriere viele große Rollen meisterte, aber nie besser spielte als in Ein einsamer Ort.

Filmszene aus Das letzte Ufer

Platz 16

Das letzte Ufer

Stanley Kramer | 1959 | USA

Das ungewöhnliche Melodram Das letzte Ufer spielt nach einem Atomkrieg und schildert die letzten Tage der Menschheit. Der sichere Tod durch eine atomare Wolke, die auf Australien zusteuert, dient der Handlung als Katalysator: Er zwingt das halbe Dutzend Figuren zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst und stellt die Frage, wie sie den kurzen Rest ihres Lebens verbringen wollen. Daraus zieht der Film von Stanley Kramer eine große Melancholie, die von einem beeindruckenden Staraufgebot ambivalent verwertet wird.

Filmszene aus Zeugin der Anklage

Platz 15

Zeugin der Anklage

Billy Wilder | 1957 | USA

Agatha Christie lieferte die Vorlage für diesen vorzüglichen Gerichtskrimi, den Billy Wilder zu den unterhaltsamsten Vertretern des klassischen Hollywood-Kinos formte. Der vielseitige Regisseur bringt die Spannung eines Kriminalfilms und den Witz einer Komödie ohne Brüche zusammen – die hohe Gagdichte sorgt für Kurzweil, die Wortwechsel vor Gericht fesseln mit ihren Volten und führen in ein bemerkenswertes Finale. Das Charisma von Marlene Dietrich und das nuancenreiche Spiel von Hauptdarsteller Charles Laughton verleihen Zeugin der Anklage den letzten Schliff.

Filmszene aus Das Lächeln einer Sommernacht

Platz 14

Das Lächeln einer Sommernacht

Ingmar Bergman | 1955 | Schweden

Ausgerechnet mit einer Komödie gelang Ingmar Bergman der Durchbruch – Das Lächeln einer Sommernacht schildert die Ehen und Affären von einem halben Dutzend Figuren als ironischen Reigen der Eitelkeiten und Eifersüchte. Bergman inszeniert den Kampf der Geschlechter mit souveräner Leichtigkeit und kontrastiert die gehobenen Umgangsformen mit banalen Sünden. Die in feinen Dialogen vorgetragenen verbalen Gefechte der Protagonisten sorgen für einen hohen Unterhaltungswert, wie nebenbei stellt der Regisseur noch profunde Überlegungen zum Wesen der Liebe an. Die wunderschönen Schwarz-Weiß-Bilder sind an eine Komödie fast schon verschwendet.

Filmszene aus Die Teuflischen

Platz 13

Die Teuflischen

Henri-Georges Clouzot | 1955 | Frankreich

Im Mysterythriller Die Teuflischen ermorden zwei Frauen ihren Peiniger und müssen dann befürchten, er sei von den Toten auferstanden. Henri-Georges Clouzot versetzt uns in ihre Lage und hält das Geschehen in ständiger Unsicherheit – gibt es eine kriminologische Erklärung oder handelt es sich um einen übernatürlichen Horrorfilm? Die subtile Inszenierung und das düstere Schwarz-Weiß füttern die Paranoia mit viel Suspense, die starken Darstellerinnen verleihen dem perfiden Plot die nötige Glaubwürdigkeit.

Filmszene aus Die sieben Samurai

Platz 12

Die sieben Samurai

Akira Kurosawa | 1954 | Japan

Mit seinem Epos Die sieben Samurai modernisierte Akira Kurosawa das japanische Kino, begründete das Genre des Actionfilms und beeinflusst Generationen nachfolgender Filmemacher. Wie sein Vorbild John Ford zieht Kurosawa ein groß angelegtes Spektakel auf und schickt seine Helden in ein ambivalentes Abenteuer: Der Film baut regelmäßig Spannung auf, entwickelt durch unterhaltsame Dialoge und humorvolle Szenen einen hohen Unterhaltungswert und fußt auf einem tragischen Fundament, das die Szenen mit Bedeutung auflädt. Die sieben Samurai imponiert durch tolle Schauspieler und eine effektvolle Inszenierung; er bietet aber noch weit mehr als das und nutzt die Action, um universelle Überlegungen zu moralischen und gesellschaftlichen Fragen anzustellen.

Filmszene aus Mein Freund Harvey

Platz 11

Mein Freund Harvey

Henry Koster | 1950 | USA

Die Adaption des berühmten Theaterstücks erzählt von der Freundschaft eines Eigenbrötlers (fantastisch: James Stewart) und eines zwei Meter großen Hasen, der für seine Mitmenschen und uns Zuschauer unsichtbar bleibt – wenn es ihn denn überhaupt gibt. Die (Bar-)Ausflüge der beiden bescheren der liebenswerten Komödie zahlreiche Gags, die zielsicheren Dialoge tragen ebenfalls zum hohen Unterhaltungswert bei. Mein Freund Harvey nutzt die ausnahmslose Freundlichkeit des naiven Protagonisten, um ein zeitloses Plädoyer gegen Vorurteile und starre Konventionen zu formulieren und sich für Toleranz und Nächstenliebe einzusetzen. Ein famoser Klassiker fürs Herz!

Filmszene aus Tokio in der Dämmerung

Platz 10

Tokio in der Dämmerung

Yasujirō Ozu | 1957 | Japan

Unter den vielen großen Dramen von Yasujirō Ozu ist Tokio in der Dämmerung das finsterste. Der Meisterregisseur bleibt seinen stilistischen Grundsätzen treu, setzt allerdings stärker als sonst auf dramatische Effekte und überrascht mit einem ungewohntem Pessimismus. Passend dazu kleidet Ozu das grimmige Geschehen in erlesene Schwarz-Weiß-Bilder, die das winterliche Tokio noch trister aussehen lassen. Die Unerbittlichkeit, mit der Tokio in der Dämmerung Themen wie die familiäre Entfremdung und das anonyme Großstadtleben beschreibt, ist einzigartig in Ozus Filmografie.

Filmszene aus Das Wort

Platz 9

Das Wort

Carl Theodor Dreyer | 1955 | Dänemark

Das Wort offenbart, warum Carl Theodor Dreyer zu den großen Formalisten des Kinos zählt. Der dänische Regisseur reduziert den Film mit statischen Einstellungen und niedriger Schnittfrequenz auf die wesentlichsten Bestandteile; die wirkungsvolle Mise en Scène verleiht den Bildern etwas Gemäldeartiges. Die Strenge der Kompositionen erschafft eine Welt, in der etwas fehlt – damit legt Dreyer das Fundament für eine Reflexion über sein religiöses Sujet. Dennoch ist Das Wort ein erstaunlich unterhaltsamer Film voller Lebendigkeit, Spannung und Humor. Das legendäre Finale transzendiert den Stoff dann endgültig und belegt die Einzigartigkeit von Dreyers Werk.

Filmszene aus Rattennest

Platz 8

Rattennest

Robert Aldrich | 1955 | USA

Rattennest ist ein B-Movie, das Filmgeschichte schrieb: Der Klassiker von Robert Aldrich verleibte sich den klassischen Film Noir ein, kaute ihn gehörig durch und spuckte etwas Neues aus – den ersten Neo-Noir. Ohne jeden Respekt übersteigert Aldrich die Figuren und Motive der Schwarzen Serie bis ins Comichafte und orientiert sich dabei deutlich an der Nouvelle Vague. Er bricht mit traditionellen Regeln des Filmemachens, stellt die Filmhaftigkeit des Geschehens offen aus und dekonstruiert die Semantik des Film Noir. Sein postmoderner Ansatz verwandelt die simple Detektivgeschichte in eine sensationelle Pulp Fiction, die den Film Noir am Ende wortwörtlich in die Luft sprengt.

Filmszene aus Johnny Guitar

Platz 7

Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen

Nicholas Ray | 1954 | USA

1954 produzierte die B-Movie-Schmiede Republic mit wenig Geld einen Meilenstein. Nicholas Ray nutzt das Western-Genre als Folie für ein überlebensgroß inszeniertes Melodram, dessen Triebmittel sexuelle Neurosen und blanker Hass sind. Die Regisseure der Nouvelle Vague verehrten Ray, weil er den Western transzendiert: Mit billigen Studiokulissen und leuchtendem Technicolor überhöht er das Geschehen ins Theaterhafte und erzeugt eine einzigartige Kinowelt. Trotz eines kleinen Budgets ist Johnny Guitar ein gewaltiger Film.

Filmszene aus Alles über Eva

Platz 6

Alles über Eva

Joseph L. Mankiewicz | 1950 | USA

Alles über Eva sammelte imposante 14 Oscar-Nominierungen ein und gewann 1951 die meisten Auszeichnungen. Joseph L. Mankiewicz erhielt wie schon im Vorjahr (für Ein Brief an drei Frauen) die Preise für Drehbuch und Regie. Alles über Eva porträtiert das Theatermilieu in einem heiteren Tonfall, doch das sollte uns nicht einlullen – das clevere Drehbuch serviert einen doppelbödigen Plot und steckt voller kritischer Beobachtungen. Neben den pointierten Dialogen sorgt für allem das exzellente Ensemble für einen hohen Unterhaltungswert, insbesondere Bette Davis spielt umwerfend.

Filmszene aus Pickpocket

Platz 5

Pickpocket

Robert Bresson | 1959 | Frankreich

In seinem 75 Minuten kurzen Meisterstück Pickpocket erzählt Robert Bresson aus dem Alltag eines Taschendiebes, der immer mehr den Zugang zur Gesellschaft verliert. Der Regisseur setzt auf seine typisch minimalistische Inszenierung und verleiht dem Film trotzdem eine enorme Eleganz. Die visuelle Reduktion hält Bresson nicht davon ab, simple Szenen mit großer Bedeutung aufzuladen, wobei sich Parallelen zu den Romanen von Camus und Dostojewski ergeben. In besonderer Erinnerung bleiben die fesselnden Taschendiebstahlszenen, die sich Bresson bei Samuel Fullers Polizei greift ein abschaute.

Filmszene aus Der unsichtbare Dritte

Platz 4

Der unsichtbare Dritte

Alfred Hitchcock | 1959 | USA

Der unsichtbare Dritte ist vielleicht der unterhaltsamste Film von Alfred Hitchcock, der hier einen komödiantischen Thriller allererster Güte serviert. Die einfallsreiche Geschichte um einen Unschuldigen, der in eine Verschwörung gerät, strotzt nur so vor memorablen Momenten und schlagkräftigen Dialogen. Hauptdarsteller Cary Grant erweist sich als Idealbesetzung, da er die Spannungsszenen und das humoristische Fach gleichermaßen beherrscht. Zudem beweist Hitchcock vollendeten Stilwillen, seine kunstvolle Inszenierung wertet Der unsichtbare Dritte entscheidend auf.

Platz 3

Floating Clouds

Mikio Naruse | 1955 | Japan

Das meisterhafte Melodram von Mikio Naruse schildert eine konfliktbeladene Liebesbeziehung im Nachkriegsjapan. Die Hassliebe der beiden Protagonisten erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren, die der Film effektvoll verdichtet. Dem Regisseur gelingt es hervorragend, ein Gefühl für das unsichtbare Band zwischen den Hauptfiguren zu vermitteln – sie können nicht voneinander lassen, aber auch nicht miteinander leben. Naruses tiefgehendes Verständnis für menschliche Emotionen verleiht Floating Clouds eine zeitlose Allgemeingültigkeit.

Platz 2

Barfuß durch die Hölle

Masaki Kobayashi | 1959 | Japan

Der erste Teil der epochalen Barfuß durch die Hölle-Trilogie spielt abseits der Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges und steckt trotzdem voller Grauen. Masaki Kobayashi versetzt einen Pazifisten als Aufseher in ein Arbeitslager für Kriegsgefangene und konfrontiert ihn mit der unmöglichen Aufgabe, seine humanistische Ideale mit der Dienstpflicht in Einklang zu bringen. Barfuß durch die Hölle spielt dieses Dilemma mit größtmöglicher Wucht aus und hinterfragt das Menschsein im Angesicht des Unmenschlichen.

Platz 1

Feuer im Grasland

Kon Ichikawa | 1959 | Japan

Der Antikriegsfilm Feuer im Grasland bietet ein außergewöhnliches Erlebnis. Das Werk von Kon Ichikawa schickt einen japanischen Soldaten auf eine Odyssee über ein pazifisches Eiland, das längst von den Amerikanern überrannt wurde. Der Regisseur entfesselt das Grauen des Krieges, ohne den Sensationen des Genres anheimzufallen: Gerade die Beiläufigkeit der schockierenden Szenen erweist sich als effektvoll. Die erhabenen Schwarz-Weiß-Bilder beeindrucken ebenso wie die ausgezeichneten Schauspieler – das eindringliche Spiel des völlig abgemagerten Tatsuya Nakadai bleibt lange in Erinnerung.

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